Óscar Roemer
Oskar [Óscar] Römer [Roemer] [Roemer Rosenfeld] wurde 1933 in Wien geboren, und wie er selbst immer wieder ironisch betonte, in dem Monat, in dem Hitler Reichskanzler wurde. Er kam als einziges Kind von Irma und Ernst Römer auf die Welt, sein Vater hatte in Wien bei Guido Adler und Arnold Schönberg studiert und er habilitierte als Musikwissenschaftler in Wien. 1938 verließ die jüdische Familie, Oscar war gerade 5 Jahre alt geworden, auf einer abenteuerlichen Flucht Österreich, über die Schweiz und Frankreich und kamen im Herbst 1938 in Mexiko an. Die revolutionäre Kulturpolitik Mexikos unter dem Präsidenten Lázaro Cárdenas öffnete schon in den ersten Jahren seiner Präsidentschaft (1933-1939) die Tore Mexikos für linke, avantgardistische und kritische Künstler und Intellektuelle, so auch für den Dirigenten und Musikwissenschaftler Ernst Römer. Niemand geringerer als der Maler Diego Rivera begrüßte die Familie Römer, als sie in Veracruz von Schiff gingen und begleitete sie bis in die Hauptstadt. Der Verlust der Heimat und die Ankunft in Mexiko wurden zu einem komplizierten Lebensmotiv, zu einer Lebensmetapher, die sich ihm immerwährend entzog, indem sie schier immer als greifbare Erklärung auftauchte. So wie die unerwartete Gestalt des linken revolutionären Malers Diego Rivera im Hafen von Veracruz.
Während seine Eltern das politische Exil, vor allem das jüdische-kommunistische deutschsprachige gestalteten (im Exilsalon des Hauses Römer), Ernst Römer war Mitbegründer des Heine-Clubs deutschsprachiger Exilkultur in Mexiko, ging Oscar in eine private Volksschule, Hauptschule und dann Gymnasium, und traf dort auf die zukünftige Elite Mexikos, zu der er später auch zählen würde, als Architekt, Designer, und Künstler.
Studium der Architektur und Design an der mexikanischen Nationaluniversität (UNAM), Studium der Musik (Cello) bei seinem Vater und Imre Hartmann (Mitglied des Ungarischen Quartetts), Schachunterricht bei seinem Vater, dann mit Leon Trotzki und Otto Katz (André Simon).
Als Architekt für den sozialen Wohnbau reüssierte Oscar Römer in den goldenen Jahren des mexikanischen Wirtschaftswunders nach dem zweiten Weltkrieg, leitete ein Planungsbüro der mexikanischen Regierung. Plante und baute mehrere Villen und Clubhäuser in Mexico-City, beschäftigte sich als Maler mit Surrealismus und Expressionismus.
Der Abbruch seines Erfolges als Architekt geht Hand in Hand mit seinen zahlreichen Affären, Scheidungen und dem dramatischen Tod seines 12 Jahre alten Sohnes David Joel (1976-1988). Arbeitslos verlässt er Mexiko um in den USA (Kalifornien) zu leben und Arbeit zu suchen (seine Kinder und seine geschiedene Frau lebten in Kalifornien). In diesen schwierigen Jahren eröffnete sich eine neue Welt, der Tango, die ihm nach seiner Rückkehr nach Mexiko eine Tangoschule eröffnen ließ. Schon ab den 1970er Jahren unterrichtete er Gesichte der Architektur an der Nationaluniversität (UNAM), und Lehrte bis kurz vor seinem Tod (2006).
Nach seiner ersten Reise in seine Geburtsstadt Wien (2003) und schweren depressiven Episoden, beginnt er auf Anraten seiner behandelnden Psychiaterin mit den Aufzeichnungen, dem Schreiben seiner Biographie, die er 2005 beendete und mit dem Titel „Elegí el barco“ [Ich wählte das Schiff] in Mexiko veröffentlichte.