Die Vereinigung sozialistischer Schriftsteller
Etwa eine Woche vor der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler in Deutschland, am 22. Jänner 1933, versammelten sich im Saal der sozialistischen Bildungszentrale im 5. Wiener Gemeindebezirk, Schönbrunner Straße Nr. 56 sozialistische Autor/innen, um die Vereinigung sozialistischer Schriftsteller zu konstituieren.
Fritz Brügel, Rudolf Brunngraber, Theodor Kramer und Josef Luitpold Stern hatten zuvor den zuständigen Behörden die beabsichtigte Gründung bekannt gegeben. Als Zielsetzung des Vereins wurde angegeben: „Der Verein hat den Zweck, alle Schriftsteller, deren Weltanschauung der Sozialismus ist, zur geistigen und materiellen Förderung ihrer Arbeit zu sammeln und die Zusammenarbeit mit gleichartigen künstlerischen Vereinigungen herbeizuführen“ (>> Bundespolizeidirektion Wien. V.B.Kat. Z. VIII/4686 und Wiener Stadt- und Landesarchiv, Vereinskataster).
Die Vereinigung sah sich als Sprecherin für die vom Faschismus unterdrückte und verfolgte Literatur, sie unterstützte antifaschistische deutsche Schriftsteller/innen, die vor dem Nazi-Terror nach Österreich geflüchtet waren und bezog in vielen Veranstaltungen Position gegen das in Deutschland an die Macht gekommene Nazi-Regime.
Der erste Obmann war Josef Luitpold Stern. Nach dem Rotationsprinzip sollte der Vorstand nur eine Amtsperiode von einem Jahr haben und erneut erst wieder nach drei Jahren zum Obmann gewählt werden können. Die sozialistischen Schriftsteller/innen veröffentlichten zahlreiche Beiträge in der sozialdemokratischen Presse und organisierten regelmäßig Vorträge mit anschließenden Diskussionen und Lesungen, „Dichterabende“ ihrer Mitglieder. Sie beteiligten sich am „Österreichischen Hilfskomitee für deutsche Flüchtlinge“. Deutsche Flüchtlinge wie Oskar Maria Graf und Hermynia Zur Mühlen wurden Mitglieder der Vereinigung. Noch am 10. Februar 1934 erschien in der Arbeiter-Zeitung eine ganze Spalte zu den Zielsetzungen und Aktivitäten der Vereinigung. Am 2. März 1934 erfolgte durch Bescheid des Sicherheitskommissärs des Bundes für Wien die zwangsweise Auflösung der Vereinigung. Repräsentanten der Arbeiterliteratur, wie Josef Luitpold Stern oder Fritz Brügel flüchteten vor der drohenden Verfolgung ins Ausland. In der Presse der illegalen Revolutionen Sozialisten veröffentlichen einige ihre Gedichte unter Pseudonymen.
Im Juli 1946 konstituierte sich die Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Journalisten und Schriftsteller Österreichs, knapp ein Jahr später wurde Rudolf Brunngruber, ihr erste Obmann. Am 19. September 1948 wurde in Folge die Vereinigung sozialistischer Journalisten und Schriftsteller Österreichs als Fachverband des BSA (heute Bundesfachgruppe Medienberufe) gegründet. In der Sammlung von Herbert Exenberger befindet sich ebenfalls eine ausführliche Dokumentation über jene Vereinigung, welche nach 1945 das Erbe der Vereinigung sozialistischer Schriftsteller angetreten hat.