Yankev Glatstheyn „Emil und Karl“
Durch die Augen von Kindern, die das Grauen um sie herum nicht begreifen können, hat Yankev Glatshteyn 1940 eines der ersten Bücher für junge Leser über den „Holocaust vor dem Holocaust“ verfasst und zeigt sich darin als Prophet.
Wien 1938: Die beiden neunjährigen Freunde Emil und Karl sind plötzlich in dem von den Nazis annektierten Österreich auf sich allein gestellt. Ihre Eltern wurden vor ihren Augen verhaftet - die einen aufgrund ihrer sozialistischen Gesinnung, die anderen aufgrund ihres jüdischen Glaubens. Die beiden Jungen, all ihrer Sicherheiten beraubt, erleben Unfassbares, aber auch Unterstützung von Menschen, die für sie ihr Leben riskieren.
Geschrieben für seine Kinder, ist „Emil und Karl“ nicht einfach nur ein Jugendbuch, sondern ein Buch für Leser jeden Alters und jeder Sprache. Es ist ein Roman über die Situation von Kindern in einer unheilvollen Zeit, aber vor allem ist es eine Geschichte über Freundschaft. 2014 ist das Buch erstmals auf Deutsch erschienen.
Jiddische und deutsche Lesung: Evita Wiecki (Historisches Seminar der Ludwigs-Maximilian-Universität München/Jüdische Geschichte und Kultur), Marianne Windsperger (Institut für Germanistik der Universität Wien)
Link zur veranstaltung: Jüdisches Museum Wien
Rezension von Marianne Windsperger in Zwischenwelt 4/2014