Dr. Schiller Marmorek
Pseudonym: Peter Roberts
Schillers Eltern waren Josef Marmorek und Friederike, geb. Jakobsohn. Sein Vater war Arzt, Schiller das jüngste von vier Geschwistern. Sein Bruder Oskar war Architekt und ein enger Mitarbeiter Theodor Herzls. Sein Bruder Alexander war Arzt, international bekannter Bakteriologe und führender Zionist. Seine Schwester Henrietta war Erzieherin. Schiller Marmorek wurde am gleichen Tag wie Friedrich Schiller geboren, daher hat ihn sein sehr an Literatur interessierter Vater nach ihm benannt.
Nach dem Gymnasium ging er nach Paris, wo sein Bruder Alexander am Institut Pasteur tätig war und begann mit dem Studium der Rechtswissenschaften an der Sorbonne, das er 1914 mit der Erlangung des Dr. jur. beendete. Er widmete sich aber auch den Studien der Französischen Revolution und der Literaturgeschichte. Er heiratete die Mittelschullehrerin Hilde Hoffmann (die nach seinem Tod 1945 den sozialdemokratischen Publizisten Jaques Hannak heiratete).
Nach Wien zurückgekehrt, wird Marmorek Journalist und Schriftsteller. Er war einer der wenigen Wiener bürgerlichen Journalisten, die zur Sozialdemokratie gefunden haben. Er wurde Redakteur der "Arbeiter-Zeitung", später (1927-34 ) Redakteur von "Das kleine Blatt" unter Julius Braunthal. Er veröffentlichte Artikel über geschichtliche und literarische Themen und war als Theaterkritiker tätig. 1925 erschien sein Roman „Der große Mann“ in Fortsetzungen in der Arbeiter-Zeitung.
Gemeinsam mit Fritz Brügel, Otto Erich Deutsch und Leopold Liegler gab er 1930/31 die Vierteljahreszeitschrift „Die Freyung“ heraus. 1933 wurde er Vorstandsmitglied der „Vereinigung sozialistischer Schriftsteller“.
Nach dem Februar 1934 war er am Aufbau der Organisation der Revolutionären Sozialisten (RS) beteiligt und Mitglied des "Schattenkomitees“, das sich um ehemalige Redakteure der Arbeiter-Zeitung bildete. Im Spätherbst 1934 emigrierte er nach Brünn. Unter dem Pseudonym Peter Roberts schrieb er für „Der Kampf“, das im Exil weitergeführte theoretische Organ der SDAP. 1938 ging er nach Paris. Er war in der „Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten (AVÖS) aktiv und publizierte in „Der sozialistische Kampf“, der Weiterführung von „Der Kampf“ in Paris. 1940 konnte er mit einem von Josef Buttinger vermittelten Visum über Spanien und Portugal nach New York ausreisen, wo er am 12.9.1940 ankam. Ab Februar 1942 war er Mitglied des Austrian Labor Committee und Mitarbeiter der „Austrian Labor Information“.
Er starb Anfang Dezember 1943 in New York an einem Herzinfarkt. Bei der Trauerfeier am 5. Dezember in Garlick’s Memorial Home in New York City New York sprachen Fritz Adler und Otto Leichter.
Diskussionsabende der „Vereinigung sozialistischer Schriftsteller“ mit Marmorek:
21.9.1933 „Dichter in Revolution und Konterrevolution“.
1.2.1934 „Sozialistische Presse, sozialistische Schriftsteller“, gem. mit Josef Luitpold Stern.
S.MA.I: Dokumente:
S.MA.I/1: Lebenslauf von Sch.M., ms., mit hs. Ausbesserungen und Notizen auf der Rückseite, 1 Bl.
S.MA.I/2: Sch.M., 133 W – 84th Street, Neuw York City: „Mirabeau. Anlässlich der 150. Wiederkehr seines Todestages.“ Manuskript mit hs. Korrekturen, 12 Bl., o.J.
S.MA.I/3: Die Wage. Wirtschaft.Kunst.Wissen, Nr. 29, 22.6.1922; Nr. 42, 16.12.1922. Dr. Sch.M. im Impressum als verantwortlicher Redakteur angegeben, 2 Hefte
S.MA.I/4: Brief von Sch.M. an Nationalrat Paul Richter, 29.6.1931, 1 Bl., Kopie
S.MA.I/5: 2 Portrait-Zeichnungen Sch.M.s von Bil Spira. In: Das kleine Blatt, Nr. 61, 1.3.1932, S. 9 Kopie
S.MA.I/6: „Schiller Marmorek gestorben“, mit einem Auszug aus der Rede, die Friedrich Adler bei der Trauerfeier gehalten hat. Nachruf in: Austrian Labor Information. No. 20-21, November-Dezember 1943, [Blatt 2] Kopie
S.MA.I/7: „Hilde Hannak zum Gedenken“ Nachruf auf die Witwe von Sch.M. und Jaques Hannak, Arbeiter-Zeitung, 25.2.1979, Kopie
S.MA.II: Werke / Veröffentlichungen:
S.MA.II/1: Sancho Pansa, Tyrann von Barataria. Roman, Manuskript o.J. >> Bibliothek Sammlung Exenberger
S.MA.II/2: Der Schutzwall. Ein Märchen aus neuer Zeit. Kurzgeschichte. In: Die Zukunft, XVII. Jg., Nr. 24, Berlin 13.3.1909, Hg. Maximilian Harden, S. 418 f, Heft
S.MA.II/3: Der große Mann. Roman in Fortsetzungen. In: Arbeiter-Zeitung, ab 30.8.1925
S.MA.II/4: „Die Schweigenden“, Essay. In: Bunte Woche, Nr. 21, 21.5.1933, ein Bl., Kopie
S.MA.II/5: Der Verrat der Schriftsteller, Artikel über den Kongress des Penclubs in Ragusa. In: Arbeiter-Zeitung, 3.6.1933, 1f (ANNO), Titelseite, 2 Bl., Kopie
S.MA.II/6: Peter Roberts: „Das Schicksal der ‚oesterreichischen Kultur‘“. In: Der sozialistische Kampf. La lutte socialiste, begr. von Otto Bauer, Nr. 3, 11.2.1939, Paris, 3 Bl., Kopie
S.MA.II/7: Peter Roberts: „Die franzoesische Revolution und die Gegenwart“. In: Der sozialistische Kampf, Nr. 8, 22.4.1939, 6 Bl., Kopie
S.MA.II/8: Peter Roberts: „Die Intellektuellen. Eine Verteidigung“. Antwort von O.P. = Oskar Pollak: „Eine Entgegnung“. In: Der sozialistische Kampf, Nr. 11, 3.6.1939, 5 Bl., Kopie
S-MA.II/9: Peter Roberts: „Romane des Untergangs“. In: Der sozialistische Kampf, Nr. 13, 1.7.1939, 3 Bl., Kopie
S.MA.II/10: Peter Roberts: „Nachklaenge aus dem vorigen Krieg“, Rezension von Arthur Schnitzlers Buch „Über Krieg und Frieden“. In: Der sozialistische Kampf, Nr. 19, 23.9.1939, 2 Bl., Kopie
S.MA.II/11: Peter Roberts: „Emigranten“. In: Der sozialistische Kampf, Nr. 24, 2.12.1939, 4 Bl., Kopie
S.MA.II/12: Peter Roberts: „Geistige Kriegsziele“. In: Der sozialistische Kampf, Nr. 2, 27.1.1940, 4 Bl., Kopie
S.MA.II/13: Peter Roberts: „Ein Selbstportrait Hitlers“. In: Der sozialistische Kampf, Nr. 3, 10.2. 1940, 4 Bl., Kopie
S.MA.II/14: Peter Roberts: „Eine deutsche Revolution“. In: Der sozialistische Kampf, Nr. 5, 9.3.1940, 4 Bl., Kopie
S.MA.II/15: Peter Roberts: „Emigrant in Frankreich“. In: Der sozialistische Kampf, Nr. 10, 1.6.1940, 4 Bl., Kopie
S.MA.III: Dokumentation:
Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. Bis 20. Jahrhundert. Hg. Österreichische Nationalbibliothek. Redaktion: Susanne Blumesberger, Michael, Doppelhofer, Gabriele Mauthe, Bd. 2, K.G.Saur München 2002
Susanne Held: Österreichischer Journalismus im US-amerikanischen Exil. Exilzeitschriften-Bibliographie, Journalist(inn)en in den USA (1936 bis 1948). Diplomarbeit, Wien 1991
S.MA.IV: Quellen:
DÖW Marmorek 17859/238 London Büro USA; 17859/240 London Büro USA
Bei Fragen kontaktieren Sie bitte Alexander Emanuely (emanuely[a]theodorkramer.at)