Theodor Kramer Gesellschaft

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FREIMAURER IM EXIL UND WIDERSTAND
Mary Steinhauser gewidmet

Einleitung
Dass die Freimaurerei in der österreichischen Exilforschung bis jetzt noch kaum Beachtung fand, ist verwunderlich. In diesem Zusammenhang gibt es, was Österreich betrifft, gerade einmal „Österreichische Freimaurer im Nationalsozialismus. Treue und Verrat“ des langjährigen Redaktionsmitglieds der ZW Marcus G. Patka aus dem Jahr 2010. Es gilt, einiges nachzuholen.
FreimaurerInnen wurden von den Nazis und ihren Verbündeten in ganz Europa verfolgt, zugleich waren, vor allem in Frankreich, viele FreimaurerInnen Widerstand. Sie haben mancherorts die ersten Netzwerke der Résistance gebildet. Auch gab es schon bald seitens der Freimaurerorganisationen eine breit angelegte Hilfestellung für Exilierte und Verfolgte. Man finanzierte Unterkünfte, versorgte die Flüchtlinge medizinisch, mit Arbeit, half ihnen, soweit sie FreimaurerInnen waren, bei der Gründung von Exillogen.
Wie schon in der Besprechung in ZW Nr. 3/2010 zu der von Günter K. Kodek in Buchform publizierten Mitgliederliste der Großloge von Wien festgestellt, waren etliche österreichische Exilschriftsteller Freimaurer: Emil Müller-Sturmheim, Hanns Margulies, Moritz Scheyer, Max Prager, Ernst Lothar, Max Roden, Felix Salten, Fritz Brügel, Heinrich Glücksmann. Max Fleischer wurde 1941 im KZ Włodawa, Fritz Grünbaum 1941 in Dachau, Ludwig Brügel 1942 im KZ Theresienstadt, Max Hayek in der Pogromnacht vom 9. November 1938 ermordet.
Rechtzeitig zum 300-jährigen Jubiläum der Gründung einer ersten Großloge 1717 in London, und erstmals im Kontext der österreichischen Exilforschung, haben Alexander Emanuely und Marcus G. Patka, der auch Herausgeber des Wiener Jahrbuch für historische Freimaurerforschung „Quatuor Coronati“ (QC) ist, einen ZW-Schwerpunkt zu Exil und Widerstand der Freimaurer gestaltet.
Beitragende sind: Fritz Brügel, der einige Wochen, bevor er selbst 1923 Freimaurer wurde, einen Aufsatz über die Wiener Jakobiner verfasst hat; André Combes, der über Widerstand und Verfolgung der Freimaurer und Freimaurerinnen in Frankreich sowie über das Schicksal der spanischen FreimaurerInnen im Exil schreibt; Lisa Fischer, welche uns einen Essay über das musikalisch-philosophische Vermächtnis des Komponisten und Freimaurers Viktor Ullmann zur Verfügung gestellt hat; Marcus G. Patka, der über die österreichische Freimaurerei in der Zeit des Nationalsozialismus und im Exil schreibt; Alexander Emanuely, der eine Arbeit über Ermordung und Vertreibung der Freimaurer Spaniens durch Franco veröffentlicht.
Einige der Texte erscheinen gleichermaßen in ZW und im Jahrbuch „Quatuor Coronati“ 2017.

Alexander Emanuely