VORSCHAU
- Bruno Schernhammer: Am weißen Fluss. Die Kinder des Almtals. Roman
- Irene Goldin Spiegel: Gegen den Faschismus kämpfen. Spanien und Frankreich 1937-1947. Erinnerungen. (Reihe: anders erinnern)
- Konstantin Kaiser: Im Dickicht. Antisemitismus und Kultur. Essays
Bruno Schernhammer: Am weißen Fluss. Die Kinder des Almtals. Roman
230 Seiten, ISBN 978-3-903522-17-6, Euro 24,00
Dem Schicksal polnischer Zwangsarbeiterinnen im Gau „Oberdonau“ spürt dieser Roman nach und erzählt dabei von den Bedingungen, unter denen die hier geborenen Kinder der Ostarbeiterinnen um ihr Überleben kämpfen mussten.
Das NS-System mit seinem perfiden Rassismus wird repräsentiert durch den Gauleiter, der sich mit fanatischem Eifer persönlich der Frage der „Aufzucht fremdvölkischer Kinder“ als zukünftige Sklavenarbeiter widmet.
Bruno Schernhammer verfolgt den Lebenslauf der polnischen „Freiwilligen" Maria, die sich als Landarbeiterin ins Deutsche Reich gemeldet hat und im Kriegswinter 1943 ein Kind erwartet. In einer weiteren Erzählebene greift der Autor die Geschichte eines Mädchens auf, das in einer Landgemeinde im Almtal aufwächst. Auch Rosa widerfährt dasselbe Los:
Von einem anderen Leben in der Stadt träumend, endet ihre Hoffnung mit einer ungeplanten Schwangerschaft nach einer kurzen Beziehung zu einem deutschen Soldaten. An einem Bahnhof treffen die ProtagonistInnen schließlich aufeinander.
Bruno Schernhammer, geb. 1957, aufgewachsen in Vorchdorf, OÖ. In den 1980er Jahren Herausgeber der Zeitschrift „Breitmaulfrosch“, Arbeit und Betriebsrat in der Stahlindustrie. Lebt seit 1985 in Wien, Studium der Philosophie und Soziologie, bis 2021 als Arbeitsmarktexperte tätig. Veröffentlichungen: „Und alle winkten. Im Schatten der Autobahn“ (Roman, Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft, Wien 2018)
Irene Goldin Spiegel: Gegen den Faschismus kämpfen. Spanien und Frankreich 1937 – 1947. Erinnerungen.
Hg. und mit einem Vorwort von Konstantin Kaiser.
Aus dem Englischen von Robert Fallenstein
(Reihe: anders erinnern Band 12)
ca. 160 Seiten, ISBN 978-3-901602-69-6, Euro 21,00
Irene Spiegels Erinnerungen bestehen aus zwei großen Teilen: dem über den Kampf gegen den Faschismus in Spanien 1937-1939 und dem über ihre Widerstandstätigkeit und ihr Überleben in Frankreich 1939-1947. Sie zeugen vom außergewöhnlichen Mut dieser Frau, einer jüdischen Krankenschwester, die aus den USA nach Spanien ging, um im Sanitätsdienst der internationalen Brigaden für die Republik zu kämpfen. Gemeinsam mit ihrem Mann Harry Spiegel, Politkommissar eines Bataillons der Internationalen Brigaden, den sie kennenlernte als er verwundet in ihre Obhut kam, beteiligte sie sich an der antideutschen Arbeit der französischen Résistance. Ihre spät zu Papier gebrachten Erinnerungen sind ein Akt der Vergegenwärtigung, der sich gegen die Vorstellung richtet, dies alles gehöre einer längst abgeschlossenen, "abgekapselten" Vergangenheit an. Für Irene Goldin Spiegel sind der Spanische Bürgerkrieg und die Résistance keine abgelegenen Dörfer des Erinnerns oder vorübergehende Episoden sondern Metropolen menschlicher Geschichte.
Konstantin Kaiser: Im Dickicht. Antisemitismus und Kultur. Essays
ca. 192 Seiten, ISBN 978-3-903522-00-8, Euro 21,-
Dass an der Universität Wien kein Institut für Exilforschung existiert, befremdet niemanden. Und auch nicht, dass es kein Museum des Exils in Wien gibt. Wir gehen allzu sehr davon aus, dass Antisemitismus eine Wahnidee oder ein Vorurteil ist, dem mit Aufklärung abgeholfen werden kann. Wir übersehen, daß Antisemitismus eine Praxis ist, die auch scheinbar völlig unmotiviert zur Ausführung gelangt und oft keine Spuren persönlichen Ressentiments hinterlässt. Eine Praxis kann man aber ändern, wenn der Wille dazu da ist. Kaisers Essays versuchen fortwirkende Prozesse der Umwertung und Verdrängung in unserem geistigen Leben zu enträtseln und nehmen polemisch gegen Säulenheilige und Mystfikationen Stellung.
"Im Dickicht" ist der zweite Band aus Reihe "Aufkratzen", welche auf den seit 1975 geführten Logbüchern von Konstanin Kaiser beruht.