Reinhold Eckfelds Bericht - Vom Novemberpogrom bis zur Flucht aus Wien
Niedergeschrieben in den australischen Internierungslagern Hay und Tatura 1940/41. Herausgegeben von Martin Krist
Man hört ununterbrochen Schritte auf den Stiegen, im Hausflur, einmal eine aufschreiende Frauenstimme; die Männer berichten, wo sie arretiert wurden etc.: Man hat sie aus den Wohnungen, aus den Betten, aus Geschäften, aus Straßenbahnen etc. herausgeholt.
Reinhold Eckfeld wurde 1938 als Jugendlicher vom Schulunterricht ausgeschlossen. Er war einer von 104 jüdischen oder für die Nationalsozialisten als jüdisch geltenden Schülern eines Wiener Gymnasiums. In seinem Augenzeugenbericht schildert Reinhold Eckfeld den Judenhass und die Gewalt während der Novemberpogrome, als er misshandelt wurde.
Auf der Flucht, die ihn nach Australien brachte, schrieb er 1940 nieder, was er in Wien erlebt hat.
Was diesen Bericht so wertvoll macht, ist Reinhold Eckfelds genaue Beobachtung und schriftliche Festlegung von Begegnungen mit nationalsozialistischen Beamten, alles Österreicher, den Schikanen bei der Beschaffung aller Dokumente und Formulare, die für eine Emigration notwendig waren, und die exakte Schilderung von Gesprächen in den Schlangen vor den Schaltern, die die Verzweiflung der dort Wartenden widerspiegeln.
Er erwähnt aber auch die kleinen Überbleibsel von Unentschiedenheit im Verhalten derer, die ihn oder seine Angehörigen kannten und noch zwischen Opportunismus und schlechtem Gewissen – oder zwischen Hass, Teilnahmslosigkeit und Scham – schwankten.
Dieses Buch ist eine erweiterte und ergänzte Ausgabe des schon lange vergriffenen 2002 im Verlag Turia+Kant erschienen Bändchens „Letzte Monate in Wien. Aufzeichnungen aus dem australischen Internierungslager 1940/41“.