Theodor Kramer Gesellschaft

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Kleine Chronik:
Einige kulturelle Ereignisse des Exils in Mexiko

Erschienen in: "Exil in Mexiko". In: Mit der Ziehharmonika. Zeitschrift für Literatur des Exils und Widerstands. 15. Jg. Nr. 1. März 1998, 8-9

Casa de España: 1938 ordnet General Lázaro Cárdenas, mexikanischer Staatspräsident, die Gründung der Casa de España (Haus Spaniens), an, eines Studienzentrums für bekannte, aus Spanien geflüchtete Intellektuelle. 1940 wird der Name auf Colegio de México geändert.
Die Anzahl der spanischen Flüchtlinge in México wird zwischen 16.000 und 40.000 geschätzt.
Ihre Zeitschriften: España Peregrina, Litoral, Las Españas. Ihr Verlag: Fondo de Cultura Ecónomica.

Heinrich Heine-Klub. Vereinigung antinazistischer Intellektueller deutscher Sprache (Club Enrique Heine, Asociación de Intelectuales Antinazi de Habla Alemana): Gründungsversammlung Anfang November 1941. Das Statut verlangt von allen Mitgliedern, einig zu sein "im Bekenntnis zum Freiheitskampf gegen den Nazifaschismus". Auf der Mitgliedskarte werden als Ziele des Klubs "Förderung deutscher und österreichischer freiheitlicher Kunst, Literatur und Wissenschaft durch Wort und Schrift, Belehrung und Schulung ... die Stärkung der Verbundenheit mit der mexikanischen Kultur der Vergangenheit und Gegenwart" angegeben.
Präsidentin: Anna Seghers. Vizepräsidenten: Dr. Ernst Römer, Dr. Leo Deutsch. Vorstandsmitglieder: Marcel Rubin, Kurt Berci, Egon Erwin Kisch u.a.
Der Klub organisierte Konzertabende, Lesungen, Rezitationen, politisch-kulturelle Vorträge, Theateraufführungen, u.a. wird vom Heinrich Heine-Klub Ferdinand Bruckners Stück "Denn seine Zeit ist kurz" welturaufgeführt (1944).
Bis zur seiner Auflösung am 1. Februar 1946 hat der Heinrich Heine-Klub in Ciudad de México 68 Abende veranstaltet; die musikalischen und die Theater-Abende wurden fast ausschließlich von österreichischen Exilanten bestritten.

Freies Deutschland/Alemania Libre (ab 1946: Neues Deutschland/Nueva Alemania). Revista Antinazi/Antinazi Monthly (ab Nr.10/1944: Revista Democrática/German Democratic Monthly) erscheint vom 15. November 1941 bis zum Juni 1946 monatlich in México D.F.
Chefredakteur: Bruno Frei (November/Dezember 1941), dann Alexander Abusch. Österreichische MitarbeiterInnen: Günther Anders, Klara Blum, Ferdinand Bruckner, Fritz Brügel, Albert Ehrenstein, Bruno Frei, Ernst Fischer, Rudolf Fuchs, Julius Hay, Leo Katz, Theodor Kramer, Marie Frischauf-Pappenheim, Rudolf Popper, Jura Soyfer, Johannes Urzidil, Ludwig Ullman, Berthold Viertel, Ernst Waldinger, F.C. und Margarete Weiskopf, Franz Werfel u.a.

Acción Republicana Austriaca de México (ARAM): Gründungsversammlung am 3. Dezember 1941 in Mexiko-Stadt.
Präsident: Rudolf Neuhaus; ab Jänner 1944 Franz Schallmoser. Vizepräsidenten: Prof. Richard Volk (zeitweilig), Dr. Erwin Rubin, Dr. Kurt Wallis, Dr. Else Volk. Sekretär des Vorstandes: Josef Foscht.
Erste öffentliche Manifestation der ARAM: Im März 1942 Gedenkkundgebung "Österreich wird auferstehen" zum vierten Jahrestag der Okkupation.
Die ARAM organisiert Theateraufführungen, Konzertabende, Vorträge, oft zu karitativen Zwecken, ab August 1942 auch eine von Dr. Bruno Frei geleitete wöchentliche Radiossendung La Voz de Austria auf dem Wellenbereich des mexikanischen Regierungssenders "Radio Gobernación" zur Verfügung.

Kundgebung für die freie deutsche Literatur am 9. Mai 1942 in Mexiko-Stadt aus Anlaß des 9. Jahrestages der Bücherverbrennung und auf Einladung des mexikanischen P.E.N.-Zentrums, des Heinrich Heine-Klubs, der Bewegung Freies Deutschland und der Acción Republicana Austriaca de México. Redner: Pablo Neruda, Ludwig Renn, Anna Seghers, Bruno Frei. Auf der Kundgebung wird die Gründung eines freien Buchverlages "Libro libre" (Freies Buch) angekündigt.

El Libro Libre. Editorial de literatura anti-Nazi en lengua alemana: Die Gründung des Verlages wird am 10. Mai 1942 über den Rundfunk verlautbart. Juridisch verantwortlich: Antonio Castro Leal (ein Rechtsanwalt). Leitung durch ein "Schriftstellerkuratorium", dem Ludwig Renn, André Simone, Anna Seghers, Bodo Uhse, Egon Erwin Kisch, später auch Leo Katz angehören. Geschäftsführer: Walter Janka, Hans Marum. Lektorat: Paul Mayer, ab 1944 auch Alexander Abusch.
Vom Mai 1942 bis zu Einstellung des Verlages im Juni 1946 erscheinen 26 Titel, vier davon in spanischer Sprache. Gesamtauflage der 22 deutschsprachigen Bücher: 36.000.
AutorInnen des Verlages: Egon Erwin Kisch, Lion Feuchtwanger, Theodor Balk, Anna Seghers, Paul Merker, Bruno Frank, André Simone, Bodo Uhse, Leo Katz, F.C. Weiskopf und Ernst Sommer u.a.
Angekündigt, aber nicht veröffentlicht werden F.C. Weiskopfs "Der Erschießungstrupp" (später in Europa als "Himmelfahrtskommando" erschienen), Bruno Freis "Die Verpreußung Deutschlands" sowie ein Werk von Charles Sealsfield, "Virey und die Aristokraten", das die mexikanische Revolutionsgeschichte zum Thema hat.

Austria Libre. Organo de los Austriacos Anti-Nazi de México: erscheint vom 15. August 1942 monatlich bis Oktober 1946 in Mexiko-Stadt, herausgegeben von der Acción Republicana Austriaca de México. Bis Nr.1/1944 ausschließlich in spanischer Sprache, zuletzt fast ausschließlich in deutscher Sprache.
Östterreichische MitarbeiterInnen: Josef Foscht, Bruno Frei, Ludwig Ullmann, Hermann Ullrich, Ferdinand Bruckner, Else Volk, Erich Fried, Trude Kurz, Leo Katz, Ernst Fischer, Marie Pappenheim-Frischauf, Franz Theodor Csokor, F.C.Weiskopf u.a.

Demokratische Post. El Correo Democrático. Organo de los Antinazis Alemanes de México y Centro-América: erscheint vom 15. August 1943 bis zum Februar 1952, zuerst vierzehntägig, seit der Nr.17 des 6. Jahrgangs (1948/49) monatlich.
Österreichische MitarbeiterInnen: Bruno Frei, Leo Katz, Marie Frischauf-Pappenheim, Ludwig Vollmann, Margarete und F.C. Weiskopf u.a.

Tribuna Israelita. Organo Mensual de la Logia Spinoza No. 1176 de Bené Berith: erscheint in spanischer Sprache ab Dezember 1944 in Mexiko-Stadt. Anonymer Chefredakteur ist bis März 1946 André Simone (Otto Katz), danach Rudolf Feistmann. Geschäftsführer: José Benbassat.
Österreichische MitarbeiterInnen: Leo Katz, Egon Erwin Kisch, Bruno Frei, Marcel Rubin, Marie Frischauf-Pappenheim, Leo Deutsch.

 

Grundlagen der österreichischen Exilliteratur. Begleitende Studien zu einem „Handbuch der Österreichischen Exilliteratur in zwei Bänden“

Ein Projekt des Vereins zur Förderung und Erforschung der antifaschistischen Literatur und der Theodor Kramer Gesellschaft

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