Jura Soyfer
Wanderlied der Zeit
Der Weg ist weit
Und fern die Rast.
Es fliegt die Zeit,
Vom Sturm erfaßt,
Dir gellend um die Ohren.
Ein Flügelschlag
Streift dir durchs Haar –
War das ein Tag?
War das ein Jahr?
Verflogen und verloren.
Was du getan,
Geht über Bord.
Der Hurrikan
Reißt alles fort
Und reißt dein Kleid in Fetzen.
Was rings geschieht, Ist schnell verweht.
Du hörst das Lied
Und das Gebet
Kaum im Vorüberhetzen.
Zum Himmel stieg
Ein Mutterschrei!
Das war ein Krieg,
Nun ist's vorbei.
Weh allen, die's erwähnen.
Im Tod verklingt
Ein »Ça ira«,
Ein Stern versinkt,
Er schien so nah,
Nun regnet's rote Tränen.
Das Sterben jagt
Dem Leben nach.
Ein Morgen tagt,
Ein Mensch zerbrach,
Es blühn und dorren Saaten.
Es treten ab
Und fallen hin
Ins Massengrab
Die Kompanien
Der ewigen Soldaten ...
Es stürmt die Zeit
Und gibt nicht Rast.
Und Müdigkeit
Hat dich erfaßt,
Du willst die Augen schließen.
Und dennoch schließ
Die Augen nicht!
Dem Sturme sieh
Ins Angesicht!
Denn du sollst alles wissen.
Aus: Der Lechner-Edi schaut ins Paradies (1936)