Der Schriftsteller Alfredo Bauer ist gestorben!
Alfredo Bauer ist ein altmodischer Moralist, dessen positive Helden zuversichtlich sind, die Geschichte bewegen zu können.
Erich Hackl
Alfredo Bauer, geboren 1924 in Wien, flüchtete 1939 mit seinen Eltern nach Argentinien, wo er die antifaschistische deutsche Pestalozzi-Schule besuchte. Schon 1944 verfasste er, angeregt durch den von ihm verehrten Jura Soyfer, Kleinkunststücke für die Theatergruppe des „Free Austrian Movement“. Er studierte Medizin, etablierte sich als Gynäkologe in Buenos Aires und schrieb für das „Argentinische Tageblatt“. Er war Gründer der „Ateneo Argentino Alejandro von Humboldt“ (Kulturaustausch Argentinien-DDR). Er verfasste ab 1976 „Los compañeros antepasados“, die vierbändige Geschichte einer Wiener jüdischen Bürgerfamilie vom Revolutionsjahr 1848 bis zur Flucht in die Neue Welt 1938. In deutscher Übersetzung erschienen zwei Bände des monumentalen Werks zuerst in der DDR und 2012 zur Gänze unter dem Titel „Die Vorgänger“ im Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft. Alfredo Bauer, der Spanisch und Deutsch schrieb, übersetzte Werke von Heinrich Heine, Felix Mitterer und Jura Soyfer u.a. ins Spanische und das argentinische Nationalepos "Martín Fierro" von José Hernández ins Deutsche. Er veröffentlichte zusätzlich zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen und Aufklärungsschriften zur Sexologie und Gynäkologie.
2002 hatte Alfredo Bauer den Theodor Kramer Preis erhalten und in Folge zwei Bücher – „Die Vorgänger“ (2012) und „Der sanfte Rebell“ (2014) – im Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft publiziert. 2010 erhielt er das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien. 2014 haben wir noch im Literaturhaus per Videobotschaft seinen 90. Geburtstag gefeiert.
Unser Freund und Autor ist am Samstag, 21. Mai 2016, in einer Herzklinik in Buenos Aires verstorben. Das Begräbnis fand Montag Vormittag, dem 23. Mai, in der argentinischen Hauptstadt statt.