Julius Klanfer
Julius Klanfer war der Sohn des in Galizien geborenen Schloma Klanfer, Kolporteur, und seiner Frau Cirel, geb. Horn. Er hatte einen Bruder, Karl und eine Schwester namens Laura. Die Familie wohnte im 20. Bezirk, Rauscherstraße 6.
Julius wurde Mitglied der „Vereinigung Sozialistischer Mittelschüler“. Er studierte in Wien Philosophie und schrieb eine Dissertation unter dem Titel „Theorie der Heraldischen Zeichen“. 1934 promovierte er zum Dr. Phil. Anschließend studierte er weiter, Soziologie und Psychologie. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, unterrichtete er als Privatlehrer vor allem Studierende, die er auf ihre Hochschulprüfungen vorbereitete und war als wissenschaftlicher Mitarbeiter der „Wirtschaftspsychologischen Forschungsstelle“ tätig.
Bis zu ihrem Verbot 1934 war Klanfer in der Sozialdemokratischen Partei aktiv, dann bei der illegalen Nachfolgeorganisation, den Revolutionären Sozialisten. Von Juli 1936 bis September 1937 hielt er sich in Frankreich auf, kehrte aber wieder nach Wien zurück. 1938 emigrierte er nach Frankreich. Hier wurde er von Flüchtlingsorganisationen unterstützt. Bei Kriegsausbruch im September 1939 wurde er von den französischen Behörden interniert und bis Frühjahr 1940 angehalten.
Nach Kriegsende wurde Julius Klanfer Journalist in Paris. Er war Korrespondent der französischen Besatzungszeitung Wiener Montag, Redakteur der Agence France Presse und ab 1948 Korrespondent der Arbeiter-Zeitung. Von 1956-66 arbeitete er als Marktforscher und Mitarbeiter des Presse- und Informationsdienstes der EWG.
1966 kehrte er nach Wien zurück. Er wurde Direktor des Wiener Instituts für Entwicklungsfragen. Im Mai 1967 stellte Julius Klanpfer einen Antrag auf die Ausstellung eines Opferausweises und die Gewährung einer Entschädigung für die politische Verfolgung während der Nazizeit. Klanpfer starb unerwartet am 16. Juli 1967 während einer Urlaubsreise in Südfrankreich. Am 26. November 1968 wurde sein Antrag an die Opferfürsorge abgelehnt, weil Julius Klanpfer (trotz wiederholter Urgenzen, wie im Bescheid angeführt) die nötigen Nachweise nicht erbracht hatte.
J.KL.I: Dokumente:
J.KL.I/1: Geburtsurkunde von J.K., Kopie >> Israelitische Kultusgemeinde Wien (Nr. 1114/1909)
J.KL.I/2: „Julius Klanfer: Lehren aus Deutschland.“ Ankündigung eines Vortrages von J.K. von der Sozialistischen Jungfront, Brigittenau, 7. Sektion. In: Arbeiter-Zeitung, 16.5.1933, 10
J.KL.I/3: Brief von Oscar Pollak an J.K., 220, Boulevard St. Germain, Paris 7, 20.9.1948. Mit der Bestätigung, dass J.K. als Pariser Korrespondent für die Arbeiter-Zeitung tätig sein wird. 1 Bl., Kopie >> Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung: AZ 10
J.KL.I/4: Brief von J.K. an Oscar Pollak. 25.9.1948. J.K. beschreibt die Schwierigkeiten der Übermittlung seiner Artikel, da kein Fernschreiber zwischen Wien und Paris in Betrieb war. So war er auf den diplomatischen Kurier und die Militärpost angewiesen, wodurch sich Verzögerungen ergaben. 1 Bl., Kopie >> Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung: AZ 10
Unterlagen von J.K. zu einem Antrag von ihm (und vermutl. nach seinem Tod von seinen Angehörigen) wegen der Gewährung einer Entschädigung nach dem Opferfürsorgegesetz an das Amt der Wiener Landesregierung, Magistratsabteilung 12, Opferfürsorge. G.Zl. 38112/E Kopien:
J.KL.I/5: Auszug aus dem Melderegister, 5.6.1967
J.KL.I/6: Auszug aus dem Melderegister, 28.5.1969
J.KL.I/7: Gemeinde von Avignon. Département de Vaucluse. État-Civil. Certificat de Décès que Jules Klanfer. 26.7.1967, 1 Bl.
J.KL.I/8: Bestätigung von Karl Klanfer, dass sein Buder J.K. von 1934 bis 1938 in Wien als Privatlehrer tätig war. Massachusetts, 10.6.1967, 1 Bl.
J.KL.I/9: Bestätigung von Laura Klanfer, dass ihr Bruder J.K. von 1934 bis 1938 in Wien als Privatlehrer tätig war. Farnborough, Hants., England, 18.6.1967, 1 Bl.
J.KL.I/10: Eidesstättige Erklärung von Dr. Elisabeth Schilder, dass J.K. bis 1934 in der Sozialdemokratischen Partei und anschließend bei den Revolutionären Sozialisten (RS) tätig war und 1939 als Emigrant in Frankreich von den französischen Behörden im September 1939 interniert wurde. Wien, 27.3.1969 , 1 Bl.
J.KL.I/11: Eidesstättige Erklärung von Dkfm. Karl Hartl, dass sich J.K. illegal politisch betätigt hat und er ihn im September 1939 als Internierten im Stade de Colombe getroffen hat. Wien, 27.3.1969, 2 Bl.
J.KL.I/12: Bescheid der Magistratsabteilung 12, Opferfürsorge, dass den Anträgen von J.K. auf Ausstellung eines Opferausweises und Gewährung einer Entschädigung keine Folge geleistet wird. 5.11.1968. 2 Bl.
J.KL.I/13: „Julius Klanfer plötzlich gestorben.“ In: Arbeiter-Zeitung, 19.7.1967, 4. Todesanzeige für J.K. des Wiener Instituts für Entwicklungsfragen. In: Arbeiter-Zeitung, 19.7.1967, 5
J.KL.II: Werk / Veröffentlichungen:
J.KL.II/1: Anm.: lt. einem Brief von Christa Scheuer an Herbert Exenberger (21.4.1993) vertraute ihr Frau Klanfer nach dem Tod ihres Mannes eine Reihe von Manuskripten von J.K. an, die Christa Scheuer 1993 in ihren Unterlagen wieder auffand. Dabei handelt es sich um den unveröffentlichten Roman „Der Bilderstürmer“, sowie um mehr als 40 Gedichte. Offenbar hat sie diese Manuskripte Exenberger für das DÖW übergeben.
J.KL.II/2: Liste der Beiträge von J.K. in der Arbeiter-Zeitung von 1948 bis 1960, zusammengestellt von Herbert Exenberger. 11 Bl. (331 Artikel, darunter etliche Leitartikel, gekennzeichnet mit: LA)
J.KL.II/3: Liste der Beiträge von J.K. in der Zeitschrift Zukunft von 1946 bis 1962, 1 Bl
J.KL.II/4: Der Schulkampf. In: Zehn Jahre VSM. Festschrift zum zehnjährigen Bestand des Verbandes Sozialistischer Mittelschüler. Verleger und Herausgeber: Verband Sozialistischer Mittelschüler. Baden/Wien 1963, 20-23
J.KL.II/5: Revolte im Konsumparadies. In: Arbeit und Wirtschaft, 20. Jg., Nr. 2, Februar 1966, 15-18
J.KL.III: Spurensuche / Korrespondenz Exenberger:
Israelitische Kultusgemeinde: Geburtenbuch 1909 /1114
Recherche im Magistrat der Stadt Wien (Opferfürsorge)
Brief von Krista Scheuer an Herbert Exenberger, 21.4.1993 >> J.KL.II/1
Dokumentation / Literatur:
Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie und Faschismus. Teil 2. Europäische Hochschulschriften. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main, Bern, New York, Paris 1989
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