Die Entfremdung ist ein Untermieter der Hoffnung
Lügengedichte und kleine Geschichten
Einer, die man wecken will, darf man, wenn sie kalt hat, nicht auch noch die Decke wegziehen. Nein, man muß sie besser zudecken, muß sie erwärmen. Dann klammert sie sich bald nicht mehr an den zerrissenen Wärmerest, den sie mehr selber bedeckt, als daß er sie umhüllt.
"Die Entfremdung ist ein Untermieter der Hoffnung" ist der erste Band aus Reihe "Aufkratzen", welche auf den seit 1975 geführten Logbüchern von Konstanin Kaiser beruht.
Wenn schon im Schwebezustand über dem Realen, dann lieber in Form von Poesie. Also lese ich Konstantin Kaiser und bleibe an einer Zeile hängen, die unser zwiespältiges Verhältnis zur Aufrichtigkeit beschreibt: "Eine halbe Wahrheit, die ich mit anderen teilen kann, ist mir doch lieber als die ganze Wahrheit, die ich für mich behalten muss."
Irene Prugger, Wiener Zeitung vom 30.10.2022
Der zweite Band aus Reihe "Aufkratzen" erscheint demnächst:
Konstantin Kaiser: Im Dickicht. Antisemitismus und Kultur. Essays
ca. 192 Seiten, ISBN 978-3-903522-00-8, Euro 21,-
Dass an der Universität Wien kein Institut für Exilforschung existiert, befremdet niemanden. Und auch nicht, dass es kein Museum des Exils in Wien gibt. Wir gehen allzu sehr davon aus, dass Antisemitismus eine Wahnidee oder ein Vorurteil ist, dem mit Aufklärung abgeholfen werden kann. Wir übersehen, daß Antisemitismus eine Praxis ist, die auch scheinbar völlig unmotiviert zur Ausführung gelangt und oft keine Spuren persönlichen Ressentiments hinterlässt. Eine Praxis kann man aber ändern, wenn der Wille dazu da ist. Kaisers Essays versuchen fortwirkende Prozesse der Umwertung und Verdrängung in unserem geistigen Leben zu enträtseln und nehmen polemisch gegen Säulenheilige und Mystfikationen Stellung.