Theodor Kramer Gesellschaft

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Evelyn Adunka

Judentum und jüdische Identität in Werk und Leben einiger österreichischer ExilautorInnen

In den folgenden Ausführungen skizziere ich kurz die Rolle des Judentums und der jüdischen Identität im Leben und Werk von Richard Beer-Hofmann, Joseph Roth, Felix Salten, Franz Werfel, Stefan Zweig, Martha Hofmann und Klara Blum.
Am Ende der kurzen Ausführungen gebe ich auch eine knappe Übersicht über den Forschungs- und Editionsstand.

Richard Beer-Hofmann
Richard Beer-Hofmann wuchs als Sohn des Rechtsanwalts Hermann Beer und Adoptivsohn des Textilfabrikanten Alois Hofmann in Wien und Brünn auf. Seine Mutter Rosa starb bei seiner Geburt.
Obwohl er persönlich nicht mehr religiös war, bekannte er sich zeit seines Lebens stolz zu einem kulturell tradierten Judentum; eine Haltung, die sich auch vielfach in seinem literarischem Werk widerspiegelt. Das Gedicht „Schlaflied für Mirjam“ (1897), mit dem sich Beer-Hofmann erstmals öffentlich zu seiner jüdischen Herkunft bekannte, ist das wohl berührendste jüdische Wiegenlied, das je in deutscher Sprache geschrieben wurde.
Mit seinen dramatischen Hauptwerken „Jaakobs Traum“ (1918) und „Der junge David“ (1933) schuf er zwei wortmächtige, pathetische jüdische Nationaldramen. „Jaakobs Traum“ wurde 1919 vom Burgtheater und vom Deutschen Theater in Berlin aufgeführt; 1919 zeigte es auch das hebräische Nationaltheater Habima bei seinem Wiener Gastspiel, in Anwesenheit von Arthur Schnitzler, Max Reinhardt, Helene und Hermann Thimig und Oberrabbiner Zwi Perez Chajes.[1]
Arnold Zweig schrieb über die Bedeutung von „Jaakobs Traum“: „Hier hat der Jude sich selbst sein schweres Wesen gedeutet, sich selbst Mut zugesprochen und sich selbst bejaht: und dieses Ja, in deutsche Sprache adelnd eingeboren, wird stehen bleiben.“[2]
Beer-Hofmann war wie Arthur Schnitzler mit dem Wiener Oberrabbiner David Feuchtwang befreundet; dieser publizierte 1919 eine von der Sekundärliteratur bislang nicht behandelte  enthusiastische Würdigung von „Jaakobs Traum“, in der er von einem urwüchsig echten „Meisterwerk auch in künstlerischer Richtung“[3] schrieb.
Das Erscheinen von Herzls „Der Judenstaat“ war für Beer-Hofmann persönlich ein bedeutendes Ereignis, wie er in einem Brief an Herzl bekannte: „Endlich wieder ein Mensch der sein Judentum, nicht wie eine Last oder ein Unglück resigniert trägt, sondern stolz ist, mit der legitime Erbe uralter vornehmer Cultur zu sein.“[4]
Beer-Hofmann bezeichnete Palästina wiederholt als seine geistige Heimat. 1917 überlegte er, wie er an den deutsch-jüdischen Maler Hermann Struck schrieb, nach Haifa zu übersiedeln.[5]
Aber erst 1936 besuchte er zusammen mit seiner Frau Paula auf Einladung des jüdischen Nationalfonds Keren Kajemet zwei Wochen lang Palästina. Begleitet wurde das Ehepaar von dem Strickwarenfabrikanten, Zionisten und Kultusvorsteher Bernhard Altmann, mit dem es sehr befreundet war. (Dessen Bruder Fritz Altmann war mit Maria Altmann, der Erbin von Gustav Klimts berühmtem Bild “Die goldene Adele” verheiratet). Beer-Hofmanns Reiseaufzeichnungen wurden erst 1995 auszugsweise veröffentlicht.[6]
1921 verfasste er auf Bitte von Oberrabbiner Chajes einen Dank an das „Volk von England“ für die Balfour-Deklaration 1917 und deren Bestätigung auf einer Konferenz der Alliierten 1920 in San Remo. Warum dieser Text erst aus dem Nachlass veröffentlicht wurde, ist allerdings nicht bekannt.[7]
Bei den Wahlen zum Vorstand der Israeltischen Kultusgemeinde 1936 unterschrieb Beer-Hofmann einen Wahlaufruf der zionistischen Liste.[8] Er war weiters Vorstandsmitglied der Vereinigung der Freunde der Hebräischen Universität und veröffentlichte 1935 einen Artikel über „Die neue Aera des Keren Hajessod“.[9]
Beer-Hofmanns Verbundenheit mit dem Judentum zeigte sich auch in seiner unmittelbaren Familie. Seine Frau Paula, geborene Lissy, trat vor der Heirat des Paares im Tempel in der Neudeggergasse zum Judentum über.[10]
Paula starb 1939 im Exil in Zürich. Beer-Hofmann verfasste in den USA das berührende Erinnerungsbuch Paula, in dem er auch seine Kindheit und Jugend beschrieb, in dem vom Judentum allerdings nur an zwei Stellen die Rede ist.[11]
Sein späterer Schwiegersohn Ernst Czuczka (Ernst Lens, wie er sich in den USA nannte) war von 1918 bis 1921 Bürochef der Sozialen Hilfsgemeinschaft Anitta Müller, die sich um die Fürsorge für die ostjüdischen Flüchtlinge kümmerte. Er heiratete 1924 Miriam Beer-Hofmann, die ebenfalls in der Hilfsgemeinschaft als Fürsorgerin tätig war, und emigrierte mit ihr nach dem “Anschluss” in die USA.[12] Beer Hofmanns zweite Tochter Naemah, die unverheiratet blieb, erfuhr ein spätes Glück, als sie sich nach dem Tod von Martin Bubers Ehefrau Paula (1958) eng mit dem Witwer befreundete.[13]
Buber schrieb 1963 auch ein Geleitwort für eine Ausgabe der Gesammelten Werke des Dichters, während Beer-Hofmann in der Festschrift zum 50. Geburtstag Bubers einen Beitrag veröffentlichte.
1938 konzipierte Beer-Hofmann eine „Rede über die Schicksale der Juden“, die unausgeführt blieb.[14] Der Dichter starb 1945 in New York. Bei seinem Begräbnis sprach auch der berühmte zionistische Reformrabbiner Stephen S. Wise.[15]
In den siebziger und frühen achtziger Jahren erlebte das Werk Beer-Hofmanns auch eine beachtliche Renaissance in Israel. Anlässlich seines 30jährigen Todestages erinnerten Sol Liptzin, Chaim Rinott, Oscar Teller und Alex Bein in mehreren Vortragsabenden an den Dichter, 1981 erschien Manfred Winklers  hebräische Übersetzung von „Der junge David“.[16]
1999 zeigte das Wiener jüdische Museum in Kooperation mit dem Joods Historisch Museum in Amsterdam die Ausstellung „Zu Gast bei Beer Hofmann“. Unter dem Titel “Ein Beziehungsgeflecht in der Welt des Wiener Fin-de-siècle” werden unter anderen folgende Gäste des Dichters vorgestellt: Julius Epstein, Josef Schmidt, Joseph Joachim, Max Oppenheimer, Karl und Adele Bloch-Bauer, Guido Adler, Oskar Strnad, Hermann Leopoldi, Tina Blau, Broncia Koller-Pinell, Emil Zuckerkandl, Isidor Kaufmann, Theodor Herzl, Schalom Asch, Hermann Struck, Martin Buber, Sandor Wolf, Johann Kremenezky und Oberrabbiner Zwi Perez Chajes.[17] Eine „Gästeliste“, die eindrucksvoll belegt , wie sehr Beer-Hofmann nicht nur mit seinem literarischen Schaffen, sondern auch durch seine vielseitigen sozialen Kontakte im geistigen Ambiente des Fin de Siecle verwurzelt war.
Es gibt von Beer-Hofmann eine achtbändige Werkausgabe (2002), darunter zwei Briefbände, weiters die Briefwechsel mit Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler und über sein Werk zahlreiche literaturwissenschaftliche Studien.
In “The Routledge Encyclopedia of Jewish Writers”, herausgegeben von Sorrel Kerbel 2003, finden sich zwar Artikel über Joseph Roth, Arthur Schnitzler, Franz Werfel und Stefan Zweig, doch weder Richard Beer-Hofmann noch Felix Salten fanden Aufnahme.

Joseph Roth
Joseph Roth wuchs in der galizischen Stadt Brody  als Sohn des Getreideeinkäufers Nachum Roth und seiner Frau Maria (Miriam) auf. Seinen Vater sollte Joseph Roth nie kennenlernen, da dieser kurz nach seiner Geburt psychisch schwer erkrankte und fortan getrennt von der Familie lebte.  
1919 publizierte er im Neuen Tag zwei Feuilletons über die Juden von Deutsch-Kreuz, einer „Filiale der Leopoldstadt“. 1921 berichtete er im „Berliner Börsen-Courier“ über einen jiddischen Theaterabend.[18]
Sein Essay „Juden auf Wanderschaft“ (1927) ist die wohl liebevollste und sensibelste literarische Beschreibung des mitteleuropäischen Judentums, die je geschrieben wurde. Ironisch führte Roth darin auch die Unterscheidung zwischen Ost- und Westjudentum ad absurdum.  
Elie Wiesel schrieb über das Buch: “Everything is here: the love of an engulfed Jewish world, beautiful and moving; the passion for the wisdom of its inhabitants; the quest of the sacred by its brothers and sisters seeking a bright spot, a little peace, and, above all, the burning words that endure while all else has vanished into the madness and despair of mankind.”[19]
Ebenso sensibel schilderte er im Roman „Hiob“ (1930) die Mentalität und das Schicksal der Ostjuden. In Der „Leviathan“ (1937) beschrieb er einfühlsam den orthodoxen Korallenhändler Nissen Piczenik.
Die 1990 von Fritz Hackert herausgegebene Werkausgabe enthält im fünften Band das wenig bekannte Romanfragment „Wasserträger Mendel“. Es erzählt vom einfachen Leben eines bescheidenen Wasserträgers, der 1914 nach dem Ausbruch des Weltkrieges mit 62 Jahren zu seinem Sohn nach Wien ziehen musste, um  als Hausierer zu arbeiten. Im zweiten Teil enthält das Fragment selten genaue Schilderungen des jüdischen Milieus der Leopoldstadt in den zwanziger Jahren.[20]
In einem Brief 1933 an Stefan Zweig beschrieb Roth seine doppelte europäisch-jüdische Identität: „Man konnte das 6000jährige jüdische Erbe nicht verleugnen; aber ebensowenig kann man das 2000jährige ‚nicht jüdische‘ verleugnen. [...] Unsere Ahnen sind Goethe Lessing Herder nicht minder als Abraham Isaac und Jacob.“[21]
1934 formulierte er in der Prager Zeitschrift „Die Wahrheit“ seine Distanz zum Zionismus mit ähnlichen Argumenten wie Jahre zuvor sein Freund Stefan Zweig: „Ich bin weit davon entfernt, ein Gegner der zionistischen Ideologie zu sein. [...] Ich anerkenne diese Notwendigkeit. Aber ich bedauere sie. Ich bedauere sie genau so, wie ich die anderen Nationen, die anderen Vaterländer, die anderen ‘Schollen’ bedauere. Ich wünsche überhaupt keine Vaterländer.“[22]
Vor allem in seinen späten Lebensjahren näherte er sich - teilweise ironisch und nicht vergleichbar mit der Ernsthaftigkeit von Franz Werfel - dem Katholizismus an. Gleichzeitig war er aber in Paris eng befreundet mit dem orthodoxen jiddischsprachigen Talmudisten und Journalisten Joseph Gottfarstein.[23]
Es gibt von Roth eine sechsbändige Werkausgabe in Dünndruck und eine veraltete Briefausgabe, zahlreiche literaturwissenschaftliche Studien über ein Werk und mehrere
ausführliche Biographien. 2011 erschien der gesammelte Briefwechsel mit Stefan Zweig. Eine neue Briefausgabe ist in Planung.
Seit 2008 widmet sich die Internationale Joseph Roth Gesellschaft unter dem Vorsitz von Heinz Lunzer der Pflege des Werkes.

Felix Salten
Felix Salten wuchs in Wien als Sohn des gescheiterten Geschäftsmanns Philipp Salzmann und seiner Frau Marie auf. Er war der Enkel eines ungarischen Rabbiners, über den wenig bekannt ist. Sein Vater fühlte sich der jüdischen Religion entfremdet, auch gab es während seiner Jugend in Wien starke katholische Einflüsse.
In Saltens literarischem Werk findet sich nur wenig zum vorliegenden Thema. Eine Ausnahme ist das Buch „Neue Menschen auf alter Erde“ von 1925, eine enthusiastische Beschreibung  Palästinas, verfasst nach einem vom Zsolnay Verlag finanzierten  Besuch des Landes. Im Zuge der Reisevorbereitungen hielt Salten engen Kontakt mit Hermann Pick von der Misrachi, dem zionistischen Funktionär und Publizisten Berthold Feiwel und mit dem späteren ersten israelischen Staatspräsidenten Chaim Weizmann. Im März 1925 berichtete er im Großen Konzerthaussaal über die Reise.[24]
Als Feuilletonredakteur der „Neuen Freien Presse“ war Salten der Nachfolger Theodor Herzls.
Er war, wie Herzls Biograph Alex Bein anmerkte, der einzige bedeutende jüdische Schriftsteller, der sich “offen und mutig” zu Herzl bekannte.[25]
1897/98 schrieb er die regelmäßige Kolumne „Die Woche“ über das jüdische Zeitgeschehen in Herzls zionistischer Zeitschrift „Die Welt“, die jedoch nicht namentlich gezeichnet war.[26] Er sprach auch am Grab Herzls; den Plan, eine Biographie über Herzl zu verfassen, realisierte er jedoch nicht.[27]
Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts hielt er auf Einladung zionistischer Vereine zahlreiche Vorträge und Lesungen zu zionistischen und jüdischen Themen in den großen Städten der Habsburgermonarchie, unter anderen in Czernowitz, Prag, Krakau und Lemberg.[28]
Auch in Wien war Salten ein gefragter Festredner und Rezitator bei zionistischen Veranstaltungen. 1907, um nur ein Beispiel zu nennen, las er vor dem ersten zionistischen Frauenverein zusammen mit Schnitzler und Beer-Hofmann.[29] 1914 setzte er sich für die Unterstützung galizischer Kriegsflüchtlinge ein.[30]
1918 war Salten Präsident des wenig aktiven Vereins jüdischer Forscher, Schriftsteller und Künstler „Haruach“.[31] 1923 besuchte er den Zionistenkongress in Karlsbad.[32] Salten schrieb auch regelmäßig Kritiken über das jüdische Theater.[33]
1931 veröffentlichte er in der „Neuen Freien Presse“ eine bemerkenswerte Würdigung der vielfältigen Arbeit der Kultusgemeinde, der sich, wie er bedauerte, leider viele Juden entzogen.[34] Dieser bemerkenswerte, in der jüdischen Presse auch nachgedruckte Artikel steht sicher in einem Zusammenhang mit den Wahlen zum Kultusvorstand 1932.
Saltens Tochter Anna Katharina heiratete in der Schweiz in zweiter Ehe den Rechtsanwalt Veit Wyler, einer der Verteidiger von David Frankfurter, der 1936 den Landesgruppenleiter der NSDAP-Auslandsorganisation in der Schweiz, Wilhelm Gustloff, erschossen hatte. Wyler gab bis zu seinem Tod 2002 die Monatszeitschrift „Das neue Israel“ heraus, in der auch seine Ehefrau regelmäßig publizierte.
Es gibt fünf neuere Publikationen, die Saltens publizistisches Werk und Beziehungsgeflecht ausführlich darstellen. Eine in Deutschland publizierte Dissertation von Manfred Dickel (2007), ein 2006 von Ernst Seibert und Susanne Blumesberger herausgegebener Sammelband als Ergebnis eines  Symposions in der Wiener Urania, den wichtigen Begleitband der 2006/7 im Wiener jüdischen Museum gezeigten Ausstellung über Salten (herausgegeben 2006 von Siegfried Mattl und Werner Schwarz) sowie eine Biographie der amerikanischen Germanistin Beverley Driver Eddy (2010).
2015 und 2018 wurde der Nachlass Saltens von der Wienbibliothek angekauft. 2020 fand aus diesem Anlass eine internationale Tagung in Wien in Anwesenheit von Saltens Enkelinnen Lea Wyler (Zürich) und Judith Siano (Haifa) statt. 2020/21 zeigte das Wienmuseum auch eine Ausstellung über Salten. Im umfangreichen, von Marcel Atze herausgegebenen Begleitband beschrieb Dieter J. Hecht Saltens Beziehung zu
Palästina. In Berlin erschienen auch Saltens „Währinger Erinnerungen“.
Es gibt jedoch nach wie vor weder eine Werk- noch eine Briefausgabe mit Ausnahme der Korrespondenz zwischen Salten und Stefan Zweig, die 2023 von Marcel Atze und Arturo Larcati ediert wurde.

Franz Werfel
Franz Werfel wuchs in Prag als Sohn des Handschuhfabrikanten Rudolf Werfel und seiner Frau Albine auf.
Gegenüber der Synagoge entwickelte Werfel in seiner Jugend in Prag Gefühle der Scheu und des Abscheus. Hingegen war er zeit seines Lebens fasziniert vom Christentum. Seine Kinderfrau besuchte mit ihm die Messen; die barocke Atmosphäre mit dem Weihrauch, den Kerzen und wohl auch der Musik beeindruckten ihn nachhaltig. Bereits in seinen Diskussionen mit Max Brod 1915 schwärmte er für den Katholizismus.[35] Es erstaunt daher nicht, dass eine christliche Literaturgeschichtsschreibung Werfel sehr leicht vereinnahmen konnte.[36] 1925 besuchte er zusammen mit Alma Mahler Palästina; in seinen fragmentarischen Aufzeichnungen über diese Reise schildert er die Juden mit Sympathie.[37]
1929, als er Alma Mahler, eine überzeugte Antisemitin, heiratete, trat er aus der Kultusgemeinde aus, taufen ließ er sich aus Solidarität mit dem verfolgten Judentum jedoch nicht.
Werfels missionarisches Lebensziel, auf das er in seinem Werk immer wieder zurückkam, war eine Versöhnung von Judentum und Christentum. Der Roman „Barbara oder die Frömmigkeit“ (1929) enthält eine pathetische Szene, in der der assimilierte Wiener Jude Alfred Engländer zum „Dunajower Rabbi“ ging, um seinen Plan, „das große Konkordat des Judentums mit der katholischen Kirche betreffend“, vorzustellen: „Er forderte ein Welt-Synhedrion auf der einen Seite und die feierliche Wiederaufnahme und Durchführung des Prozesses Jesu.“[38] Im letzten Moment schreckte er davor zurück, dem Rebbe seine Absicht mitzuteilen, denn diese Juden „in der unwirtlichen Küche [...] gehörten einem starken, aber wildfremden Volksstamm an, der mit Europa wenig zu tun hatte.“[39]
Auch in der Erzählung „Pogrom“, einer literarischen Vorstudie von „Barbara oder die Frömmigkeit“, gerät der Ich-Erzähler, ein assimilierter und geadelter jüdischer Beamter  durch seine Konfrontation mit ostjüdischen Flüchtlingen, darunter auch einen Wunderrabbi, in eine Identitätskrise. Gegen Ende der Erzählung heißt es: „Fremd waren mir die Juden des Wunderrabbi von Hodow erschienen, fremd wie mir eine ähnliche Versammlung von Chinesen oder Arabern erschienen wäre. Nichts hatte ich mit ihnen zu schaffen, kein Zug meines Gesichtes, kein Wort meines Mundes, keine Regung meiner Seele glich ihnen. Doch einer aus ihrer Mitte , - er trug allerdings ein westliches Gewand - einer überfiel mich nächtlicher Weile und schlug meiner Lebenssicherheit eine tödliche Wunde. [...] Denn aus dem Munde des Ostjuden sprach mich der ewige Stamm, dem ich angehöre, selbst an und verwirrte meine Seele. [...] Ich war also Jude! Ich war ein Andrer! Ich war nicht ein Mensch wie alle!“[40]
1935 schrieb Werfel in Zusammenarbeit mit Kurt Weill für den Theatermanager Meyer Weisgal das Libretto  für das Bibelspiel „Der Weg der Verheißung“ (The Eternal Road), nachdem Richard Beer-Hofmann zuvor abgesagt hatte. Weisgal, ein Mitarbeiter Chaim Weizmanns und erster Präsident des Weizmann Instituts in Rehovot, wollte mit dem 1937 unter der Regie Max Reinhardts in New York uraufgeführten Stück eine jüdische Antwort an Hitler formulieren. Er schrieb in seinen Erinnerungen: Werfel „kam nie bewußt mit seinem Judentum ins reine“; der mystische Zug in ihm brachte ihn „in die Nähe der katholischen Kirche“: „Obwohl er zum Judentum kaum noch eine innere Beziehung hatte, so begriff sein sensibles künstlerisches Wesen die Idee dieses biblischen Schauspiels [...].“[41]
Mit dem Flüchtling Jacobowsky in der zwischen 1941-42 entstandenen „Komödie einer Tragödie“ „Jacobowsky und der Oberst“ schuf Werfel die klassisch gewordene Figur des heimatlosen, kosmopolitischen, von den Nazis verfolgten, Westjuden.
In „Cella oder Die Überwinder“ (posthum 1955) setzte er dem burgenländischen Judentum und dem Weinhändler, Mäzen und Gelehrten Sandor Wolf ein Denkmal.
Chaim Bloch, der Wiener Rabbiner, Schriftsteller und große Kenner der mystischen Traditionen des Judentums, der 1938 aus Wien in die USA flüchtete, betonte in seinem bemerkenswerten Nachruf auf Werfel, dass dieser, soweit er ihn gekannt habe, „durch und durch ein glaeubiger Jude war“, der das Judentum geliebt habe, zugleich aber, wie er gegenüber Bloch „oft bekannte, vom wirklichen Judentum keine Ahnung“ hatte.[42]
In einem Brief an Bloch trat Alma Mahler Werfel 1958 vehement allen Gerüchten über Werfels Taufe oder Flucht aus dem Judentum entgegen: „Franz Werfel war weder Zionist noch Nationaljude - weder hat er je den katholischen Glauben angenommen noch sich ‘als Jude katholischen Glaubens’ ausgegeben. Er hat weder in Frankreich noch sonstwo die Taufe erhalten. Er hat als guter Jude gelebt und ist als guter Jude gestorben.“[43]
Nach der Publikation des Dramas „Paulus unter den Juden“ (1926) schrieb er, wohl als Reaktion auf das kurze Zeit nach dessen Erscheinen kursierende Gerücht, Werfel sei zum Katholizismus übergetreten: „Ich habe niemals vom Judentum fortgestrebt, ich bin im Fühlen und Denken bewußter Jude!“[44]
Dennoch blieben die Widersprüche bei Werfel, weit mehr als bei Joseph Roth, bis zuletzt bestehen. Es gibt von Werfel bis heute zwei Biographien und zahlreiche literaturwissenschaftliche Studien, aber keine Briefausgabe. Die 1995 gegründete Franz Werfel Gesellschaft ist nicht mehr aktiv. 2007 erschienen zwei wichtige, gut recherchierte Aufsätze: Michael Reffets Untersuchung über Werfels Verhältnis zum Zionismus und Friedrich Buchmayrs Studie über seine letzten Jahre im österreichischen Ständestaat. 2011 wurde zwar der von Hans Wagner und Wilhelm Hemecker herausgegebene Sammelband „Judentum in Leben und Werk von Franz Werfel“ publiziert, aber Werfels 120. Geburtstag 2011 wurde mit Ausnahme des Fernsehsenders Bayern alpha, der von kaum jemanden gesehen wird, ignoriert.
2016 gab Elisabeth Buxbaum im Auftrag der Alban Berg Gesellschaft den wichtigen Quellenband „Liebesgrüße von der Front. Briefe Franz Werfels an Gertrud Spirk“ heraus.

Stefan Zweig
Stefan Zweig wuchs in Wien als Sohn des wohlhabenden Textilfabrikanten Moritz Zweig und dessen Frau Ida auf.
Er bewahrte zu seinem Judentum zeit seines Lebens Distanz und lehnte das Judentum als
Nation ab.[45] In einem Brief an Abraham Schwadron bezeichnete er es als die Größe des Judentums, übernational zu sein.[46] Gegenüber Martin Buber präzisierte er im gleichen Jahr die Mission des Judentums, „zu zeigen, daß Gemeinschaft auch ohne Erde, nur durch Blut und Geist, nur durch das Wort und den Glauben bestehen kann [...].“[47]
Im ersten Jahrzehnt des 20.Jahrhunderts hatte Stefan Zweig wie Richard Beer-Hofmann über Martin Buber auch Kontakt zur jungjüdischen Bewegung.[48]
Trotz der beschriebenen Distanz thematisierte Zweig das Judentum in mehreren literarischen Werken.
Die Erzählung „Im Schnee“ (1901), die erstmals in der Welt und im Jüdischen Almanach publiziert wurde, nachdem sie Karl Emil Franzos für die „Deutsche Dichtung“ abgelehnt hatte, erzählt von der durch einen Schneesturm gescheiterten Flucht der jüdischen Gemeinde einer mittelalterlichen deutschen Kleinstadt.[49]
Wie Franz Werfel im Roman „Höret die Stimme“ (1937) widmete sich auch Stefan Zweig in seinem 1918 am Stadttheater Zürich uraufgeführten Drama „Jeremias“ (1917) der Figur des alttestamentarischen Propheten Jeremias. Die tragische Geschichte eines kleinen galizischen Büchertrödlers in Wien, eines „Titan(en) des Gedächtnisses“, der wegen seines Briefverkehrs mit Frankreich in die Mühlen des Ersten Weltkriegs geriet, schildert die berührende Erzählung „Buchmendel“ (1929).[50]
In „Der begrabene Leuchter“ (1937) beschrieb Zweig das Schicksal der Menorah, des symbolträchtigsten Gegenstands der jüdischen Geschichte.
Der vielgereiste Stefan Zweig besuchte niemals Palästina. Eine für 1932 konkret geplante Reise nach Jerusalem und nach Alexandria, wo er drei Vorträge halten wollte, sagte er im letzten Augenblick „wegen der verfluchten Devisenplackereien“ ab.[51] Allerdings übergab er 1933 unter strengster Geheimhaltung einen Teil seiner Korrespondenz über die Mittelsmänner Adolf Böhm, Egon Michael Zweig und Walter Schwarz der Jüdischen Nationalbibliothek in Jerusalem.[52]
1933 formulierte er ein Manifest gegen die Rassenideologie, das er auch in Briefen an Felix Salten und Max Brod und Albert Einstein  thematisierte. Der Text blieb jedoch ein Entwurf und wurde damals nicht veröffentlicht.[53]
1934 verhandelte er mit Ben Huebsch und Ludwig Lewisohn über das Projekt einer jüdischen Zeitschrift. Die Gründe, warum das Projekt scheiterte, hat Jeffrey B. Berlin genau beschrieben.[54]
Von Stefan Zweig gibt es eine vierbändige Briefausgabe und die Editionen zahlreicher Korrespondenzen mit einzelnen Autoren. Es gibt zahlreiche Studien und mehrere ausführliche Biographien. 2014 erschien das Buch „Stefan Zweig. Judentum und Zionismus“ von Mark h. Gelber, das auch ein Kapitel über die Beziehungen Zweigs zu seinem Vetter, den zionistischen Funktionär Egon Michael Zweig, enthält. 2017 erschien der Konferenzband „Stefan Zweig – Jüdische Relationen“, der unter anderen einen Beitrag über Zweig und die jiddische Literatur von Christina-Maria Hochreiter und Armin Eidherr enthält. 2020 erschien der von Sefan Litt von der Handschriftenabteilung der israelischen Nationalbibliothek herausgegebene Band „Stefan Zweig. Briefe zum Judentum“. 2022 gab Litt Stefan Zweigs „Jüdische Erzählungen und Legenden“ heraus. Auch zwei Sammelbände mit politischen Texten Zweigs, „Erst wenn die Nacht fällt“, herausgegeben von Klaus Gräbner und Erich Schirhuber 2016 und „Worte haben keine Macht mehr“, herausgegeben von Stephan Rech 2019 dokumentieren Zweigs Engagement in jüdischen Belangen. Eine wichtige Publikation ist auch der Band „Stefan Zweig und sein Freundeskreis. Sein letztes Adressbuch 1940-1942“ von 2016.
Das 2008 in Salzburg gegründete Stefan Zweig Zentrum, das bis 2018 von Klemens Renoldner geleitet wurde, widmet sich dem Werk und der Biographie des Dichters.

Abschließend sei noch auf zwei jüdische Lyrikerinnen verwiesen, deren Werk in die Nachkriegszeit ragt: Martha Hofmann und Klara Blum.
Beide lebten in der Zwischenkriegszeit in Wien und waren in den späten zwanziger und dreißiger Jahren Vorstandsmitglieder der Poale Zion.#55#
Martha Hofmann wurde 1895 in Wien geboren. Ihr Vater Edmund Hofmann begründete die „Kontinentale Holzzeitung“ und war Honorarprofessor an der Hochschule für Bodenkultur. Er starb 1923. Ihre Mutter war Henriette Hock, ihre Schwester Else Hofmann war eine bekannte Kunsthistorikerin, ihr Bruder Robert Hofmann war Maler. Martha Hofmann unterrichtete ab 1921 im Jüdischen Realgymnasium und engagierte sich als Vizepräsidentin für die „Women´s International Zionist Organisation“ (WIZO). 1925/26 gab sie zusammen mit Yomtow Ludwig Bato den „Jüdischen Almanach“ heraus. 1927 besuchte sie Palästina, wo sie einen Arm verlor. 1930 gab sie die Festschrift „10 Jahre WIZO“ heraus. In der Zwischenkriegszeit publizierte sie regelmäßig im Jüdischen Arbeiter und in der zionistischen Zeitschrift Die Stimme. 1934 publizierte sie ihren ersten Gedichtband „Das blaue Zelt“. 1938 flüchtete sie nach England, 1939 nach Palästina.
1949 kehrte sie nach Wien zurück, wo sie sich vor allem im PEN-Club engagierte, aber auch enge Kontakte zur IKG aufrechterhielt. Sie veröffentlichte Dramen, Essays und sechs Gedichtbände. In ihrer Lyrik - sowohl vor als auch nach der Shoah -, und ihren Essays schrieb sie über Israel, ihre Reisen, Gemälde, über Martin Buber, Else Lasker-Schüler und Nelly Sachs. Exil, Rückkehr und die österreichische Geschichte blendete sie jedoch aus.
Auch in ihren fragmentarischen, 1965 publizierten Erinnerungen schrieb sie nichts über die Nachkriegszeit. Marta Hofmann starb 1975 in Wien.[55]
Klara Blum stammte aus Czernowitz. Ihr Großvater Moses Blum war Großgrundbesitzer, Landtagsabgeordneter und Mitglied des jüdischen Nationalrats. Ihr Vater Josef Blum war Funktionär des jüdischen Nationalfonds. Ab 1913 lebte Klara Blum mit ihrer Mutter Cipre in Wien. Sie schrieb für die „Ostjüdische Zeitung“, die „Jüdische Rundschau“, die „Menorah“, den „Jüdischen Arbeiter“ und nach ihrem Eintritt 1929 in die SDAP für die „Arbeiter-Zeitung“.[56] Ab 1939 publizierte sie zahlreiche Gedichtbände und einen Roman. 1929 besuchte sie Palästina; 1934 emigrierte sie nach Moskau; 1947 ging sie auf der Suche nach ihrem verschollenen chinesischen Geliebten nach China, wo sie bis zu ihrem Tod 1971 lebte und dem Zionismus fortan ablehnend gegenüberstand. In ihrer Lyrik und frühen Prosa schilderte sie einfühlsam das traditionelle jüdische Leben ihrer Heimat.[57]
Martha Hofmann war nach 1945 vergessen. Ihr Nachlass, in dem sich auch ein nicht publizierter Roman befunden haben soll, ist größtenteils verschollen.[58]

 

Literatur

Abels Norbert: Franz Werfel. Reinbek 1990.
Adunka Evelyn: Allen Schwierigkeiten und Plagen zum Trotz. Hinweis auf Martha Hofmann. Literatur und Kritik, 351/352, März 2001, S.64-76.
Adunka Evelyn: Meine jüdischen Autobiographien. Eine Leseverführung und subjektive Auswahl. Wien 2021.
Atze Marcel unter Mitarbeit von Tanja Gausterer (Hg): Im Schatten von Bambi. Felix Salten entdeckt die Wiener Moderne. Leben und Werk. Wien 2020.
Beer-Hofmann Richard: Paula. New York 1949.
Beer-Hofmann Richard: Briefe 1895-1945. Hg. von Alexander Kosenina. Oldenburg 1999
Beer-Hofmann Richard: Der Briefwechsel mit Paula 1896-1937. Oldenburg 2002.
Bronsen David: Joseph Roth. Eine Biographie. München 1981.
Buchmayr Friedrich: Stufen der Entfremdung. Franz Werfels letzte Jahre in Österreich. In Chilufim 2/2007, S.51-97.
Buxbaum Elisabeth (Hg): Liebesgrüße von der Front. Briefe Franz Werfels an Gertrud Spirk. Wien 2016.
Dalinger Brigitte: Verloschene Sterne. Geschichte des jüdischen Theaters in Wien. Wien 1998.
Dalinger Brigitte: Quellenedition zur Geschichte des jüdischen Theaters in Wien. Tübingen 2003.
Dickel Manfred: “Ein Dilettant des Lebens will ich nicht sein”. Felix Salten zwischen Zionismus und Jungwiener Moderne. Heidelberg 2007.
Dines Alberto: Tod im Paradies. Die Tragödie des Stefan Zweig. Frankfurt am Main u.a. 2006.
Eberhardt Sören, Charis Goer (Hg): Über Richard Beer-Hofmann. Paderborn 1996.
Eddy Beverley Driver: Felix Salten. Man of Many Faces. Riverside 2010.
Eke Norbert Otto, Günter Helmes (Hg): Richard Beer-Hofmann. Würzburg 1993.
Fraiman Sarah: Richard Beer-Hofmanns Palästina Tagebuch (2.April - 22.April 1936). In: Jüdischer Almanach 1996. Frankfurt am Main 1995, S.36-51.
Gelber Mark H.: Stefan Zweig, Judentum und Zionismus. Innsbruck 2014.
Gelber Mark H., Elisabeth Erdem, Klemens Renoldner (Hg): Stefan Zweig – Jüdische Relationen. Studien zu Werk und Biographie. Würzburg 2017.
Hecht Dieter J.: Zwischen Feminismus und Zionismus. Die Biografie einer Wiener Jüdin. Anitta Müller-Cohen (1890-1962). Wien, Köln, Weimar 2008.
Heimann-Jelinek Felicitas (Hg): Zu Gast bei Richard Beer-Hofmann: Wien: Jüdisches Museum 1999.
Herz-Kestranel Miguel, Konstantin Kaiser, Daniela Strigl (Hg): In welcher Sprache träumen Sie? Österreichische Exillyrik. Wien 2007.
Hilmes Oliver: Witwe im Wahn. Das Leben der Alma Mahler-Werfel. Berlin 2004.
Hoeflich Eugen: Tagebücher 1915 bis 1927. Hg. und kommentiert von Armin A. Wallas. Wien, Köln, Weimar 1999.
Jungk Peter Stephan: Franz Werfel. Eine Lebensgeschichte. Frankfurt am Main 1987.
Lunzer Heinz: Joseph Roth . Im Exil in Paris 1933 bis 1939. Wien 2008.
Mattl Siegfried, Werner Michael Schwarz (Hg): Felix Salten. Schriftsteller - Journalist - Exilant. Wien 2006.
Matuschek Oliver: Stefan Zweig. Drei Leben - Eine Biographie. Frankfurt am Main 2006.
Peters Ulrike: Richard Beer-Hofmann. Zum jüdischen Selbstverständnis im Wiener Judentum um die Jahrhundertwende. Frankfurt am Main 1993.
Prater Donald A.: Stefan Zweig. Das Leben eines Ungeduldigen. München, Wien 1981.
Reffet Michael: Franz Werfels Verhältnis zum Zionismus. In: Chilufim 2/2007, S.31-50.
Roth Joseph: Briefe 1911-1939. Hg. von Hermann Kesten. Köln, Berlin 1970.
Roth Joseph: Werke 1. Das journalistische Werk 1916-1923. Köln 1989.
Roth Josph: Werke 5. Romane und Erzählungen 1930-1936. Köln 1990.
Roth Joseph: Werke 3. Das journalistische Werk 1929-1939. Köln 1991.
Roth Joseph: The Wandering Jews. Translated by Michael Hofmann. New York 2001.
Salten Felix: Währinger Erinnerungen. Berlin 2020.
Seibert Ernst, Susanne Blumesberger (Hg): Felix Salten - der unbekannte Bekannte. Wien 2006.
Yang Zhidong: Klara Blum - Zhu Bailan (1904-1971). Frankfurt am Main u.a. 1996.
Yang Zhidong (Hg): Klara Blum. Kommentierte Auswahledition. Wien, Köln, Weimar  2001.
Wagener Hans, Wilhelm Hemecker (Hg): Judentum in Leben und Werk von Franz Werfel. Berlin. Boston 2011.
Weber Eugene: Richard Beer-Hofmann. In: John M. Spalek, Joseph Strelka (Hg): Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933, Band 2. Bern 1989, S.68-82.
Weisgal Meyer W.: Der lange Weg nach Jerusalem. Frankfurt am Main, Berlin, Wien 1973.
Werfel Franz: Erzählungen aus zwei Welten. Band 2. Frankfurt am Main 1952.
Werfel Franz: Zwischen oben und unten. München, Wien 1975.
Werfel Franz: Barbara oder die Frömmigkeit. Frankfurt am Main 1988.
Zweig Stefan: Buchmendel. Frankfurt am Main 1993.
Zweig Stefan: Briefe 1914-1919. Frankfurt am Main 1998.
Zweig Stefan: Briefe 1932-1942. Frankfurt am Main 2005.
Stefan Zweig und sein Freundeskreis. Sein letztes Adressbuch 1940-1942. Hg. von Alberto Dines, Israel Belosch und Kristina Michahelles. Berlin 2016.
Zweig Stefan: „Erst wenn die Nacht fällt“. Politische Essays und Reden. Unbekannte Texte. Hg. von Klaus Gräbner und Erich Schirhuber. Krems an der Donau 2016.
Zweig Stefan: „Worte haben keine Macht mehr“. Essays zu Politik und Zeitgeschehen 1916 – 1941. Hg. von Stephan Resch. Wien 2019.
Zweig Stefan: Briefe zum Judentum. Hg. von Stefan Litt. Frankfurt am Main 2020.
Zweig Stefan: Jüdische Erzählungen und Legenden. Hg. von Stefan Litt. Frankfurt am Main 2022.


Klara Blum wurde unter anderen von der chinesischen Literaturwissenschaftlerin Zhidong Yang wiederentdeckt, die 2001 auch eine kommentierte Werkauswahl herausgab. Ihr Nachlass befindet sich an der Universität Zhongshan.

Zusammenfassend läßt sich feststellen: Judentum und jüdische Identität spielte im Leben und Werk der genannten österreichischen ExilautorInnen eine wichtige Rolle. Selbst wenn sie sich dem Christentum näherten wie Werfel oder den übernationalen Humanismus vertraten wie Stefan Zweig, blieb das jüdische Erbe stets präsent.

 

Grundlagen der österreichischen Exilliteratur. Begleitende Studien zu einem „Handbuch der Österreichischen Exilliteratur in zwei Bänden“

Ein Projekt des Vereins zur Förderung und Erforschung der antifaschistischen Literatur und der Theodor Kramer Gesellschaft

Gefördert durch        

 

Anmerkungen

  1. ^Brigitte Dalinger 1998, S.150f.
  2. ^Sören Eberhard 1996, S.125.
  3. ^Freie jüdische Lehrerstimme 25.3.1919, S.7f.
  4. ^Norbert Otto Eke 1993, S.17.
  5. ^Richard Beer-Hofmann 1999, S.36.
  6. ^Vgl. Sarah Fraiman 1995.
  7. ^veröffentlicht in Ulrike Peters 1993, S.342f.
  8. ^Die Wahrheit, Sonderausgabe, 6.11.1936.
  9. ^Mitteilungsblatt der Gesellschaft der Freunde der Hebräischen Universität, Nr.1, August 1991.
  10. ^Richard Beer-Hofmann 2002, S.388. Die Angabe von seiner katholischen Taufe und Konversion zum Judentum in Miguel Herz-Kestranek u.a. (Hg),  2007, S.46 ist falsch.
  11. ^Richard Beer-Hofmann 1949, S.15, 198f.
  12. ^Anitta Müller-Cohen an  9.6.22 an Ernst Czucka, Nachlass Miriam Beer-Hofmann Lens, AR 7258, Leo Baeck Institut, MF 492, Reel 7, Dieter J. Hecht 2008, S.91.
  13. ^Harry Zohn in Sören Eberhardt 1996, S.195f.
  14. ^Norbert Otto Eke 1993, S.26.
  15. ^Eugene Weber 1989, S.74, 80.
  16. ^Harry Zohn in Sören Eberhardt 1996, S.196.
  17. ^Vgl. Felicitas Heimann-Jelinek 1999.
  18. ^Joseph Roth 1989, S.113f., 605f.
  19. ^Joseph Roth 2001, S.XI.
  20. ^Joseph Roth 1990, S.850-870.
  21. ^Joseph Roth 1970, S.257.
  22. ^Joseph Roth 1991, S.546.
  23. ^Heinz Lunzer 2008, S.176-188.
  24. ^Manfred Dickel 2007, S.369f.
  25. ^Ebd., S.200.
  26. ^Ebd., S.201f.
  27. ^Beverley Driver Eddy 2010, S.125, 211.
  28. ^Manfred Dickel 2007, S.174f.
  29. ^Ebd., S.185.
  30. ^Beverley Driver Eddy 2010, S.169.
  31. ^Eugen Hoeflich 1999, S.201f.
  32. ^Beverley Driver Eddy 2010, S.211.
  33. ^Brigitte Dalinger 1998, S.144f., 264. Brigitte Dalinger 2003, S.32f.
  34. ^Manfred Dickel 2007, S.424
  35. ^Peter Stephan Jungk 1987, S.68.
  36. ^Puttkamer; bio-biblio.Kirchenlexikon, www.bautz.de/bbkl/w/werfel.shtml, (23.3.2009).
  37. ^Franz Werfel 1975, S.705-742.
  38. ^Franz Werfel 1988, S.404.
  39. ^Ebd., S.402
  40. ^Franz Werfel 1952, S.370f.
  41. ^Meyer Weisgal 1973, S.94f. Über Weishal vergleiche auch Evelyn Adunka 2021, S.156-159.
  42. ^The Jewish Way, September 1945.
  43. ^Alma Mahler-Werfel an Chaim Bloch, 30.3.1958, Nachlass Bloch, AR 7155, Box 11, Leo Baeck Institute, New York.
  44. ^Franz Werfel 1975, S.595.
  45. ^Stefan Zweig 1998, S.130.
  46. ^Ebd., S.145.
  47. ^Ebd., S.143.
  48. ^Mark Gelber: The jungjüdische Bewegung: an Unexplored Chapter in German Jewish Literary and Cultural History. Yearbook of the Leo Baeck Institute 31, 1996, S.105-119.
  49. ^Knut Beck, Nachwort, in Stefan Zweig 1993, S.320.
  50. ^Stefan Zweig 1993, S.205.
  51. ^Stefan Zweig an seinen Vetter Egon Michael Zweig, November 1932, zitiert von Raffi Kaufmann, MB, Yakinton, September 2009, S.33. Das Zitat stammt aus dem Nachlass von E.M. Zweig in Jerusalem, der vom Antiquariat Tomer Kaufmann in Jerusalem zum Kauf angeboten wird.
  52. ^Stefan Zweig 2005, S.458.
  53. ^Ebd., S.57f. Alberto Dines 2006, S.246.
  54. ^Stefan Zweig 2005, S.501, 110. Jeffrey B. Berlin in Stefan Zweig lebt. Akten des 2. Internationalen Stefan-Zweig-Kongresses in Salzburg 1998. Stuttgart 1999, S.59-82.
  55. ^Der Jüdische Arbeiter 21.3.1931.
  56. ^Vgl. Evelyn Adunka 2001 und diess. in Andreas B. Kilcher (Hg): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur. 2. Auflage. Stuttgart, Weimar 2012, S.237-239.
  57. ^Vgl. Zhidong Yang 1996 und diess. in ebd., S.72f.
  58. ^Laut dem Nachlassverwalter Paul Wimmer wurden Manuskripte angeblich von Jenny Ebner an die Hebräische Nationalbibliothek in Jerusalem geschickt, wo sie allerdings nicht auffindbar sind.