Gerda Morberger
(Gerda M. Krautter, Gerdamaria Thom)
(geschied. Krautter, verh. Thom)
Journalistin, Schriftstellerin, Übersetzerin
Sie publizierte auch unter den Namen: Gerda M. Krautter, Gerda Morberger-Krautter, G.K. Morberger-Thom und Gerdamaria Thom.
Gerda Morberger war Mitglied der Kinderfreunde, der Roten Falken, der SAJ und der Vereinigung sozialistischer Mittelschüler und engagierte sich im Bund Neuland für die Vereinbarkeit von Religion und Sozialismus. 1937 heiratete sie Phillip Emil Fey. Er war Schriftsteller, Sprachlehrer, KPÖ-Mitglied und Herausgeber der illegalen Zeitschrieft Die rote Front. 1942 wurde er wegen Hochverrat zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Von 1925 bis 1938 veröffentlichte Gerda Morberger Beiträge in deutschsprachigen Zeitschriften und Zeitungen, u.a. war sie freie Mitarbeiterin der Arbeiter-Zeitung und des Kleinen Blattes. In der Arbeiter-Zeitung veröffentlichte sie regelmäßig Kurzgeschichten. Ihre Kurzgeschichte „Spiel im Klostergarten“ wurde 1933 mit dem Literaturpreis der Stadt Wien ausgezeichnet.
Im November 1933 wurde in ihrer Wohnung in Hadersdorf-Weidlingau, Forstschulstraße 22 eine Hausdurchsuchung nach sozialistischem Propagandamaterial, Waffen und Munition vorgenommen. Einige Schriften und Zeitungskonzepte wurden als „bedenklich“ beschlagnahmt, die meisten aber als „unbedenklich“ wieder zurückerstattet. Morberger beteiligte sich 1934 an den Februarkämpfen (Kurierdienste für den Schutzbund).
Sie flüchtete vor der drohenden Verhaftung zunächst nach Brünn. Dann folgte sie der Einladung des sowjetischen Presse-Attachees in die UdSSR, um in der Sowjetunion ein Buch über den Februaraufstand zu schreiben. Im April 1934 reiste sie mit dem ersten Transport von 305 Schutzbündlern, darunter Ernst Fischer und Ruth von Mayenburg, nach Leningrad. In Leningrad lernt sie Buchdruckerei. Sie geht nach Moskau, wird Mitarbeiterin im Moskauer Kinderheim Nr. 6, kündigt allerdings ihre Stelle im Kinderheim Ende 1934, weil sie die Erziehungsmethoden des pädagogischen Leiters als besonders autoritär empfand. Schließlich studierte sie an der Technischen Universität in Rostow am Don.
Im Dezember 1936 kehrte Gerda Morberger auf dringendes Anraten von Ernst Fischer nach Wien zurück. Bis zum Sommer 1937 arbeitete sie für die Rote Hilfe, ab 1938 im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Nach 18 Monaten Gestapohaft gelang im Juli 1939 ihre Flucht aus dem Gefängnis und ihre Einschleusung in die Tschechoslowakei mit Hilfe einer Untergrundorganisation. Sie emigrierte nach England, wo sie sechs Monate auf der Isle of Man interniert war.
1944 heiratete sie den Gewerkschafter Rudolf Hermann Krautter. Nach dem Krieg ging sie zusammen mit ihm nach Hannover. 1946 erschien ihr Buch „Wie ich Rußland erlebte“, ihre Erinnerungen an ihren Russland-Aufenthalt 1934 bis 1936. Sie wurde Übersetzerin für die britische Besatzungsmacht, SPD-Mitglied, Mitarbeiterin der Hilfsorganisation CRALOG, 1950 Mitarbeiterin am Wirtschaftswissenschaftlichen Institut (WWI) in Köln. Von 1951 – 1954 hielt sie wöchentliche Radiovorträge in der „literarischen Frauensendung“ im Westdeutschen Rundfunk. In den 1950er Jahren schrieb sie einige Leihbuchromane – unter Pseudonym – zum Gelderwerb. 1953 lernte sie den Physiker Karlheinz Thom kennen, den sie später heiratete.
1958 wurde sie Redakteurin des nicht-medizinischen Teils der Zeitschrift Der Diabetiker. Sie folgt ihrem Mann, der nach Harvard berufen wird und später bei der NASA mitarbeitet, in die USA. Bis 1978 lebte sie in den USA und arbeitete als Lehrerin und Fürsorgerin. Allerdings, wie sie in einem Brief vom 18.9.1986 an Exenberger schreibt, waren die USA für sie „ein ungeliebtes Land“, „in dem ein Sozialist ein Gottseibeiuns ist“.
1978 kehrte sie mit ihrem Mann nach Deutschland zurück und lebte als freie Schriftstellerin in Königswinter. Ab dem Jahr 2000 lebte sie in Alfter bei Bonn.
G.MO.I: Foto:
G.MO.I/1: Portrait von G.M., Juni 1933. Anm.: das einzige Foto aus ihren jungen Jahren, das die Gestapo nicht entwendet hat >> G.MO.V: Spurensuche: Brief von G.M. an Exenberger
G.MO.II: Dokumente:
G.MO.II/1: Bericht des Gendarmeriepostenkommandos Mariabrunn ad Hadersdorf-Weidlingau an: Die Bezirkshauptmannschaft Hietzing-Umgebung, am 22.11.1933: Bericht über die Hausdurchsuuchung bei G.M. wegen Verdachts des Besitzes von sozialdemokratischem Propagandamaterial. 1 Bl., Kopie. Original >> DÖW 7090 Gendarmeriepostenkommando Mariabrunn ad Hadersdorf-Weidlingau, Bezirk Hietzing-Umgebung, NÖ
G.MO.II/2: „Junge Dichtergeneration“, Ankündigung eines Vortragsabend des Arbeiterbildungsvereins Alsergrund in der Nußgasse Nr. 4. Mit Max Löwinger, Gerda Morberger, Walter Lindenbaum und Willy Miksch. Einleitende Worte: Dr. Alfred Apsler. In: Arbeiter-Zeitung, 5.1.1934, 8. Besprechung des Vortragsabends „Junge Dichtergeneration“. In: Arbeiter-Zeitung, 9.1.1934, 3
G.MO.II/3: „Thom, Gerdamaria: Rufer ohne Fahne. Der Dichter Jesse Thor. Wien: Österreischicher Bundesverlag 1986“, Rezension von H. Exenberger, Manuskript, 1 Bl.
G.MO.II/4: Biographische Notizen zu G.M.: 14.2.1934 (Flucht über die grüne Grenze nach Brünn), 1936 (Ankunft in Russland), 1937, 1957(Rückkehr nach Wien). Interview von Exenberger mit G.M., hs, 3 Bl.
G.MO.II/5: 1996: Kurzbiographie von G.M. mit hs Korrekturen und einer ergänzenden Liste der Veröffentlichungen von G.M. 7 Bl., Kopie
G.MO.III: Werk / Veröffentlichungen:
Veröffentlichungen in Zeitschriften und Zeitungen:
G.MO.III/1: Bürgerliche und proletarische Vergnügungen. In: Die sozialistische Erziehung, Nr. 12, 9. Jg., Dez. 1929, Kopie
G.MO.III/2: Der Kampf um den Haustorschlüssel auf friedlichem Weg. (Gez.: Gerta Morberger). In: Das kleine Blatt, Nr. 318, 17.11.1929, 19
G.MO.III/3: Grundsätzliche Fragen. Bürgerliche und proletarische Vergnügungen. (Gez. Gerta Morberger). In: Sozialistische Erziehung, Nr. 12, Dezember 1929, 274
G.MO.III/4: Fragen des Alltagslebens. Ein Mädelbrief an einen Jungen. (Gez. Gerta Morberger). In: Der jugendliche Arbeiter, Nr. 2, Februar 1930, 23f
G.MO.III/5: Die studierende Jugend. Ein Gruß und eine Mahnung. (Gez.: g.m.). In: Das kleine Blatt, Nr.32, 2.2.1930, 17
G.MO.III/6: Kritische Stimmen. Fort mit dem Minderwertigkeitsgefühlen. (Gez.: Gerta Morberger). In: Sozialistische Erziehung, Nr. 6, Juni 1930, 132
G.MO.III/7: Mädel von heute – Zur Ehe! (Gez.: Gerta Morberger). In: Der jugendliche Arbeiter, Nr. 6, Juni 1930, 12-13
G.MO.III/8: Jugend von heute. Die ersten Gäste zur Olympiade. Fahrendes Volk erzählt sein Schicksal. (Gez.: Gerda M.). in: Das kleine Blatt, 5.7.1931, 16
G.MO.III/9: Jugend von heute. Befreiung durch Sport. (Gez. Gerda). In: Das kleine Blatt, 30.8.1931, 18
G.MO.III/10: Jugend von heute. Die sich ins Privatleben zurückziehen. (Gez. Gerda). In: Das kleine Blatt, 30.8.1931, 18
G.MO.III/11: Tragödie in der Lobau. In: Arbeiter-Zeitung, 17.6.1932, 7
G.MO.III/12: Sonnentage in der Krisenzeit. In: Arbeiter-Zeitung, 26.8.1932, 7
G.MO.III/13: Frauen im Asyl. In: Arbeiter-Zeitung, 27.10.1932, 5
G.MO.III/14: Winter im Schrebergarten. In: Arbeiter-Zeitung, 21.12.1932, 7
G.MO.III/15: Eine Weihnacht im Wienerwald. In: Arbeiter-Zeitung, 25.12.1932, 18
G.MO.III/16: Schaltfilme für den Unterricht. (Gez.: g.m.). In: Das kleine Blatt, 27.12.1932, 10
G.MO.III/17: Liebesalltag. In: Arbeiter-Zeitung, 7.3.1933, 6 (ANNO)
G.MO.III/18: Das Spiel im Klostergarten. In: Arbeiter-Zeitung, 15.3.1933, 8 (ANNO)
G.MO.III/19: Mutter! … In: Arbeiter-Zeitung, 9.4.1933, S 14
G.MO.III/20: Kinder und Jugend im Dritten Reich. In: Das kleine Blatt, 27.4.1933, 14
G.MO.III/21: Schmerzen. In: Arbeiter-Zeitung, 7.5.1933, 11
G.MO.III/22: Eltersorgen. Helmut und sein Vater. Im Erziehungsheim für Waisenkinder. In: Das kleine Blatt, 11.5.1933, 14
G.MO.III/23: Winkende Hand. In: Arbeiter-Zeitung, 28.5.1933, 1-2
G.MO.III/24: Elternsorgen – Zukunftssorgen. Ein junger Mensch mahnt. (Gez.: g.m.) In: Das kleine Blatt, 15.6.1933
G.MO.III/25: Heimkehr des Globetrotters. In: Arbeiter-Zeitung, 18.6.1933, Beilage, 3
G.MO.III/26: Die Hausangestellte. Eine Mädchenherberge. Mittelschülerinnen sorgen für junge Obdachlose. (Gez.: g.m.) In: Das kleine Blatt, 7.7.1933, 14
G.MO.III/27: Die Verleumdung. In: Arbeiter-Zeitung, 22.7.1933, 6
G.MO.III/28: Hübsches – leichtes Mädel … In: Arbeiter-Sonntag, 1.10.1933
G.MO.III/ 29: Käthe sucht die Liebe. In: Deutsche Freiheit. Saarbrücken, Nr.91, 1. Jg., 5.10.1933, 8
G.MO.III/30: Elternsorgen. Erinnerung an die Erholungsstätten. In: Das kleine Blatt, 19.10.1933, 14
G.MO.III/31: Schwarzrote Episode. In: Arbeiter-Zeitung, 12.11.1933
G.MO.III/32: Genießen macht gemein. In: Arbeiter-Zeitung, 3.12.1933, 7
G.MO.III/33: Später Gast. In: Arbeiter-Zeitung, 24.12.1933, 8-9
G.MO.III/34: Das Silvestertreffen. In: Arbeiter-Zeitung, 3012.1933, 6
G.MO.III/35: Geburt der Glühlampe. In: Arbeiter-Zeitung, 9.2.1934, 5
Bücher:
G.MO.III/36: Gerda M. Krautter: Wie ich Rußland erlebte. Phönix-Verlag, Hamburg 1948, Kopie >> Bibliothek Sammlung Exenberger
G.K. Morberger-Thom: Geheimbünde. Unterirdische Geheimorganisationen. Deutsche Buchvertriebs- und Verlaggesellschaft, Berlin, Düsseldorf 1986
G.MO.III/38: Gerdamaria Thom: Rufer ohne Fahne. Der Dichter Jesse Thoor. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1986 >> Bibliothek Sammlung Exenberger
Übersetzungen:
Der gerechte Anteil an knappen Waren. Übersetzt von Gerdamaria Morberger-Krautter, Phönix-Verlag, Hamburg 1947
Harold J. Laski: Das geheime Bataillon. Eine Untersuchung über das kommunistische Verhalten zur Labour-Party. München 1947
Eli Ginzberg: Der Arbeiterführer. Versuch einer Analyse unter Assistenz von Joseph Carwell. Bund-Verlag, Köln 1951
G.MO.IV: Spurensuche:
Am 12.8.1986 nahm Herbert Exenberger im Rahmen seiner Recherchen zur Sozialistischen Schriftstellervereinigung brieflich Kontakt mit Gerdamaria Thom (Gerda Morberger) in Königswinter, Deutschland auf. In der Folge hat er sie persönlich getroffen und telefonischen Kontakt mit ihr aufrecht erhalten. In einem Brief vom 27.10.1986 sandte G.M. ein Portraitfoto von sich, von Juni 1933, an Herbert Exenberger mit der Bemerkung, dass es das einzige Foto sei, „das die Gestapo nicht hat, mein Bruder hatte es bei sich“.
G.MO.IV/1: Brief von G.M., 18.9.1986 [Blatt2]
G.MO.IV/2: Brief von G.M., 27.10.1986
5 Briefe, 2 Postkarten im Zeitraum: August 1986 bis Jänner 1991
G.MO.V: Dokumentation / Literatur:
Evelyne Polt-Heinzl: Thema Arbeitslosigkeit. Eine Untersuchung zum Feuilleton sozaialdemokratischer Zeitungen und Zeitschriften 1927-1934. Dissertation, Wien 1986
Bevor G.M. im Rahmen des ersten Schutzbund-Transports Ende April 1934 in die UdSSR emigrierte, war sie mit der Kinderaktion befasst. Sie wurde Mitarbeiterin im Kinderheim Nr.6 in Moskau. Als solche scheint sie mehrfach auf: In: Hans Schafranek, Natalja Mussijenko: Kinderheim Nr.6: Österreichische und deutsche Kinder im sowjetischen Exil. Wien 1998 (Kopie). >> Bibliothek Sammlung Exenberger
Eckart Früh: Gerda Morberger (Gerdamaria Thom), Wien 2000, Selbstverlag (Spuren und Überbleibsel, Biobibliographische Blätter, Nr. 40, Juli 2000) mit Kurzbiographie, Bibliographie (gem. mit Herbert Exenberger) und Texten von G.M. >> Bibliothek Sammlung Exenberger
Eckart Früh: Gerda Morberger (Gerdamaria Thom). Spuren und Überbleibsel. Biobibliographische Blätter, Nr. 40, Selbstverlag, Wien Juli 2000. Broschüre. Mit Kurzbiographie, Bibliographie (gem. mit Herbert Exenberger) und Texten von G. M. >> Bibliothek Sammlung Exenberger
UE-HIST - Übung zum Praxisfeld Historische Kommunikationsforschung „Antifaschistische PublizistInnen der Ersten Republik: die Vereinigung Sozialistischer Schriftsteller“
Christiane North: Gerda Morberger
Bei Fragen kontaktieren Sie bitte Alexander Emanuely (emanuely[a]theodorkramer.at)