Isa Strasser
Isa Strasser stammte aus einer adeligen preußischen Offiziersfamilie. Ihr Vater war Hauptmann Friedrich Ernst von Schwartzkoppen, die Mutter Frieda geb. „Freifrau“ von Seebach. 1912 heiratete Isadora von Schwartzkoppen Josef Strasser (geb. 11.9.1870), der Chefredakteur der nordböhmischen sozialdemokratischen Tageszeitung Vorwärts war und eine führende Rolle im linken Flügel („Reichenberger Linke“) der nordböhmischen Arbeiterbewegung hatte. In Reichenberg war Isa Strasser organisatorisch und propagandistisch in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei tätig, v.a. bei den Kinderfreunden, der Jugendbewegung und in der Frauenbewegung.
Ab 1913 lebten Isa und Josef Strasser in Wien. Isa Strasser schrieb Feuilletons, Kurzgeschichten, Gedichte und Essays für sozialdemokratische Zeitungen, auch Artikel für die Zeitschrift Der Kampf. Sie war Mitglied des Vereins „Karl Marx“. Josef Strasser schrieb nunmehr nur noch gegen Zeilenhonorar im Feuilleton- und Theaterteil der Arbeiter-Zeitung, bis er sich, zögernd und nicht leichten Herzens, entschloss, in die Leitung der 1918 neu gegründeten Kommunistischen Partei einzutreten. Isa Strasser, die 1908 ihre Ausbildung als Kindergärtnerin in Berlin mit einer Prüfung abgeschlossen hatte, gründete 1917 (?) einen Privatkindergarten nach der Montessori-Methode im Wiener Cottageviertel.
Zwei Kinder, Peter (1917 geb., 1949 Abgeordneter zum Nationalrat) und Lotte Strasser (später Ärztin).
Isa Strasser schloss sich 1919 der KPÖ an, sie wurde Mitglied des Frauenzentralkomitees und Mitarbeiterin der Rote Fahne. Anfang der 1920er Jahre wurde Josef Strasser nach Moskau berufen. Isa Strasser lebte ab 1923 in Moskau. Von der Entwicklung in Russland und der Bolschewistischen Partei desillusioniert, gelang es dem Ehepaar Strasser, 1928 wieder nach Wien zurückzukehren. Zunächst arbeitete Isa Strasser wieder als Redakteurin der Roten Fahne. Im Juni 1928 wurde sie wegen „rechter Abweichungen“ aus der Redaktion entlassen, kurz darauf aus der KPÖ wegen „linker Abweichungen“ ausgeschlossen. Weder Isa noch Josef Strasser hatten in den nächsten Jahren ein festes Einkommen, die Familie lebte in ständiger finanzieller Bedrängnis. Schwer erkrankt, starb Josef Strasser 1935. Er wurde in einem Armengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.
Von 1929 bis 1938 arbeitete Isa Strasser für verschiedene Zeitungen, u.a. für das Prager Tagblatt. Sie veröffentlichte Reportagen, Kurzgeschichten und Buchbesprechungen. Sie schrieb den historischen Roman „Hzu Hsi, Chinas letzte Kaiserin“, der allerdings erst 1949 im sozialistischen Linzer Tagblatt gedruckt wurde. Ihr Roman „Ein Königreich für ein bisschen Liebe. Marquise von Pompadour“ und die Novelle „Die Liebe der Marianne von Alcoforado“, nach den „Portugiesischen Briefen“ von Rainer Maria Rilke, die ebenfalls in diesen Jahren entstanden sind, blieben unveröffentlicht. 1930 gründete Isa Strasser ein Übersetzungs- Schreib- und Vervielfältigungsbüro, für das ihr Therese Schlesinger einen Raum zur Verfügung gestellt hatte. Dieses Büro gab sie allerdings nach zwei Jahren wieder auf, weil sie, wie sie in ihren autobiographischen Notizen schreibt, zwar eine „Unternehmerin“ war, sich aber nicht zur Geschäftsfrau eignete.
1938, mit 47 Jahren, entschloss sie sich, sich zu einer Krankenschwester für Physikalische Heilmethoden ausbilden zu lassen. Ein Jahr später legte sie die Prüfung ab und arbeitete zeitweise im Dianabad, schließlich wurde sie als Physikalische Schwester bei der Gebietskrankenkassa angestellt.
Nach ihrer Pensionierung 1955 betätigte sich Isa Strasser in dem Bereich der Fürsorge für alte Menschen. Sie wurde die Begründerin und Leiterin des Wiener Altenklubs „Weiße Margeriten“ und war weiterhin schriftstellerisch tätig.
I.ST.I: Dokumente:
I.ST.I/1: Brief von I.S. an Gen. Neurath, 19.5.1930, 3 Bl. Kopie. Die dem Brief beigefügten Berichte (Schilderung einer Demonstration am 1.5.1930, die Schilderung einer Otto Bauer-Versammlung beim Weigl am 7.5.1930, die vom Regierungskommissar aufgelöst wurde, und die Schilderung eines Heimwehraufmarsches im 5. Bezirk) waren offenbar dazu bestimmt, von Neurath an Trotzki weitergeleitet zu werden.
I.ST.I/2: „Isa Strasser: Der Aufstieg der Frau von der Küche zur Traktorführerin.“ Ankündigung eines Vortrags von I.S. in Hernals, 9. Sektion. In Arbeiter-Zeitung, 19.2.1933
I.ST.I/3: „Josef Strasser.“ Manuskript, Biographie. Ms, handschriftlich mit einem Kürzel unterzeichnet, vermutlich Isa Strasser. O.J., 7 Bl. Angefügt: Portraitfoto von Josef Strasser, Kopie.
I.ST.I/4: Autobiographische Notizen von I.S., o.J., nach 1955, 4 Bl., Kopie [Blatt2][Blatt3]
I.ST.I/5: „Isa Strasser gestorben.“ In: Arbeiter-Zeitung, 25.8.1970
I.ST.I/6: Todesanzeige von I.S.
I.ST.II: Werk / Veröffentlichungen:
I.ST.II/1:Ausgesteuerte Arbeitslose. In: Die Wiener Weltbühne. Wochenschrift für Politik/Kunst/Wirtschaft, 1. Jg., Nr.6, 3. November 1932
I.ST.II/2: Der Leutnant und sein Harem. In: Das kleine Blatt, 26.10.1933, 3f
I.ST.II/3: Müssen diese Menschen zugrunde gehen? Bilder aus Niederösterreich. In: Arbeiter-Zeitung, 21.4.1946
I.ST.II/4: Die Ära Brunner II. In: Arbeiter-Zeitung, 11.5.1946
I.ST.II/5: Dr. Margret Hilferding. In: Die Frau, 3. Jg., Nr. 1, 4.1.1947
I.ST.II/6: Aufbau am Menschen. Ein Besuch in der Landeserziehungsanstalt Eggenburg. In: Arbeiter-Zeitung, 9.1.1948
I.ST.II/7: „Stummerln“, die sprechen. In: Arbeiter-Zeitung, 12.2.1948
I.ST.II/8: So war es. In: Arbeiter-Zeitung, Beilage, 10.7.1948
I.ST.II/9: Frauen suchen Arbeit. In: Arbeiter-Zeitung, Beilage, 14.1.1949
I.ST.II/10: Wie lebt der Arbeiter? In: Arbeiter-Zeitung, Beilage, 29.11.1949
I.ST.II/11: Tzu Hsi, Chinas letzte Kaiserin. Roman. 1949 (Linzer Tagblatt)
I.ST.II/12: In der Volkshochschule. In: Arbeiter-Zeitung, Beilage, 9.9.1951
I.ST.II/13: So leben Kinder. In: Arbeiter-Zeitung, 1.8.1954, 12
I.ST.II/14: Kinder auf der Flucht. In: Arbeiter-Zeitung, 25.11.1956, 9
I.ST.II/15: Versöhnung. In: Arbeiter-Zeitung, 4.8.1957, 19
I.ST.II/16: Das Kind der anderen Mutter. In: Arbeiter-Zeitung, 18.5.1958, 9
I.ST.II/17: Das Jahrhundert der entwurzelten Menschen. Ein Nachwort zum Kongreß über Flüchtlingsprobleme. In: Arbeiter-Zeitung, 31.8.1958, 5
I.ST.II/18: Der Boden. In: Arbeiter-Zeitung, 13.3.1959, 7
I.ST.II/19: Mörderische Langeweile. In: Arbeiter-Zeitung, 14.1.1960, 7
I.ST.II/20: Altersschicksal – Altergemeinschaft. In: Arbeit und Wirtschaft, 20. Jg., Nr. 4, April 1966, 18-21
I.ST.II/21: Ein Christ gegen den Krieg. Leben und Tod des Franz Jägerstätter. In: Neues FORVM, XIV, Aug./Sept. 1967, 571-573 [Blatt2][Blatt3]
I.ST.II/22: Land ohne Schlaf. Mit einem Nachwort von Joseph Buttinger. Reihe: ‚Begegnung‘ in der Büchergilde Gutenberg Wien, Frankfurt, Zürich. Europa Verlag, Wien 1970 >> Bibliothek Sammlung Exenberger
I.ST.II/23: Liste von für die Arbeiter-Zeitung nach 1945 geschriebene Artikel
I.ST.III: Literatur / Dokumentation:
Zeitbilder. Sozialistische Beiträge zur Dichtung der Gegenwart. Dritte Folge. Zusammengestellt von Fritz Kurz. Hg.: Adolf Schärf. Verlag der Wiener Volksbuchhandlung, Wien o.J. (1955/56).
DÖW: In der Sammlung L.D. Trotzki Nr. R/536. 14 Briefe, Briefwechsel mit Trotzki, 1929-1935
Literatur
Isa Strasser: Land ohne Schlaf. Mit einem Nachwort von Joseph Buttinger. Reihe: ‚Begegnung‘ in der Büchergilde Gutenberg Wien, Frankfurt, Zürich. Europa Verlag, Wien 1970. (Bibliothek) Auszug: Brief an den Leser [Blatt2] [Blatt3][Blatt4]
Bei Fragen kontaktieren Sie bitte Alexander Emanuely (emanuely[a]theodorkramer.at)