Theodor Kramer Gesellschaft

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Richard Schuberth
"Antisemitismuskeule"
Wie sich der verkappte Antisemit von heute die Antisemitismuskeule verbittet

1. Ich lasse mich von dem fürchterlichen Leid, das den Juden im letzten Jahrtausend widerfahren ist, nicht erpressen, auf dass ich einen Einzelmenschen nicht mehr kritisieren darf, nur weil er ein Jude ist.

2. Es ist natürlich logisch, dass sich, wenn viele Einzelmenschen, die ich als solche unsympathisch finde (und nicht wegen irgendeiner kulturellen Herkunft), einen eigenen Staat gründen, darunter ein überproportional hoher Anteil an unsympathischen Menschen befindet.

3. Wäre ich Jude, würde ich diesen moralischen Standortvorteil natürlich auch ausnützen. Das ist menschlich durchaus verständlich. Aber Gott sei Dank bin ich keiner.

4. Ich wusste nicht einmal, dass Benjamin Netanjahu, Karl Marx und Judas Ischariot Juden sind. In vielen Juden, die ich kritisiere, sehe ich schließlich nicht Menschen, sondern ... Ich meine ... natürlich ... umgekehrt. Können Sie den letzten Satz bitte löschen? Das war ein Lapsus. Nein? Typisch. Ich finde das ziemlich jenseitig, dass Sie das gegen mich verwenden könnten. Und dabei ist es mir völlig egal, ob Sie Jude sind oder nicht. Also benehmen Sie sich gefälligst nicht wie einer.

5. Ich kenne und schätze doch zu viele Juden, die keine Spekulanten, schmierige Geschäftsleute, intellektuelle Besserwisser, antimuslimische Rassisten, Palistinänserfolterer, Brunnenvergifter und Ritualmörder sind, als dass der Antisemitismusvorwurf bei mir greifen könnte.

6. Es gibt doch bei jedem Volk solche und solche. Da Juden aber unter Kritikverbot zu stehen scheinen, fühl ich mich gerechtigkeitshalber herausgefordert, bei ihnen mehr kritisches Augenmerk auf die Solchen zu legen.

7. Dass es bei ihnen dann doch mehr solche als solche zu geben scheint, ist bittesehr nicht meine Schuld.

8. Noch einmal: Wenn überhaupt, dann kritisiere ich im Juden das Individuum, das ich gerne sein würde, und nicht den Juden. Was ich an Juden kritisiere, kritisiere ich schließlich auch an Nichtjuden. Ich finde, die Juden haben nicht das Monopol auf jüdische Eigenschaften.

Und für Fortgeschrittene:

9. Ich spiele Fagott in einer Klezmerband, daher ist meine Israelkritik über jeden Vorwurf erhaben.