Robert Ehrenzweig
Robert Lucas
Robert war der Sohn von Sigmund Ehrenzweig, einem Kaufmann und seiner Frau Emma, geb. Robinsohn. 1922 begann er an der Technischen Hochschule und der Universität Wien Chemie und Physik zu studieren. 1927 wurde er zum Dr.phil. promoviert. Zunächst arbeitete er als Chemiker und engagierte sich in der sozialistischen Bildungszentrale. In Berlin konnte er Erfahrungen an dem Avantgardetheater Piscator-Bühne sammeln.
1929 wurde er Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Von 1928 bis 1933 war Robert Ehrenzweig Leitungsmitglied und gemeinsam mit Victor Grünbaum, Jura Soyfer, Karl Bittmann und Lugwig Wagner Autor des der Sozialdemokratie nahestehenden „Politischen Kabaretts“. Ab 1928 war er journalistisch und schriftstellerisch für sozialdemokratische Blätter tätig. Mit Beginn der 1930er Jahre wurde er Redakteur der Arbeiter-Zeitung. Von 1932 bis 1933 Herausgeber der Zeitschrift Politische Bühne.
1931 verfasste Robert Ehrenzweig „Das große Festspiel“ für die Eröffnung der Arbeiter-Olympiade im Wiener Stadion. 1933 veröffentlichte er die Erzählung „Der 15. März“.
Er war verheiratet mit Elsa (?), die beiden bekamen einen Sohn, David. Die Familie wohnte im 3. Bezirk, Rasumofskygasse 7.
Im April 1934 flüchtete Ehrenzweig nach London. Er nahm den Namen Robert Lucas an. Zunächst arbeitete er als Korrepondent der Neuen Freien Presse und schrieb für englische Zeitungen. Von 1938 bis 1967 war er Mitarbeiter des German Service der BBC in London, zunächst als Übersetzer (Chamberlain-Rede, September 1938) und Sprecher deutschsprachiger Sendungen, dann Redakteur und „Chief Scriptwriter“.
Ab 1967 freier Mitarbeiter der BBC, Mitarbeiter deutscher, österreichischer und Schweizer Rundfunkanstalten sowie Londoner Korrespondent der Züricher Zeitschrift Sie und Er. Von 1959 bis 1974 war Robert Lucas (Ehrenzweig) Mitarbeiter der Hamburger Zeit. Neben zahlreichen Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln schrieb er auch eine Reihe von Features und Hörspielen.
Unter dem Namen Robert Lucas schrieb Ehrenzweig für die BBC eine Serie, die sehr erfolgreich war und mit der einen hohen Bekanntheitsgrad erreichte. Es waren dies fast hundert fiktive Briefe, die der Gefreite Adolf Hirnschal in den Jahren 1940 bis 1945 von den verschiedenen Frontabschnitten des zweiten Weltkrieges an seine Frau Amalia ins heimatliche Zwieselsdorf schrieb. Vorbild für die Hirnschal-Figur war der „brave Soldat Schwejk“ und die schon in Wien beim „Politischen Kabarett“ entwickelte Hirnschal-Figur. Adolf Hirnschal demaskiert in seiner schlichten Einfalt die Lügen der NS-Kriegspropaganda mit seinen anscheinend führergläubigen Kommentaren. Tatsächlich wurden diese Briefe vom BBC London/German abgeschickt und empfangen von von Hunderttausenden „Rundfunkverbrechern“, wie die Nazis jene HörerInnen nannten, die im Volksempfänger nicht ausschließlich deutsche Propaganda hörten.
Die Queen verlieh Robert Lucas 1966 den Verdienstorden MBE (Member of Order of the British Empire), Österreich ehrte ihn mit der Goldenen Medaille für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihungsjahr unbekannt).
Robert Ehrenzweigs Mutter, Emma Ehrenzweig (geboren am 24.6.1974), wurde am 24. September 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 4. Mai 1943 gestorben ist.
R.EH.I: Dokumente:
R.EH.I/1: „Hirnschal macht Weltgeschichte. Politische Revue in 11 Bildern. Flugblatt des „Politischen Kabaretts“, Kopie
R.EH.I/2: „Das Festspiel der Viertausend im Stadion. Eine Aufführung für die Arbeiterschaft am 18. Juli.“ In: Arbeiter-Zeitung, 28.6.1931
R.EH.I/3: Programm der Eröffnungsfeier der 2. Arbeiter-Olympiade Wien 1931. Flugblatt
R.EH.I/4: „Schauspiel der Masse im Stadion“. Bericht über die Aufführung von „Das große Festspiel“, verfasst von Robert Ehrenzweig für die Eröffnung der Arbeiter-Olympiade im Wiener Stadion (mit 4000 Mitwirkenden). In: Arbeiter-Zeitung, 19.7.1931, 8
R.EH.I/5: Dr. Birk: „Das Spiel der Viertausend.“ Besprechung der Aufführung des Olympiafestspiels. In: Reichspost, 4.8.1931
R.EH.I/6: „Das Spiel der Viertausend im Stadion. Parteipolitischer Unsinn in der städtischen Sportanlage.“ In: Reichspost, 10.7.1931
R.EH.I/7: Felix Kanitz: „Festspielepilog.“ Bericht über die vierte und letzte Aufführung des Olympiafestspiels. In: Arbeiter-Zeitung, 5.8.1931
R.EH.I/8: Portrait von RE, gezeichnet von Bil Spira. In: Das kleine Blatt, 1.3.1932
R.EH.I/9: Ankündigung des Kurses „Wie macht man Feiern? von RE. Veranstaltet von der sozialistischen Arbeiterjugend. In: Arbeiter-Zeitung, 14.6.1933
R.EH.I/10: Flugblatt mit Werbung für die Sendung des Londoner Rundfunks „Briefe des Gefreiten Adolf Hirnschal“, 1943
R.EH.I/11: Hans Weigel: Rezension von: Robert Lucas: Teure Amalie, vielgeliegtes Weib! Die Briefe des Gefreiten Hirnschal an seine Frau in Zwieselsdorf. Erupaverlag, Zürich. In: Der Turm (Wien). Monatszeitschrift für österr. Kultur, Nr. 7, 1947
R.EH.I/12: Friedrich Scheu: „Robert Lucas Ehrenzweig starb in London. Der Tod eines Kabarettisten.“ In: Arbeiter-Zeitung, 27.1.1984 (AZ Archiv)
R.EH.I/13 „Robert Lucas tot.“ In: Die Welt, 2.2.1984
R.EH.II: Werk / Veröffentlichungen:
Zeitungsbeiträge: Anm.: REs Beiträge in der Arbeiter-Zeitung sind mit „Neon“ gezeichnet.
R.EH.II/1: Graues Haus. In: Arbeiter-Zeitung, 5.2.1928, 8 (ANNO)
R.EH.II/2: Zimmer ohne Abend. In. Arbeiter-Zeitung, 9.9.1928, 18 (ANNO)
R.EH.II/3: Mister Kisch besucht Amerika. In: Arbeiter-Zeitung, 6.12.1929, 17 (ANNO)
R.EH.II/4: Mahnung. In: Der Sozialdemokrat (Wien). Sozialistische Monatsschrift, September 1930
R.EH.II/5: Von aussen sind sie ... Anläßlich der Hetze gegen den Remarque-Film. (Gedicht.) In: Arbeiter-Zeitung, 28.12.1930, 11 (ANNO)
R.EH.II/6: Die große Wende. In: Der Sozialdemokrat, Jänner 1933, 13
R.EH.II/7: Sarajewo. Zur Sendung am 28. Juni um 20.30 Uhr. In: Rundfunk, 26. Woche, 25.6. – 1.7.1933, 17
R.EH.III: Literatur / Dokumentation:
R.EH.III/1: Heribert Seifert: Auch ein Schwejk im Zweiten Weltkrieg. Die Radiosatiren gegen Hitler-Deutschland von Robert Lucas. In: Neue Zürcher Zeitung, 22.2.1985
R.EH.III/2: Teure Amalie, vielgeliebtes Weib! Rezension der Neuherusgabe des Buches von Robert Luca im Fischer Verlag, 1984. In: Volksstimme, 3.1.1985, 8
R.EH.III/3: Die Radiosatiren von Robert Ehrenzweig Lucas. In der BBC für ein freies Österreich. In: Arbeiter-Zeitung, 25.2.1985, 4 (AZ Archiv)
R.EH.III/4: Herbert Staud: Der Weihnachtsbrief des Gefreiten Adolf Hirnschal an seine Frau Amalia. Zur Neuausgabe der Hirnschal-Briefe von Robert lLcas. In: Mit der Ziehharmonika. Zeitschrift für Literatur des Exils und des Widerstandes. 11. Jg., Nr. 4, Dezember 1994
R.EH.III/5: Eckart Früh (Hg.): Robert Lucas (Robert Ehrenzweig). Spuren und Überbleibsel. Bio-bibliographische Blätter, Nr. 33. Selbstverlag 1999. Geheftete Broschüre
R.EH.III/6: Siglinde Bolbecher, Konstantin Kaiser: Lexikon der österreichischen Exilliteratur. In Zusammenarbeit mit Evelyn Adunka, Nina Jakl und Ulrrike Oedl. Deuticke, Wien 2000
R.EH.III/7: Miriam Kruppa: Satire und nationalsozialismus. Robert Lucas Briefe des Gefreiten Hirnschal an seine Frau in Zieselsdorf. 2000
R.EH.III/8: DÖW: Ehrenzweig Robert Sign.: 8480, 8481, 8483, 8484
R.EH.III/9: IKG Geburtenbuch 1904/1187
R.EH.III/10: AVA/BKA Inneres 27. Pol.Dir.Wien, Berichte 1-9.5.1933
In der Sammlung Bibliothek Exenberger:
Robert Lucas: Die Briefe des Gefreiten Adolf Hirnschal. Europa-Verlag, Wien, Zürich,New York 1945
Robert Lucas: Teure Amalia, vielgeliebtes Weib! Die Briefe des Gefreiten Adolf Hirnschal an seine Frau in Zwieselsdorf. Mit einem Nachwort von Uwe Naumann. Fischer Taschenbuch Verlag. Reihe: Verboten und verbrannt / Exil. Frankfurt am Main 1984
Robert Lucas: Die Briefe des Gefreiten Hirnschal. BBC – Radio – Satiren 1940-1945. Hg. und mit einem Nachwort versehen von Uwe Naumann. Reihe: Antifaschistische Literatur und Exilliteratur – Studien und Texte 11. Hg. Verein zur Förderung und Erforschung der antifaschistischen Literatur. Verlag für Gesellschaftskritik, Wien 1994
Stücke, Festspiele, Drehbuch:
Das Jahr 1848. 1928
Das große Festspiel. 1931
Gemeinsam mit Ernst Fischer: Die neue Büchse der Pandora. 1931
Gemeinam mit Hans Hirsch: Ein Volk klagt an. 1932
Das Tagebuch des Mr. Pim. Ein Drehbuch. Vermutl. 1932
Krieg und Frieden. 1943
Anm.: Ausführliche Bibliographie in: Eckart Früh (Hg.): Robert Lucas (Robert Ehrenzweig). Spuren und Überbleibsel. Bio-bibliographische Blätter, Nr. 33. Selbstverlag 1999. Geheftete Broschüre
Weitere Links
Mai in Wien (Gedicht). In: Arbeiter-Zeitung, 1.5.1930, 35 (ANNO)
UE-HIST - Übung zum Praxisfeld Historische Kommunikationsforschung „Antifaschistische PublizistInnen der Ersten Republik: die Vereinigung Sozialistischer Schriftsteller“
Aleksandra Kozbunarova: Robert Ehrenzweig
Bei Fragen kontaktieren Sie bitte Alexander Emanuely (emanuely[a]theodorkramer.at)