Alfred Weintraub (Alfred Werner)
Pseudonym: Alfred Werner
Vater Dr. Ignaz Weintraub, Rechtsanwalt, die Mutter Friederika, geb. Silberstein, beide geboren in Lemberg. Die Trauung der Eltern fand im Juni 1910 in Lemberg statt.
In Wien wohnte die Familie im 9. Bezirk, Liechtensteinstraße 38. Im frühen Kindesalter verloren Alfred und sein um etwa zwei Jahre jüngerer Bruder ihre Mutter durch einen tödlichen Unfall. Der Vater heiratete später noch einmal, womit Alfred eine Stiefschwester bekam.
Bereits als Gymnasiast veröffentlichte Alfred Weintraub unter dem Pseudonym Alfred Werner Lyrik. Er studierte Jus an der Universität Wien und war aktiv bei den sozialistischen Studenten. 1934 beendete er sein Studium mit dem Dr. jur.. 1935 publizierte er seinen ersten Gedichtband „Wille und Wort“. Von 1935 bis 1937 studierte er Philosophie an der Universität Wien, allerdings ohne einen Studienabschluss zu machen, und er unterrichtete an der jüdischen Volkshochschule. 1936 bis 1938 literarischer Direktor der Jüdischen Kulturstelle am Franz-Josefs-Kai im ersten Bezirk, Schriftleiter der Zeitschrift Die Garbe, Mitarbeiter der jüdischen Zeitschrift Die Stimme und Mitarbeiter der von Irene Harand herausgegebenen Zeitschrift Gerechtigkeit, die gegen den Nationalsozialismus gerichtet war. Aber auch Mitarbeiter der Zeitschrift Der christliche Ständestaat.
1938/39 wurde Alfred Weintraub nach Dachau deportiert. Es gelang ihm, 1939 nach Großbritannien auszureisen, wo er 1940 interniert wurde. Noch im selben Jahr konnte er in die USA weiterreisen. Von 1941 bis 1945 arbeitete er in der Redaktion der 1948 in New York veröffentlichten zehnbändigen Universal Jewish Encyclopedia. 1943 bis 1960 Mitherausgeber der Zeitschrift Chicago Jewish Committee. Er veröffentlichte über 2000 politische, literarische und kunsthistorische Artikel in US-amerikanischen und europäischen Zeitschriften und war Kurator von jüdischen Kunstausstellungen. Während er bis März 1938 hauptsächlich Gedichte, Kurzgeschichten und Feuilletons veröffentlichte, musste er sich in den USA, wie er in einem Interview 1948 („Vom KZ ins Dollarland“ >> A.WE.I/6) sagt, einen Namen als Experte machen, um als Schriftsteller Anerkennung zu finden.
Von 1949 bis 1952 studierte Weintraub Kunstgeschichte am Institute of Fine Arts, NY University. Danach unterrichtete er Kunstgeschichte an verschiedenen Institutionen, war Kunstberater des Theodor Herzl Institute in New York. Er galt in den USA als Expressionismus-Experte. Er veröffentlichte etwa 30 Künstler-Monographien, u.a. über Maurice Utrillo (NY 1953), Henri Rousseau (NY 1957), Pascin (Berlin 1963), Amadeo Modigliani (Köln 1968), Marc Chagall (NY 1970) und Chaim Soutine (NY 1978).
1967 wurde er in Österreich mit dem Professorentitel ausgezeichnet.
Ab 1968 war er Divisional editor für Kunst der sechzehnbändigen Encyclopedia Judaica, Jerusalem 1971. Ab 1974 Gastprofessor an der Rutgers University in New Jersey.
Alfred Weintraub war dreimal verheiratet. Seine erste Frau, die Ärztin und Psychoanalytikerin Gertrude Bach starb 1952, seine zweite Frau war Judith Mayer, die dritte hieß Lisa Tramm.
In seinen letzten Lebensjahren litt er schwer an seiner Parkinson Erkrankung. Im Alter von 67 Jahren erlag er im New Yorker St. Vincent’s Hospital einem Krebsleiden.
A.WE.I: Dokumente:
A.WE.I/1: „Republikfeier der Sozialistischen Studentenschaft an der Universität.“ In: Sozialistisch-akademische Rundschau. 4. Jg., Nr. 10, Dezember 1931, 160. Erwähnung, dass bei der Republikfeier der Studentenschaft erstmals die „Studenten-Internationale“ verfasst von A.W., vertont von Egon Pollak vorgetragen wurde.
A.WE.I/2: „Vereinigung junge Kunst.“ Ankündigung des Vortrags „Weltbild einer neuen Generation“ von A.W. im Vortragssaal der Österreichischen Politischen Gesellschaft, Annagasse 5. In: Arbeiter-Zeitung, 22.2.1933, 4 A.WE.I/3: „Weltbild der Jugend.“ Besprechung des Vortrages von A.W. In: Arbeiter-Zeitung, 25.2.1933, 10 A.WE.I/4: „Junge Kunst.“ Besprechung eines Vortragsabends in der Urania, den A.W. einleitete, mit Vorträgen u.a. von Willy Miksch und Fritz Bartel. In: Arbeiter-Zeitung, 1.6.1933, 10
A.WE.I/5: „Ein Ehrentag der Landstraßer Arbeiterbüchereien.“ In: Arbeiter-Zeitung, 4.1.1934, 4. Bericht über die Feier zur Eröffnung der fünften Ausgabestelle der Landstraßer Arbeiterbüchereien. U.a. mit einer Rede von Luitpold Stern und dem Vortrag von einem von A.W. verfassten „Prolog auf das Buch“.
A.WE.I/6: „Vom KZ ins Dollarland.“ Ein Gespräch mit Dr. Alfred Werner. In: Der neue Mahnruf, Nr. 2, 15.11.1948. Hg.: Verband österreichischer KZler und sonst politische Verfolgter
A.WE.I/7: Antrag es Österreichischen Kulturinstitutes in New York auf die Verleihung des Berufstitels Professor für A.W., 8.2.1967, 2 Bl., Kopie
A.WE.I/8:„Abschied von Alfred Werner.“ In: Aufbau, 20.7.1979
A.WE.I/9: Kurzbiographie von A.W., Manuskript, 26.11.1984. Gezeichnet mit einem hs. Kürzel, unleserlich. 1 Bl.
A.WE.II: Werk / Veröffentlichungen:
A.WE.II/1: Die Julirevolution. In: Sozialistisch-akademische Rundschau. Monatsschrift der sozialistischen Studenten Österreichs, 3. Jg., Nr. 7, Wien, Juli 1930, 11
A.WE.II/2: Zum 12. November. Studenten-Internationale. Vertont von Egon Pollak. In: Sozialistisch-akademische Rundschau, 4. Jg., Nr. 9, Wien, November 1931, Titel
A.WE.II/3: Der Rhythmus unserer Zeit. (Zur Geschichte der deutschen Arbeiterdichtung.) In: Sozialistisch-akademische Rundschau, 4. Jg., Nr. 10, Dezember 1931, 164f
A.WE.II/4: Goethes Hochschulkollegen. Zur Geschichte des deutschen Intelligenzproletariats. In: Sozialistisch-akademische Rundschau, 5. Jg., Nr. 4, April 1932, 62f.
A.WE.II/5: Walter Bauer: Ein Mann zog in die Stadt. Buchbesprechung. In: Sozialistisch-akademische Rundschau, 5. Jg., Nr. 5, Mai 1932, 79
A.WE.II/6: Viktor Adler als Student. In: Sozialistisch-akademische Rundschau, 5. Jg., Nr. 6, Juni 1932, 84f
A.WE.II/7: Judenfrage und sozialistische Parteien. Ein Versuch. In: Sozialistisch-akademische Rundschau, 5. Jg., Nr. 7/8, Juli/August 1932, 104-107
A.WE.II/8: Die Tragik Stephan Georges. In: Der Kampf. Sozialdemokratische Monatsschrft. 1. Heft/ XXVII. Jahrgang, Jänner 1934- S.29 - 33
A.WE.II/9: Kurzbeschreibung: Der Blick nach innen. Gedichte und Sprüche. Verlag Hans Beer, Wien 1935
A.WE.II/11: Das jüdische Kulturtheater. In: Mitteilungsblatt der Vereinigung Jüdischer Ärzte, Nr. 25, Jänner 1936, 11. Bericht über das neu gegründete „Jüdische Kulturtheater“, Wien 1, Franz-Josephs-Kai 3.
A.WE.II/12:Der moderne Mensch und das Buch. In unserer Leihbücherei. In: Die Garbe. Offizielles Organ der jüdischen Kulturstelle und Volkshochschule, Nr. 49, 15.2.1937
A.WE.II/13: Zur Frage: „Gibt es eine jüdische Kunst?“ In: Die Garbe, Nr. 51, 15.3.1937
A.WE.II/14: Hugo von Hofmannsthal und die die österreichische Idee. In: Der christliche Ständestaat, 4. Jg., Nr. 36, 12.9.1937, 856f
A.WE.II/15: Von unseren Autoren. In: Die Garbe, Nr. 58, 1.10.1937
A.WE.II/16:Prolog zur Eröffnung der Heimstätte der J. K. J.. Gesprochen von Ina Mare am 13.1.1938. In: Die Garbe, Nr. 65, 18.1.1938
A.WE.II/17: Der beste Bundesgenosse des jüdischen Menschen – das Buch! In: Die Garbe, Nr. 67, 15.2.1938
A.WE.II/18: Thank You, Mr. Gannef! In: Aufbau, Nr. 34, 21.8.1942
A.WE.II/19: Jom Kippur im Blackout. In: Aufbau, Nr. 39, 25.9.1942, 17
A.WE.II/20: Austria Rediscovers Herself. Reprint eines Artikels, der in Tomorrow Magazine, Mai 1947 erschienen ist.
A.WE.II/21: Ein jeder Prolog ist ein Epilog. Aus dem Tagebuch einer Österreichreise. In: Der neue Weg. Jüdisches Organ, Nr. 23, Mitte Dezember, Jg. 1949, 7f
A.WE.III: Literatur / Dokumentation:
A.WE.III/1: Wolfgang Speiser: Die sozialistischen Studenten Wiens 1927-1938. Materialien zur Arbeiterbewegung Nr. 40. Europaverlag, Wien 1986, 93. Erwähnung, dass bei der Republikfeier November 1931 die von A.W. verfasste „Studenten-Internationale“ vorgetragen wurde.
A.WE.III/2: Susanne Held: Österreichischer Journalismus im US-amerikanischen Exil (1936 bis 1948). Diplomarbeit, Wien 1991
A.WE.III/3: Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. Hg.: Österreichische Nationalbibliothek. Redaktion: Susanne Blumesberger, Michael Doppelhofer, Gabriele Mauthe. Band 3, K.S.Saur, München 2002
A.WE.III/4: IKG Geburtenbuch 1911 / 550
Gebet aus der Tiefe. Neue Gedichte. Verlag der Buchhandlung Fritz Sussmann, Wien 1936 >> Bibliothek Sammlung Exenberger
Weitere Links
UE-HIST - Übung zum Praxisfeld Historische Kommunikationsforschung „Antifaschistische PublizistInnen der Ersten Republik: die Vereinigung Sozialistischer Schriftsteller“
Cornelia Schwemmer: Alfred Weintraub
Bei Fragen kontaktieren Sie bitte Alexander Emanuely (emanuely[a]theodorkramer.at)