In Kirchstetten hat einmal Josef Weinheber gelebt, 1938 Hitler bejubelt und 1945 Selbstmord verübt. Die Erinnerung an den NS-Poeten hält die sich als „Dichtergemeinde“ positionierende Ortschaft dank einer „Weinhebergedenkstätte“, einem Museum, einem Grab und der Namensgebung für eine Straße, einen Kindergarten und eine Autobahnbrücke wach.
Kirchstetten liegt in Niederösterreich, in den 1930er Jahren haben in der Marktgemeinde ca. 100 Roma und Sinti gelebt. Sie wurden alle zwischen Juni 1939 und August 1943 deportiert, zuletzt nach Auschwitz.
Eine Auseinandersetzung mit der systematischen Verfolgung und Ermordung der ehemaligen MitbürgerInnen gibt es in Kirchstetten bis heute keine, geschweige denn, eine den Verfolgten würdige Erinnerungskultur.
Mit ihrer temporären Kunstinstallation Futschikato – Die verschwundenen Roma und Sinti aus Kirchstetten und der „Fall Weinheber“ wollte die Künstlerin Marika Schmiedt heuer der Verfolgten gedenken und die vorhandene ambivalente Gedenk- und Erinnerungskultur reflektieren und hinterfragen.
Doch die Genehmigung für die Intervention wurde von Bürgermeister Paul Horsak abgelehnt. Sein Argument im Brief an die Künstlerin war: „Man soll zwar nie vergessen und schon gar nicht völlig verdrängen, aber die heutigen Generationen sind sehr wohl der Ansicht, dass die Vergangenheit ruhen soll.“ Seit Anfang August haben dem Bürgermeister geantwortet: Alexandra Caruso, Doron Rabinovici, Samy Teicher, Elisabeth Brainin, Jasmina Tumbas.
Die gesamte Dokumentation findet man im Internet unter: https://marikaschmiedt.wordpress.com/
Alexander Emanuely