Herbert Exenbergers Archiv zur Vereinigung sozialistischer Schriftsteller
Herbert Exenberger befasste sich seit den 1980-er Jahren mit der Sammlung und Aufarbeitung des Materials zur Vereinigung sozialistischer Schriftsteller. Im Jahr 2000 publizierte er das Buch Als stünd' die Welt in Flammen. Eine Anthologie ermordeter sozialistischer SchriftstellerInnen, wo er einen relativ kleinen Teil der Ergebnisse seiner umfassenden Recherchen veröffentlichte.
Nach dem viel zu frühen Tod Herbert Herbert Exenbergers am 8. Oktober 2009 kam die Sammlung ins Archiv der Theodor Kramer Gesellschaft. Sie umfasst Erstausgaben der Buchpublikationen, Zeitungsausschnitte, Originalmanuskripte, Fotos, Dokumente, Plakate, sowie ausführliche Dokumentationen anderer Materialien zu den SchriftstellerInnen der Vereinigung sozialistischer Schriftsteller. Um den Umfang der Sammlung zu veranschaulichen: Sie umfasste, in verpacktem Zustand, etwa drei Kubikmeter und wiegt etwa 400 Kilogramm.
Die Sammlung ist auf etwa acht Laufmetern aufgestellt und ist interessierten Menschen und der Forschung zugänglich. Die Bestand wurden EDV-mäßig und archivalisch aufgearbeitet. Ebenso wurden zur Sicherung des Bestandes Schutzkopien bzw. Scans von Brief- und Manuskriptoriginalen angefertigt. Seit Anfang 2014 ist es möglich auf die Sammlung über die Homepage der Theodor Kramer Gesellschaft und des Bund Sozialdemokratischer AkademikerInnen, Intellektueller und KünstlerInnen (BSA) zuzugreifen. Parallel wurden und werden auch einige der AutorInnen der Vereinigung neu publiziert, so zB. in der Zeitschrift Zwischenwelt und im Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft. Parallel zur Aufarbeitung soll die Sammlung auch erweitert werden. Wissenschaftliche MitarbeiterInnen und BeraterInnen sind Dr. Brigitte Lehmann und Mag. Alexander Emanuely.
Das Projekt zur Aufarbeitung des Herbert Exenberger-Archivs ist eine Kooperation zwischen der Theodor Kramer Gesellschaft, dem Bund Sozialdemokratischer AkademikerInnen, Intellektueller und KünstlerInnen und wird vom Zukunftsfonds der Republik Österreich, dem Wissenschaftsreferat der Stadt Wien und dem Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus gefördert.
„Die Zukunft in der Vergangenheit“ - sozialkritische Intellektualität und Literatur zwischen Krieg, Republik und Faschismus
Die von Herbert Exenberger zusammengestellte Sammlung zur „Vereinigung sozialistischer Schriftsteller“ soll dahingehend ergänzt und zu einem Archiv erweitert werden, dass an Hand der Fülle sowie der Zugänglichkeit des Materials neue Einblicke und Ansätze in die Exilforschung, Literaturwissenschaft, Publizistik, Soziologie, Zeitgeschichte, Intellektuellenforschung und in die Erforschung der Arbeiterkultur, sowie Publikationen in diesem Bereich ermöglicht werden.
Ziel des Projekts ist es, die Geschichte, Literatur, die Ideen jener SchriftstellerInnengruppe, die sich 1933 angesichts von Faschismus und Nationalsozialismus zur „Vereinigung sozialistischer Schriftsteller“ zusammenschloss, studierbar und diskutierbar zu machen, und zwar durch die kommentierte Publikation möglichst vieler Dokumente im Internet, die Herausgabe neuer Anthologien der wichtigsten Texte, durch Veranstaltungen wie die Tagung zur Zerstörung der Arbeiterkultur. Das Projekt baut auf der abgeschlossenen archivalischen Aufarbeitung der Sammlung Exenberger auf, welche jedoch durch intensive Recherchen in anderen Beständen zu ergänzen ist.
Das Projekt will dazu beitragen, eine längst fällige Rückholung der Lebendigkeit der Intellektualität der Ersten Republik in das Bewusstsein der ÖsterreicherInnen des 21. Jahrhunderts zu ermöglichen. (Wien 2015)
Verein zur Förderung und Erforschung der antifaschistischen Literatur