Josef Luitpold Stern
Josef Luitpold Stern war der Sohn eines Meerschaumdrechslers, der später Administrator der Arbeiter-Zeitung wurde. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er das Piaristengymnasium. Bereits als Gymnsiast hatte er Kontakt zum „Verband Jugendlicher Arbeiter“. 1902, ein Jahr nach dem Tod seines Vaters erscheint sein erstes Gedicht im Brünner Volksfreund. 1904 begann er mit dem Studium der Rechtwissenschaften in Wien und Heidelberg.
Bereits als Student hält er Vorträge im „Ottakringer Volksheim“. Er schließt sich der „Freien Vereinigung sozialdemokratischer Studenten“ und dem „Sozialwissenschaftlichen Bildungsverein“ an, beteiligt sich an der „Volksbühnebewegung“ und ist Mitarbeiter der Zeitschrift Strom. Nach Abschluss seines Studiums 1909 wurde Stern Mitarbeiter der Zeitschrift Der Kunstwart in Dresden. 1911 wurde er ständiger Mitarbeiter im Kulturteil der Arbeiter-Zeitung, ein Jahr darauf Leiter der Arbeiter-Bildungs-Zentrale, 1914 Leiter der „Volksbühne“.
Als Soldat im Ersten Weltkrieg schrieb Stern Antikriegsgedichte. Nach 1918 wurde er wieder Leiter der sozialdemokratischen Bildungszentrale, war Mitbegründer der Büchergilde Gutenberg und schrieb zahlreiche Gedichte, die bei festlichen Veranstaltungen der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei vorgetragen wurden. 1922 übernahm Luitpold Stern die Leitung der Zentralstelle für Bildungsarbeit der sudetendeutschen Arbeiterpartei in Aussig (Tschechoslowakei). Nach seiner Rückkehr nach Wien wurde er 1926 Rektor der Wiener „Arbeiter-Hochschule“. Er gehörte zu den Gründern der „Vereinigung sozialistischer Schriftsteller“.
Nach dem Februar 1934 flüchtete Stern zunächst nach Brünn, 1938 gelangte er schließlich nach Frankreich, wo er in verschiedenen Internierungslagern festgehalten wurde. 1940 gelang ihm die Flucht über die Pyrenäen nach Spanien und weiter nach Lissabon, von wo er per Schiff in die USA reiste. In New York schlug er sich mit Hilfsarbeiten durch, bis er 1941 in Philadelphia durch eine Quäkerorganisation eine Anstellung als Lehrer und Fürsorger in den „Neger-Slums“ bekam.
Ende April 1948, 62jährig kehrte Luitpold Stern nach Österreich zurück. Er wurde Rektor des Bildungsheimes Schloss Weinberg in Kefernmarkt in Oberösterreich (bis 1953). Danach war er im ÖGB-Bildungsreferat tätig.
Er erhielt eine Reihe von Ehrungen, so 1948 den Preis der Stadt Wien für Volksbildung, 1956 den Ehrenring der Stadt Wien, 1958 wurde ihm der Professorentitel verliehen. Der ÖGB stiftete 1968 den Josef-Luitpold-Stern-Preis.
Josef Luitpold Stern starb am 13.9.1966 in Wien. Er wurde in einem ehrenhalber gewidmeten Grab am Grinzinger Friedhof beigesetzt.
Kursorisch bearbeitet
J.L.S.I: Fotos:
8 Gruppen- und Portraitfotos 1926-1948 [Foto 1] [Foto 2] [Foto 3] [Foto 4]
J.L.S.II: Dokumente:
Zeitungsauschnitte zu Veranstaltungen mit und Vorträgen von J.L.S., 1922-1933. Unterlagen zur Arbeiterbildung 1928. Broschüre: Büchergilde Gutenberg 1932. Broschüre: Karl Marx Feier am 12.3.1933. Unterlagen zu: Kriegsgericht Znaim 1935: Anklage gegen J.L.S. wegen Fälschung eines Reisepasses. Unterlagen zur Rückkehr von J.L.S. 1948. Veranstaltungen mit J.L.S. Unterlagen zum Bildungsheim Schloss Weinberg. Preise, Würdigungen, Erinnerungsveranstaltungen. Biographische Beiträge: Manuskripte, Beiträge in Zeitschriften und Zeitungen, Nachrufe
J.L.S.III: Biographische Unterlagen:
Manuskripte, Zeitschriften- und Zeitungsartikel, Nachrufe
J.L.S.IV: Korrespondenz:
Briefwechsel von 1918-1953. Mit Otto Bauer, Julius Deutsch, Wilhelm Börner, A. Planek, Joseph Buttinger, John H. Powell, Ackermann, Frieda Nödl, u.a.
J.L.S.V: Werk / Veröffentlichungen:
23 Manuskripte von Balladen und Gedichten. Vortragsmanuskript. Beiträge in Zeitungen und Zeitschriften. Beiträge in der Arbeiter-Zeitung von 1905-1933
In der Bibliothek Sammlung Exenberger:
Wiener Volksbildungswesen. Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1910
Herz im Eisen. Aus dem Tagesbuch eines Landsturmmannes. Verlag J. H. W. Dietz Nachf., Stuttgart 1917. Gebunden
Herz im Eisen. Aus dem Tagebuch eines Landsturmmannes. Verlag J.H.W. Dietz Nachf., Stuttgart 1917. Broschur. Mit einer handschriftlichen Widmung von J.L., Weihnacht 1917
Klassenkampf und Massenschulung. Hg. vom Parteivorstand der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschech. Republik. Prag 1924. Heft
Klassenkampf und Massenschulung. Hg. vom Parteivorstand der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschech. Republik. Prag 1925. Heft
Die Rückkehr des Prometheus. Buchmeisterverlag, Berlin 1927. Mit einer handschriftlichen Widmung von J.L. für Gabriele Proft, 20. 2. 1959. Eingelegt: Programm für ein Mozart-Konzert 1959
Klassenkampf und Massenschulung. Verlag Wiener Volksbuchhandlung, Wien 1930. Heft
Der Arbeiter und die Kultur. Rede in Radio Wien am 1. Mai 1930. Heft
Der Schrei der Opfer. Eigenverlag, Brünn 1937
Michael Servetus. Der Mann zwischen den Kirchen. Eine religiöse Rhapsodie in zwei Teilen. Eigenverlag, New York 1946. Zweimal mit unterschiedlichen Einbänden.
Sons like these. Gedichte. Zweisprachig. Translated by Louise Salm. The Josef Luitpold Booklets, New York 1946
Das Josef-Luitpold-Buch. Lyrik und Prosa aus vier Jahrzehnten. Verlag der Wiener Volksbuchhandlung, Wien 1948. Mit einer handschriftlichen Widmung von Josef Luitpold
Bruder Einsam. Eingeleitet und ausgewählt von Alfred Zohner. Reihe: Das österreichische Wort, Band 80. Stiasny Verlag, Graz und Wien 1960
Genius des standhaften Herzens. Gedichte. Mit Holzschnitten von Otto Rudolf Schatz. Ausgabe für die Mitglieder der Büchergilde Gutenberg. Volksbuchverlag, Wien 1961
Freiheit steigt aus dunkler Nacht. Begegnung mit einem Dichter. Forum-Verlag, Wien 1961
Die hundert Hefte. Das Gedicht eines Lebens:
Nr. 4: Schule der Einsamkeit. Aus dem Gesang vom kleinen Ich. Eigenverlag, Brünn o.J.(um 1935)
Nr. 6: Menschen neben dir. Aus dem Gesang vom kleinen Ich. Eigenverlag, Brünn o.J.
Nr. 7: Das Zauberspiel. Aus dem Gesang vom kleinen Ich. Eigenverlag, New York o.J. (um 1940)
Nr. 8: Knabenbuch. Aus dem Gesang vom kleinen Ich. Eigenverlag, New York o.J.
Nr. 13: Das mahnende Bild. Soldatenworte. Aus „Herz aus Eisen“. Eigenverlag, Brünn 1935
Nr. 15: Der Telephonist von Ypern. Soldatenworte. Aus „Herz aus Eisen“. Eigenverlag, Brünn o.J.
Nr. 18: Die Flucht. Schnee. Zwei Einakter. Eigenverlag, Brünn 1936
Nr. 19: Der Sänger von Montmartre. Das Französische Jahr. Erster Teil. Eigenverlag, New York o.J. Der erste Teil dieses Zyklus ist zwischen November 1938 und September 1939 entstanden.
Nr. 20: Die steinerne Orgel. Das Französische Jahr. Zweiter Teil. Eigenverlag, New York o.J. Der zweite Teil dieses Zyklus ist zwischen September 1939 und September 1940 entstanden.
Nr. 22: Die goldene Schwelle. Balladen. Aus der Rückkehr des Prometheus. Eigenverlag, New York o.J.
Nr. 50: Der Herzdoktor. Erzählungen. Aus dem Schrei der Opfer. Eigenverlag, New York 1945
Nr. 54: Der schmale Weg. Deri kur? Zwei Erzählungen. Eigenverlag, Brünn 1935
Nr. 57: Barmherzigkeit. Fünf Geschichten. Eigenverlag, Brünn 1935
Nr. 58: Der dürre Merten. Eine Erzählung. Eigenverlag, Brünn 1936
Nr. 59: Riffkorallen. Aus dem Schrei der Opfer. Eigenverlag. Brünn o.J..
Nr. 60: Das Kind von Fischamend. Lesestücke. Eigenverlag o.J.
Nr. 71: Michael Servetus. Drama. Beginn. Der Mann zwischen den Kirchen. Eigenverlag, New York o.J. Das Schauspiel Michael Servetus, enthalten in den Heften 71, 72,73 wurde im Simmer 1939 in Paris geschrieben.
Nr. 72: Michael Servetus. Drama. Fortsetzung. Der Mann zwischen den Kirchen. Eigenverlag, New York o.J.
Nr. 73: Michael Servetus. Drama. Schluss. Der Mann zwischen den Kirchen. Eigenverlag, New York 1946
Nr. 74-76: Ein armer Mann wie Shakespeare. Eine theatralische Rhapsodie. Aus dem Buch „Europäische Tragödie“. Eigenverlag, Wien 1952. Mit einer handschriftlichen Widmung von J.L. Weihnacht 1955
Nr. 78: Georg Forster. Drama. Beginn. Der Mann zwischen den Nationen. Eigenverlag, New York o.J. Dieses Schauspiel wurde im Sommer 1938 in Brünn geschrieben. Eingelegt: drei Zeitungsausschnitte zu Georg Forster
Nr. 79: Georg Forster. Drama. Fortsetzung. Der Mann zwischen den Nationen. Eigenverlag. New York o.J.
Nr. 80: Georg Forster. Drama. Schluss. Der Mann zwischen den Nationen. Eigenverlag, New York o.J.
Nr. 85: an die Musik. Essays. Von Beethoven zu Brahms. Eigenverlag, New York 1947
Jovanka. Erzählung. Arbeiter-Zeitung vom 5.4. bis 9.4. 1977. In ein Heft eingeklebte Zeitungsausschnitte.
J.L.S.VI: Unterlagen zur Vergabe des Luitpold Stern-Preises
J.L.S.VII: Dokumentation / Literatur:
Hans Giebisch, Gustav Gugitz: Bio-bibliographisches Literaturlexikon Österreichs. Hollinek Cop. Wien 1964
John M. Spalek, Konrad Feichenfeldt, Sandra H. Hawrychak (Hg.): Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd. 4, Teil 2, Verlag Saur, Bern und München 1994
Bei Fragen kontaktieren Sie bitte Alexander Emanuely (emanuely[a]theodorkramer.at)