Marie Frischauf
Marie Frischauf, geb. Pappenheim, geboren 1882 in Preßburg, drei Jahre danach übersiedelte die jüdische Familie nach Wien, als eine der ersten Frauen Österreichs Abschluss eines Medizin-Studiums, Fachärztin für Dermathologie. Ohne ihr Wissen druckte Karl Kraus 1906 vier ihrer Gedichte in der "Fackel". 1909 verfasste sie für Arnold Schönberg das Libretto den Monodrams "Erwartung" (opus 17), trotz der Versuche von Kraus und Schönberg, ihr dichterisches Talent zu fördern, entschloss sie sich zur Ausübung ihres Arztberufes. 1911 Referat bei der Konferenz zur Bekämpfung des Mädchenhandels. 1919 Heirat mit Hermann Frischauf (Assistent von Prof. Julius Wagner-Jauregg; ihr Bruder Martin war bis 1932 Professor für Psychatrie und Neurologie), Geburt des Sohnes Hans (später Professor für Medizin), Beitritt zur KPÖ. Sozialmedizinisches, pädagogisches und politisches Engagement. 1927 Vorsitzende der Österreichischen Arbeiterhilfe und Mitglied des Exekutivkomitees der Internationalen Arbeiterhilfe. Mitbegründung des Büros zum Studium des Faschismus. Nach dem Brand des Justizpalastes von Mitte Juli bis Mitte August 1927 verhaftet. 1928 mit Wilhelm Reich Gründung und Leitung der Soziaistischen Gesellschaft für Sexualberatung und Sexualforschung, die an sechs Anlaufstellen Sexualberatung durchführt. Kampf gegen den Abtreibungsparagraphen, zusammen mit Annie Reich Verfassung der Broschüre "Ist Abtreibung schädlich?". Ab 1930 Leiterin des Weimann Verlages, nach den Februarkämpfen 1934 neuerlich verhaftet, im September Emigration nach Paris. Dort 1938 Mitbegründerin des Cercle Culturel Autrichen, der literarische und musikalische Benefizveranstaltungen durchführte, Höhepunkt war ein Abend mit Franz Werfel. Nach Kriegsausbruch von Anfang 1940 bis März 1941 in Gurs interniert, danach Flucht nach Mexiko. Dort erneut als Ärztin tätig, Bekanntschaften u.a. mit Anna Seghers, Egon Erwin Kisch, Bruno Frei, Marcel Rubin, Leo Katz. Ab 1944 sporadische Teilnahme am Kulturleben der österreichischen und deutschen Exilanten, Publikation einiger Artikel und Gedichte in der Exilpresse Mexikos und der USA. Hermann Frischauf starb 1942 an den Folgen seiner zweijährigen Haft im KZ Buchenwald. 1947 Rückkehr nach Wien, bis 1955 Leiterin einer Dermatologischen Ambulanz der Wiener Gebietskrankenkasse. 1949 Publikation des Romans "Verspätete Ernte zerstreuter Saat". Marie Frischauf starb 1966 in Wien.