Lotte Pirker
Karoline (Lotte) Pirker, geb. Schneider, stammt aus einer wohlhabenden deutschböhmischen Juristenfamilie in Marienbad. Ihr Vater war Landesgerichtsrat. Als Lotte sechs Jahre alt war, übersiedelte die Familie nach Karlsbad. In ihrer Erziehung wurden ihre künstlerischen Talente gefördert, teils wurde sie von Privatlehrern unterrichtet. In München besuchte sie zwei Jahre lang die Malereiklasse an der Staatsgewerbeschule. Dort wurde sie, wie sie in ihren autobiographischen Aufzeichnungen beschreibt, heimisch in den Kreisen von talentierten Künstlerinnen und Vorkämpferinnen der Frauenbewegung. Einen besonders großen Eindruck auf sie machte Rosa Luxemburg, die öfter das Atelier der Malerinnen besuchte und dort auch einmal einen Vortrag über die Gleichberechtigung der Frau hielt. Gemeinsam mit anderen Künstlerinnen veranstaltete L.P. einen Demonstrationszug für das Recht der Frauen, ebenso wie Männer in öffentlichen Lokalen rauchen zu dürfen. In Wien besuchte sie eine Schauspielschule. Sie war eine begeisterte Sportlerin, sie legte die Schwimm-Meisterprüfung ab, für eine Frau ihrer Zeit eine Seltenheit.
1902 heiratete sie den Offizier Friedrich Pirker. Mit der Hochzeitsreise in die USA begann für Lotte Pirker eine lange Reihe von ausgedehnten Reisen. Ihre Reiseerfahrungen verarbeitete sie in Gedichten, journalistischen Reiseberichten und öffentlichen Lichtbildvorträgen.
Die Familie bewirtschaftete einige Jahre einen Gutshof in Südböhmen, verlor einen Teil ihres Vermögens und ging 1908 nach Wien. Friedrich Pirker wurde Beamter im Eisenbahnministerium. Lotte trat als Schauspielerin auf. Sie begann, sich mit Politik und Volkswirtschaft zu beschäftigen. Nach dem 1. Weltkrieg trat sie der sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei. Als Bildungsfunktionärin in Wien-Hietzing war sie v.a. in der Volksbildung aktiv. Sie gestaltete zahlreiche Lesungen, Vortragsabende, Lichtbildvorträge und Rezitationsabende aus eigenen und anderen Werken.
Nach den Ereignissen des Februar 1934 zog sie sich aus dem politischen Leben zurück. 1938 starb Friedrich Pirker. Nach dem 2. Weltkrieg engagierte sich Lotte Pirker innerhalb der KP wieder für kulturelle Belange, wobei sie die Themen Frieden und Frauenrechte besonders interessierten.
L.PI.I: Dokumente:
L.PI.I/1: „Lotte Pirker der Mensch und sein Leben“, Album mit eingeklebten Briefen, Postkarten, Feldpost, Fotos, Ankündigungen, Einladungen, Zeitungsausschnitten, Gedichten, Legitimations- Mitgliedskarten, eingeklebten Geldscheinen (Kronen), u.a. aus dem Zeitraum zwischen 1888 – 1960 >> Bibliothek Sammlung Exenberger
L.PI.I/2: Einladungen der Zentralstelle für Bildungswesen der SDAP an L. P.: 26.10.1923, 3.9.1925
L.PI.I/3: Vortragsberichte zu Frauen- und Familienabenden an die Unterrichtsorganisation, Wien XIII: 1928 – 1929, 8 Blätter
L.PI.I/4: Vortragsprogramm von L. P., Referentin der Bildungszentrale: Lichtbildvorträge, Vortragsabende, o.D.
L.PI.I/5: Einladung zu dem Film „Zehn Tage, die die Welt erschütterten. Der Film, den jeder Arbeiter gesehen haben muß“. 11.4.1929
L.PI.I/6: Legitimationskarte,1920, die Gen. Pirker als Mitglied des Bezirksarbeiterrates zum Besuch der Sitzungen legitimiert. Kopie
L.PI.I/7: Liste der „Kandidaten der Sozialdemokratie“ für die Wahl am 21.10.1923 für die „Hietzinger Wähler und Wählerinnen“. L.P. kandidiert für die Bezirksvertretung Hietzing. Kopie
L.PI.I/8: Ankündigungen, Einladungen, Programme zu Lesungen, Vorträgen, Theateraufführungen mit L. P.: 1908 – 1945, 22 Blatt, Kopien
L.PI.I/9: „Von der Dulderin zur Kämpferin.“ In: Die Frau, Nr.5, 1.5.1929, S. 4, 1 Bl., Kopie. Über Lichtbildvorträge von L.P. und Käthe Leichter.
L.PI.I/10: „Alles Gute!“, zum 76. Geburtstag von L. P. In: Stimme der Frau, 1953, Bl., Kopie
L.PI.I/11: „Die Siebenundsiebzigjährige mit dem jungen Herzen“, zum 77. Geburtstag von L. P. In: Friedenszeitung, Jänner 1955, 1 Bl., Kopie
L.PI.I/12: Vorwort zu den Friedensgedichten (eine nach 1945 zusammengestellte Gedichtesammlung mit Gedichten von Lotte Pirker, Ernst Fischer, Josef Luitpold Stern, Margarete Petrides, u.a.), Manuskript, 1 Bl., Kopie
L.PI.I/13: Nachlass-Register, Arbeiterkammer für Wien. Dokumentation
L.PI.II: Briefe:
Heinrich Steinitz an L.P., 4.7.1931, hs, 1 Bl., Kopie
L. P. an Viktor Matejka, 11.1.1961, hs, 1 Bl.
L. P. an Viktor Matejka, 23.7.1961, hs, 1 Bl.
L.PI.III: Werke:
L.PI.III/1: Das geraubte Ich. Grotesken. Mit einer Umschlagzeichnung von Carry Hauser. Verlag der „BUGRA“, Wien 1925 >> Bibliothek Sammlung Exenberger
L.PI.III/2: Frühling in Wien. Ein Traumgesicht. In: Die Unzufriedene, ? >> Zeitungsausschnitt, eingeklebt im Album: Lotte Pirker der Mensch und sein Leben. S 106. Siehe L.PI.I.1
L.PI.III/3: Die Wunderblume. Ein Märchen. In: Vorarlberger Wacht, 30.3.1929 >> Zeitungsauschnitt eingeklebt im Album: Lotte Pirker der Mensch und sein Leben. S 103. Siehe L.PI.I.1
L.PI.III/4: Die Fliege. Groteske. In: Tagebuch, 23.6.1951 >> Zeitungsauschnitt, eingeklebt im Album: Lotte Pirker der Mensch und sein Leben. S 93. Siehe L.PI.I.1
L.PI.III/5: Blüten vom Lebensbaum, Gedichte, Europäischer Verlag, Wien 1957 >> Bibliothek Sammlung Exenberger
L.PI.III/6: Friedensgedichte
L.PI.III/7: Das geraubt Ich und andere Grotesken (Vergessene Autoren der Moderne), Siegen Universitäts-Gesamthochschule, 1997
L.PI.IV: Literatur / Quellen:
Hannes Stekl (Hg): „Höhere Töchter“ und „Söhne aus gutem Haus“, Wien.Köln.Weimar 1999, S. 127-145
Teilnachlass: Bezirksmuseum Wien Hietzing. Hier befindet sich ein großer Teil ihres Nachlasses. U.a: „Mein buntbewegtes Leben“, autobiographische Aufzeichnungen von L.P., (225 S.) entstanden zwischen 1950 und 1954.
Teilnachlass (0,4 M.): Vorträge, Vorlesungen, einzelne Briefe. In: Kammer für Arbeiter und Angestellte, Wien, Sozialwissenschaftliche Dokumentation
Teilnachlass, (½ Karton): Entwürfe von lyrischen und epischen Dichtungen. Unbearbeitet. In: Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Handschriftensammlung
Teilnachlass. In: Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung, Wien
DÖW Pirker
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