Otto Basil
1901 in Wien geboren, starb 1983 in seiner Geburtsstadt. Seine ersten Gedichte veröffentlichte er mit 18 Jahren, seine frühe erzählende Prosa gilt allgemein als verschollen. Die NS-Zeit verbrachte er, mit Publikationsverbot belegt, in der Inneren Emigration. Unmittelbar nach der Befreiung vom Nationalsozialismus gab er die kurzlebige, doch bedeutende Kulturzeitschrift „Plan“ heraus, die Ausgangspunkt einer ganzen Generation österreichischer Schriftsteller war. Bekannt geworden vor allem als Theater- und Literaturkritiker, durch seine Trakl- und Nestroy-Monographien und durch seinen satirischen Roman „Wenn das der Führer wüsste“ (1966), geriet Basil als Lyriker rasch in Vergessenheit. Der vorliegende Band macht sein lyrisches Werk in einer repräsentativen Auswahl wieder zugänglich.
Seele des Sommers
Eh die Nacht noch und ihr Volk in Scharen
heilen Hauchs die Zäune überstiegen,
soll der Wein im Schattenkrug versiegen,
Gerten tränkend, die hineingefahren. Kühl im Beerenbusch. Und wir gewahren
weit hinaus im Auseinanderbiegen,
wo die raunenden Arenen liegen
glüh’nd und dunkel, dürstend und agraren. Manchmal mit dem Donner der Geräte
um die Erntewagen leise läuten
wie im Orgelbrausen schwarze Messen, und durch Mohn und Meilenstein die Drähte
golden blinkend nach den Städten deuten
der Paläste mit metallnen Tressen.
Werke: Sternbild der Waage. Gedichte aus zwei Zyklen. (Wien 1945); Johann Nestroy. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt (Reinbek 2001); Apokalyptischer Vers (Wien 1947); Georg Trakl. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt (Reinbek 2003); Ein wilder Garten ist dein Leib. Die Frau um die Jahrhundertwende (Wien 1968); mit Herbert Eisenreich und Ivar Ivask: Das große Erbe. Aufsätze zur österreichischen Literatur; Panorama vom Untergang Kakaniens (Graz/Wien 1962); Schon sind wir Mund und Urne (Ausgewählte Gedichte, Aachen 2008); Wenn das der Führer wüsste! (Roman Wien 2011)