Theodor Kramer Gesellschaft

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Der 17. Theodor Kramer Preis für Schreiben im Widerstand und Exil wird 2017 an Nahid Bagheri-Goldschmied und Renate Welsh-Rabady

 

1) Preisbegründung

2) Biographie von Nahid Bagheri-Goldschmied (Wien)

3) Biographie von Renate Welsh-Rabady (Wien)

4) Programm der Veranstaltungen

 

1) Preisbegründung

Nahid Bagheri-Goldschmied
Nahid Bagheri-Goldschmied, in Teheran geboren und seit 1980 in Wien lebend, ist eine persische Lyrikerin, Romanautorin und Publizistin, die ihre Gedichte auch ins Deutsche übersetzt und publiziert. Die Islamische Republik hat sie wie viele andere der Möglichkeit beraubt, in ihrem Heimatland als Journalistin und Schriftstellerin tätig zu werden. Sie tritt in ihrer Lyrik unablässig ein für die missachteten Rechte der Frauen, gegen die Grausamkeit eines religiös verbrämten tyrannischen Regimes, das Folter, Hinrichtung, Steinigung wie kaum in einem anderen Land der Welt nach wie vor praktiziert. Viele ihrer Gedichte zeugen aber auch von einem klaren Bewusstsein der österreichischen Verhältnisse, setzen sich mit verdecktem und offenem Antisemitismus, mit Geschichtsverleugnung auseinander. In dem Spiegel, den sie österreichischen NachbarInnen vorhält, erscheint oft ein von den Mühen der Verdrängung erschlafftes, wenig lebensfrohes Antlitz. Gleichzeitig bricht in ihre Gedichte immer wieder das Utopische ein: eine befreite Heimat, ein "Fenster zur Welt", ein Leben ohne nationale Beengt- und Beschränktheit, bedingungslose Liebe und - immer wieder unaufhaltsam - das Licht. In ihrer Poesie hat sie eine eigene Bilderwelt in eindringlicher sprachlicher Form erschaffen.

Nahid Bagheri-Goldschmied. Foto: Bagheri // Pressefoto

 

Renate Welsh-Rabady
Die renommierte und bereits vielfach gewürdigte österreichische Schriftstellerin Renate Welsh wird mit dem Theodor Kramer Preis 2017 für Schreiben im Widerstand und im Exil ausgezeichnet. Damit wird der bestimmende Aspekt ihres gesamten, äußerst umfangreichen und unterschiedliche Genres umfassenden Werkes in den Mittelpunkt gerückt – das von hoher sozialkritischer Sensibilität und von humanistischem Engagement geprägte Ethos ihrer Haltung und ihres Schreibens. Kinder, Jugendliche, Frauen, Menschen am Rande, Außenseiter und Ohnmächtige einer Gesellschaft stehen im Zentrum ihrer literarischen, eine breite Palette poetischer Verfahrensweisen beherrschenden Erkundungen aus Vergangenheit und Gegenwart – oft schmerzlich realistische Blicke auf eine gestörte und verstörende Wirklichkeit, aber immer auch im Bewusstsein von etwas Besserem, Utopischem – Zeichen aufklärerischer Sehnsucht. Renate Welshs Texte, gespeist aus einem tiefen und differenzierten Wissen um den beklemmenden Geschichtsprozess, sind ein seit Jahrzehnten unablässig formuliertes Plädoyer für Achtung, Respekt, Gerechtigkeit, für ein besseres Leben.

Renate Welsh-Rabady. Foto: Marckus Rössle // Pressefoto

 

2) Biographie von Nahid Bagheri-Goldschmied (Wien)

Geboren 1957 in Teheran, Lyrikerin, Prosaistin, literarische Übersetzerin, Journalistin, studierte persisch-arabische Sprachen und Literaturwissenschaft an der Universität Teheran. Seit 1980 in Österreich. 2001 Lyrik-Preis "Schreiben zwischen Kulturen", 2009 Buchprämie des BM:UK für den Roman "Chawar". Gründerin und Vorsitzende des Iranischen Kunst- und-Kulturvereins im Exil "Marzpeyma" (Grenzgänger), Mitglied und Einzeldelegierte der IG Autorinnen und Autoren, des Österreichischen P.E.N.-Clubs und des Österreichischen Schriftstellerverbandes. Bagheri-Goldschmied lebt in Wien.

Werke: fünf Lyrikbände; Roman "Chawar" 2009 (deutsch) und 2013 (persisch), beide im Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft; Herausgeberin und Übersetzerin der Anthologien "Spuren" (österreichischer Lyrik, Deutsch/Farsi 2014) und "Die Liebe kennt alle Sprachen der Welt" (Persische Lyrik der Gegenwart, Farsi/Deutsch 2016); Veröffentlichungen in persischen Exil-Medien, Beiträge in zahlreichen Anthologien. Übersetzungen ihrer Werke erschienen u.a. in deutschen, englischen, ungarischen Literaturzeitschriften. Mitwirkung im Dokumentarfilm "Grenzgängerinnen", Regie Ülkü Akbaba (Österreich 2008).

 

3) Biographie von Renate Welsh-Rabady (Wien)

Geboren 1937 in Wien, 1953 Austauschstudentin in den USA, 1955-57 Dolmetsch- und Staatswissenschaftsstudium in Wien; , Tätigkeit am British Council in Wien. Erst nebenberuflich, dann freiberuflich als Übersetzerin tätig. Seit 1969 Autorin zahlreicher Kinder- und Jugendbücher, die mit vielen Preisen ausgezeichnet wurden; seit 1988 Verfasserin von Romanen und Erzählungen für Erwachsene. Arbeiten für den Österr. Rundfunk, Schreibwerkstätten mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, Hörspiele, Veröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften, Romane. 2006 wurde Renate Welsh Präsidentin der IG Autorinnen Autoren. U.a. 1995 Österreichischer Würdigungspreis für das Gesamtwerk, 2016 Preis der Stadt Wien für Literatur

Werke (Auswahl): Ülkü, das fremde Mädchen (1973), Das Vamperl (1979), Johanna (1980, 2015), Drittes Bett links (1985), Begegnungen (1988), Constanze Mozart. Eine unbedeutende Frau (1990, 2004), Die schöne Aussicht (Roman, 2005), Großmutters Schuhe (Roman, 2008), Sarah spinnt Geschichten (2014); Hörspiele; Übersetzungen (James A. Michener, Judith Kerr, Ernst Hausner, Hans Weigel); Herausgeberin (u.a. Erzählungen aus Afrika, 1980; Antwort auf keine Frage. Geschichten von und über Liebe, 1985;, Die Gedanken sind frei. Geschichten von und über Freiheit, 1990).

4) Programm der Veranstaltungen

Mitwirkende: die Preisträgerinnen, Cecily Corti, Konstantin Kaiser, Vladimir Vertlib, Karl Müller, Julia Danielczyk Peter Paul Wiplinger, Sigi Finkel, Nariman Hodjati

Samstag, 9. September, 19:00
Pfarrsaal Niederhollabrunn, Kirchenplatz 1, 2004 Niederhollabrunn

Begrüßung: Jürgen Duffek, Bürgermeister der Marktgemeinde Niederhollabrunn, und eine offizielle Vertretung des Landes Niederösterreich.
Es sprechen: Konstantin Kaiser (Laudator), Cecily Corti.
Andrea Pauli liest aus den Werken der Preisträgerinnen.
Musik: Sigi Finkel (Saxophon)
Empfang gegeben mit freundlicher Unterstützung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.
Zuvor besteht Gelegenheit, gemeinsam mit Harald Maria Höfinger das Geburtshaus Theodor Kramers in seinem heutigen Zustand und die dort gezeigte Theodor Kramer-Ausstellung zu besichtigen. Die TKG wird einen Bus nach Niederhollabrunn und zurück nach Wien führen. Abfahrtszeit 17:00 von Praterstern/Lassallestraße. Unkostenbeitrag Euro 10,-. Anmeldung erforderlich! (Ansprechpartnerin ist Mag.a Marianne Windsperger:windsperger@theodorkramer.at)

Dienstag, 12. September, 19:30
Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg
Laudationes: Vladimir Vertlib, Konstantin Kaiser
Einführung: Karl Müller

Donnerstag, 14. September, 19:30
StifterHaus Linz, Adalbert-Stifter-Platz 1, 4020 Linz
Laudationes: Julia Danielczyk, Konstantin Kaiser

Montag, 25. September, 19:30
Psychosoziales Zentrum ESRA, Tempelgasse 5, 1020 Wien
Laudationes: Karl Müller, Peter Paul Wiplinger
Musik: Nariman Hodjati, Târ (Langhalslaute).