Dunkle Glöckchen der Traurigkeit
"Lasst mich abends nicht allein zuhause".
Katharina Stemberger liest Gedichte von Tamar Radzyner.
Gestaltung: Gudrun Hamböck und Stephanie Maderthaner.
Sieben Tage zum Nachhören: https://oe1.orf.at/player/20191110/578811
Ironische Selbstdistanzierung ist die Methode, mit der Tamar Radzyner (geb. 1927) in ihren Gedichten das Privateste mit dem Politischen verbindet. Zwei Stimmen sprechen aus ihren Gedichten und Chansons: die selbst im Ghetto Lodz und in den Konzentrationslagern Auschwitz und Stutthof bewahrte Hoffnung auf eine gerechtere Welt, und die Verzweiflung der Shoa-Überlebenden über die nicht enden wollende Tyrannei des 20. Jahrhunderts.
Vor dem polnischen Stalinismus und Antisemitismus flüchtete Tamar Radzyner 1959 mit ihrem Mann und den Kindern Joanna und Olga nach Wien, eignete sich die deutsche Sprache an und wurde von Georg Kreisler als Chanson-Schreiberin entdeckt. Für die Kabarettprogramme von Georg Kreisler und Topsy Küppers in den 1970er-Jahren verfasste sie wesentliche Beiträge. Tamar Radzyner starb 1991 in Wien. Ihr Nachlass liegt im Archiv der Theodor Kramer Gesellschaft, die auch das Buch, aus dem die Gedichte der Sendung stammen, herausgegeben hat. Zu hören ist eine Auswahl mit Wien-Bezug.Ankündigung Ö1