Hans Haidenbauer
(Zeichnete auch Hönigsberg)
Hans Haidenbauer wurde als lediges Kind einer Kellnerin geboren. Seine Mutter war meist krank, der Großvater auch. Die Familie musste von dem wenigen leben, das die Großmutter beim Brotaustragen verdiente. Als Siebenjähriger musste Hans noch vor der Schule der Großmutter bei der Arbeit helfen. Er gehörte dennoch zu den besten Schülern. Während des Ersten Weltkrieges wurde das Schulhaus von Militär belegt. Im Pfarrhaus untergebracht, war der Platz zu eng für alle Schüler, daher wurden die Besten vorzeitig entlassen, darunter auch Hans. Mit 13 Jahren wurde er Hilfsarbeiter in einem großen obersteirischen Stahlwerk.
In den zwanziger Jahren wurde Hans Haidenbauer Betriebsrat und der einzige Vertrauensmann der Sozialdemokratie in der Industriegemeinde Langenwang. Er lebte mit seiner Frau und zwei Söhnen in einer Zimmer-Küche-Wohnung. Er verlor seine Arbeit, schlug sich als Platzarbeiter und Eisenträger durch. Und er war, wie er selbst in einem Brief schreibt, ein „vielfacher (kleiner) Funktionär der Arbeiterbewegung“ ( > ) .
Auf einer ausgeliehenen Schreibmaschine schrieb Hans Haidenbauer mit 29 Jahren seine ersten Gedichte, ohne sich vorher je mit Lyrik beschäftigt zu haben. Er wurde in der Gegend, in der er lebte, bekannt als „der Genosse mit der Schreibmaschine“. Die Menschen kamen zu ihm, wenn sie einen Brief, ein Gesuch oder eine Eingabe schreiben wollten.
1931 hielt er als „Unbekannter Arbeiter und Bürger Österreichs“ die „Rede zum Staatsfeiertag“ im Rundfunk. Am 15. November 1931 fand seine erste Lesung eigener Werke im Rundfunk statt. Er veröffentlichte Gedichte in den Sonntagsbeilagen der Arbeiter-Zeitung, im Arbeiterwillen, im Naturfreund, im Metallarbeiter und in Die Unzufriedene. Er zeichnet auch mit dem Namen Hönigsberg. 1933 brachte der Krystall-Verlag seinen Gedichtband „Alltag“ heraus. Für diesen Gedichtband bekam Hans Haidenbauer als erster Arbeiter Österreichs den Julius Reich-Dichterpreis. 1934 wurde im Grazer Rundfunk sein Hörspiel „Das Wunder“ uraufgeführt.
1934 wurde er Fachreferent für Arbeiterbildungswesen in die Arbeiterkammer in Graz. In der Arbeiter-Zeitung (Brünn) vom 17.3.1935 wird von einer Hausdurchsuchung bei einem Arbeiter, der verhaftet worden war, berichtet. Die Gendarmen beschlagnahmten marxistische Literatur und wollten auch einen Gedichtband von Hans Haidenbauer konfiszieren. Die Frau des verhafteten Genossen wandte ein: „Der Haidenbauer hat sich doch gleichgeschaltet. Er ist jetzt von der Arbeiterkammer angestellt und hat auch im Radio gesprochen“. Worauf die Gendarmen das Buch zurückließen.
1938 verlor Hans Haiderbauer seine Arbeit, 1942 wurde er zur Wehrmacht eingezogen.
Nach 1945 wurde Hans Haidenbauer Abteilungsleiter in der Bergarbeiter-Versicherungsgesellschaft in Graz.
H.HA.I: Dokumente:
H.HA.I/1: Max Winter: „Bei einem Arbeiterdichter.“ In: Arbeiter-Zeitung, 1.1.1931, 16. Über H.H.
H.HA.I/2: Brief von H.H. an Herrn Trebsche, 16.12.1931, 4 Bl., Kopie. Beantwortung einer Anfrage bezügl. der „dichterischen Tätigkeit“ von H.H. Hans Haidenbauer schreibt, dass seine Arbeiten nur „notgeborene Zufallsarbeiten, oft ohne Kenntnis der künstlerischen Anforderungen geschrieben“ sind und gibt einen “kurzen Abriss“ von seinem Leben.
H.HA.I/3: Brief an Genossen Haidenbauer, 25.2.1932, 1 Bl., Kopie. Durchschlag ohne Unterschrift >> VGA: SD Parteistellen 83
H.HA.I/4: Ernst Fischer: „Das Lied vom unbekannten Vertrauensmann.“ In: Arbeiter-Zeitung, 6.3.1932, 13. Über H.H.
H.HA.I/5: Besprechung des Gedichtbandes „Alltag“ von H.H. In: Die Frau, Wien, (?) 1932
H.HA.I/6: Lesung eigener Gedichte von H.H. am 7.3.1933. In: Rundfunk, 11. Woche, 12.-18.3.1933
H.HA.I/7: Besprechung des Gedichtbandes „Alltag“ von H.H. In: Bildungsarbeit, 20. Jg., Heft 12, Dezember 1933
H.HA.I/8: „Wie Bücher beschlagnahmt werden.“ In: Arbeiter-Zeitung (Brünn), 17.3.1935.
H.HA.I/9: „Hans Haidenbauer.“ In: Arbeiter-Woche, Nr. 38, 19.9.1936, 11f
H.HA.I/10: „Ein österreichischer Arbeiterdichter.“ In: Die Furche, 3. Jg., Nr.16, April 1947. Beilage: Die Warte. Blätter für Literatur, Kunst und Wissenschaft, 3. Über H.H.
H.HA.I/11: Brief von Franz Karl an Gemeinderat Adolf Planek, Leiter der Hauptstelle „Veranstaltungswesen“ in der S.B.Z., 28.4.1947. Anfrage zu H.H., Bezug nehmend auf den Artikel über H.H. in der Furche.
H.HA.I/12: Brief von Adolf Planek an Franz Karl, 5.5.1947. Mit der Antwort, dass H.H. früher ein bekannter Arbeiterdichter war, der seine Gedichte in der Arbeiter-Zeitung veröffentlicht hat, jetzt aber der ÖVP nahe stehe.
H.HA.II: Werk / Veröffentlichungen:
H.HA.II/1: Ein Ausgesteuerter spricht. (Gedicht.) In: Arbeiter-Zeitung, 26.9.1931, 7 (ANNO)
H.HA.II/2: Noch geigt das Elend. (Gedicht.) In: Arbeiter-Zeitung, 24.1.1932, 16 (ANNO)
H.HA.II/3: Die Lichter grellten. (Gedicht.) In: Arbeiter-Zeitung, 27.4.1932, 7 (ANNO)
H.HA.II/4: Jugend im Werk. Selbsterlebtes von Hans Haidenbauer. In: Arbeiter-Zeitung, 19.11.1932, 7f (ANNO)
H.HA.II/5: An die Maschinen. (Gedicht.) In: Der Sozialdemokrat. Monatsschrift der Organisation Wien, Dezember 1932, Titelblatt
H.HA.II/6: An das Proletariat. (Gedicht.) In: Sozialistisch Akademische Rundschau, 6. Jg., Nr.1, Jänner 1933, 9
H.HA.II/7: Qualmender Rauch. (Gedicht.) In: Sozialistisch Akademische Rundschau, 6. Jg., Nr. 5, Mai 1933, 57
H.HA.II/8: Jugend im Werk. In: Das kleine Blatt, 6.9.1933, 3f
H.HA.II/9: Die Reichsbrückeneröffnung. In: Neues Leben. Werkblätter. V.F. Werk „Neues Leben“, Folge 10, Oktober 1937, 259-262
H.HA.II/10: „Werksgemeinschaft!“ In: Neues Leben. Werkblätter. V.F. Werk „Neues Leben“, Folge 11/12, Nov. – Dez. 1937, 292-294
H.HA.II/11: Im Bergwerk. Eine Erzählung. In: Kalender der Deutschen Arbeit 1939. Verlag der Deutschen Arbeitsfront, Berlin, 64f
H.HA.II/12: Im Kesselhaus. (Gedicht.) Lied des Hüttenarbeiters. (Gedicht.) In: Kalender der Deutschen Arbeit 1939. Verlag der Deutschen Arbeitsfront, Berlin, 113
H.HA.II/13: Mit der Karre ins Leben … In: Offenes Wort, Wien, 15.11.1948
In der Bibliothek Sammlung Exenberger:
H.HA.II/14: Alltag. Gedichte. Kristall-Verlag, Wien 1933. Mit einer Widmung von H.H. für Dr. Matejka und Freunden der Arbeiterdichtung, 20.2.1936
H.HA.II/15: Werk und Welt. Gedichte. Stiasny Verlag, Graz 1955
H.HA.II/16: Was ist Arbeiterdichtung? S.115-120. In: Österreichischer Berg-u-Hüttenkalender 1958 Montan Verlag, Wien
H.HA.III: Spurensuche / Korrespondenz Exenberger:
H.HA.III/1: Brief von der Versicherungsanstalt des österreichischen Bergbaues, Graz, an Herbert Exenberger, 16.7.1993
H.HA.IV: Literatur / Dokumentation:
H.HA.IV/1: Evelyne Polt-Heinzl: Thema Arbeitslosigkeit. Eine Untersuchung zum Feuilleton sozialdemokratischer Zeitungen und Zeitschriften. Dissertation, Wein 1986n
H.HA.IV/2: Prof. Alfred Magaziner: Die schweigend ihren Dienst versehen …“ In: Rentner und Pensionist, November 1987, 15
UE-HIST - Übung zum Praxisfeld Historische Kommunikationsforschung „Antifaschistische PublizistInnen der Ersten Republik: die Vereinigung Sozialistischer Schriftsteller“
Manuel Habermeier: Hans Haidenbauer
Bei Fragen kontaktieren Sie bitte Alexander Emanuely (emanuely[a]theodorkramer.at)