Dr. Hedwig Rossi
Hedwig (Heddy) (Elisabeth) Rossi
Exil: 1938 USA.
Vater: Ing. Berthold Braun, geb. in Mosocz (Ungarn), Angestellter der Nordbahn in Wien. Mutter Hermine, geb. Altmann, verst. 1902. - Von ihrer Mutter, einer Sängerin, wurde ihr musikalisches Talent gefördert. Zunächst Gesangstudium an der Musikhochschule. Dieses aufgrund väterlichen Drucks abgebrochen und Studium der Germanistik und Philosophie an der Universität Wien; Dr.phil. Heirat mit dem Psychologen Dr. Oswald Rossi (1887 - 1978). 1917 Geburt des Sohnes Harald.
Mitarbeiterin der Abteilung Literatur der RAVAG Wien. Erste Gedichtveröffentlichungen in "Der Merkur" (Wien, 1923) und "Die Waage" (Wien, 1923). Ab 1923 Lehrtätigkeit in Literatur und Dramaturgie an Volkshochschulen. Verfasserin von Hörspielen "Goldgräber" (2 Akte; gesendet Belgrad, 20.5. 1933, und Basel, 29.12. 1933); Dramen: "Sieben Jahre und ein Tag" (1924) und "Tolstoj" (Berlin 1928), "Legende am Donaukanal" (1934) u.a. Veröffentlichte literarische Beiträge in der AZ. 1933-34 Mitglied und stellvertretende Schriftführerin der VsS. 1934 erhielt H.R. den Julius-Reich-Preis.
1937 wurde ihr Stück "Der Fall Calais" im Deutschen Volkstheater aufgeführt. Der "Anschluß" an Hitler-Deutschland beendete abrupt die Tätigkeit der jungen Dramatikerin. Gemeinsam mit ihrer Familie gelangte sie in die USA. O.R. erhielt einen Lehrauftrag für Spanisch und Franz. am Hobart College und am William Smith College in Geneva, N.Y. H.R. fand Arbeitsmöglichkeiten an der Theaterwerkstatt der John Hopkins Universität, wo auch ihre im Exil entstandenen Dramen aufgeführt wurden: "No Final Defeat" (über Voltaires Kampf um die Menschenrechte, aufgeführt 1941; 1942 Radio Stockholm); "Vienna Legend" (3 Akte, 1943; Radio Wien 1958; 1977 in Graz aufgeführt). Weitere Dramen "Rehearsal for Peace" (1944); "Das Haus Benedikt" (4 Akte, 1944); "A Kiss for Our President" (3 Akte, 1944) u.a.
1946 Übersiedlung nach Big Rapids/Michigan, Prof. für Dramaturgie. Unterricht in Deutsch und Germanistik am Ferris State College. Bis 1958 Leiterin des dortigen Ferris Little Theatre, später des Ferris Playhouse, wo auch ihre Dramen aufgeführt wurden. 1949 erschien ihr Roman "A Girl Called Kaja" (auf Deutsch: "Das Mädchen Kaja").
Anläßlich der Aufführung ihres Theaterstückes "Meines Vaters Mantel" (1960) in Guildford (GB) erhielt H.R. eine Auszeichnung des "Arts Council of Great Britain". 1958 beendete sie ihre Lehrtätigkeit und übersiedelte mit ihrer Familie nach N.Y. Dort entstanden eine Reihe von Erzählungen und Theaterstücken: "Love in a Cupboard", das 1967 von der BBC ausgestrahlt wurde, und das Theaterstück "The Naturalization of the Gersunis", das über das Exilleben der Rossis in den USA handelt. Zahlreiche Veröffentlichungen von Kurzgeschichten in: AZ, Oberösterreichische Nachrichten, Mannheimer Morgen, Die Presse, Berliner Tagblatt, Neue Illustrierte Wochenschau u.a.
Für ihre Theaterarbeit mit Studierenden erhielt H.R. den First Price of the American Educational Theatre Association (USA).
NL: DBF, äußerst umfangreich, darin befinden sich zahlreiche Bühnenmanuskripte, Kurzprosa und zwei unveröffentlichte Romane.
Werke
Das Mädchen Kaja. Wien: Pilgrim 1949. 197 S.
Consummation of A Marriage. (Teil I) 1970. 371 S.
Rechtfertigung der Liebe. 206 S.
Sekundärliteratur
Spalek u.a., Bd.4, 1556-1561. Sammlung Herbert Exenberger.
DÖW/Ö.-Bd. des BHB.
Aus: Siglinde Bolbecher/Konstantin Kaiser: Lexikon der Österreichischen Exilliteratur. Wien: Deuticke Verlag 1999, 551-552