VORSCHAU
Erscheint demnächst
Kalman Segal, Richard Weihs, Reinhold Eckfeld, Franz Hoellering, ZWISCHENWELT Jahrbuch 17, Michael Desser, Regina Hilber, Marie Tidl, Georg Tidl, Sarita Jenamani, Melitta Urbancic.
Kalman Segal. Auf der Insel. Roman.
158 Seiten, ISBN 978-3-903522-21-3, Euro 21,00
Herausgegeben und aus dem Polnischen übersetzt von Agnieszka Jankowska
Mit einem Nachwort von Christian Kloyber.
1948 richtet das Jewish Joint Distribution Committee in Zusammenarbeit mit der amerikanischen Militärregierung auf dem Bürglgut am Wolfgangsee ein Heim für verwaiste Kinder ein, deren Eltern ermordet wurden. An den Kindern ist der Tod vorbeigegangen, sie sind traumatisiert und entmoralisiert. Sie sollten wieder fähig werden zu lernen, den Menschen zu vertrauen, und vorbereitet werden für ein neues Leben in Erez Israel oder den USA. Der Ich-Erzähler hat selbst die Lager hinter sich und findet keinen Halt in dieser Welt von Menschen, die selbst haltlos geworden sind. Mit diesen Kindern, die entsetzliche Entbehrungen erlitten und im Wald unter den wilden Tieren gelebt hatten, findet der Erzähler aus seiner völligen Gefühlsverhärtung und Erstarrung heraus.
Das Buch beschreibt eine Episode des Glücks mit Kindern, die jäh abgebrochen wurde. Der Roman bewahrt sie für uns auf.
Kalman Segal beginnt in Österreich seinen Weg als Schriftsteller. In vielen seiner Werke rettet er die ausgerotteten Juden seiner Kindheit in unsere Erinnerung.
Richard Weihs. Zertrümmerte Erinnerung am Semmering. Eine österreichisch-jüdische Geschichte. Teil 1.
Viele Jahre lang hat der Autor, Musiker und Kabarettist Richard Weihs am Buch über die Geschichte seiner jüdischen Familie gearbeitet. Diese erstreckt sich über vier Generationen und zeichnet ein bewegtes und bewegendes Bild von mehr als hundert Jahren österreichischer Zeitgeschichte. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Umgang mit der jüdischen Bevölkerung – daher auch der Untertitel „Eine österreichisch-jüdische Geschichte“.
Eine wichtige Figur ist die Großtante des Autors, Henriette Weiss, die in Breitenstein am Semmering ein berühmtes Sanatorium betrieb. Als Initiatorin und Leiterin mehrerer anderer Heilstätten und sozialer Einrichtungen war sie eine bekannte Persönlichkeit der I. Republik.
Der Vater des Autors war eines der wenigen Familienmitglieder, die nach dem Ende der NS-Schreckensherrschaft nach Österreich zurückkehrten. Dies musste er bitter büßen: Er ging durch ein Komplott der ehemaligen Ariseure seiner Fabrik verlustig und war jahrelang inhaftiert. Außerdem kassierte der österreichische Staat entschädigungslos seine wertvollen Erdöl-Schürflizenzen.
Im letzten Teil des Buches schildert Richard Weihs den steinigen Weg zur Restaurierung der kleinen Villa beim Breitensteiner Sanatorium, dessen riesige Ruine er auf eigene Kosten abreissen lassen musste. Es gelang ihm aber die Errichtung einer Gedenkstätte durchzusetzen und auch die Umbenennung einer nach einem NS-Verbrecher benannten Straße am Semmering.
Reinhold Eckfeld. Letzte Monate in Wien. Aufzeichnungen aus dem australischen Internierungslager 1940/41
Herausgegeben von Martin Krist.
Erweiterte Neuausgabe des vor 20 Jahren bei Turia und Kant erschienen und inzwischen vergriffenen Buches.
Franz Hoellering: Die Verteidiger. Roman.
Die Handlung spielt im Februar 34. Eine Frau wird von zwei Männern begehrt, von denen einer ein Konservativer und der andere ein Arbeiter ist. Der Arbeiter kommt bei den Kämpfen ums Leben. Doch gibt die Dreiecksbeziehung nur den Rahmen für eine genaue literarische Studie der Gesellschaft in der Zeit des österreichischen Bürgerkrieges.
1940 erschien in englischer Übersetzung sein Roman „The Defenders“ (Übers. von Ludwig Lewisohn) in den USA. „Die Verteidiger“ erschien schließlich 1947 im Europa-Verlag.
Jahrbuch ZWISCHENWELT 17.
Denn auch ich habe einen Traum. Neue Texte von Frauen
Eine ZWISCHENWELT Anthologie
Herausgegeben von Astrid Nischkauer und Lydia Potensky
„Das Jahrbuch „Neuen Texten“ von Frauen zu widmen, die zuvor bereits in der Zeitschrift "Zwischenwelt" erschienen sind, war uns ein großes Anliegen. Wir haben uns um einen möglichst breiten Querschnitt bemüht und versucht, ebenso Beiträge aus den Anfängen der Rubrik „Neue Texte“ zu berücksichtigen, wie ganz rezente. Das vorliegende Jahrbuch erhebt dabei aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit, was allein aufgrund der großen Menge großartiger Zwischenwelt-Beiträge von Frauen seit 2014 den Rahmen dieses Jahrbuchs gesprengt hätte. Wir möchten mit dem Jahrbuch dezidiert auf die Texte von Autorinnen hinweisen und sie wärmstens empfehlen." Die Herausgeberinnen
Mit Beiträgen von: Afamia Al-Dayaa, Nahid Bagheri-Goldschmied, Siglinde Bolbecher, Katherina Braschel, Shirley Campbell Barr, Zehra Çirak, Cécile Cordon, Katharina J. Ferner, Elisabeth Frischauf, Livia Getreider, Ganna Gnedkova, Yasmo a.k.a. Yasmin Hafedh, Regina Hilber, Yuliia Iliukha, Elfriede Jelinek, Sarita Jenamani, Jun Er, Trude Krakauer, Reet Kudu, Augusta Laar, Leonie Lindinger, Rose Meller, Brigitte Menne, Hannah Menne, Verena Mermer, Mehnaz Mohammadi, Irene Neuwerth, Dine Petrik, Katharina Riese, Meral Şimşek, Melitta Urbancic, Monika Vasik, Anna Weinkamer, Renate Welsh-Rabady, Louise Werner, Hedwig Wingler, Xiang Lianzi.
Michael Desser: Der Rote Ariadnefaden. Roman.
In „Der rote Ariadnefaden“ folgt der Autor Michael Desser den historischen Verknüpfungen zwischen Lateinamerika und Europa. In drei ineinander verschachtelten Handlungssträngen zeichnet der Roman Lateinamerika als Ort der Utopie und der Widersprüche, von Magie und Gewalt.
Regina Hilber: Am Rande. Zwischenaufnahmen aus der Mitte Europas. Essays
Der Essayband Am Rande versteht sich als essayistische, topographische Auseinandersetzung mit mehreren Randregionen Europas (Westukraine, Ostdeutschland, Armenien, Slowenien, Italien, . . . ) sowie dem Versuch, diese gesellschaftspolitisch wie kulturpolitisch abzubilden, gesellschaftsrelevante Strukturen im Gestern wie im Heute auszuloten und persönliche Wahrnehmungen genauer auf den Prüfstein zu legen.
Marie Tidl, Georg Tidl: Über "Kinderrepubliken". Mit der Erzählung "Elf und ein Bub" von Marie Tidl
Ein großes Thema der Nachkriegsjahre des Zweiten Weltkriegs war die Resozialisierung verwahrloster und verwaister Kinder und Jugendlicher, ein Thema, das heute nahezu in Vergessenheit geraten ist. Doch zeigen sich daran grundlegende Fragen und Probleme des Wiederaufbaus einer Gesellschaft in moralischen Trümmern, schlimmer noch als die, die durch Kriegshandlungen verursacht wurden.
Sarita Jenamani: Stillschweigend. Ein Gedichtband über das Leben im Exil und den Verlust der Sprache
Herausforderungen und Verluste prägen das Leben im Exil. Insbesondere der Verlust der Sprache kann eine schmerzhafte Entwurzelung bedeuten. Der Gedichtband verleiht diesen komplexen Themen eine Stimme und setzt sich mit dem Leben im Exil und dem Verlust der Sprache auseinander. Die Gefühle, die Erlebnisse und die Suche nach Identität von Exilanten werden aufgegriffen und gleichzeitig werden die Auswirkungen des Sprachverlusts beleuchtet.
Astrid Nischkauer (Hg.): Melitta Urbancic. Sammelband. Lyrik und Prosa
Vereinzelt veröffentlichte Beiträge Melitta Urbancic sollen gesammelt in einem Band erscheinen, ergänzt um weitere unveröffentlichte Beiträge aus dem Nachlass, wie auch um bereits zu Lebzeiten Melitta Urbancics publizierte Artikel aus diversen Zeitschriften. Damit soll die Vielfältigkeit und das breite Interesse Melitta Urbancics aufgezeigt werden.
Irene Goldin Spiegel: Gegen den Faschismus kämpfen. Spanien und Frankreich 1937-1947. Erinnerungen. (Reihe: anders erinnern)
=> ÄLTERES PROGRAMM (pdf)
Regina Hilber: Am Rande. Zwischenaufnahmen aus der Mitte Europas. Essays
230 Seiten, teilw. bebildert, ISBN 978-3-903522-19-0, Euro 24,00
Der sprachlich wie kompositorisch beeindruckende Essayband vereinigt Regina Hilbers Exkursionen an die Ränder des östlichen und mittleren Europas, vor allem Orte, die einst hinter bzw. vor dem Eisernen Vorhang lagen. Ihre persönlichen Erkundungen verknüpft sie mit Recherchen zur jeweiligen Geschichte und den großen und kleineren (und in Vergessenheit geratenen) Töchtern und Söhnen dieser Grenzregionen. Vor allem im Kapitel über das ehemalige Galizien Lodomerien werden die Literaturen jener Epoche wieder lebendig.
Fünf Jahre lang bewegte sich die weltgereiste Autorin an den einst „großen“ Grenzstädten und erzählt in literarischen Essays von ihren Eindrücken. Ob Frankfurt/Oder an der deutsch/polnischen Grenze, dem einst multiethnischen Przemyśl an der ukrainischen Grenze, oder sog. Binnenrändern in Italien:
Regina Hilber verbindet Vergangenes mit der Gegenwart, ungeschönt, aber stets wachsam. Das politische Sensibilisierungsbarometer lässt sich auch an unterrepräsentierten Orten nicht abstellen. Man könnte von diesem Buch auch sagen, es versuche, Städte beschreibend, eine antifaschistische Perspektive wiederzuge-winnen. Ein Wiederaufleben der essayistischen Flaneurliteratur!
Irene Goldin Spiegel: Gegen den Faschismus kämpfen. Spanien und Frankreich 1937 – 1947. Erinnerungen.
Aus dem Englischen von Robert Fallenstein
(Reihe: anders erinnern Band 12)
ca. 160 Seiten, ISBN 978-3-901602-69-6, Euro 21,00
Irene Spiegels Erinnerungen bestehen aus zwei großen Teilen: dem über den Kampf gegen den Faschismus in Spanien 1937-1939 und dem über ihre Widerstandstätigkeit und ihr Überleben in Frankreich 1939-1947. Sie zeugen vom außergewöhnlichen Mut dieser Frau, einer jüdischen Krankenschwester, die aus den USA nach Spanien ging, um im Sanitätsdienst der internationalen Brigaden für die Republik zu kämpfen. Gemeinsam mit ihrem Mann Harry Spiegel, Politkommissar eines Bataillons der Internationalen Brigaden, den sie kennenlernte als er verwundet in ihre Obhut kam, beteiligte sie sich an der antideutschen Arbeit der französischen Résistance. Ihre spät zu Papier gebrachten Erinnerungen sind ein Akt der Vergegenwärtigung, der sich gegen die Vorstellung richtet, dies alles gehöre einer längst abgeschlossenen, "abgekapselten" Vergangenheit an. Für Irene Goldin Spiegel sind der Spanische Bürgerkrieg und die Résistance keine abgelegenen Dörfer des Erinnerns oder vorübergehende Episoden sondern Metropolen menschlicher Geschichte.