Theodor Kramer Gesellschaft

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Otto Harpner

Tagebuch der Internierung

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Sonntag den 12ten/V. abgeholt von Polizeibeamten in Civil in die Guildhall gebracht; dort etwa 150 andere Herren zw. 16 und 60ig getroffen. Polizeichef teilt mit, daß wir alle interniert werden. ½ Stunde in die Wohnung gebracht; Abschied. Fahrt mit dem Bus über Ipswich nach Bury St Edmunds, 26 Meilen weit. Dort nach vielen Stunden Warten in ein Lager gebracht (Gibraltar House des Suffolk Reg.). Geld und Dokumente weggenommen. Tee; Nacht ca. 2h zwei Baracken; bloßer Boden; je zwei Decken.

13./V. Reger Betrieb am Morgen. In der Nacht stehen zwei Wachen mit aufgepflanztem Bajo[nett] im Raum; eine Wache begleitet auch zum W.C. (im Freien). Waschen bei 2 Hähnen im Freien. Es beginnt ein lebhafter Universitätsbetrieb. Ich lerne kennen: 2 Astronomen, Assistenten der Sternwarte in Cambridge (A.) Brück und Archenhold! Einen Embryologen (?), zwei Frauenärzte (Schiller J., Bauer J.), Taussig aus Linz (herzkrank 4 x im Gefängnis), Journalist Freudenfels aus Wien (Gerichtssaalberichterstatter, Mutter in Italien ausgewiesen, 3 Monate im K.Z. Schweiz, jetzt Belgien. Sohn im K.Z.). Dr. Eirich, Dr. Max Perutz sind auch da. Dr. Ahrens (Frau Friesin), Dr. Schloß (wohlb[ekannter] Wissenschaftl[er]?), Prof. Benesch, Kustos der Handzeichnungssammlung der Albertina, hat im Museum gearbeitet. Prof. Rottenberg Vater und Sohn. Prof. Deutsch (Musikhistoriker), Dr. Monath. Merkwürdige Erscheinungen: Pastor Hildebrandt, Rabiner Ehrentreu (München), polnischer Jud Haskler; spricht perfekt aber ebenso unmöglich englisch. Ein 16jähriger Bub Benn Jokei aus New Market – so schaut 5th Column aus! Einige sind aber doch verdächtig: Bussmann (Bibliothekar?) ein Mann vom Typus des Detektivs der Gest[apo]: Lissmann; der Pastor.

Das Präsidium übernimmt Dr. Mayer vom Flüchtlingskomitee in C[ambridge]. Nach seiner Abreise (er wird entlassen, weil sein Schiff Mittwoch nach USA geht) 5 Herren Dr. Bach (nett. Biolog), der Pastor, der Rabiner Dr. Schloßmann. Über Verlangen der Studenten deren Vertrauensmann Dr. Lippstein (ein Fellow aus einem C[ambridge] College).

Einige Kranke werden abtransportiert! Dafür kommen viele Nachzügler! Darunter auch ein Enkel des Kaisers W[ilhelm] "Baron von Lingen" mit einem jungen Grafen Etzdorf; wohnt in einem Verschlag; macht sonst alles mit. Sehr nett Dr. Calm, ein deutscher Rhöntgenolog.Dienstag 14/V. gibt es schon Vorlesungen: ich höre eine Klasse Undergraduates von der London School of E[conomics] (besonders nett Gerson, Mosse, Morberg, Peisen; nicht nett Braunthal). Es gibt auch eine Klasse für Mathem[atische] Naturwissenschaften. International Law (Lippstein). Nachmittag Spaziergang mit Fußball; sehr netter 2nd Leutnant (20j. sehr versiert Plausch), lese Pickwick [Charles Dickens' erster Roman, "The Pickwick Papers"; der Roman handelt von den Abenteuern des "Englandforschers" Samuel Pickwick und seines Klubs] schwer erträglich und Freud: Psychopath[ologie] des Alltags[lebens]. Man bekommt etwas Geld zurück und kann sich Obst und dringende Sachen kaufen.

Mittwoch es werden Sprachkurse arrangiert: ich nehme eine Englischst[unde] zus. mit Schiller, Monath, einem Berliner Anwalt und zwar bei einem sehr netten jungen Mann Arndt. Sehr geschickt. Gerson hat eine lustige franz. Kl[asse]. Die Jugend ist trotz schlechter Nachrichten munter: singt und macht Witze. Wir Alten sind eher bedrückt! Wir hören täglich 4x News; bekommen Zeitung. Vortrag über internat. Law und Prisonrechte. Vortrag über Embryologie. Spaziergang!

Donnerstag 16/V.: Nachricht, daß noch keine Korrespondenz erlaubt; aber Wünsche nach Paketen entgegengenommen werden können. Die Organisation verbessert sich! Wir bekommen Strohsäcke und weitere Decken! Die Jugend hilft beim Erdäpfelschälen, waschen etc. Die sanitären Vork[ehrungen] sind elend! Viele erkranken leicht; einige auch ernster: Prof. Deutsch ein scheußlich aussehendes Ödem; andere Grippe, Krätze (vom Stroh); Gürtelrose. Schiller hilft beim Behandeln. Kabinettskrise im Präsidium, die aber vorbei geht (Jugend revoltiert etwas). Essen ist nicht schlecht. Früh meist Ei und Schinken oder Lachs mit Tee (auch Ham & Egg) Mittag Fleisch mit Erdäpfel und Gemüse (Bohnen, Kohl, Erbsen) Abend Brot, Käse, Margarine, Tee oder Kakao, Cakes. Ich verbessere durch Obst, Schokolade, Würste (von Perutz) etc!

 

Freitag 17 Es herrscht ein guter Geist! Nur die Nachrichten sind sehr bedrückend! Kolossaler Wissenschaftl. Betrieb. Archenhold Vortrag über Sonnenflecken! Schlechte Jugendbridgepartie. Abend wird die Jugend von den Alten getrennt! Großer Abschied! Jugend kommt in ein Zeltlager! Wir in ein Kloster (kath. Nonnen). Abschied vom sehr netten Max P[erutz].

Samstag 18ten hier ist ein schlechterer Geist! Weniger Jugend, daher bedrückte Stimmung! Viel Bewachung, viel militärisches Getue! 3 x im Tag Marsch in die Stadt zum Essen! Dafür ein sehr großer Garten mit viel Blumen, Flieder, Goldregen, Kastanien! Viel Schatten! Man kann auch allein sein, gut lesen (Shakespeares Tempest; Freud!), bessere Schlaf und Waschgelegenheiten! Kein Radio, weniger News! Es wird versucht die durch die Trennung zerschlagene Organisation aufzubauen! Ich lerne einige Leute kennen, die schon im Kloster waren: Dr. Ripper (Freund von Eirich), ein schwerhöriger Kellner, der schon im letzten Krieg interniert war, ein Herr der schon 7 Jahre in Sibirien war; viele ärmere Leute, die schon in Dachau oder Buchenwald waren (alle nicht aus Cambridge).

Sonntag 19ten: gute Bridgepartie. Vortrag über Mond und Sterne. Sonntagsessen Roastbeef, Figs & Custard! Es werden neue Kurse besprochen, doch verbreitet sich die Nachricht, daß 42 (offenbar jüngere) wegkommen. Dadurch wird alles über den Haufen geworfen! Ich komme nicht mit und unterlasse auch zu tauschen, was einige versuchen! Lese viel Freud, weil Eirich (den ich sehr nett finde) mir das Buch geborgt hatte und weggeht! Es heißt Liverpool – Isle of M[an]

Montag 20ten Abmarsch der 42! Abschied! Eirich gibt mir Aufträge für den Fall, daß ich früher weg komme. Es ist leerer, stiller. Ich habe große Wäsche. Der Abmarsch der Jugend drückt auf die Stimmung! Ich genieße dafür die größere Stille! Endlich kann man ruhige Plätze finden. Ich lese Tempest von Sh[akespeare]. Abend hält Dr. Benesch einen sehr kultivierten Vortrag über englische Architektur bis zum Ausklang des Mittelalters. Sehr anregend. In der Nacht macht die Wache tolle Waffenübungen. Ein Herr Heim angeblich Medailleur aus Wien wird tobsüchtig.

 

Dienstag den 22ten! Ein Neuankömmling ein 16j. Bub. Ein Herr bekommt den Besuch seines 4j. alten Buben. Ich habe ein mittelnettes Bridge und bei einem Herrn Priechenfeld (einem Wiener, der seit 8 Jahren bei einer Radiofirma tätig ist) englisch Stunde! Viel und schlechtes Bridge.

Mittwoch 23ten! Zum ersten mal schlechtes Wetter! Schlechte Nachrichten! Hingegen scheint es, daß doch nicht alle for duration interniert werden! Es heißt, dass wir morgen wegkommen! Es wird mir fast leid sein. Ich haben einen guten Platz zum Lesen (Tempest, Hamlet). Spiele mit viel Galerie Bridge; Essen wird immer besser.

Donnerstag: 24ten wir fahren in der Früh weg. Vorher großes "Getue". Wir gehen durch Bury! Haben einen Sonderzug, in dem schon ein Wagen mit Refugees aus Essex besetzt ist! Es ist schönes Wetter. Wir fahren über Ely (Blick auf Kathedrale, Stafford, Rugby, Krew! Steigen in Huyton aus, fahren in vielen Bussen in das neue Lager! Es wird uns mit einer Gruppe ein Haus zugewiesen! Wir warten viele Stunden auf Gepächsrevision, die dann nicht stattfindet sondern auf morgen verschoben wird. Karges Nachtmahl.

 

Freitag. Wir ziehen alle in ein neues Haus 17 Parbrook Close. Die Gesellschaft ist Schiller (teilt das Zimmer mit mir), Sociologe Elias, Mannheimer, Dr. Benesch, Dr. Monath, Dr. Jacobson (ein fast naturalisierter Wissenschaftler), Dr. Calm (Rhöntgen[ologe]), Dr. Liebmann und Priechenfried (Radiofachleute), Dr. Glücksmann. Bei der Revision werden uns viele Gegenstände weggenommen (mir Marken und Taschenlampe). Das Lager ist in Hauszellen (unser Hausvater Rothberger, Stephanspl[atz]), Straßen (unser Straßenvater ein Pastor) eingeteilt. Lagervater ist Dr. Weißenberg, ein Mineralog! Die Häuser wären nicht unnett; sind aber schmutzig, verwahrlost, uneingerichtet! Wir trachten Möbel zu bekommen, die einem immer wieder weggenommen werden! Wir habe keine Glühbirnen (Licht wäre eingeleitet), keine Kohle (Warmwasser wäre vorhanden), nur wenige Betten. Das Lager hat nur Gassen, kein Grün! Es gibt ein Postamt; wir dürfen auf Lagerpapier 24 Worte 2x in der Woche schreiben! Angeblich Briefe bekommen (ich habe keinen) angeblich Pakete (o). Wir haben kein Geld. Das Essen ist unwahrscheinlich schlecht und wenig! Ich treffe neue Bekannte: Dr. Strauß (Orthop[äde]), Modern (netter Bridgespieler), Dr. Brull (Nancy). Ich schreibe einen Brief nach Hause. Ich lese Hamleth. Wir bekommen keine Zeitungen, kein Radio. Sind also nur auf Gerüchte angewiesen.

Samstag Ich melde mich zum Arbeiten! Wir tragen und bauen Zelte für Neuankömmlinge! Dann beginne ich mein Zimmer zu säubern und im Haus zu helfen. Mittag kommen Flüchtlinge aus Holland! Einer (Rosenberg, Kunsthändler) findet seinen Bruder aus Amsterdam! Der erzählt schreckliche Geschichten über das Ende Hollands. Er ist auf einem Schiff gefahren, das zur Versenkung bestimmt war, dann den Refugees zur Verfügung gegeben wurde. Bei der Ausfahrt wurden sie von Fliegern angegriffen! Sie fuhren eine Woche im Lagerraum eines Frachtdampfers! Im Finstern fiel Mann von Daisy Halban zu Tode. Bei der Ankunft in Liverpool wurden alle interniert. Was mit Frauen, weiß er nicht. Dr. Strauß erzählt seine Monate langen Kreuzfahrten in der Adria; sehr amüsant und aufregend! Fliegender Jud! Das Essen ist ganz unzureichend! Ich scheine weniger zu brauchen! Die anderen sind sichtlich hungriger! Scenen sind an der Tagesordnung

Sonntag 27. Die getrennten Cambridge kommen alle! Großes Wiedersehen! Sie waren sehr schlecht dran, durften aber schreiben! Es ist erschreckend wie speciell die Jugend verfallen ist. Einige sind auch krank! Der Andrang wird unheimlich, wir nehmen zwei junge Leute (London School of Ec[onomics]). Das Essen wird womöglich noch unzureichender und schlechter! Ich habe große Wäsche, räume. Lese Hamlet, spiele Bridge! Mache ein Project für die Kantinen und Geldfrage, das ich beim Amt des Lagervaters einreiche (Beilage). Die Gerüchte über die Lage sind schlecht! Es gibt einen Probealarm für die Wache!

Montag 28./ Ich räume und mit großem Erfolg weiter! Das Essen ist etwas besser aber noch immer unmöglich! Ich habe von Eirich den Freud wieder, lese darin und Hamlet; spiele bei Schloßmann Bridge. Die Stimmung ist besser weil gute Gerüchte einlangen! Sie wird schlechter auf die Nachricht der Internierung auch der "B Frauen". Zum ersten Mal Roll Call im Lager. Ich gebe mein Bett an Prof. Rottenberg! Und etwas Essen an Braunthal und Cigaretten an Rauchhungrige!

Dienstag 29. Essen noch immer elend! Keine Post, kein Paket, kein Geld, keine Routine! Schlechte Nachrichten! Also ein schlechter Tag, den ich aber mit Fassung trage, im Gegensatz zu vielen, die sie verlieren! Mein Zimmer wird mit großer Plage immer sauberer! Man verspricht uns Post und besseres Essen! Ich bekomme ein Postpaket mit 3 Büchern, die ich gleich verleihe.

Mittwoch 30. Revolte im Zelt wegen zu wenig Essen! Die Kantine versagt noch immer! Sardinen müssen in Anwesenheit eines Officiers geöffnet werden, weil die Büchsen so gefährlich sind! Es gibt jetzt drei x täglich Appell! Es kommen immer noch 100te neue Leute. Ich bin mit Freud fertig, lese Hamlet, spiele Bridge. Bekomme ein gutes Paket (mit Wäsche, etwas Süßigkeiten, keine Post).

Donnerstag 31. Essen wird besser; ich bekomme noch Bücher. Habe Waschtag, melde mich zum arbeiten. Man versucht Vorträge zu veranstalten; das dauert aber lange, da erst eine Bewilligung erforderlich. Keine Post.

Samstag 2/Juni: ich stopfe Strohsäcke für Neuankömmlinge, treffe dabei auf einen jungen Mauthner. Wir bekommen einen neuen Kommandanten. Die "B" Leute aus Oxford kommen an, so daß jetzt viele Universitätsleute aus Edinbourgh etz da sind! Es sollen Vortragscyklen eingerichtet werden. Ich bekomme ein Telegramm wegen Travelpaper, das ich zu erledigen trachte. In einer Hütte wird per Gramophone die 5te Beethoven aufgeführt! Toscanini B.B.C.! merkwürdig, dass ein Land Hitler und Beethoven geboren hat. Merkwürdig auch die immer ins Geistige strebenden Juden! Es war ein "erstes" Publikum.

Sonntag 3/6: es ist stiller als sonst. Ich war am großen Paradeplatz bei der Messe "for victory", weil ich fand, es "gehört" sich! Es war recht eindrucksvoll!! Je weniger feierlich Religion geboten wird, desto natürlicher wirkt sie. Nach dem Essen intime Cabaretaufführung von einem Mann namens Breier in der Hütte von Max P[erutz] Ich lese mein Veilchen vor.

Montag 4/6 – Sonntag 9/6 [-] Es hat ein reger Universitätsbetrieb begonnen! Ich höre Elias Sociologie und Psycholanalyse Benesch franz. Malerei des 19ten Jahrh., Lipstein intern[ational] privat Law. Die Vorlesungen werden in engl. Sprache gehalten. Außerdem nehme ich bei einem ausgezeichneten Mann Dr. Rüdenberg Stunden in englischer Sprache. R. hat viele Jahre in Shanghai gelebt, beherrscht die Sprache vor allem auch geistig und da ich einen "ausgeruhten" Kopf habe, dürfte ich Fortschritte machen. Während der Woche sind zwei Personen wegen national importance entlassen worden. Außerdem sind etwa 400 auf die Isle of Man, dafür sind etwa 400 Neuankömmlinge, darunter Rich[ard ?] Fürth. Ich habe diese Woche begonnen zu schreiben. Das Essen ist besser. Am Donnerstag war eine nette Kabaretaufführung Schrammeln aus Wien, kleine Sketches, Sänger, Akrobaten. Recht lustig und bei guter Stimmung. Freitag und Samstag kam die erste Post; ich bekam 4 Briefe von zu Hause dtto 15-28 Mai. Wir konnten Donnerstag einen Brief schreiben. Die Kantine geht noch immer nicht. Außer den Vorträgen, die ich besuche, gibt es solche für Mathem[atik], Literatur (Shakespeare, Faust), Religion, Philosophie Nationalök[onomie] u.a. Es herrscht sehr reger geistiger Betrieb, Vor- und Nachmittag viele gute, auch gut besuchte Vorlesungen. Abend meist in kleinem Kreis vor "geladenen" Gästen Vorträge: Rüdenberg ü[ber] China, ein Vortrag über Machiavelli (den ich nicht höre). Die Nachrichten sind immer bedrückender; das Essen bessert sich.

Montag den 10ten bis Mittwoch den 12ten/6 Man lebt sich immer mehr ein. ½ 9h Frühstück, ½ 10h – ½ 11h Englisch, ¾ 11h – ¾ 12h Lektüre, 12 – 1h häusliche Arbeiten, 1h Lunch (Eintopfgericht), 2 – 3h Siesta. Nachmittag Lektüre und Bridge. Ich bekomme ein zweites Paket. Post bis 31/V. Ich versuche einen Liverpooler Anwalt zu sehen. Schreibe (12ten) Im Haus herrscht ein ausgezeichneter Ton, wenn auch wenig Reinlichkeit. Im Esszelt regiert der Pöbel; obwohl das Essen viel besser gibt es "Revolten". Mittwoch heißt es, wir kommen auf die Isle of Man. Große Vorbereitungen, Gruppenteilungen, etz am Donnerstag.

Freitag den 14ten Reveille um 5h Abmarsch um 8h. Von unserem Haus bleiben zurück: Jacobson, Priechenfried und Calm. Unser Gepäck fährt mit Lastwagen, wir gehen zur Station in Gruppen, fahren per Bahn nach Liverpool (schöner Hafen) und von dort per Schiff (700 tons) bei Sonne und ruhiger See 4 1/2h auf die Isle of Man. Im Hafen von L[iverpool] zwei große Schiffe, unterwegs zwei kleine wraks. Um ca ½ 5h sind wir in Douglas und werden ausgebootet. Den Strand entlang, vorbei an der neugierigen aber scheinbar nicht übel wollenden Bevölkerung geht es zu Hotels, die am Strand liegen, aber von ihm durch Drahtverhau getrennt sind. Da unsere Partie die erste ist, kommen wir in die Hotels am Strand. Ich "erobere" gemeinsam mit Schiller ein Zimmer mit einem franz. Bett, das wir abwechselnd benützen; es geht wohl in die Seitengasse, hat aber Meeresaussicht; fließendes kaltes Wasser, zwei Legekästen, zwei Sessel, Kleiderhänger, Handtuchhänger etc. Leider ist der Raum sehr eng, weil nur die Hotels eingefriedet sind. Kein Grün, kein Bewegungsraum. Wir wohnen in einem Hotel Imperial, dessen Majorität von Cambridgeleuten gestellt wird. Eine andere Gruppe sind die orthodoxen Juden im Nebenhaus, Katholiken etc.

Samstag den 15ten Wir haben unsere eigene Küche. Rothberger ist Wirtschaftschef, Prof. Deutsch (Musiker) Oberkellner, Pastor Hildebrand[t] Hausvater: Eirich, Perutz, Brück, Archenhold und unsere ganze Hütte sind untergekommen. Wenig Essen, aber gut serviert, nett gekocht etc. Nachmittag kommt die zweite Partie aus Bury bei Regen an und verteilt sich in die Hinterhäuser. Die ganze Organisation muß neu aufgebaut werden. Paris ist gefallen. Wir sind sehr bedrückt, obwohl man zu glauben scheint, das sei "good news for us"!

Sonntag den 16ten Es ist wieder schönes Wetter, wenn auch Sirocco. Ich bin schon um 7h relativ allein am Strand. Das Meer ist herrlich und eine Entschädigung für Vieles. Meinem Heuschnupfen scheint der Seewind gut zu tun.

Transkribiert von Alexander Emanuely