Sonja Pleßl
Ukraine: Eine Nation im Widerstand gegen den Paten im Kreml und sein Lügenreich
Eine Collage
Antiterroristische Operation.
Konflikt im Osten.
Ukrainische Krise.
Ich darf
– wenn ich will –
Krieg nicht Krieg nennen
Ganna Gnedkova, ukrainische Übersetzerin und Schriftstellerin, lebt in Wien, schreibt mir zu ihrem Gedicht: "Im Jahre 2020 war es nicht vielen Medien bewusst, welche Worte sie von der russischen Propaganda entlehnen, um über die Ukraine zu sprechen."
Schizofaschismus:
Der Faschist nennt sich Antifaschist und bezeichnet seine Gegner als Faschisten.
Juli 2022:
Sieben Länder anerkennen den russländischen Angriffskrieg gegen die Ukraine als Völkermord am ukrainischen Volk:
Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechische Republik, Irland, Kanada.
24. Februar 2022
Unser Kind muss aufwachen, Schultag. Im Vorraum, zwischen Kinderbett und Küche, sagt mein Mann: "Sie sind einmarschiert."
Wir machen Kakao. Es geht durch das Schultor. Ich gehe in den Wald, Prater.
SMS an Maria, mit einem Ukrainer verheiratete ehemalige Studienkollegin: "Wie geht es Euren Verwandten, FreundInnen?"
Antwort: "Wie ist das möglich?"
Diese Frage ist nach vier Monaten völkermörderischem Angriffskriegs auf die Ukraine und in rhythmischen Abständen publizierter offener Briefe, mittels derer die VerfasserInnen ihren vielfältigen Sorgen um den Weltfrieden Ausdruck verleihen und diesen sich ausschließlich zulasten des ukrainischen Widerstands vorstellen können, noch immer die präziseste.
Zu Mittag findet die erste Demonstration am Ballhausplatz für die Ukraine statt. Marias Mann Yevhen kommt mit der EU-Flagge, ich sehe neben ukrainischen Flaggen auch georgische, belarussische, tschetschenische. Ich, gelernte Österreicherin, frage ihn unter Schock: "Was macht Ihr jetzt? Geht Ihr in den inneren Widerstand?"
Seinen Blick werde ich nie vergessen.
"Sie haben schon fünf russische Kampfflugzeuge abgeschossen!"
Ich bin ihm dankbar für diesen Blick: Gegen meinen inneren Schuschnigg, der sagt: Wir weichen der Gewalt.
Ich kann es immer noch nicht glauben
Ich kann es immer noch nicht glauben, dass liebe Bekannte, liebe Menschen, die ich in spätestens zwei Jahren wieder besuchen und meiner Tochter und meinem Mann vorstellen wollte, in allem bedroht sind, in absolut allem.
25. Februar 2022: Tatjana Maljartschuk, weibliche Stimme des Widerstands, lebt seit 2011 in Wien, in einem österreichischen TV-Sender:
"Ich höre Sie, meine Herrschaften, und es tut mir so weh. Die Ukrainer sind keine Zahlen in den Statistiken. Das sind lebendige Menschen. Jetzt ist es [Öl, Kohle, Gas] wichtig, um uns und unsere Angst zu rechtfertigen.
Wir hier in Westeuropa haben Angst vor dieser Aggression. Es ist so schwer, einem Aggressor zu widerstehen.
Aber diese Kräfte und diesen Mut müssen wir finden. Ich weiß nur, dass wir alles machen müssen, um ihn zu stoppen."
Sie berichtet von einer Freundin, die mit ihrem Sohn vor den russländischen Truppen flüchtet. Der Sohn, sieben Jahre alt: "Mama, aber wenn wir nicht zurückkommen, dann sterben alle unsere Topfpflanzen!"
Ukrainische Schriftsteller greifen zur Waffe. Auch Frauen. Die Ukraine, so schreiben sie: Ein einziges riesiges widerständiges Netzwerk, das das ganze Land durchzieht,
gewachsen in dreifacher demokratischer Erhebung:
zuerst gegen Präsident Kutschma, der nach dem Vorbild anderer postsowjetischer Staaten einen Erpresserstaat errichten wollte, dann, 2004, in der Orangenen Revolution gegen die Wahlfälschungen des Moskautreuen Janukowytsch, dann, im Winter 2013/2014, im Euromaidan gegen die auf Druck Moskaus verweigerte Unterschrift von Präsident Janukowwytsch unter das Assoziierungsabkommen mit der EU
Die Worte des ukrainisch-jüdischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf das Angebot aus dem Ausland, ihn und seine Familie in Sicherheit zu bringen:
Ich habe um Waffen gebeten, nicht um eine Mitfahrgelegenheit.
Die ukrainischen Verteidigungskräfte, von der Armee bis zu den Freiwilligen: Ein Fünftel Frauen.
Das ist der höchste Anteil in Europa und aller NATO-Staaten.
Die Ukraine ist die Wiege des osteuropäischen Judentums. Der Historiker Timothy Snyder hatte begonnen, sich mit der Ukraine zu beschäftigen, als er erkannte, dass man den Holocaust nicht verstehen kann, ohne die Geschichte der Ukraine zu verstehen: Die Ukraine stand im Zentrum der Politik von Stalin und von Hitler: Brüder im Geiste. Auch das nationalsozialistische Todeshungern sowjetischer Kriegsgefangener könne man nur verstehen, wenn man den Holodomor versteht.
Frühling 2022, Demonstration für die Ukraine:
In seiner Rede geht der österreichische Politikwissenschaftler Dr. Martin Malek, Mitarbeiter am Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement der Landesverteidigungsakademie in Wien, der sich mit "failed-states" Theorien befasst und dessen 250 Publikationen in einem Dutzend Länder erschienen sind, auf den Unterschied zwischen 1938 und 2022 ein:
1938 war Österreich eine austrofaschistische Diktatur, als faschistische deutsche Soldaten einmarschierten.
2022 ist die Ukraine eine unabhängige Demokratie, die von einem faschistischen Russland angegriffen wird.
Ich kenne die Ukraine einigermaßen. Zwischen Mitte der 90er und 2010 war ich regelmäßig in Kyjiw und Charkiv, lernte unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Ansichten kennen, die unterschiedliche PolitikerInnen unterschiedlich einschätzten, immer auf Russisch, denn ich war zum Russischlernen gekommen, aber auf eines stieß ich nie:
Niemand wollte unter russischer Herrschaft leben. Niemand überlegte, in die Russische Föderation auszuwandern. Einige hatten Verwandte in Russland. Aber niemand hatte den Wunsch, in der Pension nach Russland zu gehen. Von niemandem hatte ich je gehört, was während der größten europäischen Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg der österreichische "Medientheoretiker" Peter Weibel, der vor gar nicht so langer Zeit gute Geschäfte in der Russischen Föderation machte, weiß: dass die Menschen, die fliehen, nicht einfach fliehen, sondern dies tun, weil sie "auch aus der korrupten Ukraine" wegrennen, denn "sie könnten ja im Norden und Westen der Ukraine Sicherheit und Schutz finden." (Der Standard 4.5.2022).
Weibel kennt sich aus mit der ukrainischen Korruption, Putin freut das.
Meine ehemalige Russischprofessorin, bei ihr wohnen drei vertriebene Frauen aus der Ukraine, sagt: "Diese Menschenverachtung!" Da meint sie Putin, aber Weibel darf sich mitgemeint fühlen.
Von ihr erhält die Theodor Kramer Gesellschaft noch in der Nacht nach dem russländischen Überfall den Offenen Brief russischer WissenschaftlerInnen und WissenschaftsjournalistInnen, die schreiben: Es gibt keine Rechtfertigung.
Dieser Krieg ist keine Meinung. Das Einstehen für die Ukraine ist keine Meinung.
Es geht um: Recht oder Unrecht.
Es geht um Parteinahme zugunsten des Rechts, wie es Sophie Scholl formulierte:
"Es ist Krieg. Auf welcher Seite stehst Du?"
Mit der Parteinahme sind Hilfeleistungen verbunden, andernfalls: leere Worte.
Angriffskrieg: Joachim von Ribbentrop wurde dafür im Nürnberger Prozess verurteilt und gehenkt.
Dieser Krieg ist kein normaler Krieg, es ist ein barbarischer, totaler.
"Im Krieg ist viel Schreckliches passiert" gilt für die, die das Kriegsrecht brechen: Sie wollen Schreckliches passieren lassen.
Ein ukrainischer Maler postet ein Foto, Frühsommer 2022:
Ein Mann hebt mit zwei starken Armen ein kleines Kind schwungvoll in die Höhe, beide lachen.
Der Mann hat kein rechtes Bein, er stützt sich auf eine Krücke. Das Kind hat keine Arme, keine Beine.
"Syrien" schreibt der Maler unter das Foto.
Es ist ein schönes Foto: Lebensfreude als Widerstand.
Es ist ein grauenhaftes Foto: So durfte Russland wüten. So durften sie den Diktator Assad an die Macht zurückbomben.
Ich muss an jenen deutschen Kriegsreporter in Lederjacke denken, den ich am liebsten vergessen wollte, so sehr weckt es Anklänge an Euthanasie: Der Reporter besucht mit seinem Sohn ein Krankenhaus in der Ukraine und dort einen Buben, ca. zehn Jahre. Der Sohn hält das Leid nicht aus und geht aus dem Zimmer. Die Mama des Buben: auf der Flucht getötet. Dem Buben fehlt eine Hand. Der Bub: So froh, dass er Besuch bekommt, dass er gesehen wird, er strahlt förmlich. Später sitzt der Reporter in einer deutschsprachigen TV-Sendestation und sagt: "Das ist doch kein Leben mehr!" Der deutsche Reporter ruft die Ukraine zum Einstellen des Widerstands auf.
Februar 2022: Serhij Osatschuk, Vorsitzender der Gebietsverwaltung von Tscherniwzi (Czernowitz), sendet seinen „Appell an Europa“: Frontale Kritik einer Haltung, die sich in Betroffenheit erschöpft.
Völkermord:
Absicht und Tat
Absicht: Reden und Schriften des Präsidenten, russländischer PropagandistInnen, PolitikerInnen, des Patriarchen von Moskau, russisch-orthodoxer Priester, Trollfabriken.
Absprechen des Existenzrechtes, Aufruf zum Massenmord: "Was man mit der Ukraine tun sollte." (Timofej Sergejzew)
Tat: Vernichtung von Menschen durch Massenmord und von allem, was es zum Leben braucht, gezielte Zerstörung von Kultur- und Bildungseinrichtungen, Deportationen, Kindesraub.
Das Bombardieren von Wohnhäusern, Schulen, Krankenhäusern, Theatern, Quellen, von Menschen, die in langen Schlangen um Brot und Wasser anstehen, von Märkten, Bussen, Bahnhöfen, Wasserleitungen, Supermärkten, Apotheken, Kindergärten, Sportplätzen, Stromleitungen,
Panzer, die von der Straße aus direkt in Wohnungen schießen, Panzer, die über Autos rollen, darin ganze Familien
erschossene Kinder
gefolterte, ermordete PolitikerInnen, BürgermeisterInnen, JournalistInnen und deren ganze Familien
Streumunition, Vakuumbomben, Phosphorbomben
kleine Kinderkörper, übersät mit Schrapnellwunden
das Aushungern und Verdurstenlassen ganzer Städte
Die Vernichtung von Lebensmitteln, Ernten, das Inbrandsetzen von Feldern, verarbeitenden Betrieben, Silos und Hafenanlagen, der gezielte Angriff auf BäuerInnen, das Plündern von Getreide
Die Anwendung des "double tap": Zuwarten, bis sich möglichst viele Menschen an einem Ort aufhalten (Warteschlange vor Apotheken oder Trinkwasserlieferungen). Erstes Bombardement. Zuwarten, bis Menschen zur Hilfe eilen. Zweites Bombardement. Oder: Erstes Bombardement. Nach einigen Tagen: Bombardement des Krankenhauses, in dem ÄrztInnen und Krankenschwestern um das Leben der Verletzten kämpfen. Strategie: Bereits angewendet in Syrien. Davor: Terrorstrategie des IS
Vergewaltigungen, selbst von Säuglingen, Herumzeigen der mitgefilmten Verbrechen
die Deportation von Menschen, das Einsperren in Filtrationslager, allein im Juni 18 beiderseits der Grenze nachgewiesen: Schulen, Sporthallen, Kulturzentren zu Lagern umfunktioniert
das Verschwindenlassen von Menschen
totale Informationsblockade in den besetzten Gebieten
die "Ermöglichung" der Adoption von ukrainischen Kindern in der Russländischen Föderation, auch wenn sie noch Eltern oder Verwandte haben, deren "Befreiung" von der Sprache durch russischen Zwangsunterricht und Verbot des Ukrainischen selbst in den Schulpausen, Streichung der Sommerferien für Kinder in den besetzten Gebieten durch erzwungenen Russisch-Unterricht
das Verbrennen ukrainischer Bücher, der Zwang in den besetzten Gebieten, russische Lehrbücher zu verwenden.
Elena Volochina berichtet von den 2021 in der Russischen Föderation neu herausgegebenen Schulbüchern für die 10. Klasse, die nun auch in den besetzten Gebieten eingesetzt werden: Der Hitler-Stalin-Pakt sei notwendig gewesen, um einem Hitler-England-Pakt zuvorzukommen, Stalin habe keine Wahl gehabt. FAKE News: Russländischer Geschichtsunterricht 2022.
Ende März 2022: Der österreichische Schriftsteller Franzobel publiziert sein "Lob der Feigheit": Leichten Herzens streut er das männliche Hormon Testosteron gleichermaßen über Angreifer und Verteidiger. Ich lese seinen Artikel im Standard und finde keine Sprache. Martin Pollack findet Worte. Wie dankbar ich ihm bin! (Siehe den Nachdruck seiner Antwort auf Franzobels Aufruf zur Feigheit in dieser ZW). Einige Wochen später wird Franzobel in einem TV-Duell auf Susanne Scholl treffen und seinen Aufruf durch eine Exotisierung der Russen verstärken. ("die" seien "anders", hätten eine "ganz andere" Weltsicht, die "vielleicht auch" richtig sei.) Susanne Scholl behält die Fassung. Sie erinnert an die russische Journalistin und Aufdeckerin russländischer Kriegsverbrechen in Tschetschenien, Anna Politkowskaja, ihre an Putins Geburtstag ermordete Kollegin und Freundin. Wie viel Zärtlichkeit, Freude an einem Menschen und Trauer Susanne Scholl in diesen einen Namen legt: "Anna"!
Stand August sind 26 000 Kriegsverbrechen dokumentiert. Die USA hat den berühmten "Nazi-Jäger" Eli Rosenbaum zur Mitwirkung an den Untersuchungen herangezogen.
Roman Avramenko, Direktor von Truth Hounds, der 2014 in der Ukraine gegründeten Organisation zur Dokumentation russländischer Kriegsverbrechen seit der Annexion der Krim und dem Krieg im Donbas, sagt zur "verbrecherischen Logik" der russländischen Armee: „Was die Morde angeht, so sind die Ukrainer in den Augen der Russen durch jahrelange Propaganda so entmenschlicht worden, dass man sie ohne Gewissensbisse töten kann, so wie man eine Fliege erschlägt.“ (Frankfurter Allgemeine, 8.8.2022)
Über 600 000 Tonnen Getreide sind aus der Ukraine gestohlen worden
Der Historiker Antoine Arjakovsky sagt: Menschen brauchen Gerechtigkeit. Man solle endlich seinen Russozentrismus ablegen. (France 24).
In News erscheint ein antisemitisches Porträt des ukrainischen Präsidenten, was Christian Ortner von mena-watch aufdeckt, wofür er von News verklagt wird. Die Psychotherapeutin und Schriftstellerin, Mitglied der Grazer AutorInnenversammlung, Monika Wogrolly, hatte in ihrer Fern-Analyse Selenskyj so beschrieben: "Triebfeder kann hier (...) das psychologische Trauma seiner jüdischen Vorfahren und die Sehnsucht nach dem Einssein und Geliebtwerden mit und von einem scheinbar allmächtigen Vater sein." (Die Presse, 29.7.2022)
Der Historiker Timothy Snyder schreibt in "Der Weg in die Unfreiheit. Russland. Europa. Amerika": Putin sei es gelungen, die extreme Linke und die extreme Rechte zu vereinen.
Wie sollen wir uns Europa vorstellen, wenn Putin - nach Tschetschenien, nach Georgien, nach Syrien, nach 2014 - wieder das Beutemachen gelingt?
Reden wir in den Schulen weiter von "Toleranz" und "Zivilcourage" und schauen weg, wenn uns ukrainische Kinder ansehen, polnische, slowakische, tschechische, kroatische, bosnische, albanische?
"Mit welchem Recht?", fragte die slowakische Präsidentin, Bürgerrechtlerin und Umweltschutzaktivistin, Zuzana Caputová im ukrainischen Parlament und erinnerte an die Niederschlagung des Prager Frühlings und das Schweigen des Westens.
Vaclav Havel nannte das: die "Anatomie der Zurückhaltung" der westlichen Linken.
Schon die Niederschlagung der Befreiungsbewegung in Ungarn 1956 der Bevölkerung so erklärt: Kampf dem Faschismus!
"Im Radio und in den Zeitungen wurde wochenlang über die Ereignisse in Ungarn berichtet, und in der Schule wurde jeden Tag darüber gesprochen. Dann hörten wir die Meldung, dass die Volksmacht den faschistischen Angriff abgewehrt und die Ruhe wiederhergestellt habe", schreibt Christoph Hein in "Von allem Anfang an", Aufbau Taschenbuch Verlag 2000, S. 194.
So funktionierte die Propaganda: Martin Pollack im Gespräch mit Timothy Snyder, Institut der Wissenschaften vom Menschen, Wien. Pollack erzählt aus seiner Studienzeit in Polen in den 70ern. Im jüdischen historischen Institut in Warschau hing ein riesiges Bild gleich im Foyer, Warschauer Ghetto-Aufstand 1943. Im Vordergrund des Bildes ein russisches Kampfflugzeug, das runterstößt auf das Ghetto und eine Gruppe von Deutschen beschießt, die in Panik weglaufen. Ghettokämpfer werfen ihre Mützen jubelnd dem sowjetischen Kampfflugzeug zu. „Eine schöne Welt“ - nur wusste jeder, dass „das völliger Blödsinn war“. Es hat nie einen Einsatz sowjetischer Flugzeuge gegeben, es hat nie Hilfe von sowjetischer Seite für das Warschauer Ghetto gegeben, genau so wenig wie für den Warschauer Aufstand – „da waren die Russen aber schon etwas näher“. Das Warschauer Ghetto wurde von den Deutschen vernichtet. Dass das Bild völlig gelogen war, wussten „auch die Russen, und trotzdem haben sie sie gezwungen“, dieses Bild im jüdischen historischen Institut in Warschau „jeden Tag anzusehen“. (IWM, 29.9.2018, „Die Weltgeschichte vor Augen“, Martin Pollack und Timothy Snyder über die Umwälzungen in Osteuropa als Motor der gegenwärtigen Geschichte.)
Die Aufrufe zur Menschenlebensschonung, die Mahnung, der Widerstand sei doch völlig sinnlos, die Zusicherung, man werde gut behandelt, gut versorgt werden, es werde einem an nichts fehlen, unterlegt mit netten Fotos: Schon Propagandaschlacht der Nationalsozialisten! Unzählige solche Flugblätter in der Sowjetunion unter die Leute gebracht. (Georg Tidl: Propagandabomben und Flugblattgranaten über Kiew: Nationalsozialistische Propagandawaffen im Kampf gegen die Rote Armee. Wien: Löcker Verlag 2010).
Wir können nichts machen, uns sind die Hände gebunden, es tut uns sehr leid.
"Seit 2014 hat die Ukraine dreimal versucht, Konsultationen mit den Garantiestaaten des Budapester Memorandums einzuberufen. Dreimal wurde sie abgewiesen", sagte Wolodymyr Selenskyj in seiner Ansprache am 19. Februar 2022 bei der 58. Münchner Sicherheitskonferenz.
Zwei Tage zuvor schlug eine Granate im Schulhof des Vrubivka-Lyzeums in Popasna ein und wurde der Kindergarten "Skaska" in Stanyzia-Luhanska bombardiert.
Die Kindergartenpädagoginnen posten ein Foto und schreiben dazu: "Nur ganz kurz danach wären Kinder im Garten gewesen. Nicht auszudenken."
Das Dorf Stanyzia-Luhanska liegt knapp hinter der Grenze zur "Volksrepublik" Luhansk. Von russischer Seite heißt es: Die ukrainische Regierung habe Kindergarten und Schule bombardiert. Die deutsch-russische 28jährige Propagandistin Alina Lipp, deren Vater 2017 oder 2018 von Deutschland (schlechtes Wetter! Flüchtlinge! Wirtschaftskrise! gibt er in einem Video an) auf die Krim gezogen ist, die sich als Journalistin ausgibt und das Bild einer deutschen russophoben Diktatur zeichnet, behauptet, ein ukrainischer Bagger habe das Loch im Kindergarten verursacht und unterlegt dies mit einer Manipulation. Die ukrainische Faktenchecker-Seite stopfake liefert noch am 17. Februar die Tatsachen: https://www.stopfake.org/de/fake-ukrainische-armee-be-schiesst-kindergarten/
Alina Lipps Fake-Video auf Telegram wird am 21. Februar vom österreichischen "Wochenblick" übernommen, angereichert mit der Behauptung, der amerikanische Außenminister habe bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates ein Foto des Kindergartens in die Kamera gehalten.
Die AFP entlarvt dieses Blinken-Foto als Fälschung: Kindergartenfoto und Blinken-Gesicht sind über das von Colin Powell von 2003 gelegt worden.
Die Follower von Alinas Lipp Telegram-Kanal stiegen - man könnte auch sagen: eskalierten - von knapp zweitausend kurz vor dem Krieg auf über Hunderttausend bis Anfang April.
Das Budapester Memorandum wurde in der Zeit unterzeichnet, als ich das erste Mal in der Ukraine war: Die Ukraine, damals drittgrößte Atommacht der Welt, verzichtete auf ihre Atomwaffen nach Zusicherung der Souveränität und territorialen Integrität der Ukraine durch die Russländische Föderation, Großbritannien und die USA, Frankreich sagte Garantien in einem eigenen Schreiben zu. 1994.
"Unsinn" sagt Michail Chodorkowski zum Argument, dass die NATO durch eine Flugverbotszone Kriegspartei werden würde, dieses Argument, das immer kommt, selbst bei den Vorschlägen einer teilweisen Flugverbotszone über humanitären Korridoren, über Atomkraftwerke, über Kulturgütern, oder über Belorus - einem offiziell neutralen Land, von dem aus die russländische Armee die Ukraine bombardiert. Die belorussische Opposition konnte im Februar und März russländische Truppenbewegungen in die Ukraine sabotieren, jetzt droht den Partisanen die Todesstrafe. Die Forderung nach einer Flugverbotszone wird von russischen und belorussischen Oppositionellen und zahlreichen Osteuropa-ExpertInnen unterstützt. Auch der ehemals in der Türkei inhaftierte Schriftsteller Deniz Yücel setzt sich für eine Diskussion dieser Forderung ein, deren VerfechterInnen allesamt gleichzeitig sofortige härtere Strafmaßnahmen inklusive eines Embargo oder der Verhängung von Strafzöllen auf russländische fossile Energieträger fordern. Chodorkowski fordert sie mit aller Dringlichkeit. Er ist der russische Oppositionelle, der zehn Jahre im Straflager überlebte. Er riskiert auch im Exil sein Leben: Wenn der Befehl von oben kommt, sagt er, gibt es keinen Schutz. Putin ist ein Mafioso, ein Bandit, man muss mit Stärke antworten, er nimmt sich sonst Stück für Stück, lacht dazu.
Militärexperte Gustav Gressel entlarvt die Atombombendrohung als "Hirngespinst":
Nichts würde Putin damit gewinnen, Umbringen kann er auch konventionell, Mariupol: ausgelöscht. Er braucht keinen Atombombeneinsatz.
Die nukleare Drohung dient der psychologischen Kriegsführung und jeder, der in diese "Eskalations"-Rhetorik einsteigt, erledigt Putins Geschäft.
Dritte Märzwoche: Der griechische Konsul Manolis Androulakis verlässt als letzter EU-Diplomat Mariupol, vergleicht die Hölle von Mariupol mit Guernica, Coventry, Grosny, Aleppo, Leningrad. Die griechische Minderheit in der Ukraine, zirka 150 000 Menschen vor dem Angriffskrieg, lebte großteils in und um Mariupol.
Der aus Österreich stammende und nach Frankreich geflüchtete jüdische Widerstandskämpfer Herbert Traube schreibt mir im März 2022 zu Mariupol: Schrecklich. Schlimmer als im Zweiten Weltkrieg.
Der ukrainische Präsident sagt im April 2022: Wir hätten Mariupol retten können, hätten wir die notwendigen Waffen erhalten.
Nach der Bombardierung der englischen Stadt Coventry sprachen die Nazis von „coventrieren“: „Der Zynismus des Wortes bestehe darin, gleichzeitig dem britischen Feind mit völliger Vernichtung zu drohen und ihm die Schuld dafür zu geben“, berichtet Deutschlandfunk über die Abhandlung „Lingua Tertii Imperii“ von Victor Klemperer zur Sprache des Dritten Reiches. Die Nazis drohten England, „es würde coventriert werden, wenn es sich nicht endlich besiegt gebe.“
Gauthier Rybinski, der Kommentator für internationale Politik auf France 24, wundert sich und wundert sich: Dass man Putin noch immer rhetorisch das Schlachtfeld überlässt, dass man ihn Angst verbreiten lässt, dass man noch immer keine koordinierte Strategie gegen die russländische Propaganda hat, die wie die Mafia über Angst erpresst.
Juli 2022: Die Ukraine bestellt den türkischen Botschafter ein. Obwohl der Türkei Beweise vorgelegt wurden, dass ein Frachter gestohlenes Getreide aus der Ukraine mitführe, hoben die türkischen Behörden die Beschlagnahmung des Frachters auf.
Der türkische Präsident wirft sich in die Vermittlerpose mit Russland zur Lösung der "Lebensmittelkrise". In Wahrheit: Es besteht jeder Grund zur Sorge, dass über die Türkei Diebesgut weißgewaschen werden soll.
Nur wenige Wochen später wird Erdogan ankündigen, die KurdInnen aus der Autonomieregion Rojava zu vertreiben und eine Million syrischer Flüchtlinge in das Gebiet zu verbringen. (taz, 30.7.2022)
Ich habe einen unstillbaren Wunsch, investigative JournalistInnen möge es gelingen, Geldströme aus dem Kreml an europäische Friedenstauben nachweisen zu können. Ein naiver Wunsch. Der österreichische Journalist Stefan Schocher meint zu meiner Suche nach den Gründen des ideologischen Wegschauens, Distanzierens, Sich-den-Krieg-vom-Leibe-Haltens: „Ich glaube im Lager jener, die immer an Russland als antifaschistisches, antiimperialistisches Bollwerk geglaubt haben, brauchst gar keine großen Geldflüsse, sondern nur immer wieder einen kleinen Hinweis auf die böse NATO.“ Und selbst wenn: Würden Nachweise von Verbindungen überhaupt etwas am Wirken von "Putins nützliche Idioten", wie Georg Witte am 4. Juli 2022 schrieb, ändern? Oder würde es nur dazu führen, dass als neues Argument aufkäme: Leute wie Konstantin Kaiser und ich seien vom CIA bezahlt?
Auf die Ukraine lässt sich alles projizieren: Antislawismus, Antisemitismus, Antifeminismus. Letzter genährt durch die seit den 90ern in europäische Bordelle verschleppten Frauen und Mädchen aus der Ukraine. Deutschsprachige Freier kommentierten den russländischen Angriffskrieg auf die Ukraine in Freierforen mit purer Menschenverachtung. "Ukraine is not a Brothel!" war eine der größten und beharrlichsten Aktionen von FEMEN in der Ukraine. Ich interviewte FEMEN-Gründerin Anna Gutsol und ihre MitstreiterInnen 2010 in Kyjiw. Wenn ich an unser Gespräch denke, ist das Café, in dem wir in der Runde saßen, zum Greifen nah - und unendlich fern.
Am 9. Juli 2022 berichtet Michael Hanfeld in der Frankfurter Allgemeinen vom Interview mit der ukrainischen Notfallmedizinerin Julia Pajewska, bekannt unter "Taira", jener Frau, die mit einer Bodycam ihre medizinischen Einsätze in Mariupol filmte, mit dem eisernen Willen, so gut wie irgend möglich zu helfen - einmal erleidet sie einen Schreikrampf: als den MedizinerInnen ein kleiner Bub unter den Händen stirbt. Sie ist Mutter einer minderjährigen Tochter. Ihr gelang es, den letzten Berichterstattern aus Mariupol vor deren Flucht die Aufnahmen zuzustecken. Diese konnten sie erfolgreich durch die russländischen Checkpoints bringen, versteckt in einem Tampon. Mitte März geriet sie in Gefangenschaft. Als "Nazi" wird sie psychisch und physisch gefoltert. Sie kam im Zuge eines Gefangenenaustausches frei. Im Interview mit dem CNN sagt sie:
"Sie sagten, die ganze Welt muss sich Großrussland unterwerfen. Das sei vorherbestimmt. Wir müssten es akzeptieren und aufhören, Widerstand zu leisten.“
"Das Horrende", so Witte, der Slawische Literaturen in Berlin und an der Higher School of Economics in Sankt Petersburg lehrte, über den neuerlichen, am 30. Juni veröffentlichten Appell deutscher und österreichischer Intellektueller gegen Waffenhilfe für die Ukraine und für "Verhandlungen mit Putin": "ist ebendies: dass der Widerstand keine Stimme hat."
Dass der Widerstand delegitimiert wird, auf jede denkmögliche Art.
Nationalistisch sei er, sinnlos, leidvoll.
2014:
Acht Jahre Appeasement gegenüber der russländischen Föderation
Acht Jahre muss mich indirekt die russländische Propaganda erreicht haben
Denn mir ist es erst am 24. Februar 2022 - acht Jahre nach der Annexion der Krim, am 24. Februar 2014, dem größten Landraub in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg, und 102 Jahre nach der Gründung der NSDAP in Deutschland am 24. Februar 1920 - wie Schuppen vor den Augen gefallen:
Was geschah der Ukraine seit 2014? Den Bericht über "Izolaja", das russländische Foltergefängnis in den besetzten Gebieten: Hatte ich das tatsächlich nie gelesen - oder weggeklickt? Dachte ich, es sei übertrieben? Einseitig? Fiel das Grauen auf die Opfer zurück? Warum gab es nie einen Besuch der UN-Menschenrechtskommission in den russländischen Straflagern? Das Gulag-System wurde in der Russländischen Föderation, diesem Nachlassverwalter der Sowjetunion, nie abgeschafft! Warum schob ich meine Besuche in die Ukraine immer wieder auf? Warum wissen wir so wenig über die Verbreitung des Faschismus in Russland?
Warum wurde so wenig berichtet über: soziale Lage, Extraktionswirtschaft, Willkür? Über junge Männer, die beim Militärdienst geköpft werden? Warum herrschte Schweigen im Westen über die „inneren Verhältnisse“, die so frappierend direkt von der Allrussischen Offiziersversammlung in ihrem am 31. Jänner 2022 veröffentlichten „Appell an den Präsidenten und die Bürger Russlands“ beschrieben wurden? (Das Iwaschow Dokument: Appell zum Widerstand gegen Putins Kriegspläne in der Ukraine). Warum ignoriert das Oberhaupt der katholischen Christenheit noch immer die Jahrzehnte alten Verbindungen zwischen dem Patriarchen von Moskau und dem russischen Geheimdienst?
Warum sind selbst jetzt die faschistischen Ideologen Alexander Dugin, Alexander Prochanow, Iwan Iljin, die Wagner-Gruppe ein Orchideenthema, und findet Timothy Snyders Analyse, bei der barbarischen russländischen Ideologie im Kreml handle es sich um Schizofaschismus, so wenig Widerhall? Snyder ist ein renommierter Wissenschaftler, ein Experte des Faches: Warum so wenig Diskussion darüber, was Schizofaschismus ist? Dass in der Sowjetunion Faschismus nie definiert wurde? Dass der Hitler-Stalin-Pakt die größte Kollaboration mit dem Nationalsozialismus war, die den Zweiten Weltkrieg erst ermöglichte?
2022: Ansprache des ukrainischen Präsidenten nach dem russländischen Überfall auf die Ukraine:
"Die Ukraine wird von einem Staat mit der größten Armee angegriffen und von einem Staat mit der größten Straflosigkeit."
Sechzehnjähriger Sohn eines Politikers auf der Flucht entführt, in monatelanger Gefangenschaft. Muss täglich den Folterkeller vom Blut säubern. Der gefolterte Priester, vor dem Suizidversuch, um der nächsten Folter zu entkommen, fleht ihn an: Schau, dass Du flüchten kannst, erzähl allen, was hier passiert. Damit mein Tod nicht umsonst ist.
Vierjähriges Mädchen, vergewaltigt, hingemordet, auf die Leiche der ebenfalls vergewaltigten ermordeten siebzehnjährigen Schwester geworfen. Elfjährige Buben vor den Augen ihrer Mütter vergewaltigt, zwei sterben an ihren Verletzungen. Baby vergewaltigt, ein Bub, einendhalb Monate alt, stirbt.
Die Familie eines ukrainischen Polizisten aus Nova Kachowka auf der Flucht in ihrem Auto beschossen. Alle Erwachsenen sterben sofort, die Kinder, eine sechsjährige Tochter, ein eineinhalb Monate alter Sohn, schreien eineinhalb Stunden im Auto, bis sie sterben, niemand durfte sich ihnen nähern.
Junge Männer, gefesselt, auf ein Feld verbracht, eine Woche werden sie dort bei minus zehn Grad gezwungen, auf dem Boden zu liegen, in ihre Mitte wird ein ermordeter Dorfbewohner geworfen: "Damit ihr besser schlafen könnt."
Ein russländischer Kommandant richtet sich in einer ukrainischen Wohnung ein Folterzimmer ein.
Eingebranntes faschistisches Swastika-Zeichen auf den Bauch einer Frau, vergewaltigt, ermordet.
Die OSZE berichtet: Russländische Soldaten schneiden ihren Opfern die Ohren ab, brechen Zähne heraus.
BewohnerInnen eines Altenheims, alle versammelt in einem Raum, wo am längsten die Sonne durchs Fenster schien. Alle erfroren. Niemand kam zu ihnen durch.
Eine Frau, die nach langer Zeit aus dem besetzten Mariupol flüchten konnte, erzählt: Ich nahm mir fest vor, der russländischen Propaganda nichts zu glauben. Aber mit der Zeit wurde das immer schwerer. Es gab keine anderen Informationen. Gelang uns Kontakt zu den ukrainischen Streitkräften, fragten wir: Besteht die Ukraine noch?
Ein Überlebender berichtet von den Folterungen in Betonrohren: Hände gefesselt, in die Knie geschossen, in den Bauch geschossen, dann erst in den Kopf: Maximales Leiden. Neben ihm ein Mann, der anderthalb Stunden gefoltert wird. Der Überlebende betete: Man möge den Mann neben ihm schneller töten.
Eine Frau rennt nach dem Bombardement durch ihre Wohnung auf der Suche nach ihrer Tochter. Sie findet sie ohne Kopf.
Ukrainisches Mädchen, Österreich, ihre Schulfreundin auf der Flucht mit der Familie im Auto beschossen. Alle tot.
Über 30 JournalistInnen sind seit dem russländischen Überfall getötet oder gezielt ermordet worden.
Charkiv, 5.3.2022: «Die ganze Nacht über hat ein junges Mädchen ihre Mutter wach gehalten. Sie setzte sich weinend auf und schrie: „Mama, ich habe Angst, bitte rette mich, rette mich jetzt.“ Sie beruhigte sich erst am Morgen, nachdem ihre Mutter sie die ganze Nacht gehalten hatte.” – eine Frau aus Saltivka, die ihre Nacht in einem Luftschutzbunker beschreibt. (BBC)
https://war.ukraine.ua/de/crimes/toete-sie-alle-wie-russland-charkiw-die-zweitgroesste-stadt-der-ukraine-zerstoert/
Ansprache des ukrainischen Präsidenten im albanischen Parlament, noch im Winter: Selenskyj erzählt, wie Männern Wasser in die Schuhe geschüttet wird, dann werden sie gezwungen, im Freien zu liegen - bis ihnen die Zehen abfrieren. Die Abgeordneten im Parlament reagieren anders als Karl Nehammer: Man sieht es ihnen an. So, wie man es Andrzej Duda, Mateusz Morawiecki, Janez Janša, Boris Johnson, Ursula von der Leyen, Charles Michel, Roberta Metsola, Antony Blinken, Joe und Jill Biden, John Kirby, Dalia Grybauskaite, Kaja Kallas, Arturs Karinš, Mario Draghi, Zuzana Caputová, Ewa Ernst-Dziedzic ansieht.
Man hat es in Osteuropa nicht vergessen, wenn Freiheit und Menschenrechte mit zweierlei Maß gemessen werden.
Ausbildung von Anastasia, junge Ukrainerin, im Kosovo, Frühjahr 2022: Zum Minenräumen. Freiwillige.
Die Tage vergehen, die nächsten Berichte: Frau und Tochter, beide als Sexsklavin verschleppt, beiden die Hände gebrochen, damit sie nicht fliehen können.
Fünf Männer, die zu einem Bauernhof aufbrechen, die Tiere füttern: Einer kommt zurück.
Kira, 6 Monate, ein Babylächeln wie unsere Tochter: Ihr Vater ging einkaufen, als er zurückkam, war die Wohnung in Odessa getroffen, Frau und Baby tot. Er sagt, er arbeitet weiter als Bäcker in Odessa. Nur, wenn er alleine ist, drohen Schmerz und Einsamkeit ihn umzubringen.
Dorfbewohner sehen verkohlte Schädel in einem Schacht. Sie vermuten zwei vermisste Erwachsene. Sie finden einen dritten: einen kleinen.
Wovon reden die Intellektuellen und FeministInnen, wenn sie Gebietsabtretungen von der Ukraine fordern? "Rückkehr zur Verhandlungsbereitschaft"? "der Westen müsse alles tun, um weiteres Leid zu verhindern"? Und mit Putin reden! Neuerdings, Sommer 2022, gefordert von: Pamela Rendi-Wagner, SPÖ-Vorsitzende.
Worüber will sie mit Putin reden?
Wovon reden die?
Jemand aus der Ukraine schrieb: Ja: Kommt, erklärt Euch bereit, in den besetzten Gebieten zu leben: Dann reden wir weiter.
Stefan Schocher berichtet über das besetzte Cherson: Polizeistaat, abgeriegelte Orte. Welches Grauen erwartet die BefreierInnen?
Eine Frau in Cherson muss sich ausziehen und den ganzen Tag nackt stehen: Sie hatte sich geweigert, den russländischen Soldaten zu bestätigen, wie großartig sie sind.
Eine Frau aus Mariupol, ihre Französischlehrerin durch russländisches Bombardement ermordet, wird ins Filtrationslager verschleppt: Ihre "La vie est belle" Tätowierung wird als deutschsprachige Naziparole interpretiert.
Auf der Titelseite der ersten Ausgabe des feministischen deutschen Magazins EMMA nach dem russländischen Angriffskrieg - jener Ausgabe, die parallel zum Offenen Brief gegen Waffenlieferungen gestaltet wurde - prangt: Marianna Vyshemirsky, jene schöne Frau, die durch das russländische Bombardement auf die Geburtsklinik von Mariupol am 9.3.2022 leicht verletzt wurde und verstört in die Kamera blickt; jene Bloggerin, von der die russländische Propaganda behauptete, sie sei die Schauspielerin, die die andere Hochschwangere spielte: Die Frau, deren Bauch aufgerissen wurde, deren Baby zuerst starb, die die Ärzte anflehte: Mein Baby! Tötet mich! Und die starb. Und dann verbreitete die russländische Propaganda: "Tote Frau bringt Baby zur Welt."
Denn Marianna Vyshemirsky hatte aus Mariupol flüchten können, hatte ihr Kind zur Welt bringen können. Als sie viel später in ihre sozialen Netzwerke schaute, waren die übergegangen vor Hassreden: Man werde sie umbringen, ihr Kind zerstückeln, sie elende Lügnerin, usw usf.
Hat Marianna Vyshemirsky irgendjemand von EMMA gefragt, ob sie SO EINE Ausgabe zieren will, in der sich Folgendes findet: Schwarzers und Welzers Plädoyer für "Verhandlungen", KEINE EINZIGE ukrainische Stimme des Widerstands, keine Verteidigerin, keine Soldatin, kein Hinweis auf den hohen Frauenanteil der ukrainischen Armee, keine FEMEN, KEINE EINZIGE Stimme des Widerstands aus der Russländischen Föderation, keine Beschreibung russländischer Straf- und Fiiltrationslager, keine PUSSY RIOT, dafür: Eine Doppelseite mit Fotos, flüchtende Frauen, männliche Soldaten, Selenskyj in "Siegerpose", Gleichsetzung von "töten" und "töten", gleich von welcher Seite, durch den deutschen Soziologen und Sozialpsychologen Harald Welzer, der dem ukrainischen Botschafter bescheinigte: Deutschland habe eine besondere Kriegserfahrung. Und daraus den Schluss zieht: Schluss mit Widerstand.
Später im Frühjahr wird Marianna Vyshemirsky in der Ukraine ein Interview geben: Mit Hilfe eines prorussischen Bloggers. Denn: Sie und ihr Mann hatten flüchten können, aber dort, wo sie waren, war russländisch kontrolliertes Gebiet im Donbas.
In der dem Angriffskrieg folgenden zweiten Ausgabe der EMMA: Ein Pazifist aus der Ukraine. Einige Zeit später: Derselbe ganzseitig in der Wiener Zeitung: „Mehr Waffen bedeuten mehr Blutvergießen. Jurij Scheljaschenko von der Ukrainischen Friedensbewegung über gewaltfreien Widerstand, kollektive Sicherheit und warum er Sanktionen gegen Russland skeptisch sieht.“ (17.06.2022). Inzwischen auch von Robert Sommer aufgegriffen. Scheljaschenko reichert die übliche Gleichsetzung von Angreifer und Verteidiger mit der Lüge an, in der Ukraine fänden „Massenerschießungen von Kriegsgefangenen“ statt, er fordert gewaltlosen Widerstand und erinnert an die Friedensbewegung gegen den Vietnam-Krieg. Forderten damals tatsächlich KriegsgegnerInnen von VietnamesInnen gewaltlosen Widerstand? Ich frage bei Stefan Schocher nach, dieser bei seinen KollegInnen in der Ukraine: Besagte „Ukrainische Friedensbewegung“ ist eine Ein-Mann-Show mit zwei „Alliierten“, einer davon ein bekannter prorussischer Journalist. Unter pro-russisch darf inzwischen getrost verstanden werden: Putin-Mann. Weder EMMA noch Wiener Zeitung noch Robert Sommer kommen auf die Idee, hinter „Frieden!“ und „Die Waffen nieder!“ Propaganda zu vermuten.
Die „Friedensbewegung“ der 80er war die letzte große erfolgreiche Massenmobilisierung der Sowjetunion im Westen: Stets wurde die Bedrohung des Weltfriedens „dem Westen“ zugeschrieben, stets galt die Sowjetunion als genuiner Hort des Friedens.
Ist der quasi-religiöse Sowjetunion-Kult in Teilen der westlichen Linken noch immer nicht aufgearbeitet? Trotz Hitler-Stalin-Pakt, der viel mehr war als ein Nichtangriffspakt? Interessiert man sich eigentlich für die Opposition in der Russländischen Föderation?
Auf dem Roten Platz in Moskau hält ein Mann ein Schild hoch: „Nein zum Faschismus“. Er wird festgenommen wegen: „Diskreditierung der russischen Armee“ (Olga Borisova von Pussy Riot, ehemalige Polizistin, bajour, 13.6.2022). Der Schriftsteller Vladimir Vertlib postet das Foto eines Mannes, der seine bloßen Hände zu einem Schild in der Luft formte. Auch dieser Mann: festgenommen.
Eine in ein „Flüchtlingslager“ in den Fernen Osten der Russländischen Föderation deportierte ukrainische Frau erzählt von Demütigungen wie dieser: „Sie wissen genau, wie viele wir sind. Aber sie werfen uns nur zehn Paar Schuhe hin, damit wir uns um sie streiten müssen.“ Das „Flüchtlingslager“ befindet sich mitten in einem großen Wald. Einem russländischen Anwalt und seiner Mitstreiterin gelingt es, aus diesem Lager einige Ukrainerinnen mit ihren Kindern über das Baltikum außer Landes zu bringen. Sie sammeln Geld für weitere Fahrten. Ihre Wohnungstüren werden mit „UKRA NAZI“ beschmiert. Maskierte Männer entführen die Frau, drohen ihr: Wir lassen Dich mit den Hunden im Wald zurück! Die Frau macht sich auf die Flucht aus der Russländischen Föderation, möchte ihre Tochter mitnehmen. Auch der Anwalt flieht.
Die Gesetze zu „ausländischen Agenten“ in der Russländischen Föderation schließen Sippenhaft mit ein. Mittels Ermittlungen gegen Familienmitglieder und FreundInnen von JournalistInnen werden diese erpresst oder in den Suizid getrieben wie Irina Slawina aus Nischni Nowgorod, die sich 2020 vor dem Polizeihauptquartier ihrer Stadt selbst anzündete.
Von Putin an die Macht gebracht:
Ramsan Kadyrow. Herrscht seit 2007 über Tschetschenien, 2021 mit 99,6 Prozent im Amt bestätigt. In Tschetschenien gilt Blutrache, Frauen müssen sich verhüllen, Homosexuelle werden zu Tode gefoltert. Kadyrows Stiftung ist laut dem Investigativteam Projekt die reichste der Russländischen Föderation, in sie fließen die Zwangsabgaben der TschetschenInnen. Kadyrow soll in Dubai eine Villa besitzen. Verweist bei Nachfragen nach seinem Reichtum auf Allah. Soll nun Mariupol bekommen. Ukrainska Pravda berichtet von Kadyrows Aufsehern in Mariupol, sie sollen laut dem Bericht überwachen, „wie die Stadt wieder aufgebaut wird und wie aus der Industriestadt ein Erholungsgebiet wird.“ (Augsburger Allgemeine, 1.6.2022).
Sergej Aksjonow, Rechtsradikaler, schweißte 2009 drei moskautreue Organisationen zur Partei russische Einheit zusammen, bezeichnete 2014 die Demonstrierenden gegen Janukowytsch als „Nazis“, sich selbst als „Friedensstifter“. Gebieter über die Krim. In und von der Krim aus finden seit der Annexion am 24.2.2014 Terrorakte statt, 2012 reiste Putin mit der faschistischen paramilitärischen Motorradgang "Nachtwölfe" auf die Krim.
Viktor Janukowytsch, der moskautreue Präsident: Ein ehemaliger Strafgefangener und Industrieboss aus Donezk. Floh nach Russland nach der Erhebung des ukrainischen Volkes im Euromaidan.
Denis Wladimirowitsch Puschilin, Regierungschef der „Volksrepublik Donezk“, arbeitete für das MMM-System, ein Schneeball-System, das Millionen von KleinanlegerInnen um ihr Geld brachte. Erhielt 2012 bei seiner Kandidatur zum ukrainischen Parlament 0,08 Prozent der Stimmen. 2018 bei den „Wahlen im Donbas“, die das Minsker Abkommen verletzten, 60,85 Prozent dank „unrealistisch hoher Wählerzahlen und Wahlbeteiligung“. Auf einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates rechtfertigt Russland die „Wahlen“ mit dem Argument, „die Region und die Menschen dort müssten doch verwaltet werden“ (Denis Trubetskoy, MDR, 12.11.2018). Puschilin ruft im Juli 2022 zum Angriff auf die gesamte Ukraine auf.
"Separatisten":
In seiner Analyse „Private militärische, wirtschaftliche und kriminelle Netzwerke im postsowjetischen Raum“ schreibt Nikolaus von Twickel, dass Korruption und Kriminalität in den „Separatistengebieten“ Georgiens an der Tagesordnung sind, und in Transnistrien wurden ehemalige KGB-Offiziere nach der Besetzung durch russländische Truppen zum mächtigsten Akteur in Wirtschaft und Politik, bilden ein Handels- und Industriekonglomerat, genannt die „Sheriff-Gruppe“. Sie leihen der transnistrischen "Regierung" Geld, damit diese die Pensionen zahlen kann. (bpb, 24.11.2021)
Der Journalist Stefan Schocher erinnert an die Resolution 1566 des UN-Sicherheitsrates: „terroristische Handlungen [sind] solche, die mit Tötungs- oder schwerer Körperverletzungsabsicht oder zur Geiselnahme und mit dem Zweck begangen werden, einen Zustand des Schreckens hervorzurufen, eine Bevölkerung einzuschüchtern oder etwa eine Regierung zu nötigen." (Facebook, 27. Juni 2022).
Sozialdemokratische Politikwissenschaftlerin aus Tirol, Sommer 2022: Kritisiert die Selenskyjs für deren Interview und die Fotostrecke in Vogue. Selbstinszenierung! Ästhetisierung!
Das Interview wurde von Rachel Donadio geführt, eine hervorragende Journalistin, begleitete Charly Hebdo bei seiner ersten Ausgabe nach dem Terroranschlag, interviewte einen der wichtigsten Mafia-Jäger. Das Interview mit Olena Selenska nimmt ukrainische Frauen in den Blick. Olenas Mann Wolodymyr: Sichtlich stolz auf seine Frau, seine Liebe, "sein bester Freund". Die Fotos: zeigen ukrainische Soldatinnen am Flughafen von Hostomel, zeigen eine First Lady, die Angst hat, aber keine Angst, Raum einzunehmen oder "männlich" zu wirken, zeigen einen Mann, der Angst hat, aber keine Angst, neben seiner Frau "zum Gespött zu werden". Thema sind Traumatisierungen, Eltern, deren Kinder ermordet wurden, - Olena Selenska hatte die Eltern in ihrer Trauerrede gebeten, auf sich aufzupassen, das würden ihre Kinder wollen, für die sie doch die wichtigsten Menschen auf der Welt waren - und Kinder mit Behinderungen, für die sich Selenska seit langem einsetzt; die Verstrahlung durch das AKW Tschernobyl und die Vertuschung des Unfalls unter Gorbatschow war mit ein Grund dafür, dass sich die Ukrane mit so überwältigender Mehrheit 1991 für die Unabhängigkeit entschied, und natürlich Olenas Rede im US-Kongress: Waffen! "Nach Butscha begriffen wir", sagt Olena Selenska zu Rachel Donadio, "dass sie uns vernichten wollen".
Die mit einem Preis ausgezeichnete Politikwissenschaftlerin zeiht mich prompt der Dummheit, als ich das Interview des Präsidentenpaares in der Vogue kontextualisiere. Auf ihrer Facebook-Seite ist die Kritik an die Selenskyjs das erste Posting überhaupt zum Krieg. Seit dem 24.2.: nichts. Nichts, nach fünfeinhalb Monaten Vernichtungskrieg, außer: Kritik wegen Vogue.
Wie funktioniert Distanzierung?
Mir ist nicht klar, warum man in Österreich Fußballhelden und Skihelden und Filmhelden bejubeln darf, aber ein Volk im Widerstand keine Helden haben soll, warum man sich distanzieren muss, immer auf der Hut, ob sich der Selenskyj nicht doch als großer Scharlatan herausstellt? Was steckt hinter dieser Vorsicht? Wäre es nicht gut, Jugendliche hätten WiderstandskämpferInnen zum Vorbild? Wovor fürchtet man sich? Da ist Widerstand, und wir schreien: Wehret dem Heldentum! Sonderbar.
Am 8. Juli 2022 sprach der ukrainisch-jüdische Präsident Wolodymyr Selenskyj im slowenischen Parlament, es war das 24. EU-Mitglied. Drei fehlen. Österreich ist eines davon.
Österreich leistet heroischen Widerstand gegen eine Parlamentsrede des ukrainischen Präsidenten. An vorderster Front: FPÖ mit SPÖ. Die ÖVP dankbar im Schlepptau.
Raiffeisen ist weiter in Russland tätig: Raiffeisen sichere "wichtige Arbeitsplätze" nicht nur in Russland, sondern "auch in der Ukraine", sagte der österreichische Bundeskanzler Nehammer bei seinem Besuch in Kyjiw. Was er vor Ort sah, hat wenig Spuren hinterlassen.
Am 21.3.2022 zitierte der Dokumentarfilmregisseur Marcus Welsch den ukrainischen Schriftsteller Sergij Zhadan, mit dem er oft durch den Osten der Ukraine gefahren ist: "Ihr habt zu lange und zu unverschämt mit den Tätern dieses Krieges verhandelt. Ihr habt lange zwischen Euren Prinzipien und Eurer Bequemlichkeit geschwankt und dabei alle Verpflichtungen der Partnerschaft vergessen." (Salonkolumnisten, Verzweifeln am Nationalpazifismus)
Sean Penn plante vor der Coronapandemie einen Dokumentarfilm über den ukrainischen Präsidenten und die Ukraine. Aufgrund der Verschiebungen durch die Pandemie reiste er erst im Winter 2021/2022. Am Tag des russländischen Überfalls befand er sich in Kyjiw, erlebte den Präsidenten aus nächster Nähe. Er sagte im Interview mit Lawrence O'Donnell am 6. April: "What makes him so particularly: in that courage he is the face of so many Ukrainians. If you cannot acknowledge that than I do not know where we fall in the legacy of life." Sean Penn war im November 2021 in Mariupol. Er ist überzeugt, dass die Ukraine gewinnen wird, die Frage sei nur: zu welchem Preis. Der Preis, sagt Penn, hänge von uns ab. Er erinnert sich an Butscha, die Reaktion von Selenskyj: wie kann man nur, all diese Folterungen, so viele Menschen, er war fassungslos und zeigte das. Penn sagt: "The tenderness of his humanity is present."
Penn sagt: Wenn wir schon nicht diesen Mut aufbringen, diese Einheit in der Vielfalt, die die Ukraine schafft, dann sollen wir zumindest ihren Widerstand anerkennen und die Ressourcen geben.
Was an den Reden des ukrainischen Präsidenten, die Nacht für Nacht bestätigen, dass er noch lebt (!), so fasziniert, ist die von ihm vermittelte Zuversicht. Widerstand braucht Zuversicht. Ohne Zuversicht droht Verzweiflung, droht Suizid. Manche nervt genau das: Da hört einer nicht auf, Hilfe zu fordern!
Konzentrierte Zuversicht, trotz allem, und ich meine, man hört das antifaschistische Gedächtnis eines Menschen, der sich am Widerstand orientiert, nicht an Verwirrungen der Erinnerungskultur, die alle zu Nazis erklären.
Österreich, so neuerdings die quasi-offizielle Definition, war nicht 1. Opfer. Die Deutschen nicht einmarschiert, "nur", weil Österreich keinen militärischen Widerstand gegen den Einmarsch leistete? Wurden die deutschen Soldaten denn nach Österreich eingeladen? Gab es keinen Widerstand, keinen Prominententransport? Müssen wir jetzt die Moskauer Deklaration umschreiben? Vielleicht könnten Kickl und Melenchon und Sarah Wagenknecht gemeinsam nach Moskau reisen! Wenn alle Nazis waren, alle Täter, wenn es keine Opfer gab, braucht man nicht trauern, braucht den Widerstand nicht kennen, braucht sich keine Namen merken, es reicht "Nazi" zu können. Vor kurzem wieder, in dieser Woche, Anfang Juli 2022: Ein zweiseitiges Interview mit dem Mauthausen-Komitee.
Es kommt vor: Opfermythos. Es kommt nicht vor: Ukraine. Kein Wort zu Schizofaschismus.
Kein Wort von Völkermord.
Kein Wort vom nach dem Angriffskrieg gegründeten Raphael-Lemkin-Zentrum für die Dokumentation von russischen Verbrechen in der Ukraine. Ein Blick auf die Homepage lohnt sich:
https://berlin.instytutpileckiego.pl/de/news/raphael-lemkin-center-for-documenting-russian-crimes-in
Das Instytut Pileckiego ersucht um Spenden für Scanner zur Sicherung ukrainischer Archive.
Ein Völkermord in Europa und wir reden über "Opfermythos" und "Zivilcourage"?
Wer kennt die Namen fünf ukrainischer SchriftstellerInnen?
Wer in der allgemeinen Bevölkerung kennt die Namen fünf österreichischer WiderständlerInnen?
Wem ist bewusst, dass auch der Widerstand in Österreich ein nationaler war, einer um die Befreiung Österreichs!
"Nazi!" Das kann jeder. Es droht zum beliebigen Schimpfwort zu werden, das jederzeit zum Zwecke des "Empowerment" umgedreht werden kann.
Als meine Oma schon alt war und ich gerade zur strammen Linken herangereift war, löcherte ich sie mit Fragen zu ihren Erlebnissen während des Nationalsozialismus. Sie strich sich mit der Hand über den rechten Oberschenkel, immer wieder. Bis ich verstand: Sie war ein junges Mädchen. Was wollte ich hören?
In meiner inneren Welt saß bis zum 24.2.2022 Schuschniggs Wir-weichen-der-Gewalt. Dabei hatte auch beim Einmarsch in Österreich die Hitlerdeutsche Armee geblufft: Panzer blieben wegen fehlendem Treibstoffs liegen, wurden mit dem Zug abtransportiert, und so weiter.
Österreich, alleine: "Selbstmörderisch", so der Sohn von Schuschnigg, wäre militärischer Widerstand gewesen, seinen Vater zitierend. Aber: Er hätte aufhalten können. Andere Länder hätten früher ihre Appeasement-Politik in Frage gestellt. Er hätte die einheimischen Nazis nicht mit den einmarschierten Nazis zu Herren gemacht. Er hätte nicht eine Atmosphäre geschaffen, in der man sagte: "Bringt eh nichts."
Das "Wir-weichen-der-Gewalt", was "deutsches Blut" schonen sollte, kostete in Österreich rund 250.000 Menschen das Leben, die im Krieg fielen, 64.000 Jüdinnen und Juden, die ermordet wurden, 10.000 politischen Gefangenen, die im KZ ihr Leben verloren, 18.000 Menschen, die durch die NS-Militärjustiz ihres Lebens beraubt wurden. Nicht eingerechnet: alle, die nicht direkt starben, sondern an Krankheit und Verzweiflung. Alle, die im Exil krank wurden und starben, verarmt und hoffnungslos.
7. Februar 2022: Putin und Macron geben eine Pressekonferenz in Moskau.
Putin stellt fest: "Die Behauptung, Russland verhalte sich zumindest aggressiv, entbehrt also jeglicher Logik.“
Fragt: „Wenn alle Frieden, Ruhe, Wohlstand und Vertrauen wollen, was ist dann falsch daran, keine Angriffssysteme in der Nähe unserer Grenzen zu stationieren? Kann mir jemand sagen, was daran falsch ist?“
Äußert angesichts des Unbehagens über Militärübungen mit 150.000 russländischen Soldaten im Osten und Norden und Süden der Ukraine Unverständnis darüber: dass sie als „Bedrohung durch eine russische Invasion“ gesehen würden.
Betont: dass die Truppen „auf unserem eigenen Territorium“ bewegt würden.
Fordert: Rückzug der NATO-Truppen hinter den Stand von 1997. Das bedeutet: Ehemals von der Sowjetunion hegemonialisierte Länder wie Bulgarien, Polen, das Baltikum oder Rumänien sollen auf ihren Schutz verzichten.
Sagt über den ukrainischen Präsidenten: "Ob es gefällt oder nicht - halt es aus, meine Schöne".
Sieht: keinen Grund, warum sich die baltischen Länder durch die russischen Truppenbewegungen in Gefahr sehen.
Droht: „Fragen Sie Ihre Leser, Zuschauer und Nutzer im Internet: Wollen Sie, dass Frankreich in den Krieg mit Russland zieht?“
"Putin lässt Macron auflaufen", titelt der Tagesspiegel am 8.2.2022 zu der Reise, die Macron als diplomatischen Erfolg verkauft.
„NATO-Osterweiterung“: Das Lieblingstopos von Putin und „russisches Narrativ“ (Claudia Major, NZZ, 8.4.2022), in Verwendung spätestens seit dem Jahr, als er die Auflösung der Sowjetunion als "größte geostrategische Katastrophe" bezeichnete - in München, auf der Sicherheitskonferenz, man applaudierte.
Es war nicht so, dass postsowjetische Länder nicht hellhörig geworden wären, dass sie nicht gewarnt hätten.
Ausschluss der „NATO-Osterweiterung“, also immerwährende Verweigerung der Aufnahme in das transatlantische Bündnis der NATO unabhängig und demokratisch gewordener Nationen, die einst von der Sowjetunion unterjocht wurden und dem Warschauer Pakt angehören mussten: Ein Gerücht. Es gibt keinen Vertrag. Es kann keinen geben. Die Wiedervereinigung der BRD mit der DDR: 3.10.1990.
Die Auflösung der Sowjetunion: 26.12.1991.
Gorbatschow hat sicher nicht über den Wunsch von Ländern, der NATO beizutreten gesprochen, als sämtliche Länder noch von der Sowjetunion beherrscht waren. Danach: War die Sowjetunion Geschichte.
Wer von "russischer Einflussphäre" redet, redet dem großrussischen Imperialismus das Wort.
Anfang März 2022: In der Ukraine seien Nazis am Werk, und „der Westen will sich die Ukraine krallen“, höre ich in einer linksautonomen Frauengruppe in Wien. Ich bin fassungslos: Seit einer Woche mordet die russländische Armee in der Ukraine, es ist kurz vor dem Internationalen Frauentag und noch immer zählt die Stimme der ukrainischen Schwestern im Widerstand nicht! Es ist nicht die kritische Linke, es ist der Satiriker Jan Böhmermann, von dem man etwas lernen kann: Wie war das noch einmal mit dem ukrainischen Nazi-Anschlag auf das Büro der Transkarpatischen Gesellschaft für Ungarische Kultur in Uschhorod? Auf den der ungarische Premierminister Orbán und der deutsche Journalist und AfD-ler Manuel Ochsenreiter prompt entsprechend dem Kreml-Spin „Ukraine ist der Aggressor“ reagierten? Ochsenreiter schrieb im rechtsextremen Blatt „Zuerst!“: „Wegen Anschlag auf Zentrale der ungarischen Minderheit: Budapest fordert OSZE-Mission in der Westukraine.“ Der 2. Strafsenat des Bezirksgerichts von Krakau-Podgórze hat inzwischen drei Polen wegen eines „Terrorakts“ in der Ukraine mit Haftstrafen bis zu drei Jahren verurteilt; Ochsenreiter soll polnische Rechtsradikale zu dem Anschlag angestiftet haben – im Auftrag des russischen Geheimdienstes. (taz, Brandanschlag in der Ukraine. Spur nach Deutschland. 24.3.2020.) Ochsenreiter hat zusammen mit dem mutmaßlichen russischen Spion Mateusz Piskorski den deutschen Ableger des polnischen „European Center for Geopolitical Analysis“ gegründet, das „Wahlbeobachter“ zu Abstimmungen in selbsternannte „Volksrepubliken“ entsendet, er soll für die Webseite des russischen faschistischen Ideologen Alexander Dugin geschrieben haben. (Süddeutsche, Terrorvorwürfe gegen ehemaligen AfD-Mitarbeiter verdichten sich, 31.1.2019). 2014 beobachtete Ochsenreiter an der Seite Ewald Stadlers (FPÖ, BZÖ, Rekos) die „Wahlen“ in den ukrainischen „Separatistengebieten“, 2018 erklärte er in der „Komsomolskaja Prawda“, die Wahlen seien „besser als Wahlen in den USA“ (Der Standard, Brandanschlag in der Ukraine kostet Afd-Mitarbeiter den Job, 24.1.2019). Von Ochsenreiter werden wir nicht mehr erfahren: Er setzte sich nach Russland ab und verstarb am 18.8.2021. Todesursache: überraschender Herzinfarkt. Ochsenreiter wurde 45.
Orbán hält am 24.7.2022 eine pro-russische anti-europäische Rede in Siebenbürgen. Orbán verwendet die Sprache der Nazis und auf dieser fußende Witze des Kreml: Es gebe eine Welt, „in der sich die europäischen Völker mit den Ankömmlingen von außerhalb Europas vermischen“. Dieser „gemischtrassigen Welt“ stünde das Karpatenbecken gegenüber, wo sich Ungarn, Rumänen und Slowaken vermischen: „Wir sind bereit, uns miteinander zu vermischen, aber wir wollen nicht zu Gemischtrassigen werden“. Zwei Tage später witzelt er über Gas und Nazideutschland. (Der Spiegel, Orbán empört mit Holocaust-Vergleich, 26.7.2022). Kurz darauf hetzt er bei einer Trump-Veranstaltung in den USA gegen Homosexuelle. Karten in Ungarn weisen das Burgenland als ungarisch aus.
19. Februar 2022, 58. Münchner Sicherheitskonferenz, Ansprache des ukrainischen Präsidenten:
"Vor zwei Tagen war ich im Donbas, an der Demarkationslinie. Formal trennt sie die Ukraine von den vorübergehend besetzten Gebieten. In Wirklichkeit ist sie eine Grenze zwischen Frieden und Krieg. Auf der einen Seite ein Kindergarten, auf der anderen Seite das Geschütz, das auf ihn abgefeuert wurde. Auf der einen Seite eine Schule, auf der anderen eine Granate, die bald in den Schulhof einschlägt. Neben der Schule 30 Kinder. Sie laufen ... nein, nicht der NATO in die Arme, sondern zum Unterricht, zur Schule. Einige haben Physik. Wenn sie deren grundlegende Gesetze kennen, dann verstehen selbst Kinder, wie absurd die Behauptung ist, dass ihre Schule von ukrainischer Seite beschossen wird. Andere haben Mathematik. Jedes Kind kann ohne Taschenrechner die Differenz zwischen der Anzahl der Granateinschläge in den letzten drei Tagen und der Anzahl der Erwähnungen der Ukraine im Munich Security Report 2022 ausrechnen."
Selenskyj fordert eine Reform der globalen Sicherheitsarchitektur, die Regeln seien wie "Hustensaft, wenn man einen Impfstoff gegen Corona" brauche. "Das Ergebnis: Die einen begehen Verbrechen, und die anderen schauen gleichgültig zu. Wer gleichgültig ist, macht sich zum Komplizen. Es ist sehr symbolisch, dass ich gerade hier darüber spreche. Gerade hier hat Russland vor 15 Jahren angekündigt, dass es die globale Sicherheit infrage stellen wird. Was war die Antwort der Welt? Appeasement. Und das Ergebnis? Die Annexion der Krim und ein Angriff [...]." Die UNO ignoriere sogar die Krim-Plattform, deren Ziel es sei, die Annexion der Krim auf friedlichem Weg rückgängig zu machen und die Menschenrechte auf der Krim zu schützen. (Wolodymyr Selenskyj, Reden gegen den Krieg, Droemer, 2022, S. 13 ff).
Die Russische Föderation blockiert den UN-Sicherheitsrat in einem Maße, das die UN lahmlegt.
Da sagt mir jemand in einer Diskussion: "Ukrainische Soldaten vergewaltigen auch" und "Selenskyj ist ein Macho" - reden wir vom völkermörderischen Angriffskrieg der Russländischen Föderation oder von häuslicher Gewalt?
Männergewalt gegen Frauen: Das Moskauer Patriarchat stellt seit Jahren die Istanbul-Konvention zum Schutz der Frauen vor Gewalt als Zersetzung und Homosexualisierung der Gesellschaft dar, als ein Produkt des dekadenten Westens. Vor dem Angriffskrieg wurde diese Propaganda auch von Abgeordneten im ukrainischen Parlament geteilt, die jahrelang die Ratifizierung der Istanbul-Konvention blockierten. Eine Unterschriftenkampagne forderte die Ratifizierung, Selenskyj unterstützte sie, die First Lady, Olena Selenska engagierte sich lange vor dem russländischen Überfall gegen Gewalt an Frauen, gegen sexualisierte Gewalt in Kriegs- und Krisengebieten, für psychische Gesundheit (sie konnte jetzt ein Multiplikatoren- und "First Responder" Programm mit Israel zur Behandlung von Traumatisierungen aufbauen, das neben ÄrztInnen, VeteranInnen auch LehrerInnen umfasst). Mit dem neuen Schwung (oder dem Verbot von Parteien, die Putin zuarbeiten), den die Aufnahme der Ukraine als EU-Beitrittskandidat mit sich brachte, konnte die Istanbul-Konvention ratifiziert werden. Und: 66 Prozent des EU-Assozierungsabkommens sind bereits umgesetzt. Dazu gehören auch Gesetze zur besseren Korruptionsbekämpfung.
Russische Föderation:
Männergewalt gegen Frauen im sozialen Nahraum wurde de facto legalisiert (kann maximal mit einer Geldbuße wie ein Parkvergehen geahndet werden), manche, die sexualisierte Gewalt anprangernden Musikvideos von Pussy Riot, die in ihrer Art fast verstörend grotesk sind, lassen sich durch diese brutalisierte antifeministische Entwicklung, die sexuelle Gewalt als Schlüsselelement zur Kontrolle und Unterwerfung einsetzt, erklären. Die Familienministerin verteidigte die "russischen traditionellen Werte": dazu gehört, dass Frauen und Kinder gehorchen. Das Schlagen von Kindern sei normale Erziehung.
Foreign Policy berichtet am 9. April 2018 "Why #MeToo skipped Russia", dass Putin über Vergewaltigungen Witze reisst, damit prahlt, dass sein Land die besten Prostituierten habe, und Frauen runtermache, weil sie menstruieren.
Erinnerung: Der Krieg findet in der Ukraine statt. Nicht die Ukrainer sind siegestrunken gen Moskau marschiert, es ist umgekehrt. Auch Deniz Yücel musste bereits an diese Tatsache erinnern.
Dass die Russen die Ukrainer überfallen habe und der Krieg auf ukrainischem Boden stattfindet, daran wird man noch öfters erinnern müssen, genau so wie daran, dass der "Jugoslawienkrieg" nie in Serbien stattfand. Die NATO-Bomben, die am Schluss fielen, hatten eine Vorgeschichte.
Die brutale Brechung des Völkerrechts muss von Zwangslagen unterschieden werden, die sich aufgrund der russländischen Blockade des UN-Sicherheitsrates ergaben (und weiter ergeben):
Der Einsatz der NATO angesichts der Massenvertreibungen und -morde im Kosovo ohne UN-Mandat: völkerrechtswidrig nur in dem Sinne, als die Zustimmung der Russischen Föderation im UN-Sicherheitsrat verweigert wurde, die Russische Föderation sah sich als Anwalt Serbiens auf dem Weg der Errichtung eines großserbischen Reiches. Die Verbrechen desselben sind belegt, Verurteilungen können nachgelesen werden.
Es ging bei Miloševiæ nicht um Kommunismus, es geht bei Putin nicht um Kommunismus. Wohl aber wirkt die Straflosigkeit nach.
Kürzlich, in den Frühsommermonaten 2022, traf Konstantin Kaiser Robert Schindel in der Straßenbahn und da sagte Schindel: Auf Stalin bin ich hineingefallen, auf Mao bin ich hineingefallen, auf Gorbatschow bin ich hineingefallen. Für Putin hat es nicht mehr gereicht.
Was wären wir in Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich erleichtert, bekämen rechtsradikale Parteien bloß zwei Prozent der Stimmen wie in der Ukraine! Könnte bei uns ein jüdischer Präsidentschaftskandidat mit 73 Prozent der Stimmen gewählt werden, ohne dass seine jüdische Familie groß besprochen wird! Hofer: Fast Präsident geworden. Marine Le Pen: Beinahe Macron geschlagen. Vizekanzler Strache: Nur das Ibiza-Video brachte ihn zu Fall. Fast wäre die Republik an eine russische Oligarchin verkauft worden. Zum Glück war sie nicht echt. Der Detektiv sitzt nun wegen Drogenhandels im Gefängnis, dreieinhalb Jahre Haft! Die Verteidigung legte Nichtigkeitsbeschwerde ein.
16. Mai 2022: In Serbien finden Proteste gegen die Putin-freundliche Politik des serbischen Präsidenten statt.
Anfang Juli 2022: Die Ampelkoalition in Deutschland beschließt, dem Antrag von CDU und CSU auf Lieferungen von Fuchs-Panzern nicht stattzugeben, man dürfe "die Bundeswehr nicht ausplündern." Ausplündern?!
Karl Marx begrüßte den Krimkrieg von 1853-1856 als eine Schwächung des imperialen Russland, das über seine Geheimpolitik reaktionäre Bewegungen in ganz Europa befeuerte, den Judenhass anstachelte, ein Völkerkerker, der massenhaft Menschen deportieren ließ, das vom russischen Geheimdienst in Umlauf gebrachte antisemitische FAKE-Werk "Die Weisen von Zion" wurde in den 1990ern mit dem Segen des Patriarchen von Moskau wieder aufgelegt.
Was sagte er heute, lebte er? Was dächte er über besagte Offene Briefe gegen Waffenlieferungen an die Ukraine, für "Verhandlungen mit Putin", alles im Namen des "Friedens" - ausgerechnet von moderaten Linken?
Erst im März 2022 war ich auf den Bericht einer ukrainischen Journalistin gestoßen, die als investigative Reporterin nach der Annexion auf die Krim reiste und jene Drogenkranken besuchte, die zuvor in einem sehr erfolgreichen Substitutionsprogramm der ukrainischen Regierung behandelt wurden. Die Russische Föderation sieht Drogensüchtige als Verbrecher, Substitution gibt es nicht. Die Journalistin ging davon aus, dass die Hälfte der Drogenkranken sterben werden. Das Mädchen, das sie interviewte, war kurz danach tot.
Juli 2022:
Die neuseeländische Premierministerin fordert eine dringende Reform des UN-Sicherheitsrates, andernfalls verliere die UN nicht nur Handlungsfähigkeit, sie verliere an Bedeutung.
Die Ukraine ist UN-Mitglied und forderte Reformen seit der Annexion der Krim: Seit 2014.
Der Attentäter sitzt im UN-Sicherheitsrat und sichert den Frieden.
Selenskyjs Traum: Eine U24, die Möglichkeit, einen Aggressor binnen 24 Stunden zu stoppen, mit einer Kombination verschiedener Mittel, außerdem automatischer Ausschluss von internationalen Organisationen, wenn das Menschenrecht mit Füßen getreten wird.
Er erwähnt die Idee der U24 in mehreren Ansprachen.
Keine Reaktionen.
Die Ukraine stellt UNITED 24 vor: https://u24.gov.ua/
Es ist eine einfache und rasche Möglichkeit der Überweisung von Spenden, die man vorher zuordnen kann: Medizinische Versorgung, Verteidigung, Wiederaufbau.
Das Geld geht direkt an die zuständigen Ministerien und kann vor Ort eingesetzt werden.
Ich habe überwiesen und halte UNITED24 für eine sehr gute Idee: Rasch, effizient, ohne Umwege, die ukrainische Wirtschaft stärkend!
Einer der Botschafter von UNITED24 ist Liev Schreiber, dessen Großvater aus der Ukraine stammt. Schreiber verfilmte "Alles ist erleuchtet" von Jonathan Safran Foer.
Seit 2014 warnten Polen, die baltischen Länder, die Ukraine vor Putin. Der Aufbau der Energieabhängigkeit durch Deutschland und Österreich von den "Silowiki" im Kreml: NACH der Annexion der Krim. Erst da nahm das Fahrt auf. Heute fragt man sich: Wie konnte das geschehen?
8 Jahre Appeasement.
Seit dem vollumfänglichen Angriffskrieg auf die Ukraine fordern alle diese Länder, deren Warnungen so lange missachtet wurden, härtere Strafmaßnahmen, mehr Waffen, bessere Waffen, modernere Waffen, keine Zugeständnisse, Putin lebt von diesen Zugeständnissen, seit er an der Macht ist, baut seine Macht mit Hilfe solcher Zugeständnisse aus.
Die russländische Propaganda fordert die Errichtung eines Vierten Reiches von Wladiwostok bis Lissabon, von einer "russki mir", in der alle Russisch Sprechenden als "Russen" zu einer Einheit zusammenfinden. Nach Maßgabe der sich bietenden Möglichkeiten. Noch länger, schon vor der Orangenen Revolution von 2004, destabilisiert der Kreml die Ukraine. Seit Jahren hetzt das russländische Fernsehen in einem unvorstellbaren Ausmaß, Trollfabriken verbreiten weltweit Lügen, nützliche Idioten lassen sich einspannen oder kaufen oder sind fasziniert vom Kult der Gewalt und vom Geruch eines Großreiches. Oder von Unterwerfung.
Putin hat 180 Medien verbieten lassen, das Exilmedium Meduza sagte, schon voriges Jahr war ihnen klar, dass Putin angreifen wird, jeder Krieg wird mit der Zerstörung von Medien vorbereitet.
Wir leben in Zeiten des Postnationalismus. Eine Nation mehr oder weniger: Macht es einen Unterschied?
AntinationalistInnen verwechseln Nation mit Nazismus!
Der österreichische WKO-Präsident Harald Mahrer verkündet kurz nach Sommerbeginn, Anfang Juli 2022: Über die Sanktionen müsse man nachdenken. Im August schließen sich diesem "Nachdenken" ÖVP-Landeshauptleute an.
Je uneindeutiger die Haltung der Regierung wird, desto geringer das Risiko einer Aufarbeitung: Wie kam es zu der historisch beispiellosen Abhängigkeit von russländischer Energie trotz der Warnungen eines ausländischen Geheimdienstes von 2015? Über welche Kanäle lief Korruption? Welche Parteien sind verwickelt? Lief Korruption über Kulturinstitute? Über Intellektuelle? Es wäre völlig naiv zu glauben, dass gerade Österreich diesbezüglich wenig aufzuarbeiten hätte. Österreich findet sich in der Anklageschrift des Sonderermittlers Robert Mueller zu Trumps Wahlkampfmanager Paul Manafort (Trump gilt als "Mann Moskaus"): Die "Hapsburg group" habe den Moskautreuen Janukowytsch unterstützt, Alfred Gusenbauer sei Teil dieser internationalen Gruppe. (Sie hat nichts mit Karl Habsburg zu tun, der sich vehement für eine konsequentere Unterstützung der Ukraine und für härtere Strafmaßnahmen gegen die Russländische Föderation einsetzt.) Die extreme Abhängigkeit von russländischer fossiler Engergie spült unser aller Steuergeld in Putins Kriegskassa und stellt darüberhinaus ein enormes Sicherheitsrisiko für Österreich dar: Sie ermöglicht Putins Erpressungen. Diesen Erpressungen durch "braves Verhalten" entgehen zu wollen, wie es nun aus verschiedenen Parteien tönt, zeugt von beiderlei: Der Bereitschaft, Menschen preiszugeben und der Illusion, selbst ungeschoren davonzukommen. Indes verbreiten der russische Botschafter in Deutschland und der russische Botschafter in Österreich unbehelligt Lügen. Die Russische Föderation weicht den EU-Sanktionen über die Kanäle offizieller Auslandsvertretungen aus. Sie verbreiten nun die Kriegspropaganda. (Frankfurter Allgemeine, 8.6.2022) Timofej Sergejzew, jener russische Autor, dessen Aufruf und Anleitung zur Vernichtung der Ukraine den Völkermord legitimiert, hatte 2016 für Sputnik Deutschland einen Artikel geschrieben, der bereits alle Umdrehungen enthält, mit denen heute Putin sein Morden begründet: "Kann Russland die Welt vor einem globalen Konflikt bewahren"? 5.1.2016, Homepage der Botschaft der Russischen Föderation in Deutschland.
Hypothetische Frage: Wie hoch würde man die Kollaboration in Österreich schätzen, würde das Land von der russländischen Armee angegriffen werden? Dreißig Prozent? Mehr? Stellen wir uns vor, Österreich wäre nicht in der EU und nicht von NATO-Staaten umgeben!
2015 hatte ein ausländischer Geheimdienst vor der Bestellung von Rainer Seele zum neuen OMV-Chef explizit gewarnt: Er sei von Putin persönlich gefördert. Er werde Österreich in russische Abhängigkeit bringen. Seele war zuvor Vorsitzender bei Wintershall, dem heute größten Produzenten von Rohöl und Erdgas in Deutschland, dessen Erdgashandel 2015 komplett in russischen Besitz überging. Wintershall ist Miteigentümer der Nord-Stream-Pipeline von Gazprom. Einer der größten Befürworter des Deutschen Seele war der österreichische Unternehmer Siegfried Wolf, der bereits 2015 enge Kontakte in den Kreml hatte. Der damalige zuständige Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) wurde nach seiner Zeit als Politiker Berater für Nord Stream 2 bei Gazprom.
2018 reiste Bundeskanzler Kurz vier Mal innerhalb eines Jahres nach Moskau. Österreich ist 2022 so stark von Erdgas aus der Russischen Föderation abhängig wie noch nie zuvor. Das Statement vom 8. Juli 2022 aus dem Kanzleramt informiert: "Österreich hat die Sanktionen der EU immer vollinhaltlich mitgetragen, bei manchen Vorschlägen - wie etwa einem Gas-Embargo - immer seine Bedenken geäußert und auch durchgesetzt." (Die Presse). Vor der österreichischen Botschaft in Kyjiw demonstrieren UkrainerInnen: Die österreichische Regierung bremste bis dato jede einzelne Strafmaßnahme der EU gegen die Russländische Föderation.
Auch Verbindungen von Alfred Gusenbauer und Christian Kern (und des Burgenlandes?) zum Kreml-Machtkreis harren der Aufarbeitung: Beide setzten sich - wie Gerhard Schröder - für die Aufhebung der (ohnehin zahmen) Strafmaßnahmen gegen die Russländische Föderation nach deren Annexion der Krim ein, Gusenbauer kurz nachdem diese verhängt worden waren. Gusenbauer hatte sich 2014 in Griechenland auf dem World Public Forum von Jakunin, dem Putin-Vertrauten aus KGB-Tagen, so ausgesprochen: "Sanktionen sind kein Weg aus der Krise, sondern sie führen tiefer in die Krise." Kern schloss sich 2017 mit folgender Begründung an: Strafmaßnahmen seien "für unsere Wirtschaft sehr nachteilig, das kostet uns fast 0,3 Prozent des BIP, das ist schon erheblich." (Interview mit dem russländischen Propagandasender sputniknews.) 2008 hatte Gusenbauer von Jakunin, damaliger Chef der staatlichen russischen Eisenbahnen, den Dialogue of Civilizations Award bekommen, ein Mascherl der Russländischen Föderation. 2017 schließlich reisten Christian Kern, Christoph Leitl, Siegfried Wolf und Rainer Seele in die Russische Föderation und während dieses Besuches unterzeichneten OMV und Gazprom ein Abkommen, das mehrere Absichtserklärungen enthielt: Zusammenarbeit an der Schwarzmeerküste bei verflüssigtem Gas (!), Kooperation beider Konzerne im Iran(!). Jakunins Istoki-Foundation ist eng mit dem DOFC Endowment Fund verbunden ist, der auch NGO-Aktivitäten finanziert. Der deutsche Gazprom-Lobbyist Alexander Rahr konnte als "Russlandexperte" 2019 in Österreich seinen Roman "2054. Putin decodiert" unbehelligt so vorstellen: "Ich wollte mit dem Buch eine objektive Darstellung durch meine eigene Subjektivität." Dreh- und Angelpunkt russländischer Einflussnahme in Österreich ist die Österreichische-Russische Freundschaftsgesellschaft, über die Sebastian Reinfeldt am 30.4.2019 auf Semiosis schreibt: "Getragen wird die Politik der Legalisierung einer völkerrechtswidrigen Annektion von einem Bündnis, das sehr weit rechts anfängt und über die WKO bis zu den 'Putin-Verstehern' in der SPÖ reicht." Das zivilgesellschaftliche Projekt Semiosis deckt russländische Einflussnahme auf folgende drei Parteien auf: FPÖ, SPÖ, ÖVP. Semiosis ist auf Spenden angewiesen. Über die FPÖ konnte im Jänner 2018 - trotz EU-Sanktionen - der russländische Faschist Alexander Dugin, dessen Mission die Zerstörung der Ukraine und der EU ist, nach Österreich einreisen und in Wien auftreten. Dessen "Hyperboräische Theorie": "Da, wo es wenigstens einen Tropfen arischen Blutes [...] gibt, existiere "die Chance für ein rassisches Erwachen, für eine 'Widerauferstehung des arischen primordialen Bewusstseins.'" Dugin verfolgt eine metaphysische rassische Mission: Russland sei überall dort, wo Russisch gesprochen wird. (ähnlich sahen es Hitlers NationalsozialistInnen mit ihrem "Schutz" deutscher Minderheiten: "Heim ins Reich"!) Russland böte Schutz, aus den USA käme die Bedrohung. Mit der antiamerikanischen Karte lässt sich erstaunlich leicht auch bei Linken punkten. Timothy Snyder schreibt, dass bei den amerikanischen Rechten Russen als Opfer von Juden dargestellt werden, währenddessen gegenüber den Linken die Bedrohung Russlands durch "ukrainische Nazis" propagiert werde.
Mit der Österreichisch-Russischen Freundschaftsgesellschaft verbunden: die "multikulturellen" Kindergärten Multika in Wien. Mütter erzählen: "Ich war fassungslos, wie derb und schrecklich die zu den Kindern waren. Es wird auch nicht auf die Sicherheit der Kinder geachtet. Die Kinder verbringen in einer wirklich prägenden Zeit - ihre Zeit in einem zum Teil sehr erniedrigenden Umfeld." Schwarze Pädagogik war bei Multika nicht die Ausnahme, sondern die Regel.
Eine Bekannte erzählte mir, ihre Freundin habe in einer hitzigen Diskussion zum Angriffskrieg und zum Offenen Brief der 28 um Alice Schwarzer und Peter Weibel an den Kopf geworfen bekommen: "Du mit Deinen Menschenrechten!"
Ein Norweger jüdischer Herkunft schrieb zu Beginn des Angriffskrieges einen Appell an seine FreundInnen, Bekannte und KollegInnen in Moskau: Organisiert Euch, organisiert den Widerstand, geht auf die Straßen, "Ihr seid Millionen!" Und erinnerte sich gleichzeitig an deren Replik, als er vor Jahren in Moskau wegen der von der russländischen Armee in Tschetschenien verübten Kriegsverbrechen aufzurütteln versuchte: "Du mit Deinem Tschetschenien!"
In den Sommertagen 2022 heißt es aus dem russländischen Außenministerium: Ukrainische Gegenoffensiven wären zutiefst tragisch. Denn sie würden zu einer Wiederholung von Butscha führen!
Vor zwei Monaten bezeichnete Putin die Kriegsverbrechen in Buscha als "Provokation" und "Fake": Nichts von den Bildern sei wahr, die Leichen auf den Straßen seien von SchauspielerInnen gespielt. Nun wird mit der Wiederholung der "Fakes" gedroht.
"Frauen im Krieg. Warum sie in der Ukraine bleiben" ist eine Reportage von Sophia Maier, ausgestrahlt im Stern TV am 16. Mai. Irina, eine Frau, ich schätze ihr Alter auf das meiner Mutter, steht in Butscha vor ihrem kleinen Haus: Die russischen Soldaten haben begonnen, Granaten durchs Fenster zu werfen und gefordert, dass sie herauskommen, erzählt sie. Ihr Mann sei zu ihnen hingegangen. Er sprach Russisch. So gut wie alle in der Ukraine sprechen beide Sprachen. Ihr Mann verschwand. Sie hörte einen Knall. Als die Soldaten weg waren, ging sie hinaus und fand Gewand von ihm. Sie ging weiter, auf die Straße. Ein Mann am Boden. "So viel Blut. Ich habe nur ein Auge gesehen. Ich habe mich gefragt: Ist das mein Mann? Ist das nicht mein Mann? Ich konnte es nicht glauben." Oleg war Schweißer, er wurde 40 Jahre alt. 40 Jahre. Jünger als ich. Ich schaue die Frau mit einem neuen Blick an: Entweder die Witwe ist dreißig Jahre älter als ihr Mann oder sie ist binnen eines Monats um dreißig Jahre gealtert. Sie seien eine Einheit gewesen, sagt sie. Mit Politik hatten sie nichts zu tun. "Wir haben einfach gelebt, gearbeitet und geliebt." Und dann sagt sie: "Das ist kein Krieg. Das ist die Zerstörung von Menschen. Die Zerstörung von uns als Nation." Sie lebt jetzt bei ihrem Vater, der ursprünglich aus Russland stammt. Auf die Frage, was sie dazu sagt, dass Butscha als Fake bezeichnet wird, sagt sie gequält: "Ich weiß nicht, warum muss ich jemandem beweisen, dass mein Mann tot ist? Und dass Russen ihn getötet haben? Mehr als ein Monat ist vergangen und es ist immer noch Blut auf dem Asphalt. Wie viel Blut muss das gewesen sein? Ist das Fake? Gefolterte Menschen, zerstörte Häuser, ist das Fake? Ich weiß nicht, was ich sagen soll."
Da sagt jemand in einer Diskussion - auch er einer, der nie in der Ukraine war: "Es ist ein Bürgerkrieg".
In der Tat: Das sagt auch die russländische Propaganda, nämlich am 19. Juni 2022, Talkshow, Russländische Föderation: In der Ukraine gäbe es längst keine Spezialoperation mehr, stattdessen tobe ein Bürgerkrieg, sagte die Chefredakteurin des russischen Senders RT, Margarita Simonyan. Wie sie dies genauer erklärt, wird am 21. Juni in der Frankfurter Rundschau zitiert: „Ein Teil der Ukrainer, die russenfeindlich und antirussisch sind, so wie die Faschisten antisemitisch waren – also absolut gleich –, zerstört einen anderen Teil seines eigenen Volkes“, der Kreml unterstütze „lediglich eine Seite dieser Kriegsparteien." "Das sind unsere Leute. Und da drüben sind die Antirussen. Das ist alles.“ Es sei legitim widerständige Menschen in der Ukraine zu töten, schließlich bestehe der Existenzanspruch der Ukraine nur aus Lügen.
Wer nicht unter russländischer Herrschaft leben will: antirussisch.
Antirussisch ist: antisemitisch gleich wie Faschisten.
Wer Widerständige mordet: setzt Recht um.
Dass die Ukraine ein Recht hat zu existieren: Lüge.
Daher ist es ein: Bürgerkrieg.
Die Russländische Föderation: hilft bloß einer der beiden "Konfliktparteien".
Putin, so der Moskauer Soziologe Grigori Judin, sei kein Populist, ihn so zu bezeichnen, ein grobes Missverständnis. Es ging ihm nicht um die Mobilisierung der Massen - das könnte sich jetzt ändern, denn der Angriff auf die Ukraine berge eine latente Bürgerkriegsgefahr in der Russländischen Föderation, der Staat sei an der Grenze zum Totalitarismus (Interview auf dekóder unmittelbar nach Beginn des Angriffsskriegs). Putin, so Judin, trieb die Entpolitisierung voran, die Trivialisierung, schloss sozusagen einen Deal mit der Bevölkerung: Du willst keine Probleme? Dann bleib in Deinem privaten Leben!
Als Fundament der Atomisierung nennt Judin die Sozialtechnologie: Die Möglickeit, Fragen zu stellen, wird auf Durchführungsfragen begrenzt. Das Denken eingekreist. Außerhalb dieser Einkreisung: "Wozu?" und "Warum?", die nicht gestellt, nicht gedacht werden.
Judin sagt: Die Parallelen zu Hitlerdeutschland der 30er sind nicht zu übersehen, "jeder, der sich mit Deutschland beschäftigt hat, sieht das."
8. Mai 2014, der russländische Landraub der Krim liegt zwei Monate zurück: Die ukrainische Schriftstellerin Oksana Sabuschko am Tag der Kapitulation von Nazideutschland in Berlin, der Redner vor ihr: Deutschlands Außenminister und heutiger Präsident Frank-Walter Steinmeier, der sich heute über die Ukraine nicht genug kränken kann, - er sollte zu einem der Architekten von Nord Stream 2 werden, das unter deutscher und französischer Führung ausgehandelte Minsker Abkommen mit der Russländischen Föderation und der Ukraine wird eher einer Strategie zur Vermeidung von Waffenhilfe gleichkommen (Lukaschenko als Gastgeber grinst breit ins Foto) - kaum unterschrieben, brach die russländische Armee den Waffenstillstand und tötete. Ohne Konsequenzen. Das alles wird erst kommen. Aber Oksana Sabuschko weiß auch an diesem 8. Mai 2014 schon genug über Putin und der - so scheint es - unaufhörlichen Festigung und Ausweitung eines terroristischen Mafiastaates. Sie vergleicht bei ihrer Rede in Berlin Putin mit Hitler.
Man dreht ihr das Mikrofon ab.
Nur einer verteidigt sie: Der litauische Philosoph Leonidas Donskis.
Wenn Judin mit der Moskauer Metro fährt, kommen Menschen zu ihm und sagen: "Danke." Danken für das, was er sagt, aber, so sagt Judin: Jeder für sich. Jeder allein.
So, wie es das daneben gegangene Deserteursdenkmal in Wien suggeriert: All ALONE. (daneben eine Tafel mit dem Mythos vom Opfermythos)
Timothy Snyder sagt: Die postsowjetischen osteuropäischen Länder, die jetzt der Ukraine Hilfe leisten, wissen, dass Widerstand alleine nicht möglich ist.
Die Literatur- und Kulturwissenschafterin Magdalena Baran-Szoltys sagt im Gespräch mit Benedikt Weingartner am 7.8.2022 in Europa:Dialog auf OKTO: Das wichtigste Datum für die osteuropäischen und baltischen Länder ist nicht 1989, sondern 1991: Mit der Erreichung der Unabhängigkeit. Nach der Auflösung der Sowjetunion.
"Es mus seinen Grund haben, wenn die elementaren Reflexe, in diesem Fall: die Solidarität mit den Angegriffenen, nicht funktionieren", schrieb Karl Schlögel 2015 in Entscheidung in Kiew. Ukrainische Lektionen (S. 70). Schlögel studierte in Berlin, Moskau und Sankt Petersburg Philosophie, Soziologie, Osteuropäische Geschichte und Slawistik. Nach der Annexion der Krim entschloss sich Schlögel, all seine Pläne über den Haufen zu werfen und ein Buch über die Ukraine zu schreiben und dies "nicht deshalb, weil ich mich für besonders kompetent hielte, sondern eher im Gegenteil: Ich musste feststellen, dass man sich ein Leben lang mit dem östlichen Europa, mit Russland und der Sowjetunion beschäftigt haben konnte, ohne eine genauere Kenntnis von der Ukraine besitzen zu müssen - und ich war nicht der einzige im Fach, der zu dieser Einsicht kam. Erst recht gilt dies für das allgemeine Publikum. Im medialen Dauergespräch ging es fast ausschließlich um Putins Russland, das zudem nicht als politisches Subjekt, als Akteur verstanden wurde, sondern als Opfer ... (S. 9 und 10).
Rückblende 2014:
Ein Freund, 2014, schockiert über den Abschuss des malaysischen Passagierflugzeugs über den "Separatistengebieten": Beinahe wären Freundin oder Schwester im Flugzeug gesessen.
Erst im Februar 2022 las ich bei Snyder: Die russländische Propaganda gab zum Abschuss des Passagierflugzeuges die Parolen aus: Die Ukrainer hätten das Flugzeug abgeschossen. Das Flugzeug sei von sich aus explodiert. Der CNN habe die Leichen ins Flugzeug verladen und diese über den Separatistengebieten abgeworfen. Diese widersprüchlichen Versionen, von denen man sich eine aussuchen darf, haben einen Effekt: Die realen 298 Menschen, darunter 80 Kinder, die in einem jähen Schrecken zu Tode kamen, deren Körper weit über die Landschaft verstreut wurden, verschwinden aus dem Blick.
Postmoderne Relativierung von Wahrheit
Die Ablehnung der Idee, "dass es so etwas wie Wahrheit gibt", schafft Wahrheit ab, sagte Snyder in seinem Vortrag "Von der Propaganda zur Wirklichkeit" am 9.11.2014 in Chicago. Er analysiert die postmoderne Relativierung von Wahrheit als das Fundament der russländischen Propaganda: "Wenn Sie nicht daran glauben, gibt es sie nicht mehr."
Es gehe dabei nicht in erster Linie darum, dass die Zielgruppe - vor allem die europäische und amerikanische Linke - der Darstellung des Aggressors glaube. Es genüge, Zweifel über das Geschehen zu säen, Tatsachen in Frage zu stellen.
Wer keine Wahrheit mehr kennt, kann nicht zwischen Recht und Unrecht unterscheiden: Diese Urteilsfähigkeit beruht auf der Erkenntnis, dass die Wahrheit nicht immer irgendwo dazwischen liegt.
Die Darstellung des Krieges als "geostrategischer Konflikt" hat Dreierlei zum Ziel: Schüren der Ressentiments gegen Amerika, Verniedlichung eines Krieges als kleiner Konflikt in einem fernen Land, ausgetragen von Männern in Krawatten: Die Menschen, die es wirklich betrifft, verschwinden im Nebel. Snyder fragte das Publikum: Was von all dem haben Sie bereits gehört? Die Ukraine ist keine Nation. / Die ukrainische Nation ist repressiv. / Die ukrainische Sprache existiert nicht. / Die russische Minderheit wird gezwungen, Ukrainisch zu reden. "Ist Ihnen aufgefallen, dass dies eine Aneinanderhäufung von Widersprüchen ist?"
Metamorphose der Grünen Männchen zu Separatisten ohne Anführungszeichen
Kontinuierlich über die Grenze aus der Russländischen Föderation in die Ukraine eingesickert: Putins Antwort auf die dritte erfolgreiche demokratische Erhebung der Ukraine, den Euromaidan von 2013/2014. Die UkrainerInnen nannten sie "Grüne Männchen", weil Putin nichts von Soldaten wissen wollte, die aus Russland ohne Hoheitsabzeichen in der Ukraine Regierungsgebäude besetzen und ukrainische SoldatInnen töten. Dann müssen es wohl Außerirdische sein, sagen UkrainerInnen. Die einheimischen ReichsbürgerInnen, die es in jedem Land gibt, hätten niemals eine "Volksrepublik" besetzen oder gar halten können. In Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, überwiegend russischsprachig, besetzten die "Separatisten" versehentlich die Oper, ein schönes Gebäude, das sie für den Regierungssitz hielten.
In neun Verwaltungsbezirken inszenierte die Russländische Föderation einen Coup d'État.
In zweien gelang er.
2022: Anhörung des Untersuchungsausschusses über die Erstürmung des Kapitols unter Trump, gefördert von Putins Trollfabriken.
Ende Juni 2022: Bei der Wiener Polizei erläutern prorussische Aktivisten den russländischen Krieg gegen die Ukraine.
Die WKO zog im Frühling ein Plakat mit ähnlichem Hintergrund nach Protesten der ukrainischen Gemeinde stillschweigend zurück: Die Recherche war zu detailreich, als dass die WKO nicht reagieren hätte können. Allerdings: Entschuldigung, Erklärung, Aufarbeitung?
Im Falter-Radio wird ein Untersuchungsausschuss zu den Verbindungen Österreichs zu Russland gefordert. (Die Macht der prorussischen Lobbys 23.6.2022.)
Amnesty International, das zur Untersuchung des russländischen Völkermordes in die Ukraine reiste, publiziert Anfang August einen Bericht, in dem die ukrainische Armee kritisiert wird: Sie bringe ZivilistInnen in Gefahr. Die Leiterin des ai-Büros in der Ukraine tritt aus Protest zurück und von ai aus. Die internationale Leiterin von ai rechtfertigt sich folgendermaßen: Man habe den Bericht am 29. Juli ans ukrainische Verteidigungsministerium mit der Aufforderung zur Stellungnahme gesendet, mit Angabe des Publikationstermins 4. August, aber keine Stellungnahme erhalten! Wovon zeugt eine derart extrem kurze Frist? Die Aufforderung zur Stellungnahme eine Finte?
Halb nur bin ich verwundert. Und die Enttäuschung, die mich überkommt, fühlt sich alt an. Denn ai betrachtet auch die Lage Israels von der Warte einer externen Evaluierung unter Außerachtlassung des Kontextes, als handle es sich um ein Fußballspiel, wo der eine die rote und der andere die gelbe Karte in die Hand gedrückt bekommt, und ai hatte keine Hemmungen, den Protest der Frauen an der Basis buchstäblich physisch außen vor zu lassen, als es sich im Namen der "Rechte der SexarbeiterInnen" mit Freiern und ZuhälterInnen verbrüderte und das Nordische Modell zur Abolition der Prostitution diffamierte. Damals entstand die inzwischen berühmt gewordene Persiflage des Amnesty International Logos mit einem Penis. Nun enthält der Bericht von ai ausgerechnet jene Begründung, mit der die Russländische Föderation ihr Bombardement von Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern, Kirchen, Museen, Bahnhöfen, Supermärkten, Flüchtlingskonvois rechtfertigt und dreht die Chronologie um: Der Widerstand, die Verteidigung, wird zum Problem erklärt. Ich trete endgültig von ai aus. Die russländische Propaganda setzt den ai-Bericht gekonnt ein, auch in der Ukraine. Von zwei nach Österreich geflohenen Ukrainerinnen, die dieser Propaganda Glauben schenken, wird mir gesagt: ai habe Recht. Sie wollen, dass es die Ukraine wie Österreich mache - Anschluss! So habe sich Österreich Zerstörungen erspart.
9. Juli 2022: Präzedenzfall in der Russischen Föderation nach dem im Zuge des Angriffskrieges erlassenen Gesetzes gegen "Falschinformationen": Ein Kommunalpolitiker in Moskau, Alexej Gorinow hatte sich am 15. März in einer Sitzung gegen einen "Plan für Freizeitarbeit" im zentralen Krasnoselskij-Stadtbezirk ausgesprochen. Die Rede des 60-Jährigen ist auf Youtube anzusehen. "Von was für einem Wettbewerb für Kinderzeichnungen zum Tag des Kinderschutzes kann die Rede sein, von was für einer Organisation von Tanzprogrammen zum Tag des Sieges [...] Zur Information sage ich, dass rund hundert Kinder in der Ukraine gestorben sind und Kinder Waisen werden. Die Enkel und Urenkel der Teilnehmer am Zweiten Weltkrieg werden jetzt in das Inferno der Kampfhandlungen auf dem Gebiet der Ukraine geworfen. Ich denke, dass alle Bemühungen der Zivilgesellschaft einzig darauf gerichtet sein müssen, den Krieg zu beenden und die Truppen Russlands von dem Gebiet der Ukraine abzuziehen." Die Bezirksvorsteherin Jelena Kotjonotschkina hatte Gorinow zugestimmt und Russland einen "faschistischen Staat" genannt. Gegen beide wurde ein Strafverfahren eingeleitet, Kotjonotschkina floh aus Russland, Gorinow wurde seit dem 27. April im Untersuchungsgefängnis "Matrosenruhe" festgehalten. Eine Zeugin sagte aus: Sie sei selbst bei der Sitzung gewesen und habe sich geärgert, dass Kinder um ein Fest gebracht werden sollten, berichtet das von den Pussy Riot-Sängerinnen Maria Alyochina und Nadeschda Tolokonnikova gegründete Medienunternehmen Mediazona. Zona steht im Slang für Haft. Alyochina und Tolokonnikova hatten Mediazona nach zwei Jahren Straflager gegründet, zu dem sie nach ihrem Protestsong "Heilige Jungfrau, befreie uns von Putin" in der Christus-Erlöser Kathedrale verurteilt wurden; sie gründeten außerdem eine Hilfsorganisation für zum Straflager Verurteilte. Nawalny nannte sein Straflager "freundliches Konzentrationslager": Man wird nicht direkt umgebracht, aber soll mit allen Mitteln zur Kollaboration gebrochen werden. Auf dekóder sind Berichte von solcher Grausamkeit zu lesen, dass man nicht weiterlesen will.
Gorinow ist zu sieben Jahren Straflager verurteilt worden. (Frankfurter Allgemeine, 9.7.2022). Dieses Urteil kann ein Todesurteil sein.
UnterstützerInnen von Putin sprechen das Wort Demokratie so aus: dermokratia, was buchstäblich "shit-o-cracy" bedeutet. 2021 ist jeder Vergleich von Hitler und Stalin oder Nazi-Deutschland und Sowjetunion verboten worden, es soll der Hitler-Stalin-Pakt vergessen werden, schreibt Tomasz Kamusella im Beitrag "Putin's Fascism", New Eastern Europe, The Pain of War, Testimonies of aggression and resistance, April/Mai Nr. 3/2022, S. 88 und S. 89.
Es muss um 2006 herum gewesen sein, als ich bei dem Übersetzerehepaar Alexander und Nina in Kyjiw war - damals wusste ich noch gar nicht, wie man Kiew auf Ukrainisch schreibt - und eine Biographie über Putin erstanden hatte. Da war er: Mit Frau. Mit Kind. Im Ruderboot in Sibirien. Beim Boxen. Mit nacktem Oberkörper. Am Pferd.
Ich wollte von Alexander, einem hochpolitischen, vielsprachigen, weitgereisten Menschen, sein Vater war dem Mord an den "Kulaken" entkommen, indem er "freiwillig" seinen Bauernhof verkaufte, wissen, was er von Putin hält. "Er ist ein KGB-Mann." Keine weiteren Erklärungen. Dabei war Alexander sonst nicht verlegen, lange historische Vorträge zu halten, er hatte ein unglaubliches Gedächtnis. Ich bohrte nach. Er wiederholte: "Er ist ein KGB-Mann."
Gennadi, der Professor, der in Charkiv an der Uni Deutsch unterrichtete und unsere Gruppe von Studierenden während des Sommerkollegs Österreich-Ukraine 2000 in Russisch, brachte uns bei, was Schwarzerde auf Russisch heißt und ließ einen Bericht über die Kursk einfließen. Der Russischen Föderation wurde nach dem Unfall Hilfe vom Ausland angeboten, Putin war im Urlaub, lehnte ab, blieb im Urlaub, 118 tote Matrosen.
Catherin Belton beschreibt in "Putins Netz" (Originalausgabe 2020 unter dem Titel "Putin's People", William Collins, der Verlag wurde von Roman Abramowitsch verklagt) Putins Reaktion, als nach dem Tod aller Matrosen der Kursk im August 2000 noch unabhängige Medien begannen, kritische Fragen zu stellen. "Besonders hart ging Beresowskis Sender ORT mit ihm ins Gericht, der Interviews mit trauernden Verwandten ausstrahlte [...]. Putin tobte und behauptete, dass es sich bei den Frauen, die in den Ausschnitten zu sehen waren, laut einem Bericht seiner Sicherheitsberater nicht um Ehefrauen oder Verwandte der Matrosen handelte, sondern um Prostituierte, die Beresowski bezahlt hätte, um ihn in Verruf zu bringen." Und dann gab Putin den Medienmonguln die Schuld. "Es gibt heute Personen beim Fernsehen, die (...) in den letzten zehn Jahren die Armee und die Flotte zerstört haben, wodurch jetzt Menschen sterben. (...) Sie haben Geld gestohlen, die Medien gekauft und manipulieren jetzt die öffentliche Meinung." (S. 255).
Juli 2022: Die ukrainische Abgeordnete Lesia Vasylenko berichtet von ihren Gesprächen mit ihren tschechischen KollegInnen - Tschechien hat nun die EU-Ratspräsidentschaft übernommen - die größten Sorgen seien Destabilisierung durch russländische AgentInnen und ProvokateurInnen, von Verbrechen, die UkrainerInnen angelastet werden sollen, bishin zu strategischer Unterwanderung.
Tschechien sei ein starker Verbündeter, war unter den ersten Ländern, die Waffen lieferten, man sei zuversichtlich, gemeinsam dem Sieg näherzukommen.
NGOs sind Einfallstore für Propaganda, sie wirken, da "moralisch vertrauenswürdig" als Brandbeschleuniger. Jene, deren Propagandawerkzeuge "Islamophobie" und "Russophobie" sind, wissen das. Putin ist ein eifriger Schüler.
Frühjahr 2022: In Euskirchen bei Köln sei ein Jugendlicher verprügelt worden, weil er Russisch sprach, und im Krankenhaus an seinen Verletzungen gestorben: Fake. Ein Mann randaliere in einem Regensburger Supermarkt, weil dort russische Waren verkauft werden: Das Video zeigt einen Vorfall aus dem Jahr 2019 in Russland. (https://correctiv.org)
Gegen die Propagandistin Alina Lipp wird wegen Kriegspropaganda ermittelt (t-online, 16.6.2022). Lipp ist jene sich als kritische alternative Journalistin ausgebende Deutsch-Russin, die schreibt: Deutschland erinnere sie an ein Konzentrationslager, weil Ungeimpfte keine Geschäfte betreten oder Schuhe kaufen könnten, "massenhaft" würden die Menschen Deutschland verlassen, Deutschland habe nach dem Zweiten Weltkrieg keine Verfassung bekommen, es gäbe keinen Friedensvertrag mit den ehemaligen Kriegsparteien, Demonstrationen seien verboten, die deutsche Politik mache das, was die USA wolle. Sie war zu Gast bei RIA FAN, einer angeblichen Nachrichtenagentur, Teil einer russländischen Trollfabrik, hat Kontakt zum Verein Druschba, der seit 2016 "Friedensfahrten" nach Russland organisiert. Mitglieder des Vereins posieren auf der Krim mit der paramilitärischen faschistischen Motorradgang Nachtwölfe. Druschba hat Medienpartnerschaften zu rechts"alternativen" Medien wie "KenFM", "eingeschenkt.tv", den Querdenkern "Mutigmacher" und Daniele Ganser, einem Historiker, der Verschwörungserzählungen zum Terroranschlag auf das World Trade Center verbreitet. Lipp beklagt den aufkeimenden Nazismus in Europa und begrüßt die "Befreiung" Chersons.
Kseniya, eine befreundete Journalistin aus Kyjiw, flüchtet mit ihrem kleinen Sohn nach Krakau. Auf dem Balkon ihrer Wohnung in Kyjiw wuchsen Erdbeeren. Sie lässt sich Erdbeeren tätowieren. Jetzt arbeitet sie als Documenting Ukraine Project Manager beim IWM. 2010 zeigte sie mir Babyn Jar. In ihrer Wohnung sprachen wir über Frauenrechte.
Meine Tochter und ich auf dem Weg zur Demonstration, wir kommen am alevitischen Restaurant vorbei, in dem Konstantin Kaiser gerne Menschen trifft: Der Kurde sieht unsere gelb-blauen Schilder, lächelt uns zu und sagt: "Solidarität!" Mir wird warm ums Herz.
Natascha aus Charkiw ist mit ihrer Tochter in Wien, vor kurzem ist ihre Schwester angekommen. Die Schwestern hatte ich 2000 in Charkiw kennengelernt, ich konnte bei ihnen privat Sprachunterricht in Russisch nehmen, über Natascha lief auch die studentische Hilfe meiner ehemaligen Russischprofessorin für das Kindertuberkulosekrankenhaus in Charkiw und so hatte ich Dr. Mankovski kennengelernt: Er erzählte mir von den Widerstandshandlungen einer Krankenschwester gegen die Deportation von ZwangsarbeiterInnen ins "Tausendjährige Reich". Ich verstand damals nicht genug Details, um einen Artikel für ZW zu schreiben, den ich nach meinem letzten Aufenthalt 2010 verfassen wollte. All das, was ich erlebte und in Gesprächen erfuhr, schien mir entsprechend der deutschsprachigen Bücher und Artikel, die ich kannte, nur im Rahmen der "Ost/West-Spaltung" einorden- und darstellbar - aber ich spürte, dass das nicht stimmte. Gut, dass ich nicht schrieb! Erst jetzt, mit Karl Schlögel, Timothy Snyder und Andreas Kappeler verstand ich, welche Erklärung viel eher zutrifft: Reformorientierte Menschen in Abgrenzung zu Menschen, die die Dinge belassen wollen, wie sie sind.
In dieser Sache eine Anmerkung zu den Sprachengesetzen der ukrainischen Regierungen: Es geht im Prinzip um eine positive Diskriminerung des Ukrainischen ähnlich der positiven Diskriminierung zur Gleichstellung der Geschlechter, wie wir sie "im Westen" kennen. Eine Sprache, die im Zarenreich unterdrückt war und aufgrund der Russifizierung – auch im Zuge des Holodomors unter Stalin! - schwand (Verbot, Ukrainisch in Grundschulen zu unterrichten 1864, Verbot, Ukrainisch in staatlichen Institutionen zu verwenden und ukrainische Namen zu taufen 1888, Verbot, russische Bücher ins Ukrainische zu übersetzen 1892, Propagierung des Ukrainischen als für das Russische Reich „schädlich“ 1908, Ermordung ukrainischer LehrerInnen im „Kleinen Terror“ Stalins, der in der Ukraine ein großer war, Verbot 1973, die Eneida von Ivan Kotliarevsky zu feiern, die als Magnum Opus des modernen Ukrainischen gilt), soll die Chance gegeben werden, sich zu erholen und mit dem Russischen zumindest gleichauf zu kommen. Nie war in der Ukraine das Russische verboten. Gesetz wurde: Dass alle im Staatsdienst Ukrainisch verwenden und dass Kinder in den höheren Klassen auf Ukrainisch unterrichtet werden. Karl Schlögel schreibt, dass man sich in Deutschland gelebte Zweisprachigkeit nicht vorstellen kann. In der Ukraine wechselt man behende von einer Sprache in die andere, hat jemand etwa soeben in einer öffentlichen Ansprache Ukrainisch gesprochen und trifft seine Bekannten in der Menge, wechselt er oder sie problemlos ins Russische und wieder zurück, oft mitten im Satz. Es sind eigene Sprachen, aber sie sind sich nah, Grammatik näher dem Russischen, Lexik näher dem Polnischen. "Man versteht sich" - wenn man will - gilt natürlich nicht für mich, deren Russischkenntnisse sehr kümmerlich geworden sind und die nur spärlich erahnen kann, was jemand auf Ukrainisch sagt und dass man in der Ukraine auf ukrainische Durchsagen auf den Bahnhöfen umstellte, hatte mich tatsächlich gestresst. So mühsam Russisch gelernt und jetzt auch noch Ukrainisch! Dachte ich mir. Meine ehemalige Studienkollegin Maria übersetzt indes aus dem Russischen, Ukrainischen und Belorussischen! Der ukrainische Präsident, der aus einer russischsprachigen jüdischen Familie aus Krywyj Rih stammt, einer Stadt in einer großen Eisenerz- und Industrieregion, sprach Ukrainisch mit Akzent: Für seinen Einstieg in die Politik besserte er sein Ukrainisch nach. Auch die First Lady stammt aus einer russischsprachigen Familie.
In Charkiv besuchte ich 2010 das Holocaustmuseum, das erste derartige Museum im gesamten postsowjetischen Raum, entstanden dank einer privaten Initiative. Die Leiterin erzählte mir damals von der Schlammlawine, die die Gebeine von Babyn Jar in die Stadt schwemmte: Ich war mir damals nicht sicher, ob ich richtig verstanden hatte, 1500 Tote? Am 4.10.2018 erschien in der Neuen Zürcher Zeitung der Artikel "Der gebratene Hahn - wie die von Stalin verordnete antisemitische Hetze über die Juden hinwegrollte", dort finde ich die "Rache von Babyn Jar", wie sie die Museumsleiterin nannte: Stalin war kein Antifaschist, er war Antisemit, der Massenmord an Jüdinnen und Juden wurde während des Hitler-Stalin-Paktes mit keinem Wort erwähnt, bald nach dem Zweiten Weltkrieg, am 20.11.1948 löste Stalin das Jüdische Antifaschistische Komitee auf und ließ die Mitglieder verhaften und ermorden. Der Holocaust wurde zum Tabu, einzig den "Sowjetbürgern" durfte gedacht werden. Auf dem Höhepunkt der antisemitischen Kampagne 1952 wurde beschlossen, die gewaltige Schlucht von Babyn Jar, in der die Gebeine der erschossenen jüdischen Bevölkerung von Kyjiw lagen, als Reservoir für die Abfälle mehrerer Ziegelkombinate zu nutzen und genau an dieser Stelle der Erzählung wurde die Museumsleiterin emotional: ein viel gescholtenes Wort, das man vielleicht wieder achten sollte. Ich habe den Umschwung der Stimme jetzt noch im Ohr.
Ein Damm bildet sich im Laufe der Jahre. Der Schlamm staute sich.
Ein Jahrzehnt später bricht der Damm, die Schlammlawine mit den Gebeinen ergießt sich in das tiefer liegende Wohngebiet und reißt 1500 Menschen in den Tod.
DissidentInnen vereinigten sich gegen die Auslöschung der Erinnerung, 1959 trat der Kyijwer Schriftsteller Viktor Nekrassow gegen Pläne auf, an der Stelle von Babyn Jar ein Stadion und einen Park zu bauen und Jewgeni Jewtuschenko verfasste 1961 das Gedicht "Babi Jar".
1991, nach der Erlangung der Unabhängigkeit, wird auf privater Initiative eine Menora errichtet.
Voriges Jahr wurde in Anwesenheit von Wolodymyr Selenskyj und Olena Selenska eine Synagoge eröffnet, die als Teil eines größeren Gedenk- und Museumskomplexes gedacht war. Dieser sollte 2023 eröffent werden...
2659 UkrainerInnen sind als "Gerechte unter den Völkern" ausgezeichnet, alleine in Charkiw sind es 100. Die Ukraine steht damit an vierter Stelle aller Länder.
Als ich 2010 Babyn Jar besuchte, blieb ich lange vor der Bronzefigur eines ausgehungerten Mädchens stehen, das fünf Ähren in der Hand hält. Was die Ähren bedeuten sollten, wusste ich damals nicht. Dieses Mahnmal für den Holodomor erinnert an Stalins Ährengesetz - "Gesetz zum Schutz des sozialistischen Eigentums". Es kostete Millionen UkrainerInnen das Leben, die Zahlen gehen von drei bis sieben. Selbst wer nur eine Ähre aufbewahrte, konnte erschossen oder für zehn Jahre ins Lager gebracht werden. Erschossen wurden auch Kinder, die auf den Feldern, die ehemals ihren Eltern gehörten, nach der Ernte einzelne liegen gebliebene Ähren aufsammelten. Natascha hatte mir gleich beim ersten Sprachaufenthalt im Jahr 2000 vom Holodomor erzählt, als wir durch die Straßen von Charkiw gingen. Zum ersten Mal hörte ich vom Hungermord - ich kannte bloß eine "Hungerkrise". Im Herbst 1932 führte die sowjetische Regierung das System der "Schwarzen Listen" ein, die Verordnung "über Maßnahmen zur Stärkung der Brotbeschaffung". Erfüllten Dörfer nicht die Getreideabgabequoten, wurden sie auf die "Schwarzen Listen" gesetzt und durch Einheiten des russischen Geheimdienstes NKWD abgeriegelt: dies kam praktisch einem Todesurteil gleich. Ganze Dörfer starben aus. Diese Maßnahme wurde ausschließlich in jenen Gebieten der Sowjetunion gesetzt, wo mehrheitlich UkrainerInnen lebten. Eltern versuchten zumindest ihre Kinder zu retten und die vom NKWD bewachten Grenzen zu überwinden, die Kinder sollten dann in weniger von der Hungersnot betroffene Städte gebracht und ausgesetzt werden, in der Hoffnung, dass ihnen dort jemand helfen würde. 400 Kolchosen in der Region Charkiw wurden auf die "Schwarzen Listen" gesetzt. Alleine in der Umgebung von Kyjiw wurden am Ende des Frühjahres 1933 fast 300.000 heimatlose Kinder registriert, Waisenhäuser und andere Unterkünfte für Kinder waren bald überfüllt. Die meisten der Kinder starben. Im September 1933 waren rund zwei Drittel aller Schulkinder in den staatlich geführten Schulen als vermisst gemeldet. Stalin schrieb 1932: „Wenn wir uns jetzt nicht daran machen, die Lage in der Ukraine in Ordnung zu bringen, dann können wir die Ukraine verlieren“. Der Holodomor wurde 1933 mit der bislang umfassendsten und blutigsten Säuberungswelle der Sowjetunion kombiniert, Ziel: die ukrainische Intelligenz, von LehrerInnen über SchriftstellerInnen und WissenschaftlerInnen bis zur unteren und mittleren Führungsebene der Partei. Die Liquidierung der obersten ukrainischen Führung erfolgte dann 1937 bis 1939. (Infoportal Östliches Europa, Gerhard Simon). Die Ergebnisse der Volkszählung von 1937 wurden zum Staatsgeheimnis erklärt, die leitenden Mitarbeiter der Volkszählung verschwanden als "Saboteure und Volksfeinde" im Gulag. Die Erforschung des Holodomor stellt sich nicht zuletzt deshalb als schwierig dar, weil viele Dörfer ohnen einen einzigen Überlebenden blieben und Moskau die Akten unter Verschluss hält. Putin sagte 2008: „Wir werfen die Fragen des erfundenen Charakters des Holodomors wie beispielweise durch Politisieren dieser gemeinsamen Probleme der Vergangenheit nicht auf.“ (https://ukrainer.net/die-mythen-uber-holodomor/)
Damit wiederholt er bloß die Propaganda, die auch der Pulitzer-Preisträger Walter Duranty verbreitete: Die Hungersnot sei eine Fiktion. Er war der einzige ausländische Journalist, der persönlich ein Interview mit Stalin führte, und stand Franklin Roosevelt nahe. Andere, die die Wahrheit berichteten, kamen gegen seinen Einfluss nicht auf.
Raphael Lemkin, juristischer Vater der Ächtung des Völkermordes, beurteilte den Holodomor als Genozid.
Die Ukraine erkannte 2006 den Holodomor als Genozid an: Nach der Orangenen Revolution.
Am 27. März 2022 erinnert Hans Rauscher an Stalins Täter-Opfer-Umkehr: 1933 schrieb Stalin an den Schriftsteller Michail Scholochow: "Die geschätzten Getreidebauern führten eigentlich einen stillen Krieg gegen die Sowjetmacht. Einen Krieg durch Aushungern." (Bloodland Ukraine: Das Land der "kolonialen Begierde", Der Standard). Was Stalin damit meinte, erklärt der „Kolchosaktivist“: die „jämmerlichen Heuler“ seien so weit heruntergekommen, „dass sie zusammen mit ihren Angehörigen absichtlich verhungern, obwohl sie Korn haben – nur, um Unzufriedenheit bei anderen Kolchosbauern zu provozieren.“ Die Bauern verhungerten also absichtlich! (Lew Kopelew, S. 360 - Kopelew bekannte in seinen Memoiren voller Reue, dass er die Propaganda glaubte, obwohl er mit eigenen Augen die Wahrheit sah.)
Aus Charkiw antwortet am 6. Juli 2022 der Schriftsteller Serhij Zhadan, der Charkiw nicht verlässt, an die friedensbewegten Intellektuellen, die es mit ihrem Aufruf zur Verweigerung der Waffenhilfe an die Ukraine doch nur gut meinen (Zeit online):
Wovon ist eigentlich die Rede? Davon, dass wir Ukrainer überzogene Absichten haben? Dass wir nur kämpfen, weil wir zu viele Waffen haben? Dass wir länger Widerstand leisten, wenn wir noch mehr Waffen kriegen? Und dass darin das eigentliche Problem liegt? Verstehen die Verfasser des Briefes wirklich nicht, was die Ukrainer erwartet, wenn sie die Waffen niederlegen?
Dazu möchte ich den verehrten Experten auf dem Gebiet der unergründlichen russischen Seele folgendes sagen: Sie haben recht, Putin ist schrecklich, aber ganz und gar nicht groß. Und wenn weiterhin etliche deutsche Intellektuelle Angst vor ihm haben, müssen sie das mit ihrer Selbstachtung und ihrem Gewissen vereinbaren.
Was sie sich nicht trauen zu sagen: Wenn die Ukraine verliert, gehen die Opfer nicht in die Tausende, sondern in die Hunderttausende. Und das Blut dieser Toten haben jene auf dem Gewissen, die immer noch unbeirrt mit dem Bösen spielen und dabei allen Wohlergehen und Frieden wünschen.
Adam Hochschild fragt in "Spain in our Hearts. Americans in the Spanish Civil War, 1936-1939." (2016): "More than any other event of its era, the Spanish Civil War invites 'What if' questions. What if the Western democracies had sold Republican Spain the arms it repeatedly, urgently tried to buy?"
Der völkermörderische Angriffskrieg auf die Ukraine durch die Russländische Föderation ist kein Bürgerkrieg. Aber dieser Satz zeigt: Gegen Bomben reichen Worte nicht. Waffen kann man nicht um's Eck kaufen.
Reichen wir dem Widerstand die Hand, der auch der unsere ist.
Anna Patermann vom Verein zur Demokratisierung sagte unmittelbar nach dem russländischen Überfall: "Es braucht mehr."
Mehr von allem für die VerteidigerInnen. Mehr von allem gegen die Menschenschlächter und deren PropagandistInnen.
24.2.2022, Putins Truppen sind einmarschiert. Der Musiker und Lyriker Oleh Kadanov gründet Culture Shock Kharkiv. Serhij Zhadan und viele andere Kulturschaffende sind dabei: bringen Medikamente und Lebensmittel – und bitter notwendige Ausrüstung für die Front. Charkiw ist seit 2014 eine Stadt im Widerstand, seit damals leistet ein ganzes Netzwerk von Freiwilligen Hilfe für die Binnenvertriebenen, seit damals leisten Intellektuelle und DichterInnen Widerstand gegen die russländische Propaganda, auch über die Open University in Exile. Bei den Lesungen “Translating the war” im Juni und Juli riefen die ukrainischen SchriftstellerInnen und MusikerInnen um Spenden für die zweitgrößte Stadt der Ukraine auf, für Charkiw, so nah an der Front. Die Lyrikerin Olena Stepanenko war zwei Wochen lang in einem Keller in Butscha versteckt, sie erzählt vom Geruch der Toten, zwei Wochen lang, es war erst vorbei, als die ukrainische Armee Butscha befreite. Danach, so erzählt sie, musste sie “wieder essen lernen”. Sie ist nun mit ihrem kleinen Sohn bei einer Freundin in England. Aus ihrem Gedicht höre ich Celan. Vor dem Angriffskrieg hatte sie Corona, sie leidet an Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, fragt sich: Wegen Corona? Wegen dem Krieg? Wegen beidem? Ihre Kollegin Iva Kiva, ursprünglich aus Donezk, jetzt Lwiw, erzählt von gleichen Symptomen. Kiva hat Verwandte im Holodomor und im Holocaust verloren, schreibt in ihrem Gedicht: “und weißt nicht, wie man die Sprache der Wut erlernt”. Sie half in Lwiw Vertriebenen, schreibt: “wo Freiwillige die Schlüssel zum Leben hinterlegen.” Der Lyriker Lesyk Panasuk schreibt über den Osten der Ukraine, russländische Soldaten verbrennen ukrainische Bücher, verbrennen Bücher aller Sprachen, die sie nicht verstehen. Ganna Gnedkova übersetzt die Gedichte von Kateryna Mikhalitsyna: “statt zum Buchhändler gehe ich Aderpressen kaufen” und “Mama”: Wann denn Mama wieder zum Fußballspielen auf die Straße gehe? Fragt ein Kleinkind in Mariupol. Ella Yevtushenko aus Kyjiw gibt sich in ihrem Gedicht die Antwort auf ihre Frage: “Was wollen die von uns?”
Spendenkonto für Culture Shock Kharkiv:
Weltlesebuehne e.V.
IBAN: DE70 5053 0000 0026 5320 00
BIC: GENODE51CRO
Reference: support volunteers in Kharkiv
Weiterführende Literatur und Quellen:
#8,5°#Andreas Kappeler: Russlands Krieg gegen die Ukraine. Akademie im Dialog, 25. Österreichische Akademie der Wissenschaften (Hg). Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2022. (PDF online zugänglich, 15 Seiten).
Karl Schlögel: Entscheidung in Kiew. Ukrainische Lektionen. Frankfurt/M.: Fischer Taschenbuch 2022
Timothy Snyder: Der Weg in die Unfreiheit. Russland. Europa. Amerika. Aus dem Englischen von Ulla Höber und Werner Roller. München: C.H. Beck 2022
Wolodymyr Selenskyj: Reden gegen den Krieg. Aus dem Ukrainischen und Russischen übersetzt von Claudia Dathe, Olga Radetzkaja und Volker Weichsel. Mit einem Vorwort von Bettina Sengling. München: Droemer 2022
Stanislav Aseyev: Heller Weg: Geschichte eines Konzentrationslagers im Donbass 2017-2019. Ukrainian Voices 17. Hg. Andreas Umland. Aus dem Russischen von Martina Steis und Charis Haska. Stuttgart: ibidem Verlag 2021.
Heller Weg. Die ganze Doku. Krieg in der Ukraine. Arte. Regie Iryna Riabenka, 2021. Verfügbar bis 22.10.2022
Andreas Kappeler: Kleine Geschichte der Ukraine. München: C.H. Beck 2022
Catherine Belton: Putins Netz. Wie sich der KGB Russland zurückholte und dann den Westen ins Auge fasste. Aus dem Englischen von Elisabeth Schmalen und Johanna Wais. Hamburg: HarperCollins 2022. - Die Englische Originalausgabe erschien unter dem Titel "Putin's People". London: William Collins 2020
New Eastern Europe: The Pain of War. Testimonies of aggression and resistance. April-May No. 3/2022. The Jan Nowak-Jezioranski College of Eastern Europe in Wroclaw, Polen.
Andreas Kappeller: Ungleiche Brüder. Russen und Ukrainer. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. München: C.H.Beck 2022
Wolfgang Templin: Farbenspiele - die Ukraine nach der Revolution in Orange. Veröffentlicht mit Unterstützung der Hans-Böckler-Stiftung und der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Osnabrück: fibre Verlag 2008
Eigene Notizen 24. Februar - 7. August 2022
France 24, Puls 24, Ukraine-Liveblog, Frankfurter Allgemeine
Ansprachen des ukrainischen Präsidenten, Informationen ukrainischer Abgeordneter und der First Lady auf Facebook
Rede von Olena Selenska vor dem US-Kongress, Deutsch, 20.7.2022: https://www.youtube.com/watch?v=ekNea966Ln8
Korrespondenz mit Ganna Gnedkova, Frühling/Sommer 2022
Korrespondenz mit Stefan Schocher, Frühling/Sommer 2022
Gespräch mit Vira Bezhevets, 22.6.2022: Zentrum der Ukraine-Hilfe, Wien, Landstraßer Hauptstraße 138
Tatjana Maljartschuk: Man wird diesen Krieg nur stoppen können, wenn der Westen bereit ist, auch Opfer zu bringen. Republik, 29.4.2022
Wir hatten damals recht, also haben wir auch heute recht und werden immer recht haben - neun Thesen zu Putins Faschismus. Gastkommentar von Timothy Snyder. Neue Zürcher Zeitung, 22.5.2022
Centre for Strategic Communication: https://spravdi.gov.ua/en/
Ukraine Crisis Media Center: A Brief History of Linguicide: https://uacrisis.org/en/
Ukraine in Focus. Institut der Wissenschaften vom Menschen. https://www.iwm.at/blogs?category_id=79
Einstufung der Russischen Föderation als Terrorstaat: https://spravdi.gov.ua/en/kamikaze-in-parallel-reality-a-digest-of-russian-propaganda-for-july-26/
Offener Brief: "Der Status quo unserer Sicherheitspolitik ist gefährlich für unser Land." Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner eines offenen Briefes fordern die Verabschiedung einer neuen Sicherheitsdoktrin in Österreich. "Die Debatte muss jetzt beginnen." Die Presse, 9.5.2022
Hans Rauscher: Antisemitismusvorwurf: Klage von News-Verlag gegen Journalisten Ortner abgewiesen. Christian Ortner hatte einen Artikel der Psychotherapeutin Monika Wogrolly über Wolodymyr Selenskyj als antisemitisch bezeichnet. Der Standard, 28.7.2022
Jagoda Marinic: Intellektuelle zum Krieg in der Ukraine. Weltmeister im Pazifismus. Deutsche Intellektuelle belehren die Welt mit ihrer Tugend und halten Waffenlieferungen an die Ukraine für kriegstreibend. Putin dürfte das gefallen. taz, 27.7.2022
SBU identifies collaborators behind large-scale theft of Ukrainian grain. Ukrainska Pravda, 4.8.2022
FM Kuleba: Amnesty International's report creates 'false balance between criminal and victim'. The Kyiv Independent, 4.8.2022
Stefan Schocher. Krieg & Frieden. Podcast-Serie. Die Furche: https://www.furche.at/dossier/krieg-frieden
Putin-Unterstützer starten auf Telegram koordinierte Propagandaattacken gegen den Westen, Der Spiegel 17/2022
Das Iwaschow Dokument: Appell zum Widerstand gegen Putins Kriegspläne in der Ukraine. 13.5.2022: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/sirius-2022-2010/html
Serhij Osatschuk, Appell an Europa: „Dieser Krieg ist auch hier, in Ihrem Leben.“ Februar 2022 https://www.bezirk-schwaben.de/presse/aktuelle-meldungen/dieser-krieg-ist-auch-hier-in-ihrem-leben-partnerregion-des-bezirks-schwaben-richtet-dringenden-appell-an-europa/
Stefan Schocher: Wie russische Saboteure versuchten, Kiew zu Fall zu bringen. Welt, 5.8.2022
Waffenlieferungen an die Ukraine. Offener Brief. Intellektuelle um den Publizisten Ralf Fücks plädieren für die kontinuierliche Lieferung von Waffen an die Ukraine - nachdem eine Gruppe um Alice Schwarzer davor gewarnt hatte. Zeit Online, 4.5.2022
'Torturing people is fun for them.' 16-year-old Ukrainian recalls his 3 months in Russian captivity. The Kyiv Independent, 5.8.2022
Kriegsverbrechen mit System. Das Geheimnis der russischen Grausamkeit. rnd, 2.8.2022
Eugene Czolij: It's time to stop Russia. The Kyiv Independent, 4.8.2022
Georg Witte: Putins nützliche Idioten. Frankfurter Allgemeine, 5.7.2022
Militärexperte fordert sofortiges Embargo für russische Energie und sagt: „Ich halte die Drohung mit Atomwaffen für Getöse“, Luzerner Zeitung, 30.3.2022
Gustav Gressel: Zum Stand der russischen Invasion in der Ukraine – Was Deutschland jetzt tun kann und muss. Zentrum Liberale Moderne, 15.3.2022
„Ohne Flugverbotszone geht nichts“, Kremlkritiker Chodorkowski drängt Nato zu einem Flugverbot über der Ukraine, Welt, 23.3.2022
Offener Brief russischer WissenschaftlerInnen und WissenschaftsjournalistInnen gegen den Krieg gegen die Ukraine, 24.2.2022: https://trv-science.ru/2022/02/we-are-against-war/
25.2.2022: https://theodorkramer.at/aktuell/offener-brief-russischer-wissenschaftler/
Schutzlos deutschen Bomben ausgeliefert. Luftangriff auf Coventry 1940, Deutschlandfunk, 16.11.2015
Neue Zürcher Zeitung, 8.4.2022: Es sind vor allem Frauen, die im deutschen Fernsehen den Krieg erklären: https://www.nzz.ch/feuilleton/es-sind-vor-allem-frauen-die-uns-im-deutschen-fernsehen-den-krieg-erklaeren-und-sie-erklaeren-ihn-gut-ld.1678202
Christa Zöchling: Widerstand im Krieg: Sind wir in Europa Romantiker? Profil, 25.3.2022
Michael Hanfeld, Russland droht der NZZ, Frankfurter Allgemeine, 18.7.2022
Ihr tut Putin unrecht! Intellektuelle, Politiker und Künstler verteidigen Putins Ukraine-Politik: ein Faktencheck. Profil, 24.3.2014
Putin vergewaltigt die Ukraine, Gastbeitrag von Inna Schevchenko. Der Spiegel, 26.2.2022
Botschaft der Ukraine in Österreich: https://austria.mfa.gov.ua/de
Paul Jandl: Der österreichische Schriftsteller Franzobel empfiehlt der Ukraine die rasche Kapitulation. Er hielte besser den Mund. Neue Zürcher Zeitung, 8.4.2022
Karl-Markus Gauss: Und Belgien? Die Ukraine ist mehrsprachig und gilt manchen daher nicht als wirklich geeinter Staat. Über sprachtheoretische Fehlschlüsse und ihre fatalen Konsequenzen. Süddeutsche Zeitung, 13.5.2022
FEMEN: https://femen.org/
Ukraine setzt Alice Schwarzer auf Schwarze Liste, Berliner Zeitung, 28.7.2022
Markus Wehner: Truth Hounds in der Ukraine. Sie spüren russische Kriegsverbrechen auf. Frankfurter Allgemeine, 5.8.2022
US-Historiker Timothy Snyder: "Russland hat einen Cyberkrieg gewonnen". Der Tagesspiegel, 28.6.2017
Ksenia Krimer: Verrohtes Russland. Eine Gesellschaft der Gewalt. Frankfurter Allgemeine, 30.7.2022
Viktor Jerofejew. Das russische Glück ist die Verletzung jeder Norm. Welt, 25.7.2022
Rachel Donadio: Portrait of Bravery: Ukraine's First Lady, Olena Zelenska. Vogue, 26.7.2022
Martin Pollack im Gespräch mit Timothy Snyder, 29.9.2018, IWM: https://www.youtube.com/watch?v=xQAgT7UwZW4
Serhij Zhadan: Offener Brief zum Ukraine-Krieg. Wir werden vernichtet. Zeit, 6.7.2022: https://www.zeit.de/kultur/2022-07/offener-brief-ukraine-krieg-waffenstillstand-antwort
Kiew: Nur Zehntel geforderter Waffen erhalten. ORF News, 14.6.2022
Hört die Stimme von Mariupol. Maria. 29.7.2022 https://ukrainer.net/stimme-von-mariupol-maria/
Ukraine Autoren. Es ist auch Euer Krieg! Ein Gespräch mit den ukrainischen Schriftstellerinnen Tanja Maljartschuk, Katja Petrowskaja und dem Autor Jurko Prochasko über zivilen Mut im Kriegsalltag, russische Propaganda und die deutsche Affinität zum Großrussentum. Frankfurter Allgemeine, 13.3.2022
Skashi Gordejewoi. "Wenn Angst aufkommt, bin ich immer dafür sie zu überwinden." Katerina Gordejewa im Gespräch mit Maria Aljochina. dekóder, 16.11.2021/25.5.2022
Pussy-Riot-Aktivistin: „Putins Gang ist eine wehleidige Truppe“, bajour, 13.6.2022
15 Jahre nach Politkowskaja-Mord, Interview mit Sergej Sokolow von der „Nowaja Gaseta“, Tagesschau, 7.10.2021
Diktatur in Tschetschenien, Sabine Adler, Deutschlandfunk Kultur, 20.5.2021
Timofej Sergejzew für Sputnik Deutschland: "Kann Russland die Welt vor einem globalen Konflikt bewahren"? 5.1.2016, Homepage der Botschaft der Russischen Föderation, Deutschland
Private militärische, wirtschaftliche und kriminelle Netzwerke im postsowjetischen Raum, Nikolaus von Twickel, bpb, 24.11.2021
Frieden schaffen ohne Waffen. Warum das jetzt nicht mehr funktioniert. Hamburger Morgenpost, 14.4.2022
Oliver Tanzer: Wolfgang Schüssel und Lukoil: Rollende Rubel der Oligarchie. Eine Recherche. Die Furche, 2.3.2022
Orbán empört mit Holocaust-Vergleich. Der Spiegel, 26.7.2022
Gas-Embargo. Bundesregierung wegen Verweigerung unter Druck. Frankfurter Allgemeine, 22.4.2022
Proteste vor Österreichischer Botschaft in Kiew. Kurier, 27.4.2022
Zahlreiche österreichische Ex-Spitzenpolitiker in Russland aktiv. Profil, 23.2.2022
Anrij Melnyk im Interview. Ukraine-Botschafter rechnet mit Steinmeier ab - und fordert mehr schwere Waffen. Tagesspiegel, 2.4.2022
Österreich als Drehscheibe für russische Spionage. Der Standard, 29.3.2022
Jürgen Kesting: Russische Musiker und Krieg. Auch in der Kultur hat der Westen gegen Russland versagt. Frankfurter Allgemeine, 9.3.2022
Faktencheck zur Ukraine: Das sind die größten Fake News zum Ukraine-Krieg im Überblick. Handelsblatt, 5.4.2022
Vanessa Fatho: Netzkonzerne kommen nicht nach. Putins Propaganda läuft und läuft. Frankfurter Allgemeine, 8.6.2022
Geheimdienst: Russland macht falsche Angaben über Kriegserfolge. Kurier, 16.7.2022
Christian Ortner: Wie macht man Frieden mit jemandem, der nur den Krieg will? Die Presse, 30.7.2022
Friedenssicherung statt Expansionsbelohnung. 100 Osteuropaexperten wenden sich gegen den Aufruf "Nicht in unserem Namen" zu mehr Dialog mit Russland im Ukraine-Konflikt. Ihre Forderung: Fakten statt Pathos. "Deutsche Osteuropapolitik sollte auf Erfahrungswerten, Faktenwissen und Analyseergebnissen und nicht auf Pathos, Geschichtsvergessenheit und Pauschalurteilen basieren." Zeit online, 11.12.2014
Martin Malek: Moskaus Schlachtpläne. Hintergründe zu Russlands Krieg in der Ukraine. Osteuropa 9-10/2014: Gefährliche Unschärfe. Russland, die Ukraine und der Krieg im Donbass. (PDF online unter http://chtyvo.org.ua)
Annalena Baerbock in der Türkei. "Die Luft hat gebrannt, oder?" taz, 30.7.2022
Dekoder: Wie ängstliche Atome. Der Soziologe Grigori Judin über den modernen russischen Individualismus. bpb, 25.2.2019
"Wer ist schuld?" - Russland erlebt zurzeit eine moralische Katastrophe, deren Ausmaß noch nicht abzusehen ist. Die russischen Intellektuellen haben versagt. Neue Zürcher Zeitung, 17.5.2022
Claus Leggewie: Brauchen sie die Stimme einer Exilregierung? Frankfurter Allgemeine, 6.8.2022
Kardinal Müller: Putin versündigt sich am Christentum. Welt, 31.7.2022
Völkermord in der Ukraine: "Wichtigste Prüfung für Deutschland". Zdf, 15.04.2022
Ukraine: Antwort auf Offenen Brief in Emma. "Diese Leute verurteilen uns zum Verschwinden." Ein Zwischenruf von Yevgenia Belorusets, Kiew. Der Spiegel, 30.4.2022
Britischer Minister: Russischer Angriff gleicht Nazi-Gräueln. ORF, 9.5.2022 https://orf.at/stories/3264509/
Interview mit Karl Schlögel: "Wir sollten auf alles gefasst sein." Der renommierte Osteuropa-Historiker Karl Schlögel fordert den Westen auf, sich nicht der Eskalationsdominanz von Wladimir Putin zu unterwerfen. Aachener Zeitung, 6.5.2022
Russland gibt systematischen Getreide-Diebstahl offen zu. Welt, 17.7.2022
Klaus Hillenbrand: Offener Brief gegen Waffenlieferungen. Falscher Fokus. taz, 1.5.2022
Lettlands Regierungschef: "Wenn wir uns von Putin erpressen lassen, verlieren wir unsere Freiheit." Der Spiegel, 22.6.2022
Max Borowski: Verschiebung der Prioritäten. Im Krieg entdeckt Deutschland seine Wirtschaftsinteressen. www.n-tv.de, 28.3.2022
"Fridays for Future": Demo für Ukraine. Wien ORF, 3.3.2022
Gazprombank-Überläufer nennt Gerhard Schröder "Agent russischer Interessen." Welt, 5.5.2022
Deniz Yücel: Europa zwischen Kobane und Kiew. Deutscher Kulturrat, 31.3.2022
Deniz Yücel: Warum es nur ein kurzer Weg von Kobane nach Kiew ist. Welt, 12.4.2022
PEN-Streit um Deniz Yücel: Offener Brief von Herbert Wiesner. Welt, 21.3.2022
Marcus Welsch: Verzweifeln am Nationalpazifismus. Salonkolumnisten, 21.3.2022
Marcus Welsch: Richard David Precht und die Ukraine. Salonkolumnisten, 23.3.2022
Marcus Welsch: Dem Despoten die Türe öffnen oder Die Unfähigkeit, sich einem Konflikt zu stellen. Gastbeitrag. Salonkolumnisten, 3.4.2022, www.salonkolumnisten.com
Trotz Versprechungen liefert Deutschland seit neun Wochen kaum Waffen. Welt, 29.5.2022
Juri Durkot: "Tante Sirene ist dafür da, um uns zu beschützen." Kriegstagebuch aus der Ukraine. "Ich weiß nicht, wie viele Quadratkilometer Putins Gesicht wert ist." Welt, 2.6.2022
Initiativen gegen Desinformation und zur Aufdeckung russländischer Verbindungen:
Stop Fake: https://www.stopfake.org/de/start/
EU vs Disinfo: https://euvsdisinfo.eu/de/
EU vs Disinfo: Kremlin Hate Speech Incites War Crimes in Ukraine. 9.7.2022
Ukraine Crisis Media Center: https://uacrisis.org/en/
Zentrum Liberale Moderne: https://libmod.de/geschichte-gegenwart/
Sebastian Reinfeldt: In bester russischer Gesellschaft. Aus Liebe zur Macht. (Teil 1) Semiosis, 30.4.2019
Sebastian Reinfeldt: Die SPÖ in bester russischer Gesellschaft. Aus Liebe zur Macht. (Update 24.Februar 2022). Semiosis, 2.5.2019
Sebastian Reinfeldt: In bester russischer Gesellschaft. Die ÖVP-Liebe zur Macht - und ihre Fails. (Teil 3). Semiosis, 16.5.2019
Semiosis ist ein zivilgesellschaftliches Projekt und auf Spenden angewiesen.
Reset. Resetting the Internet for Democracy: https://www.reset.tech/
Lara Kirschbaum: Russische Propaganda. Krieg im Namen des "Z". Frankfurter Allgemeine, 2.4.2022
Russian Propaganda Uses Concert in Occupied Mariupol and Olena Zelenska's Photoshoot for Vogue to Promote Anti-Ukrainian Narratives. 28.7.2022 https://spravdi.gov.ua/
ZDM-Untersuchung: Russische Propaganda-Narrative dominieren Soziale Netzwerke. Rund 80% der 600 untersuchten Social Media Kommentare in Österreich und Deutschland mit deutlich pro-russischer Tendenz. APA, 20.7.2022
Timothy Snyder: "Ukraine - von der Propaganda zur Realität", 9. November 2014, Euromaidan Press: https://www.youtube.com/watch?v=a6RgARKEU8k
Offener Brief an Dr. Harald Mahrer und die Wirtschaftskammer Wien. https://ukrainewien.com/statement/
Russische Propaganda bei Polizei-Seminar in Wien. Oberösterreichische Nachrichten, 2.8.2022
Jan Böhmermann: „Über Paletten. Russlands mächtiges Propaganda-Netzwerk“. ZDF Magazin Royale, 29.4.2022: https://www.youtube.com/watch?v=WNHvTAalSm0
im FALTER: Die Macht der prorussischen Lobbys. Braucht Österreich einen Russland-Untersuchungsausschuss? Diskussion mit dem Publizisten Misha Glenny (IWM), dem Rechtsanwalt Gabriel Lansky, der Journalistin Anna Thalhammer (Die Presse) und Falter-Chefredakteur Florian Klenk im FALTER-Radio mit Raimund Löw, 24.6.2022: https://www.youtube.com/watch?v=dcXrquMtKBM
dekóder. Russland und Belarus entschlüsseln: https://www.dekoder.org
8 Features of "Correct" Russian Cinema, 8.11.2021: https://spravdi.gov.ua/en/8-features-of-correct-russian-cinema/
Unterstützungsmöglichkeiten:
Zentrum der Ukraine-Hilfe, Landstraßer Hauptstraße 138, Wien
Medienzentrum der Ukrainischen Community (Facebook)
Unlimited Democracy - Verein zur Förderung der Demokratisierung (Facebook)
YOUkraine: https://youkraine.at
Bewaffnen Sie die Ukraine #ArmUkraineNow: https://war.ukraine.ua/de/die-ukraine-jetzt-bewaffnen/
United24. The initiative of the President of Ukraine: https://u24.gov.ua
Instytut Pileckiego: https://berlin.instytutpileckiego.pl/de/news/raphael-lemkin-center-for-documenting-russian-crimes-in
Offizielle Webseite der Ukraine: Informationen. Dokumentation der russländischen Kriegsverbrechen. Die Ukraine in Bildern. Kontakte. Unterstützungsmöglichkeiten: https://war.ukraine.ua/de/
Ukraine Imagebank: https://ukraine.ua/imagebank/
Fotos von der Ukraine vor dem Krieg bitte an: ukraine[a]mfa.gov.at
ZeugInnen von Kriegsverbrechen werden gebeten, sich zur Dokumentation an warcrimes.gov.ua zu wenden.
Anastasia Boutsko. Ukraine. Bücher machen im Krieg. DW, 22.5.2022
Vivat Verlag in Charkiw: "Wir hören nicht auf, Bücher zu produzieren." Börsenblatt, 20.4.2022. Anfragen an die Verlagsmitarbeiterin Galina Padalko unter: g.padalko@vivat.factor.ua
Translating the war: Lesungen in Ukrainisch und Deutsch von Gedichten ukrainischer LyrikerInnen, organisiert von translationale berlin und Translatorium (Ukraine), Juni: https://www.youtube.com/watch?v=c-1-wbm5cko und Juli: https://www.youtube.com/watch?v=vbVPXpf8a70