Theodor Kramer Gesellschaft

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Inneres Exil von Frauen während des Nationalsozialismus in (dem vor-/nachmaligen) Österreich

Ein Vortrag von Helene Belndorfer, Moderation: Traude Bollauf


Das innere Exil manifestiert sich nicht wie das äußere in Statistiken der Vertreibung, Flucht und Aufnahme. Es bleibt als einsames nonkonformes bis widerständiges Verhalten im Inneren eines totalitären Systems unentdeckt, wenn es nicht durch Denunziation, Verfolgungsbehörden oder Zufall aktenkundig bzw. durch erhaltene Tagebuchaufzeichnungen oder mündliche bzw. schriftliche Erzählungen nach Ende des Nationalsozialismus sichtbar wird.
Anhand konkreter Beispiele von Protagonistinnen wird in dem Referat mit Hilfe von Oral History Aufnahmen, schriftlichen Zeugnissen und Akten versucht, Voraussetzungen, Formen und Kommunikationsmuster dieses inneren Exils zu skizzieren. Dabei tut sich ein breites Spektrum auf. Es reicht von der wagemutigen Wiener Jüdin, die 1943 von der Gestapo wegen verbotswidrigen Besitzes eines Rundfunkgeräts und Verdachts des Abhörens ausländischer Sender festgenommen wurde, über eine systemresistente katholische Bauerntochter, die versucht, Häftlingen des benachbarten KZ-Außenlagers zu helfen, bis zur sozialistischen Bürokraft, die mit dem Summen eines internationalen Arbeiterlieds im Büro den Kreis des inneren Exils überschreitet und denunziert wird. Als ein wichtiges Indiz für inneres Exilantentum, das aber durch zusätzliche systemkritische Verhaltensweisen zu belegen ist, wird das ab September 1939 zum „Rundfunkverbrechen“ erklärte Hören ausländischer Radiosender herangezogen. Es wurde für die Hörerinnen zum wesentlichen Ventil aus der Isolation und bildete häufig eine, den meisten nicht bewusste Verbindungslinie zum „äußeren“ Exil von Österreicher/inne/n, die in London und anderwärts vor den Mikrophonen saßen.

Helene Belndorfer, geboren 1957 im oberösterreichischen Hausruckviertel, Bundesgymnasium Vöcklabruck, Wirtschaftsuniversität Wien, als Doktorin der Handelswissenschaften jahrzehntelang im mittleren Management internationaler Konzerne, späte Passion für Zeitgeschichte, Bachelor-Studium Geschichte und Master-Studium Zeitgeschichte an der Universität Wien, Oral History Interviews, (radio-)journalistische Beiträge, u. a. für die Zwischenwelt, Zeitschrift für Kultur des Exils und des Widerstands, und Ö1. Im Jänner 2015 Verleihung des Radiopreises der Erwachsenenbildung für Hörfunksendungen des Jahres 2014 (gemeinsam mit Alfred Koch), Sparte Bildung/Wissenschaft (Eduard Ploier-Preis)