Friedrich Hillegeist
Ps.: F.H. Geist, Fred Hildebrand.
Vater: Friedrich Max H. (* Dresden, + 1896). Mutter: Dienstmädchen, später Handarbeitslehrerin (* Rostitz/Mähren). - Wächst nach dem frühen Tod des Vaters bei den Großeltern in Rostitz auf. Absolviert die Handelsakademie in Olmütz. Ab 1913 in Wien; Angestellter der Österr. Siemens-Schuckert-Werke; "uk." (unabkömmlich) gestellt, wird er nach einer Antikriegs-Rede im Jänner 1918 im Juni 1918 zum Militärdienst eingezogen. Ab 1919 Betriebsrat, später Betriebsratsobmann; ab 1929 Fachgruppensekretär beim Bund der Industrieangestellten. Sozialdemokrat.
1934 Verfasser der illegal verbreiteten Gedichte "So starb ein Rebell!" und "Schließt die Reihen!" Nach Auflösung der Freien Gewerkschaften Tätigkeit bei der Versicherungsgesellschaft "Phönix". 1934-38 in der Leitung der illegalen Freien Gewerkschaften. Leitet am 3.3. 1938 ein "Arbeiterkomitee" bei einer Aussprache mit dem "Ständestaats"-Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg. Am 7.3. 1938 Teilnehmer an der Floridsdorfer Konferenz vom 8.3. 1938, in der die Funktionäre der im "Ständestaat" in die Illegalität getriebenen und verfolgten Arbeiterbewegung ein gemeinsames Vorgehen mit Repräsentanten des "Ständestaates" gegen die drohende Okkupation Ö.s durch Hitlerdeutschland erwogen.
Bereits am 12.(?)3. 1938 verhaftet; wie viele andere (z.B. → J. Kalmer, → F. Grünbaum) in der Schule Karajangasse, Wien XX., eingesperrt. Verfaßt "lustige Häfenlieder". Ende August freigelassen. Am 1.9. 1939 in Schutzhaft genommen und ins KZ Buchenwald deportiert. Am 20.4. 1940 (Geburtstag des "Führers") freigelassen. Ab April 1941 Geschäftsführer einer Kohlenfirma in Krakau. Im August 1944 neuerlich verhaftet; SS- und Polizeigefängnis "Monte Lupi"; kommt im November wieder frei und zurück nach Wien. Ab März 1945 Industrieangestellter in Zwittau bei Mährisch-Trübau. Schreibt darüber 121f. - möglicherweise handelte es sich um Schindlers Fabrik, bei ihm ein Krakauer Industrieller namens Winkler, mit dem er in Krakau manches Glas Wodka getrunken hat. Der Betrieb beschäftigte fast ausschließlich jüdische Häftlinge usw. Überprüfen.
1945 Mitbegründer des Österr. Gewerkschaftsbundes (ÖGB), Mitglied des Bundesvorstandes und 1959-62 Vizepräsident des ÖGB. Wird zum Gegner des damaligen ÖGB-Präsidenten Franz Olah. 1945-62 SPÖ-Abgeordneter zum Nationalrat; 1961/62 Zweiter Nationalratspräsident. 1959 Präsident des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger. 1962 zum Ehrenvorsitzenden des ÖGB ernannt.
Werke
Aus zwei Welten. Ausgewählte Gedichte und Aphorismen. Wien: Volksbuchverlag 4(1960). 80S. (Zuerst: Wien: Selbstverlag 1934. Der Ertrag aus der 1. Auflage floß einem Hilfsfonds für in Not geratene Kollegen zu. Gesamtauflage 8.000).
Mein Leben im Wandel der Zeiten. Eine Selbstbiographie mit kritischen Betrachtungen. Wien: Verlag des ÖGB 1974. 231S.
Sekundärliteratur
Österr. Personenlexikon, 179.
Aus: Siglinde Bolbecher/Konstantin Kaiser: Lexikon der Österreichischen Exilliteratur. Wien: Deuticke Verlag 1999, 307