Theodor Kramer Gesellschaft

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Der 15. Theodor Kramer Preis für Schreiben im Widerstand und Exil wird 2015 an Hazel Rosenstrauch verliehen

Das jüdisch-kommunistische Emigrantenkind hatte einen Vorteil … Sie hat gewußt, daß die Zivilisation schon untergegangen war, das war konkrete Familiengeschichte ...

Mich interessieren Aufbrüche und wie Individuen mit dem Kater danach umgehen (bevorzugt um 1800); mich interessieren Stigmatisierte, Träumer und Einzelgänger, Juden, Kommunisten oder auch Henker … und was auf sie projiziert wird. Ich kann Geschichten nicht erdichten, dazu ist meine Loyalität gegenüber den Fakten zu stark, was ich gerne mache: überliefertes Material umbauen, verschiedene Perspektiven wählen, schütteln und neu zusammensetzen. Ich suche nach Worten für den Nebelstreifen zwischen Himmel und Erde, Wissenschaft und Literatur/Politik und Personen … Geschichte und Geschichten.
Hazel Rosenstrauch

 

Hazel Rosenstrauch. Foto: Erika Babatz, 2011


Die Schriftstellerin und Sozialhistorikerin Hazel Rosenstrauch wurde 1945 in London als Tochter österreichischer Exilanten jüdischer Herkunft und kommunistischer Gesinnung geboren. Ihre Mutter Edith Rosenstrauch-Königsberg wurde später zu einer der führenden Aloys Blumauer- und Freimaurer-ForscherInnen.

Ihre Kindheit und Jugend verbrachte Hazel Rosenstrauch in Wien, von wo sie mit 18 eine Auswanderung in die USA und weiter nach Kanada versuchte. Sie kam jedoch zurück und studierte ab 1965 in Berlin Germanistik, Philosophie und Soziologie sowie empirische Kulturwissenschaften an der Universität Tübingen. 1983 promovierte sie dort über den Buchhändler und Verleger Philipp Erasmus Reich.

Bereits während ihrer Studienzeit war Hazel Rosenstrauch ab 1967 als Publizistin und Journalistin tätig. Neben mehrjähriger wissenschaftlicher Mitarbeit am Soziologischen Institut der Freien Universität Berlin (1982-1987) sowie am Institut für Sozioökonomie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (1992-1994) arbeitete die alleinerziehende Mutter eines Sohnes als Redakteurin der Zeitschrift Wiener Tagebuch (1989) und betreute in Berlin hauptverantwortlich die Zeitschrift Gegenworte. Hefte für den Disput über Wissen (1997-2005). In ihren zahlreichen Essays und Publikationen geht sie den Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit auf den Grund. Sie untersucht verstärkt das deutsch-jüdische Beziehungsgeflecht und analysiert Umbrüche um 1800.

Wesentlich war und ist ihr, Nicht-Übereinstimmung mit vorherrschenden Tendenzen des geistigen und sozialen Lebens vorzuleben und zu vermitteln und zugleich verloren scheinende Ansätze einer lebendigen Vernunft zu rekonstruieren.

Hazel Rosenstrauch publizierte u.a. in den Zeitschriften Konkret, Kursbuch, Literaturmagazin, Neue Gesellschaft / Frankfurter Hefte, Merkur, Wespennest, Zwischenwelt.
Werke: Aus Nachbarn wurden Juden (Berlin 1988); Beim Sichten der Erbschaft - Wiener Bilder für das Museum einer untergehenden Kultur (Mannheim 1994); Die Grazie der Intellektuellen (Mannheim 1995); Varnhagen und die Kunst des geselligen Lebens. Eine Jugend um 1800. Biographischer Essay (Berlin 2003); Wahlverwandt und ebenbürtig. Caroline und Wilhelm von Humboldt (Frankfurt am Main 2009); Juden Narren Deutsche (Mannheim 2010); Karl Huss, der empfindsame Henker. Eine böhmische Miniatur (Berlin 2012); Eitelkeit. Ein spärlicher Name für einen überquellenden Inhalt (Wien 2013); Congress mit Damen. 1814/15: Europa zu Gast in Wien (Wien 2014).

Im Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft erschien von ihr 2004 "Erstaunter Blick zurück. Edith Rosenstrauch-Königsberg 1921 - 2003". Mit Beiträgen von Chaim Eisenberg, Beatrix Müller-Kampel u.a. ISBN 978-3-901602-23-8. 91 Seiten. Euro 9,-

 

Programm der Veranstaltungen

Mit Konstantin Kaiser, Christoph Reinprecht, Gabriele Matzner-Holzer, Maren Rahmann, Rudi Görnet, Ulrich Hermann, Georg Stefan Troller, Dagmar Schwarz.

Am 10. (Wien), 12. (Niederhollabrunn), 15. (Salzburg), 17. September (Linz).

Donnerstag, 10. September um 19:30
Psychosoziales Zentrum ESRA
Tempelgasse 5, 1020 Wien

Lesung: Hazel Rosenstrauch, Dagmar Schwarz
Laudatio: Ao. Univ.-Prof. Dr. Christoph Reinprecht
Musik: Maren Rahmann (voc, acc), Rudi Görnet (kb)
Mit Liedern nach Gedichten von Stella Rotenberg, Anna Krommer, Henriette Haill, Theodor Kramer.

Wir bitten um Anmeldung bei ESRA unter info[a]esra.at oder Tel. (01)214 90 14
Wichtig: Amtlichen Lichtbildausweise mitbringen!

 

Feierliche Preisverleihung:

Samstag, 12. September um 19:00
Pfarrsaal Niederhollabrunn
Kirchenplatz 1, 2004 Niederhollabrunn

Begrüßung: Jürgen Duffek, Bürgermeister der Marktgemeinde Niederhollabrunnund Mag.a Gabriele Ecker (Abt. Kunst und Kultur der NÖ Landesregierung) in Vertretung von Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll.
Laudatio: Botschafterin a.D. Dr. Gabriele Matzner-Holzer
Lesung: Dagmar Schwarz

Dankesworte: Hazel Rosenstrauch

Ulrich Hermann (München)stellt seine Theodor Kramer-Vertonungen vor.

Empfang, gegeben mit freundlicher Unterstützung von Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll.

Zuvor besteht Gelegenheit, gemeinsam mit Harald Maria Höfinger das Geburtshaus Theodor Kramers in seinem heutigen Zustand und die dort gezeigte Theodor Kramer-Ausstellung zu besichtigen (um ca. 17h45).

Die TKG wird einen Bus nach Niederhollabrunn und zurück nach Wien führen. Abfahrtszeit 17:00 von Praterstern/Lassallestraße. Unkostenbeitrag Euro 10,-. Anmeldung erforderlich! (aistleitner@theodorkramer.at)

 

Weitere Veranstaltungen:

Dienstag, 15. September um 19:30
Literaturhaus Salzburg
Strubergasse 23, 5020 Salzburg
Ist Exil (ver)erblich?
Einführung, Moderation: Konstantin Kaiser
Gespräch von Georg Stefan Troller und Hazel Rosenstrauch über die Rückkehr aus dem Exil

Donnerstag, 17. September um 19:30
Stifterhaus Linz
Adalbert-Stifter-Platz 1, 4020 Linz
Einführung: Konstantin Kaiser
Hazel Rosenstrauch über "unjüdische Juden"
mit Diskussion

Der Theodor Kramer Preis wird gefördert von: