Laurenz Genner
Laurenz Genner stammte aus einer Kleinbauernfamilie im Waldviertel. In Irnfritz besuchte er die Volksschule, zunächst in Stockerau, später in Horn besuchte er das Gymnasium. Den Besuch des Gymnasiums musste er aus finanziellen Gründen abbrechen. Er kehrte zu seinen Eltern zurück. 1915 rückte er zum Militär ein. Ende 1916 erkrankte er an Lungertuberkulose. Im Mai 1917 kam er nach Wien, wo er Viktor Adler kennen lernte, der ihn zur Arbeiter-Zeitung brachte. Er wurde Lokalreporter bei der Arbeiter-Zeitung unter der Anleitung des Redakteurs Dr. Gustav Pollatschek. 1924 musste er seinen Beruf krankheitshalber aufgeben. Er übersiedelte mit seiner Frau Hilda, geb. Koch, die er 1920 geheiratet hatte, zu seinen Schwiegereltern nach Japons.
Von 1917 bis 1920 wohnte er im 5. Bezirk, Wehrgasse 6/9. Anschließend im 13. Bezirk, Adolfstorgasse 13. Begründer der „Sozialdemokratischen Korrespondenz“. (?)
Laurenz Genner wurde Gemeinderat in Japons im Waldviertel. Gemeinsam mit Otto Bauer, Ernst Winkler, Adolf Duda und Adolf Schärf war er Mitverfasser des Agrarprogramms der SDAP 1925. Der Arbeiterbewegung ist es kaum gelungen, die Bauern für sich zu gewinnen, der Religiöse Sozialist Laurenz Genner war der einzige, der es geschafft hat, zumindest in manchen Gegenden ein Bündnis von Bauern und Arbeitern zustande zu bringen. Er gründete Konsumvereine und Ortsgruppen der „Freien Arbeitsbauern“ im Waldviertel. Er plante die direkte Versorgung Wiens zu organisieren, den Zwischenhandel durch die direkten Kontakte von Arbeitern und Bauern zu überwinden. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, arbeitete er im Kaufmannsgeschäft seiner Schwiegereltern.
Von 1932 bis 1934 war Laurenz Genner Abgeordneter zum Nationalrat und Agrarsprecher der SDAP. Vom 12. Februar bis 13. Mai 1934 in Haft. 1934 trennten sich Hilda und Laurendz Genner, sie ließen sich allerdings erst 1940 scheiden.
Genner hatte Kontakte zur KPÖ, nach 1938 wurde er Mitglied. Wegen seiner Zusammenkünfte mit Funktionären der illegalen KPÖ wurde er am 17.11.1938 verhaftet, am 15.5.1940 entlassen und am 17.12.1940 vom Oberlandesgericht Wien wegen Nichtanzeige eines hochverräterischen Unternehmens zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Mitarbeit in einer Widerstandsgruppe, Herausgabe der Flugschrift „Rote Front“ bis September 1942. 1944 wurde er wieder verhaftet, er machte einen Selbstmordversuch, konnte flüchten und sich bis 1945 bei Bauern versteckt halten.
Laurenz Genner ging eine Verbindung mit der Ärztin und Psychiaterin Thea Goldberg ein, die beiden heirateten nach 1945 und bekamen zwei Töchter, Maria (geb. 1941) und Claudia Erdheim (geb. 1945).
Nach 1945 Unterstaatsekretär für Ackerbau und Forstwirtschaft der provisorischen Regierung Renner. 1947 Organisator von Landbesetzungen im Marchfeld und Gründer von Genossenschaften. Bis 1954 Abgeordneter und Landesrat.
1951 Scheidung von Thea Erdheim. Heirat mit Dr. Lily Pollatschek (Tochter von Gustav Pollatschek). 1951 kam ihr Sohn Michael zur Welt. 1957, nach der Niederschlagung des ungarischen Volksaufstandes trat Genner aus der KPÖ aus.
weitere Informationen: Siglinde Bolbecher/Konstantin Kaiser: Lexikon der Österreichischen Exilliteratur. Wien: Deuticke Verlag 1999, 241
L.GE.I: Foto:
L.GE.I/1: Portrait 1945
L.GE.II: Dokumente:
L.GE.II/1: „Öffentliche Vereinsversammlung“ in Hietzing Flötzersteig. Redner: L.G. In: Arbeiter-Zeitung, 14.10.1933
L.GE.II/2: „Margareten, 11. Sektion.“ Vortrag von L.G. In: Arbeiter-Zeitung, 8.11.1933
L.GE.II/3: Urteil! Im Namen des Volkes! Hochverratssache! Oberlandesgericht in Wien. OJs 155/40. 17.4.1940. Laurenz Genner wird wegen eines Vergehens gegen den § 139/1 RStGB (Nichtanzeige eines hochverräterischen Vorhabens) zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt. 8 Bl., Kopie >>> DÖW 7751
L.GE.II/4: Brief von L.G. an Genossen Richtatsch, Abschrift, 17.10.1945, 1 Bl., Kopie
L.GE.III: Werk / Veröffentlichungen:
Der Hacklbub. Verlag der unabhängigen Wochenschrift „Die Unzufriedene“, Wien 1928
Gröbming. Eine Lungenheilstätte der Krankenkasse der Handelsgehilfen. In: Arbeiter-Zeitung, 1.1.1922, 7 (ANNO)
Ein Vormittag im Bezirksgericht. In: Arbeiter-Zeitung, 4.6.1922, 7 (ANNO)
Was man von der Ehe wissen muss. Ein Besuch in der städtischen Eheberatungsstelle. In: Arbeiter-Zeitung, 8.12.1923, 15f (ANNO)
Wo es frohe Lehrlinge gibt. In: Arbeiter-Zeitung, 16.12.1923, 14f (ANNO)
In der Schwimmschule. In: Arbeiter-Zeitung, 25.1.1924, 7 (ANNO)
Bei den Wettermachern. In: Arbeiter-Zeitung, 27.1.1924, 11 (ANNO)
Die Betrogenen. (Kleinrentner) In: Arbeiter-Zeitung, 14.3.1924, 8 (ANNO)
Artistenglück und Glanz. In: Arbeiter-Zeitung, 16.3.1924, 10 (ANNO)
Blitz und Tod. In: Arbeiter-Zeitung, 30.3.1924, 6 (ANNO)
Rettung vor dem elektrischen Tode. In: Arbeiter-Zeitung, 13.4.1924, 16 (ANNO)
Die erste Kommunion. In: Arbeiter-Zeitung, 25.4.1924, 8f (ANNO)
300 Jahre volkstümliche Töpferkunst. In: Arbeiter-Zeitung, 4.5.1924, 9 (ANNO)
Frohsinn und Gesundheit für die Jugend. In: Arbeiter-Zeitung, 13.5.1924, 6 (ANNO)
In der Schulzahnklinik. In: Arbeiter-Zeitung, 18.5.1924, 11 (ANNO)
Bauernstuben aus alter Zeit. In: Arbeiter-Zeitung, 13.6.1924, 7 (ANNO)
Der erste Rat für Geschlechtskranke. In: Arbeiter-Zeitung, 30.1.1925, 7 (ANNO)
Arbeiter am Meer. In: Arbeiter-Zeitung, 30.6.1925, 5 (ANNO)
Von Sorgen auf dem Lande. In: Arbeiter-Zeitung, 20.3.1927, 18f (ANNO)
Bei den Glasarbeitern im Waldviertel. In: Das kleine Blatt, Nr. 203, 26.7.1933, 9f (ANNO)
Bauern und Fascismus. In Arbeiter-Zeitung, 22.10.1933, Beilage, 1f (ANNO)
Gottlose Sozialdemokraten. In: Arbeiter-Zeitung, 25.11.1933, 4f (ANNO)
Frauen im Dorf. In: Arbeiter-Zeitung, 5.12.1933, 6 (ANNO)
Kirche und Fascismus. In: Arbeiter-Zeitung, 12.12.1933, 2 (ANNO)
Wo steht der Bauer? In: Arbeiter-Zeitung, 31.12.1933, 4 (ANNO)
In der Bibliothek Sammlung Exenberger:
Der Landdoktor. Eigenverlag, Wien 1937
Laurenz Genner, Unterstaatssekretär im Staatsamt für Ackerbau: Der Bauer im demokratischen Österreich. Hg.: KPÖ, Stern Verlag, o.J., Heft
Bauer wähle richtig! Hg.: KPÖ, o.J., Heft
L.GE.IV: Literatur / Dokumentation:
Michael Genner: Mein Vater Laurenz Genner. Ein Sozialist im Dorf. Hg. und Nachwort von Karl R. Stadler. Euopaverlag Wien . München . Zürich 1979
Franz Danimann: Ein Sozialist im Dorf. In: Zukunft, Heft 7, Juli 1980
Biographisches Handbuch der österreichischen Parlamentarier 1918-1993. Hg. Parlamentsdirektion, Wien 1993
Nachlass Laurenz Genner: Manuskripte, Briefe, Druckbelege, Zeitungsausschnitte, Fotos. Im Privatbesitz von Michael Genner, Wien
DÖW: Genner Laurenz:
1364a Erwähnt in der Anklagschrift gegen B. Dubber
5328 Bewaffnete Aktion des Republikanischen Schutzbundes
994 Anklageschrift
995 Kommunist
1808 KP-Zelle Lagerhaus der Stadt Wien
7213 Bericht Otto Trapper „Rote Front“ 1941-1942
Bei Fragen kontaktieren Sie bitte Alexander Emanuely (emanuely[a]theodorkramer.at)