Der 25. Theodor Kramer Preis für Schreiben im Widerstand und im Exil wird 2025 an Hellmut Butterweck und Alexia Weiss verliehen
Preisbegründungen
Hellmut Butterweck
„Meine Phantasie sei ein Hund an der Leine der Wirklichkeit.“
Hellmut Butterweck, Journalist, Forscher, Autor.
Prof. Hellmut Butterweck hat als Journalist die österreichische Nachkriegsgeschichte seit 1948 erlebt und kommentiert. Als Theater-, Kunstkritiker und als Rezensent war er durch Jahrzehnte in der Wochenzeitung Die Furche tätig. Der Weg zum Journalismus war nicht vorgezeichnet, denn nach dem Hinauswurf aus der Schule 1944 wurde er für die deutsche Rüstungsindustrie zwangsrekrutiert und während des Krieges zum Regimegegner. Statt die Schule zu besuchen, hat er gelesen, seine Schule waren Bücher. Er wurde 1948 Journalist, schrieb für zahlreiche Medien, vor allem für Die Furche, Kritiken, Glossen, Satiren, Reportagen und Essays zu verschiedenen Themen, zeitgeschichtliche Beiträge sowie zahlreiche Stellungnahmen gegen antidemokratische, antisemitische und neonazistische Tendenzen. Hellmut Butterweck ist bis heute auch im hohen Alter ein streitbarer Journalist, der, wenn es nötig war, nicht nur gegen Unrecht angeschrieben hat, sondern auch politisch aktiv geworden ist. So hat er 1964 die Demonstration gegen das Franz Murer-Urteil und dessen Freispruch in Wien organisiert.
Sein Hörspiel Das Wunder von Wien wurde 1967 vom NDR und 1978 von Ö1 gesendet, ins Hebräische und Russische übersetzt und als Theaterstück im Malersaal und in den Kammerspielen des Theaters in der Josefstadt 1982 uraufgeführt.
Seine Forschungen über die Volksgerichtsprozesse anhand der Presseberichte und Akten mit zwei Publikationen waren eine Pionierleistung und haben der Zeitgeschichte neue Impulse gegeben. Im Jahr 2025 erscheint seine Studie über den Antisemitismus der „Stunde Null“ im Jahr 1945.
Unter anderem veröffentlichte er: Verurteilt und begnadigt. Österreich und seine NS-Straftäter (2003), Der Nürnberger Prozess. Eine Entmystifizierung (2005), Nationalsozialisten vor dem Volksgericht Wien. Österreichs Ringen um Gerechtigkeit 1945–1955 in der zeitgenössischen öffentlichen Wahrnehmung (2016), den Roman Tote im Verhör (2008).
Alexia Weiss
Alexia Weiss schafft durch ihre schriftstellerisch-publizistische Tätigkeit in unterschiedlichen medialen Formen eine Verbindung über Generationengrenzen hinweg. Ihre Texte erscheinen im jüdischen Magazins WINA, sie schreibt ebenso als freie Journalistin für gewerkschaftliche Medien wie KOMPETENZ oder ARBEIT & WIRTSCHAFT und andere Magazine und Zeitungen. Auch in den sozialen Medien ist sie eine wichtige Stimme gegen Geschichtsvergessenheit, Antisemitismus, die Ausgrenzung von Minderheiten und die Instrumentalisierung dieser Diskurse. In ihren zahlreichen Büchern stehen die Lebensrealitäten und die Vielfalt jüdischer Lebensentwürfe nach der Shoah im Mittelpunkt (Haschems Lasso, 2009; Dinah und Levi. Wie jüdische Kinder feiern, 2011; Endlosschleife, 2014). Mit Jude ist kein Schimpfwort (2021) zeigt Alexia Weiss in persönlichen Porträts, wie Antisemitismus und Vorurteile gegenüber Jüdinnen und Juden auf das Leben und den Alltag des Einzelnen wirken. Zuletzt brachte sie sich mit ihrem Buch Zerschlagt das Schulsystem … und baut es neu! (2022) auch in die Debatte um Chancengleichheit durch Bildung ein.
Nicht zuletzt würdigt der Theodor Kramer Preis für Schreiben im Widerstand und im Exil Alexia Weiss als eine wichtige Stimme, die die Ereignisse des 7. Oktober 2023 und die Reaktionen darauf unermüdlich kommentiert, richtiggestellt und eingeordnet hat. Ihr Appell an die „Differenzierungsgabe“ ist nach den Nationalratswahlen 2024 umso wichtiger.