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Theodor Kramer Preis 2006 für Milo Dor und Robert Sommer

Milo Dor und Robert Sommer. Archiv der TKG

Theodor Kramer Preis für Schreiben im Widerstand und Exil 2006 wurde zweigeteilt an den verstorbenen Schriftsteller Milo Dor (1923 - 2005) und an Robert Sommer verliehen. Das entschied die aus Siglinde Bolbecher, Erich Hackl, Primus-Heinz Kucher, Eva Schobel und Daniela Strigl bestehende Jury. Die feierliche Verleihung findet am Freitag, 19. Mai, um 20 Uhr in der Minoritenkirche in Krems-Stein statt (eine gemeinsame Veranstaltung von Theodor Kramer Gesellschaft und Unabhängigem Literaturhaus Niederösterreich, Krems).

Karl Müller (Salzburg) und Christian Teissl (Graz) hielten die Laudatio für Milo Dor, Konstantin Kaiser die für Robert Sommer. Ilse Pollack las aus Dors Werken, Siglinde Bolbecher aus denen Sommers . Milo Dors Sohn Milan Dor und Robert Sommer nahm den Preis persönlich entgegen. Der Wiener Obdachlosen-Chor "Stimmgewitter" sang Lieder nach Theodor Kramer,  H.E. Wenzel und andere.

Kurzbiographien der Preisträger

Milo Dor, geboren 1923 in Budapest, stand als Preisträger schon fest, als die traurige Nachricht von seinem Ableben am 5. Dezember 2005 eintraf. Ihm kann und muß der Preis leider nur mehr posthum verliehen werden. Als junger Mensch in Belgrad Mitglied einer Widerstandsgruppe gegen die deutsche Okkupation Jugoslawiens, lernte er Gefängnis, Folter, Deportation kennen. Letztlich erlebte er die Befreiung in Wien, wo er blieb und in den großen Romanen "Tote auf Urlaub", "Nichts als Erinnerung" und "Die weiße Stadt" seine Herkunft und seinen Weg beschrieb. Dor setzte sich früh für die zu Unrecht Vergessenen, für die aus dem literarischen Kanon Verbannten ein, vermittelte zwischen der jugoslawischen und österreichischen Literatur, engagierte sich für die Rechte seiner SchriftstellerkollegInnen. Protestierte gegen die Reintegration der Nazi-Schriftsteller in die österreichische Literatur. Überzeugter Demokrat, trat er ebenso gegen eine Präsidentschaft Kurt Waldheims auf wie im Zerfallsprozeß Jugoslawien gegen die nationalistische Hetze. Zuletzt noch veröffentlichte er eine Anthologie österreichischer Autoren nichtdeutscher Muttersprache.

Robert Sommer, geboren 1951 in Rotheau an der Traisen (Niederösterreich), maturierte 1970 in St. Pölten. "Flucht" nach Wien, Engagement in Günther Nennings Initiative "Volksbegehren zur Abschaffung des Bundesheeres". 1973 bis 1990 Redakteur der "Volksstimme". 1991 bis 1996 freier Journalist. Bücher über die Wachau, das Wiener Augartenviertel, das Gestapo-Gefängnis Karajangasse ("Als Schulen zu Gefängnissen wurden"), jüdische Sommerfrische in Sauerbrunn. 1995 Mitbegründer und koordinierender Redakteur der Wiener Straßenzeitung "Augustin". Hier betreute er jahrelang die Schreibwerkstatt für an den Rand gedrängte Menschen - Obdachlose, Psychiatrierte, AsylwerberInnen, die er auch heute noch zum Aufschreiben und Artikulieren ihrer Erfahrungen und Anschauungen ermutigt und ihre Texte mit ihnen bearbeitet: Nicht nur ein Beispiel angewandter Literatur, sondern zugleich Bereicherung der Literatur von der Peripherie des Lebens her. In seinen  Büchern und Artikeln stellt Sommer bewußt die Erinnerung an Verfolgte und Exilanten gegen eine Gegenwart sozialer und humaner Kälte. Sommer schreibt derzeit auch an einem Roman (Arbeitstitel "Potlatch").

Die feierliche Preisverleihung

Freitag, 19. Mai, 20 Uhr, Krems-Stein, Minoritenkirche
Begrüßung: Sylvia Treudl (Unabhängiges Literatur­haus NÖ), Siglinde Bolbecher (Theodor Kramer Gesellschaft)
Grußworte von Abgeordnete zum NÖ Landtag Inge Rinke in Vertretung von Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll
Worte für Milo Dor: Karl Müller und Christian Teissl
Ilse Pollack liest aus dem Werk Milo Dors.
Der Chor „Stimmgewitter“ sang Lieder nach Theodor Kramer und H.E. Wenzel u.a.
Worte für Robert Sommer: Konstantin Kaiser.
Robert Sommer sprach zum Theodor Kramer Preis.
Siglinde Bolbecher las Robert Sommer.

Den Preis für Milo Dor nahm sein Sohn Milan Dor entgegen.
Empfang gegeben mit freundlicher Unterstützung von Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll.

Gemeinsame Veranstaltung von Theodor Kramer Gesellschaft, Unabhängiges Literatur­­haus NÖ und Grazer Autorenversammlung.

Die Mitwirkenden

Sylvia Treudl - Schriststellerin, Mitbegründerin und Mitarbeiterin des ULNOE
Siglinde Bolbecher - Historikerin und Literaturwissenschaftlerin, Stellv. Vorsitzende der Theodor Kramer Gesellschaft
Karl Müller - Germanist, Universitätsprofessor in Salzburg, Vorsitzender der Theodor Kramer Gesell­schaft
Christian Teissl - Schriftsteller und Germanist, Graz
Ilse Pollack - Romanistin, Schriftstellerin und Zeitungsmacherin, Lebensgefährtin und Nachlaßver­walterin Milo Dors
Konstantin Kaiser - Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, Sekretär der Theodor Kramer Gesellschaft
Chor „Stimmgewitter“ - gegründet 2000 als Chor der Zeitung Augustin; Mitwirkende:
Hans Kratky, Ernst Watzinger, Ossi Walch, Helmut Dobscha, Heidi Gross, Antonia Kofler, Martin Österreicher, Klaus Hammer, Mario Lang, Riki Parzer.

Weitere Veranstaltungen zum Theodor Kramer Preis

Dienstag, 23. Mai, 19 Uhr 30, Stifterhaus Linz: Präsentation der Theodor Kramer-Preisträger 2006 mit Robert Sommer, Karl Müller und Konstantin Kaiser.
Mittwoch, 24. Mai, 20 Uhr, Literaturhaus Salzburg: Präsentation der Theodor Kramer-Preisträger 2006 mit Robert Sommer, Karl Müller und Siglinde Bolbecher.
Donnerstag, 8. Juni, 19 Uhr 30, ESRA, 1020 Wien, Tempelg. 5: Präsentation der Theodor Kramer-Preisträger 2006. Mit dem Chor "Stimmgewitter".