Mein langes Schweigen
Mit einem Vorwort von Olga Sommerová und einem Nachwort von Rainer König-Hollerwöger. Aus dem Tschechischen von Pavla Váňová
Eindringlich schildert Erika Bezdíčková (geboren 1931), deren Schicksal mit jenen Edith Brucks und Ruth Klügers vergleichbar ist, ihre Erfahrung der Wiederkehr in ein Land, in dem die Ermordeten, Verschleppten, Vertriebenen vielfach nicht vermisst, sondern eher als Störung empfunden werden. Der Besuch in der einstigen Heimatstadt Žilina macht ihr klar, dass sie in der Slowakei, die sich 1939 unter deutschem Schutz und der Führung Jozef Tisos als faschistischer Staat etablierte, keine Bleibe finden könnte. Sie emigriert folglich in den tschechischen Teil der Republik.
Unter dem 1948 etablierten kommunistischen Regime bleiben antisemitische Diskriminierungen jedoch unter der Hand bestehen und zerstören wiederholt Erikas Versuche, sich ein neues Leben aufzubauen. Der tschechoslowakische Staat, unbeteiligt zwar an den Verbrechen der Schoa, erweist sich als ein Ort der Verdrängung, an dem eine offene Auseinandersetzung mit dem Geschehenen erst nach dem Zusammenbruch der neuen Gewaltherrschaft möglich wird. "Mein langes Schweigen" hatte aber noch einen anderen Grund: Erika Bezdíčková musste durch das Grauen der Schoa und das erlittene Unrecht hindurch erst eine Versöhnung mit sich selbst, mit dem Schuldgefühl der Überlebenden und damit den Zugang zu den Erinnerungen auch an eine unbeschwerte Kindheit finden.