Der Theodor Kramer Preis für Schreiben im Widerstand und im Exil 2004 an Michael Guttenbrunner
Archiv der TKG
Wie kaum ein anderer österreichischer Schriftsteller der Gegenwart hat Michael Guttenbrunner den "Schlimmsten seiner Zeit kein Jota vorenthalten an Zorn und Widerstand" (Berthold Viertel).
Geprägt durch die Erfahrung der "nationalbestialistischen" Diktatur, hat er in seiner sprachgewaltigen Lyrik und Prosa stets denen die Treue bewahrt, die gleich ihm dem
Nationalsozialismus die Stirn zu bieten wagten. So hat er sich auch früh für das Werk Theodor Kramers eingesetzt. In seinem nun schon vielbändigen Schreibprojekt "Im Machtgehege" wehrt er sich, das weite Feld seiner Lebenserfahrung und seines großen Wissens abschreitend, gegen das Vergessen: Gegen das Vergessen als resignative Hinnahme des Verschwindens von einst Gewesenem, und gegen das Vergessen darauf, daß ein Unterschied ist zwischen einem Nachttopf und einer Urne (Karl Kraus).
In Michael Guttenbrunners Lyrik und Prosa finden sich größte Genauigkeit des Ausdrucks und höchste Anschaulichkeit glücklich verbunden. Seine "Ästhetik glaubt an das Wort und daran, daß einzig das Wort den Menschen zum Menschen macht und ihn befähigt, sich aus dem Schlamm der Barbarei herauszuarbeiten" (Karl-Markus Gauß).
Kurzbiographie des Preisträgers
Michael Guttenbrunner, geboren 1919 in Althofen bei Klagenfurt (Kärnten), besuchte die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Schon 1935 und 1938 aus politischen Gründen verfolgt und eingesperrt, wurde er 1940 zur Wehrmacht eingezogen; 1944 wegen Widersetzlichkeit zu einer Kerkerstrafe verurteilt, doch zur "Frontbewährung" begnadigt. Zurückgekehrt nach Kärnten, redigierte er u.a. die Zeitschrift der Kärntner Partisanen "Die Einheit". 1954 Georg Trakl-Preis für Lyrik und Übersiedlung nach Wien. Wiederholt in heftige Auseinandersetzungen mit ehemaligen Nazis verwickelt. 1964-66 Mitherausgeber der Zeitschrift "Der Alleingang", 1966-78 Herausgeber der Zeitschrift "Das Ziegeneuter". 1966 Österreichischer Staatspreis für Lyrik; 1987 Kulturpreis des Landes Kärnten; 1994 Ehrendoktorat der Universität Klagenfurt. Guttenbrunner war mit Maria Zuckmayer-Guttenbrunner, Tochter von Alice und Carl Zuckmayer, verheiratet und lebte bis zu seinem Tode, kurz nach der Verleihung des Theodor Kramer Preises am 12. Mai 2004, in Wien und im Waldviertel (NÖ).
Theodor Kramer Preis 2004 für Schreiben im Widerstand und im Exil ging 2004 an Michael Guttenbrunner. Die Begrüßung gestaltete Sylvia Treudl (ULNOE) und Siglinde Bolbecher (TKG) Daniela Strigl hielt die Laudatio für Michael Guttenbrunner. Michael Guttenbrunner sprach zum Theodor Kramer Preis und las aus seinem Werk. Erich Schmeckenbecher sang und spielte alte und neue Vertonungen von Gedichten Theodor Kramers – Andre, die das Land so sehr nicht liebten.