HINWEIS: Das Selbstverständliche tun. Die Salzburger Bäuerin Maria Etzer und ihr verbotener Einsatz für Fremde im Nationalsozialismus.
von Maria Prieler-Woldan
„Sie war schon auch selber schuld dran“, hieß es in der Familie. Nämlich dass sie über zwei Jahre in Aichach im Zuchthaus war und nachher nicht mehr zurück durfte auf ihren Hof, den sie 18 Jahre lang allein bewirtschaftet hatte. Die Großmutter hatte es mit den Franzosen, hieß es. „Die Franzosen“ waren ab 1941 zwangsverpflichtete Kriegsgefangene im Land Salzburg. Die Bäuerin Maria Etzer hat ihnen Treffen ermöglicht auf ihrem Hof in Goldegg. Mit dem jungen Georges, der der Witwe zugeteilt war, weil der einzige Sohn bereits gefallen war, hatte sie ein Liebesverhältnis. Die Folge war eine Denunziationskette, der Nachbar konnte sie schadlos anzeigen. Wegen Wehrkraftzersetzung („verbotener Umgang“) verurteilte sie der Sondergerichtshof 1943 zu drei Jahren Zuchthaus.
Ihre Enkelin Brigitte Menne wollte das Nachriegs-Konzept der Schande, das der verfemten Großmutter anhing, umdrehen, sie wollte sich explizit als deren Nachfahrin verorten.
Das Buch von Maria Prieler-Woldan „Das Selbstverständliche tun. Die Salzburger Bäuerin Maria Etzer und ihr verbotener Einsatz für Fremde im Nationalsozialismus. Mit einem Nachwort von Brigitte Menne“ stellt das Geschehen auf eine wissenschaftliche Ebene.