Die Liebe kennt alle Sprachen der Welt
Persische Lyrik der Gegenwart
Lyrikreihe Nadelstiche. Band 9
Beim 9. Band der Lyrikreihe Nadelstiche handelt es sich um eine Anthologie gegenwärtiger persischer Lyrik und beinhaltet ausschließlich Autorinnen und Autoren ab den 1980er Jahren. Von den 19 vorgestellten AutorInnen sind 15 Frauen.
Nahid Bagheri-Goldschmied ist nicht nur eine der AutorInnen der Theodor Kramer Gesellschaft (Chawar), ihre Anthologie persischer Lyrik ist in hohem Maße Exillyrik, und im eigenen Lande vielfach unterdrückt und zensuriert, weswegen es einerseits notwendig ist, das Buch zweisprachig erscheinen zu lassen, andererseits es auch voll und ganz ins Verlagsprogramm der Theodor Kramer Gesellschaft passt.
Übersetzte Gedichte von: Forough Farrokhzad, Pouran Farrokhzad, Fereydoun Farrokhzad, Siavash Kasrai, Nahid Bagheri-Goldschmied, Khosro Bagherpour,Nahid Kabiri, Mahnaz Azarnia, Mahnaz Mohammadi, Mana Aghai, Narges Elikai, Nasrin Behjati, Pouran Kaveh, Reza Maghsadi, Ruhangiz Karachi, Shahla Aghapour, Bahareh Rezaee, Puria Soori, Farangis Haghighi.
Deutsche Übersetzungen von Nahid Bagheri-Goldschmied in Zusammenarbeit mit Konstantin Kaiser
Kurzbiografien
Forough Farrokhzad
Geb. 1934 in Teheran, 1967 im Alter von 33 Jahren bei einem Autounfall umgekommen, war Dichterin und Filmregisseurin und zählt zu den bedeutendsten Repräsentantinnen der iranischen Moderne. Sie war die ältere Schwester des berühmten Dichters, Sängers und Schauspielers Fereydoun Farokhzad. 1955 publizierte sie ihren ersten Gedichtband "Asīr" (Gefangen), es entstanden bis 1965 die Gedichtbände "Divār" (Die Mauer), "Esiān" (Auflehnung), "Tavalodi Digar (Wiedergeburt), "Imān bīāvarīm be āghāz-e fasl-e sard" (Lasst uns an den Beginn der kalten Jahreszeit glauben). Weiters erschienen, teilweise posthum, Kurzgeschichten und Drehbücher.
1984 kam erstmals ein Gedichtband mit deutschen Übersetzungen, "Irdische Botschaften", heraus. Die Übersetzung ihrer gesammelten Werke erschien 2002. Ihr 1962 entstandener Dokumentarfilm über eine Leprakolonie in Täbris, Iran, "Das Haus ist schwarz" (Khaneh siah ast), erhielt 1964 bei den Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen den großen Preis. In seinem Nachruf auf Forough Farrokhzad in der Zeitschrift "Cinéma 67" bezeichnete Chris Marker ihren Film als Meisterwerk.
Pouran Farrokhzad
Geb. 1932 in Teheran, Schriftstellerin, Dichterin, Drehbuchautorin, Herausgeberin der „Encyclopedia of Women Culture Makers in Iran and in the World“, das erste Werk dieser Art im Iran. Schwester von Forough und Fereydoun Farrokhzad. Ihre Gedichte sind u.a. ins Armenische, Kurdische, Englische, Französische, Italienische übersetzt. Werke: über 30 Buchpublikationen.
Fereydoun Farrokhzad
Geb. 1936 in Teheran, Lyriker, Liedermacher und Sänger. Ging 1958 nach München und studierte Politologie. Anfang der 1960er Jahre begann er ernsthaft Gedichte zu schreiben und erhielt in der Folge mehrere Preise. 1967 Rückkehr nach Teheran, Gestaltung von Radio- und Fernsehsendungen. Nach der Islamischen Revolution 1979 wieder nach Deutschland. Zahlreiche Beiträge für TV- und Radiosender der iranischen Opposition in Europa und den USA. 1991 Hauptrolle in dem österreichischen Film „I Love Vienna“. 1992 in seiner Wohnung in Bonn von einem iranischen Geheimagenten ermordet. Lyrisches Werk: Andere Jahreszeit (1964); Letztlich ist es der Beginn der Liebe (1989).
Siavash Kasrai
Geb. 1927 in Isfahan, starb 1996 im Exil in Wien. Ursprünglich Jurist, wurde er 1959 durch sein episches Gedicht „Arasch der Bogenschütze“ im Iran berühmt. 1968 Gründungsmitglied des Iranischen SchriftstellerInnenverbandes. 1983 im Exil, zuerst in Kabul, dann in Moskau, im letzten Lebensjahr in Wien. War von 1948 bis in die 1990er-Jahre Mitglied der iranischen kommunistischen Partei, 1986-88 als Mitglied des Politbüros. 1995 distanzierte er sich in „Mohreye Sorkh“ (Rote Zierde) von seinen politischen Aktivitäten. Werke: 13 Bände Lyrik seit 1957.
Nahid Bagheri-Goldschmied
Geb. in Teheran, Lyrikerin, Prosaistin, literarische Übersetzerin, Journalistin, studierte persisch-arabische Sprachen und Literaturwissenschaft an der Universität Teheran. Seit 1980 in Österreich. 2001 Lyrik-Preis „Schreiben zwischen Kulturen“, 2009 Buchprämie des BM:UK für den Roman „Chawar“. Gründerin und Vorsitzende des Iranischen Kunst- und-Kulturvereins im Exil „Marzpeyma“ (Grenzgänger), Mitglied und Einzeldelegierte der IG Autorinnen und Autoren, des Österreichischen P.E.N.-Clubs und des Österreichischen Schriftstellerverbandes. Werke: fünf Lyrikbände; Roman „Chawar“ 2009 (deutsch) und 2013 (persisch), beide im Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft; Herausgeberin und Übersetzerin von „Spuren“, Anthologie österreichischer Lyrik, Deutsch/Farsi 2014; Veröffentlichungen in persischen Exil-Medien, Beiträge in zahlreichen Anthologien. Übersetzungen ihrer Werke erschienen u.a. in deutschen, englischen, ungarischen Literaturzeitschriften. Mitwirkung im Dokumentarfilm „Grenzgängerinnen“, Regie Ülkü Akbaba (Österreich 2008).
Khosro Bagherpour
Geb. 1957 in Kermanshah (Iran), Lyriker, begann in seiner Jugend für die Bühne zu schreiben. 1972-82 Mitarbeit bei Theaterfestivals in seiner Heimatstadt und anderen iranischen Städten, sowie im nationalen Radio, Rundfunk und Fernsehen. Bagherpour ist Dichter und Literaturkritiker. Veröffentlichungen von Gedichten sowie von Studien zu Politik und Kultur in iranischen und internationalen Medien; arbeitet seit Jahren als Redakteur der Website „Akhbare rooz“ (Tagesneuigkeiten) und gibt täglich deren Literaturseite heraus. Lebt seit 1986 in Deutschland. Werke: vier Lyrikbände.
Nahid Kabiri
Lyrikerin. Studium der Sozialwissenschaften an der Fakultät für Literatur der Universität Teheran. Begann zuerst unter dem Einfluss der klassischen iranischen Lyriker Hafiz, Khayyam und Rumi und später dem von zeitgenössischen DichterInnen wie Forough Farrokhzad, Nima Youschidsch und Ahmad Shamloo zu schreiben. 2001 erstmals Aufführungen ihrer Gedichte in Form eines Lesetheaters im Iran und in den USA. Ab 2007 Teilnahme an renommierten internationalen Poesie-Festivals, u.a. in Barcelona, Kolumbien, Dubai, der Türkei, Schweiz und auf Mallorca. Werke: neun Lyrikbände (seit 1984), fünf Sammlungen von Kurzgeschichten, Übersetzungen auf den Gebieten der Psychologie, der Maskenbildnerei, der Poesie und der Fiktion. Die meisten ihrer Werke sind ins Englische, Spanische, Deutsche, Türkische, Kurdische, Italienische und Arabische übersetzt.
Mahnaz Azarnia
Geb. 1945 als Tochter einer künstlerisch tätigen Mutter und eines intellektuellen Vaters in Teheran, Malerin, Dichterin, stark von ihrem Großvater, einem hochgebildeten Arzt, beeinflusst. Erste Schreibversuche mit sechzehn bei gleichzeitig verstärktem Interesse an der Malerei. Präsentierte ihre Bilder bei Ausstellungen im Iran, bevor sie bei einem Festival in Venedig und bei UNESCO-Veranstaltungen von Kunstkritikern entdeckt und mehrfach ausgezeichnet wurde. Ausstellungen in Europa und Asien. Werke: vier Lyrikbände.
Mahnaz Mohammadi
Filmemacherin, verfasste bereits als Fünfzehnjährige Radiobeiträge. Ihre Dokumentarfilme zeigen Frauen in der traditionell frauenfeindlichen (iranischen) Gesellschaft. Ihre Filme sind, ebenso wie ihre Lyrik, die sich mit denselben Themenkomplexen beschäftigt, Ausdruck ihrer politischen Gesinnung. Ihr wurde im Iran wiederholt der „Vorwurf“ gemacht, Anomalien zu enthüllen und die bitteren Lebensumstände von Frauen zu beschreiben. Von 2005 bis 2011 mehrere Male im Gefängnis; 2014 wegen „Gefährdung der nationalen Sicherheit“ zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt. Erhielt 2015 den Dr. Georg Lebiszckak-Preis.
Mana Aghai
Geb. 1973 in Bushehr (Iran), Dichterin, Übersetzerin und Persisch-Sprachwissenschaftlerin, wanderte 1988 mit ihrer Familie nach Schweden aus und arbeitet zur Zeit an der Universität Uppsala. Sie ist eine der Gründer- und BetreiberInnen der Webseite „Padgast sherofon“ (Webseite für Lyrik). Sie ist die Tochter des iranischen Dichters und Schriftstellers Shirzad Aghai. Einige ihrer Gedichte wurden u.a. ins Englische, Schwedische, Türkische, Arabische und Deutsche übertragen. Werke: fünf Lyrikbände; in schwedischer Sprache ein Verzeichnis der iranischen Schriftsteller in Schweden, 2002; Bibliographie von Poesie persischer Dichterinnen von 1941 bis 2004, 2007; Übersetzung von „Ein Flugzeug langsam wie Dragonfly“, Anthologie zwölf asiatischer Dichter, 2013; Artikel über iranische Literatur im Exil (auf Schwedisch).
Narges Elikai
Dichterin, Malerin, Erzählerin, aktiv im Bereich Kinderliteratur. Werke: fünf Bände Lyrik und Erzählungen.
Nasrin Behjati
Geb. 1957 in Zahedan, Hauptstadt von Belutschistan (Iran), ist als belutschische Dichterin bekannt. Ihre Werke befassen sich mit dem Leiden der Frauen in der iranischen Gesellschaft. Manche ihrer Gedichte wurden ins Englische übertragen. Werke: vier Gedichtbände in persischer Sprache.
Pouran Kaveh
Geb. 1951 in Borujerd (Iran), Lyrikerin, Malerin, Übersetzerin, Werke: zwei Lyrikbände; Anthologie lyrischer Weltliteratur in persischer Sprache.
Reza Maghsadi
Geb. in Nordpersien, Lyriker, veröffentlicht seit 48 Jahren seine Gedichte und literarischen Werke in Medien in- und außerhalb des Iran. Hauptthema seiner Arbeiten sind Liebe und Freiheit. Er lebt seit 30 Jahren im Exil in Köln/Deutschland. Werke: vier Lyrikbände.
Ruhangiz Karachi
Geb. 1954 im Iran, Doktorin der persischen Literaturwissenschaft, Universitätslehrerin in Teheran. Werke: zwei Lyrikbände; zwölf Bücher im Bereich Literaturwissenschaft, vor allem zur Literatur von Frauen.
Shahla Aghapour
Freischaffende iranische Künstlerin. Lebt seit 1988 in Berlin. Schriftstellerin und Lyrikerin, aber auch Malerin, Bildhauerin und Performance-Künstlerin. Wuchs als Tochter iranischer Aserbaidschaner in Teheran auf. Neben dem Kunststudium absolvierte sie eine Ausbildung als Journalistin, zu Beginn der Islamischen Revolution war sie für die Zeitung Ayandegan (Zukunft) tätig. Sie musste – auch als Folge ihrer regimekritischen journalistischen Tätigkeit – aus dem Iran nach Deutschland emigrieren. Ausstellungen und Lesungen in Deutschland und anderen Ländern. Absolvierung einer sozialpädagogischen Ausbildung und Aufbaustudium zum Master of Art in Berlin. Kunstdozentin und Leiterin künstlerischer Projekte, Mitglied des Bundesverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler, des P.E.N.-Zentrums der Schriftstellerinnen und Schriftsteller im Exil deutschsprachiger Länder. 2007-2009 Vorsitzende des Iranischen Schriftstellerverbands im Exil. Werke: sechs Lyrikbände.
Bahareh Rezaee
Geb. 1978, Dichterin, Literaturkritikerin. Sie ist als Redakteurin und Literaturberaterin bei Poesie-Festivals und im Verlagswesen tätig. Beteiligung an Dichterlesungen und literarischen Konferenzen in verschiedenen Ländern Europas und Amerikas. Werke: fünf Lyrikbände.
Pouria Suri
Geb. 1983 in Arak (Iran), ist Lyriker, Journalist und Schriftsteller. Werke: zwei Lyrikbände, ein Prosaband.
Farangis Haghighi
Geb. 1975, Dichterin und Sozialforscherin. Werke: zwei Lyrikbände.