Theodor Kramer Gesellschaft

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Alexander Emanuely
Frankreich Chronik: 1933 bis 1946

Erschienen in "Exil und Widerstand in Frankreich". In: Zwischenwelt. Zeitschrift für Kultur des Exils und Widerstands. 33. Jg. Nr.1-2 Mai 2016, 72-77

1933
30.1.: Hitler wird deutscher Reichskanzler
März: Bundeskanzler Dollfuß verkündet die Selbstausschaltung des Parlaments und regiert mit dem Kriegswirtschaftlichen Ermächtigungsgesetz. Es folgen Versammlungsverbot und Zensur. Wiederzusammentritt des österreichischen Parlaments wird durch die Polizei verhindert.
26.5.: Auf Initiative von Gaston Bergery (später Kollaborateur) wird in Frankreich eine überparteiliche antifaschistische Einheitsfront gegründet.
29.9.: Gründung der französischen faschistischen Partei der Frankistischen Bewegung durch den späteren Kollaborateur Marcel Bucard.
2.11.: Der Deutsche Klub in Paris organisiert das Konzert der Vertriebenen unter Walter Jacob an der Université du Parthénon, 64 rue du Rocher.
12.12: Pariser Tageblatt. Quotidien en langue allemande (1936: Le quotidien de Paris en langue allemande) erscheint bis 14. Juni 1936 in Paris. Österreichische MitarbeiterInnen: Frank Arnau, Raoul Auerheimer, Oskar Baum, Vicki Baum, Max Beer, Moshe Ya'akov Ben-Gavriel, Franz Blei, Robert Blum, Max und Otto Brod, Ferdinand Bruckner, Albert Ehrenstein, Theodor Fanta, Bruno Frei, Paul Frischauer, Anna Gmeyner, Fritz Gross, Fritz Grünbaum, Arnold Höllriegel, Fritz Jellinek, Joseph Kalmer/Ludwig Huyn, Lili Körber, Arthur Koestler, Rudolf J. Kreutz, Anton Kuh, Leo Lania, Robert Musil, Hans Natonek, Alfred Polgar, Emil Alphons Rheinhardt, Roda Roda, Arthur Rosenberg, Josef Roth, Friedrich Torberg, Karl und Walter Tschuppik, Johannes Urzidil, Joseph Wechsberg, Hermynia Zur Mühlen, Stefan Zweig u.a.
Frankreich (F): Bildung von vier Regierungen bis Ende des Jahres (Regierungen Paul-Boncour, Daladier, Sarraut, Chautemps).

1934
6.2.: Putschversuch faschistischer Gruppierungen in Paris, darunter La jeunesse patriotique, die Frankistische Bewegung und die Solidarité française, teilweise unterstützt von Monarchisten wie der Action française (Charles Maurras), vom rechten Veteranenverband Croix-de-feu (colonel de la Rocque) und anderen antirepublikanischen Kräften, 16 Tote beim Kampf mit der Polizei.
7.2.: Rücktritt der seit 30.1. amtierenden französischen Mitte-Links-Regierung von Édouard Daladier
12.2.: Beginn der Februarkämpfe in Österreich.
25.7.: Juli-Putsch der Nationalsozialisten in Österreich. Ermordung von Dollfuß.
August: In Paris erscheint Der Schriftsteller. Zeitschrift des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller. Weitere Ausgaben erscheinen im Juli 1937 und November 1938, hg. vom Schutzverband Deutscher Schriftsteller, Sektion Frankreich, redigiert von Rudolf Leonhard. Österreichische MitarbeiterInnen: Albert Ehrenstein, Bruno Frei, Arthur Holitscher, Arthur Koestler, Josef Roth, Berthold Viertel, Franz Werfel, Stefan Zweig.
F: Bildung von vier Regierungen bis Ende des Jahres (Regierungen Chautemps, Daladier, Doumergue, Flandin).

1935
17.1.: Deutsche Freiheit. Einzige unabhängige Tageszeitung Deutschlands, seit 21. Juni 1933 täglich in Saarbrücken (wich wiederholt kurzfristig nach Straßburg aus), erscheint zum letzten Mal. Österreichische MitarbeiterInnen: Fritz Brügel, Robert Ehrenzweig, Ernst Fabri, Alfred Grünewald, Bruno Heilig, Martha Hofmann, Arthur Holitscher, Otto Koenig, Theodor Kramer, Robert Neumann, Alfred Polgar, Stefan Pollatschek, Alexander Roda Roda, Hermynia Zur Mühlen, Stefan Zweig, Anton Kuh.
1.3.: Saarland geht nach Volksabstimmung endgültig an Deutschland. Flucht von SaarländerInnen nach Frankreich und Österreich (unter ihnen: Edgar Jené).
2.5.: Unterzeichnung des Französisch-Sowjetischen Beistandsvertrages
21.–25.6.: Internationaler Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur in Paris auf Einladung von Henri Barbusse, Louis Aragon, André Gide, André Malraux u.a. Österreichische Teilnehmer: Max Brod, Robert Musil.
14.7.: F: Mit einer von Kommunisten, Sozialisten und der Mitte-Links-Partei gemeinsam organisierten Massenkundgebung: Geburt des Volksfront-Bündnisses.
F: Bildung von drei Regierungen bis Ende des Jahres (Regierungen Flandin, Bouisson, Laval).

1936
27.2.: Ratifizierung des Französisch-Sowjetischen Beistandsvertrages durch das franz. Parlament
7.3.: In Radio Wien wird von Marya Delvard (Action Populaire des Ecrivains et Artistes) französische Lyrik vorgestellt.
7.3.: Einmarsch deutscher Truppen im Saarland.
4.6.: F: Parlamentarische Mehrheit für die linken und linksbürgerlichen Parteien: Bildung der Volksfrontregierung unter Léon Blum (bezahlter Urlaub, 40-Stunden-Woche). Es erfolgt auch für Exilierte eine kurze Verbesserung ihrer Lage.
Ab 14.6.: Pariser Tageszeitung. Le quotidien de Paris en langue allemande. Nachfolger vom Pariser Tageblatt. Hg. seit 1935 von Wladimir Poliakoff. Österreichische MitarbeiterInnen: Frank Arnau, Béla Balasz, Vicki Baum, Moshe Ja'akov Ben-Gavriel, Fritz Brainin, Felix Braun, Max Brod, Ferdinand Bruckner, Fritz Brügel, Franz Theodor Csokor, Albert Ehrenstein, Paul Elbogen, Theodor Fanta, Hans Flesch-Brunningen, Bruno Frei, Egon Friedell, Robert Friedländer, Albert Fuchs, Rudolf Fuchs, Fritz Gross, Grete Hartwig, Hans Habe, Arnold Höllriegel, Ödön von Horváth, Marta Karlweis, Lili Körber, Arthur Koestler, Felix Langer, Leo Lania, Joe Lederer, Robert Musil, Hans Natonek, Robert Neumann, Alfred Polgar, Hertha Pauli, Emil Alphons Rheinhardt, Roda Roda, Arthur Rosenberg, Joseph Roth, Jura Soyfer, Adrienne Thomas, Friedrich Torberg, Karl Tschuppik, Ludwig Ullmann, Berthold Viertel, Joseph Wechsberg, Ernst Weiss, Franz Werfel, Viktor Wittner, Hermynia Zur Mühlen, Stefan Zweig u.a.
18.6.: Spanien (E): Putsch faschistischer und monarchistischer Generäle und eines Großteils der Armee gegen die regierende Volksfrontregierung. Beginn des Spanischen Bürgerkrieges.
August: F: erscheint bis April 1937 Die Frau (ab Nr.5/1937:) Monatschrift für Frieden und Frauenrecht. Rubrik: Die Österreicherin bzw. (ab Nr.4/1936) Aus Österreich. Österreichische MitarbeiterInnen: Maria Leitner, Adrienne Thomas.
Oktober: E: Gründung der Internationalen Brigaden. Ca. 1.400 Freiwillige aus Österreich werden in diesen kämpfen.

1937
20.3.: Die Pariser Literaturzeitschrift Le Parthénon veröffentlicht in Kooperation mit der Action Populaire des Écrivains et Artistes Gedichte von Theodor Kramer, Alfred Neumann, Alfred Grünewald, Rudolf List, Konrad Paulis (Paul J. Schütz)
25.5.–25. 11.: Weltausstellung in Paris. Österreichischer Pavillon: Skulptur Die Stehende von Anna Mahler, Fotomontage: Robert Haas, Architekt: Oswald Haerdtl. Österreichische Kunst auch im  französischen Friedenspavillon. Grand Prix 1937, Gold- und Silbermedaille für österreichische Beiträge (z.B. für Anna Mahler). Im Spanischen Pavillon ist Picassos Guernica zu sehen.
Mai: Exposition d’Art Autrichien im Musée du Jeu de Paume in Paris u.a. mit Werken von Wilhelm Thöny, Lily Steiner, Josef Floch, Anton Hanak, Fritz Wotruba. Vorsitz des Organisationskomitee: Alfred Stix (Kunsthistorisches Museum Wien).
22.6.: F: Léon Blum tritt zurück. Nachfolger ist der links-bürgerliche Camille Chautemps.
3.-17.7.: II. Kongress der Internationalen Schriftstellervereinigung zur Verteidigung der Kultur. Tagt zuerst in Paris, dann in Barcelona, Valencia und schließlich in Madrid. Ca. 200 Teilnehmer aus 30 Nationen. Österreichische Teilnehmer: Egon Erwin Kisch.
3.12.: Bis zum April 1939 erscheint in Paris Deutsche Freiheit. La Liberté Allemande zuerst wöchentlich, ab Nr.1/1939 monatlich. (Nr.41–51/1938 weitgehend identisch mit: Die Zukunft, Paris). Österreichische MitarbeiterInnen: Otto Maria Fidelis (d.i. O.M. Karpfen), Paul Frischauer, Rudolf Fuchs, Manès Sperber, Henry William Katz, Arthur Koestler, Joseph Roth, Ludwig Ullmann, Hermynia Zur Mühlen, Stefan Zweig u.a.

1938
10.3.: Rücktritt der Regierung Chautemps.
11.3.: Unternehmen Otto: Einmarsch deutscher Truppen in Österreich
13.3.: F: Zweite Regierung Blum (bis 8.4.); Ö/D: „Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“.
28.3.: Schutzverband deutscher Schriftsteller (seit 1933) veranstaltet in Paris eine Kundgebung für Österreich u.a. mit Jospeh Roth. Vorsitzender: Rudolf Leonhard.
Im März und in den folgenden Wochen flüchten ca. 7.000 ÖsterreicherInnen nach Frankreich.
4.4.: Hommage à l'âme autrichienne. Französische Gedenkkundgebung der Internationalen Schriftstellervereinigung zur Verteidigung der Kultur. Öst. Vortragender Joseph Roth (neben Ernest Hemingway, Louis Aragon, Heinrich Mann) im Théâtre de la Renaissance. 20, bv. Saint-Martin, Paris 10.
Ab 12.4.: Regierung Édouard Daladier. Es folgen Streiks. Die Regierung Daladier verfolgt eine restriktive Asylpolitik. Notverordnungen mit Gesetzeskraft  (décret-loi) können erlassen werden.
April: Gründung in Paris des Entr'aide Autrichien (Ö. Ex-Konsul Martin Fuchs) und der Fédération des Emigrés provenant d´Autriche (Zentralvereinigung österreichischer Emigranten) und des Accueil français aux Autrichiens (Franz. Empfangskomitee für Österreicher). Enge Zusammenarbeit mit der franz. Liga für Menschenrechte und französischen Gewerkschaften.
Frühjahr: Das Buch. Zeitschrift für die unabhängige deutsche Literatur. Erscheint ab Juni 1938 vierteljährlich bis zum März 1940 in Paris, hg. von Editions Nouvelles Internationales (Verlag der Soz. Int.). Österreichische MitarbeiterInnen: Fritz Gross, Josef Luitpold, Hans Natonek u.a.
2. 5.: F: Notverordnungen gegen Flüchtlinge. Bei Verstoß gegen die strengen und willkürlichen Aufenthaltsregelungen drohen hohe Gefängnisstrafen (bis zu drei Jahre).
12.5.: Österr. Informationen. Beilage der Deutschen Informationen. Erscheint bis 1939. Stand vielleicht in Zusammenhang mit: Association pour la Libération de l'Autriche. 52, rue Étienne-Marcel, Paris 20.
13.6.: Schutzverband deutscher Schriftsteller veranstaltet in Paris eine Gedächtnisfeier für Ödon von Horváth.
6. bis 15.7.: Konferenz von Évian. Vertreter von 32 Staaten und etlicher Flüchtlingsorganisationen (darunter auch des Entr'aide Autrichien) treffen auf Einladung von Franklin D. Roosevelt zusammen.
11.7.: F: Gesetz, dass männliche Asylanten im Kriegsfall verpflichtet sind der franz. Armee als Hilfstruppen (prestataire) zu dienen.
Juli: Die Zentralvereinigung österreichischer Emigranten erhält einen Sitz im Verbindungskommitee des Hochkommissariats für Flüchtlinge des Völkerbundes.
September: Emil Alphons Reinhardt, Kurt Lichtenstern, Arpad Haas, Elisabeth Freundlich gründen in Paris die Liga für das Geistige Österreich/Ligue pour l'Autriche Vivante (Liga). UnterzeichnerInnen des Gründungsaufrufs: Fritz Brügel, Gina Kaus, Alfred Polgar, Emil Alphons Rheinhardt, Alexander Roda Roda, Josef Roth, Franz Werfel u.a.
Oktober: Arpad Haas, Marie Frischauf-Pappenheim gründen den Cercle Culturel Austrichien (Cercle). M. Frischauf und Tilly Spiegel leiten ihn. Wöchentlicher Abend unter dem Titel Permanence. Adresse: Galeries du Livre, 15, rue Gay-Lussac, Paris 5.
30.9.: Édouard Daladier unterzeichnet das Münchner Abkommen.
September: Freie Kunst und Literatur. Liberté pour l'art et la littérature. Revue mensuel en langue allemande.  Erscheint bis Nr.9/1939 (Juli) monatlich in Paris. (Nr.1/1938:) Mitteilungsblatt der Verbände: Schutzverband deutscher Schriftsteller, Paris; Freier Künstlerbund 1938, Paris; Oskar-Kokoschka-Bund, Prag; Freie Deutsche Hochschule, Paris. (Nr.2/1938–4/1939:) Mitteilungsblatt des deutschen Kulturkartells Paris (Schutzverband deutscher Schriftsteller, Freier Künstlerbund 1938, Verband Deutscher Journalisten in der Emigration, Vereinigung deutscher Bühnenangehöriger, Volkschor, Freie Deutsche Hochschule, Deutsche Volkshochschule). (Ab Nr.5/1939:) Mitteilungsblatt des Freien Künstlerbundes. Österreichische MitarbeiterInnen:  Bruno Frei, Oskar Kokoschka.
12.10.: F: Flüchtlinge verlieren Aufenthaltsrecht, wenn sie ohne Visum oder nur mit einem Transitvisum eingereist sind. Strenge Polizeikontrollen gegen Flüchtlinge.
12.10.: Erscheint Die Zukunft bis 10. Mai 1940 wöchentlich in Paris, herausgegeben von Willy Münzenberg, Chefredakteur bis Ende 1938: Arthur Koestler, danach Werner Thormann. Hat ab 1939 den Untertitel: Organe de l'Union Franco-Allemande. Organ der Deutsch-Französischen Union. Österreiche MitarbeiterInnen: Fritz Beer, Robert Blum, Otto Maria Karpfen, Paul Frischauer, Albert Fuchs, Rudolf Fuchs, Heinz Karpeles, H.W. Katz, A. Koestler, Leo Lania, Hans Natonek, Alfred Polgar, Joseph Roth, Manès Sperber, Siegfried Trebitsch, Ludwig Ullmann, Ernst Weiss, Franz Werfel, Hermynia Zur Mühlen, Stefan Zweig u.a.
9.-10.11.: Novemberpogrom im Deutschen Reich.
12.11.: F: Notverordnung zu Ausländern, welche die Sicherheit des Staates gefährden (délit de „dangerosité“/Delikt der „Gefährdung“) und zur Errichtung von Internierungslagern für diese. Internierte haben keine Möglichkeit zu appellieren. Offizieller Begriff für die Internierten ist: „les hébergés“ (die Beherbergten). Erste Lager ab Jänner 1939 geplant.
20.11.: Regierung Daladier beschließt das Ende des Volksfront-Bündnisses.
26.11.: Erste größere Veranstaltung des Cercle mit einem Konzert in der Salle Chopin (Saal für 500 Pers. im Konzerthaus Salle Pleyel, 252, rue du faubourg Saint-Honoré, Paris 8).
Dezember: Gründungsversammlung der Liga in einem Extrazimmer des Hotel Lutèce, Boulevard Raspail, in Anwesenheit u.a von Walter Tritsch, Paul Stefan, Siegfried Trebitsch, Ludwig Ullmann. Patronanz: Édouard Herriot, Freund von Marcel Ray, Bürgermeister von Lyon und Schriftsteller.
1.12.: F: Innenminister kann Aufenthaltsort eines Flüchtlings bestimmen.
Ab Weihnachten: Die österreichische Post. Courrier Autrichien. Paris. Erscheint als Halbmonatsschrift, zum Teil finanziert von dem emigrierten Wiener Kunsthändler Otto Kallir. Geleitet von Klaus Dohrn und Martin Fuchs. Ab Nummer 11/12 monatlich als Doppelnummer. Eingestellt im September 1939. MitarbeiterInnen: Joseph Roth, Franz Werfel, Wilhelm Spira, Alfred Polgar, Friedrich Torberg, Emil Alphons Rheinhardt, Roda Roda, Guido Zernatto, Stefan Zweig u.a.
F: In Paris erscheint zum letzten Mal die Zeitschrift für Sozialforschung (seit 1933 in Paris, danach bis 1941 in NYC). Österreichische MitarbeiterInnen: Franz Borkenau, Ernst Krenek, Paul Felix Lazarsfeld, Otto Neurath.

1939
14.1.: Erstes öffentliche Auftreten der Liga mit einem Franz Werfel-Abend in Paris in Zusammenarbeit mit dem Cercle.
24.1.: E: Fall von Barcelona.
25.1.: F: Eröffnung des ersten Internierungslagers Argelès-sur-Mer, für Soldaten der spanischen Republik. Über 450.000 Flüchtlinge aus Spanien in Frankreich. Die Hälfte der Flüchtlinge kehrt nach Ende des Krieges im April in ihr Land zurück. Weitere Lager: Saint-Cyprien, Barcarès, Arles-sur-Tech, Prats-de-Mollo.
Februar: Otto Kallir (Neue Galerie, Wien) gründet die Galerie Saint Etienne. In 50, rue du Faubourg Saint-Honoré, Paris 8. Eröffnungsabend mit Adrienne Gessner, Oscar Karlweis, Ernst Lothar, Guido Zernatto, teilweise übertragen im Radio Paris. In den Folgemonaten Ausstellungen von österreichischen Malern des 19. und 20. Jahrhunderts.
15.2.: Beginn der Dreharbeiten zu La règle du jeu (Die Spielregel). Regie: Jean Renoir, mit Nora Gregor und Marcel Dalio in den Hauptrollen.
18.2.: Im Cercle Vortrag von Rudolf Moenius Grundlagen der österr. Kultur.
Februar: Erscheint monatlich bis September 1939 (Nr.8) in Paris Nouvelles d'Autriches.  Österreichische Nachrichten. Herausgegeben von der Liga. Chefredakteur: Anton Wiener (= Erwin Zucker-Schilling). In der Redaktion auch Franz Marek. MitarbeiterInnen: Kurt Blaukopf, Fritz Brügel, Stefan Fingal, Bruno Frei, Robert Neumann, Emil Alphons Rheinhardt, Hans Natonek, Franz Werfel, Roda Roda u.a. Ludwig Ullmann. Ehrenpatronat auf französischer Seite : Louis Aragon, Paul Nizan, Jean Renoir.
11.3.: Gedenken an der Jahrestag der Annexion. Organisiert von der Liga. Hauptrede: E.A. Rheinhardt (über die österreichische Nation). Rede von Benjamin Crémieux. Rezitationen, Musik. 700 Teilnehmer. Salle Adyar, 4 Square Rapp, Paris 7.
April: F:  Beginn der Errichtung des Lagers Gurs.
1.4.: E: Ende der Spanischen Republik.
3.4.: Von Franz Werfel verfasste Protestresolution österreichischer Schriftsteller gegen die Besetzung der Tschechoslowakei, gezeichnet von Werfel, Brügel, Kaus, Polgar, Rheinhardt, Roth.
Ab 13.4.: 483 österreichische Spanienkämpfer kommen ins Internierungslager Gurs.
26.4.: Vortrag im Cercle von Elisabeth Freundlich: Prinzipielle Bemerkungen zu einer zukünftigen österr. Literaturgeschichte.
April: F: Fremdengesetzgebung: Organisationen, deren Mitglieder sich im Wesentlichen aus Ausländern zusammensetzen, müssen ihre Satzungen und Mitgliederlisten der Polizei bekannt geben. Französischer Generalstab hat geheime Pläne zur Internierung aller männlichen Ausländer im Alter von 17 bis 50 Jahren für den Fall eines Krieges ausgearbeitet.
Mai: Galerie Saint Etienne: Personale Oskar Kokoschka
23.5.: Tschechoslowakischer Abend im Cercle, bestritten von österr. und tschechischen Komponisten, Schriftstellern und Musikern.
24.5.: Vortrag im Cercle von Kurt Blaukopf: Beethoven und die französische Revolution.
Ab 7.6.: Im Internierungslager Gurs entsteht eine von Hermann Langbein und Leopold Mallina gegründete Volkshochschule Gurs mit 153 eingetragenen Hörern. Unterrichtsgegenstände: Geschichte, Deutsch, Geographie, Naturgeschichte, Physik, Mathematik, Spanisch, Stenographie, Englisch, Französisch, Turnen. Prüfungen wurden abgenommen und Zeugnisse ausgestellt. Ein Mitteilungsblatt für die Gefangenen Die Lagerstimme (Nr.100, 2. Juli 1939) erscheint. (Erscheinen nachgewiesen bis Nummer 145).
9.6.: Gedenkfeier der franz. Revolution des Cercle unter künstlerischer Leitung von Leo Askenasy (L. Askin).
24.8.: Deutsch-Sowjetischer Nichtangriffspakt. In Frankreich gelten bald Ausländische und französische KommunistInnen als gefährlich für die Sicherheit des Staates.
31.8.: Verhaftung in Paris der Führung der italienischen KP im Exil, darunter Luigi Longo.
August: F: Innenministerium warnt vor der Gefahr der „5. Kolonne“ aus Deutschland und Italien. Deutsche Truppen überfallen Polen.
3.9.: Frankreich erklärt Deutschland den Krieg.
September: Es befinden sich ca. 10.000 österreichische Flüchtlinge und 10.000 ÖsterreicherInnen ohne Flüchtlingsstatus, zum Großteil Antinazis, in Frankreich. 2.000 von ihnen werden vor der Invasion Frankreichs nach England flüchten können. Gleich zu Beginn des Krieges werden Flüchtlinge aus dem „Reich“ zu „feindlichen Ausländern“ erklärt. Männer von 17 bis 50 (später bis 65 Jahre) werden interniert und in etlichen Zentren (centres de rassemblement) festgehalten.
12.10.: Erster Transport von Internierten aus D und Ö in das Lager Vernet d'Ariège.
September: Die KPF wird mit all ihren Vorfeldorganisationen wegen des Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspaktes verboten. 76 Parlamentsabgeordnete verlieren ihr Mandat.
Winter: Errichtung weiterer Aufnahmelager für spanische Flüchtlinge: Agde, Bram, Septfonds.
November: F: ca. 18.000 BürgerInnen aus D/Ö sind interniert.
29.11.: F: Verordnung, um Revisionskommissionen zu gründen. Diese funktionieren nur schwerfällig.
21.12.: F: Rundschreiben: Ausgenommen von Internierung sind: werdenden f. Staatsbürger, mit F. verheiratete Ausländer, solche mit f. Kindern, Träger v. Auszeichnungen, ehemalige Fremdenlegionäre, Saarländer, schwer Erkrankte.
Dezember: Ca. 170.000 spanische Flüchtlinge sind noch in F.

1940
13.1.: F: Verordnung, die Internierten in zwei Gruppen zu teilen: Mitglieder von Mitglied der Hilfstruppe / „prestataire de l'armée française“ und non-prestataire. Zur ersten Gruppe gehören „unverdächtige“ Ausländer im Alter von 18 bis 48 Jahren. Sie können sich bei den unités de prestataires/Hilfstruppen oder bei der Fremdenlegion freiwillig melden. Davon machen ca. 9.000 Österreicher Gebrauch, darunter Max Deutsch, Ernst Frey, Hugo Gottlieb (später General), Hans Reichmann. Die „non-prestataire“ bleiben interniert, es gibt zwei Gruppen: jene, die eine Gefahr für die öffentliche Ordnung darstellen (Kriminelle) und jene, die den Staat gefährden, politische Aktivisten, darunter auch KommunistInnen. Le Vernet und Rieucros (Frauen) werden zu „camps répressifs“ für non-prestataires des Innenministeriums.
18.2.: Es erscheint zum letzten Mal Pariser Tageszeitung. Journal quotidien de Paris (ab 1939: Journal Anti-Hitlerien à Paris). War täglich seit dem 12. Juni 1936 erschienen. Herausgeber: Fritz Wolff. Nachfolger vom Pariser Tageblatt. Österreichische MitarbeiterInnen: Frank Arnau, Béla Balasz, Vicki Baum, Moshe Ja'akov Ben-Gavriel, Fritz Brainin, Felix Braun, Max Brod, Ferdinand Bruckner, Fritz Brügel, Franz Theodor Csokor, Albert Ehrenstein, Paul Elbogen, Theodor Fanta, Hans Flesch-Brunningen, Bruno Frei, Egon Friedell, Robert Friedländer, Albert Fuchs, Rudolf Fuchs, Fritz Gross, Grete Hartwig, Hans Habe, Arnold Höllriegel, Ödön von Horváth, Marta Karlweis, Lili Körber, Arthur Koestler, Felix Langer, Leo Lania, Joe Lederer, Robert Musil, Hans Natonek, Robert Neumann, Alfred Polgar, Hertha Pauli, Emil Alphons Rheinhardt, Roda Roda, Arthur Rosenberg, Joseph Roth, Jura Soyfer, Adrienne Thomas, Friedrich Torberg, Karl Tschuppik, Ludwig Ullmann, Berthold Viertel, Joseph Wechsberg, Ernst Weiss, Franz Werfel, Viktor Wittner, Hermynia Zur Mühlen, Stefan Zweig u.a.
19.2.: F: Innenministerium entscheidet auf Empfehlung der Präfekten über Internierung.
20.3.: Rücktritt der Regierung Daladier, Nachfolger Paul Reynaud.
28.3.: F: Frankreich und Großbritannien verpflichten sich gegeneinander keinen Separatfrieden zu schließen.
10.5.: Beginn der Schlacht von Frankreich. Aus Belgien flüchten ca. 6.000 ÖsterreicherInnen bzw. werden als Internierte nach Frankreich gebracht.
11.5.: Es erscheint zum letzten Mal Das Neue Tage-Buch. War seit 1. Juli 1933 wöchentlich in Paris als Fortsetzung des 1920 in Berlin gegründeten Tage-Buch erschienen. Herausgeber: Leopold Schwarzschild. Österreichische MitarbeiterInnen: Moshe Ya'akov Ben-Gavriel, Max Brod, Archibald Douglas (= Alfred Polgar), Paul Elbogen, Theodor Fanta, Alfred Grünewald, Ödön von Horváth, Heinrich Eduard Jacob, Fritz Jellinek, Lili Körber, Arthur Koestler, Theodor Kramer, Leo Lania, Nek oder H.N. (= Hans Natonek), Robert Neumann, Stefan Pollatschek, Emil Alphons Rheinhardt, Alexander Roda Roda, Joseph Roth, William S. Schlamm, Arnold Schönberg, Sonka (= Hugo Sonnenschein), Friedrich Torberg, Karl Tschuppik, Berthold Viertel, Ernst Weiss, Franz Werfel, Stefan Zweig, Friderike Maria Zweig-Winternitz u.a.
13.5.: Die unités de prestataires/Hilfstruppen werden in Arbeitsdienstkompanien für Ausländer/Companie de travailleurs étrangers (CTE) unbenannt.
Mai: Erscheint in einer einzigen Nummer in Paris Freies Österreich. La Libre Autriche. Revue Antihitlerienne. Herausgegeben von Conrad Lester und Klaus Dohrn. MitarbeiterInnen: Alfred Polgar, Franz Werfel u.a.
8.6.: Franz. Armee bricht zusammen, allgemeine Massenflucht in den Süden des Landes.
10.6.: Franz. Regierung zieht nach Bordeaux.
14.6.: Einmarsch der deutschen Truppen in Paris (Offene Stadt).
16.6.: Regierung Philippe Pétain.
17.6.: General de Gaulle geht ins Londoner Exil. Geburt der France Libre.
18.6.: GB: Aufruf de Gaulles zum Widerstand.
20.6.: Der portugisiesche Konsul in Bordeaux Aristides de Sousa Mendes wird von seiner Regierung seines Amtes enthoben, nachdem diese erfahren hat, dass er gegen ihre strikte Weisung Transit-Visas an Flüchtlinge verteilt hat. Insgesamt konnte er 30.000 Menschen das Leben retten, darunter hunderte ÖsterreicherInnen.
22.6.: Waffenstillstand von Compiègne. Teilung Frankreichs in einen unter deutscher Militärverwaltung stehenden Nord- und Westteil und in einen unbesetzten Südteil.
Juni: USA: Gründung des Emergency Rescue Committee (ERC) in New York City u.a. durch ÖsterreicherInnen wie Joseph Buttinger und Karl Frank.
Ab Sommer: Der mexikanische Generalkonsul in Marseille Gilberto Bosques verteilt bis November 1942 ca. 20.000 Visas für Mexiko, darunter an Egon Erwin Kisch, Bruno Frei und viele andere ÖsterreicherInnen sowie SpanierInnen, ItalienerInnen, Juden und Jüdinnen.
1.7.: Pétain-Regierung zieht nach Vichy.
10.7.: Vollmachten für Pétain durch die französische Nationalversammlung Parlament (569 gegen 80 Stimmen).
11.7.: Neue „Verfassung“, Ende der Republik. Etat Français (F. Staat) statt République française.
22.7.: F: Revision aller 500.000  seit 1927 erteilungen von Staatsbürgerschaften. 15.000 Menschen verlieren diese.
20.8.: F: Erste Deportation von 927 Spaniern ins KZ Mauthausen.
August: Das ERC schickt Varian Fry nach Marseille. Er hat 200 Visa von der US Regierung für Flüchtlinge mit. Er wird ca. 2200 Menschen aus Frankreich bringen, und zwar mit Hilfe u.a. der ÖsterreicherInnen Lisa und Hans Fittko, Bil Spira. Unter den geretteten ÖsterreicherInnen befinden sich Alma Mahler-Werfel, Franz Werfel, Soma Morgenstern...
27.9.: Judenstatut im besetzten Frankreich, Kennzeichnung von Geschäften. Vichy-Regierung: Arbeitslose Ausländer können interniert werden.
3.10.: Erstes Judenstatut der Vichy-Regierung für das unbesetzte Zone: Ausschluss aller Juden und Jüdinnen aus öffentlichen Ämtern, aus Radio und Kino.
4.10.: Vichy-Regierung beschließt Gesetz zur Internierung ausländischer Juden und Jüdinnen in eigene Lager „camps spéciaux“.
18.10.: Beginn des Massenraubes bzw. der Arisierungen in Frankreich.
20.10.: In Vichy-Frankreich gibt es drei Gruppen von Lagern: „camps répressifs“, „camps semi-répressif“ wie Gurs und „camps d'hébergement“. Les Milles ist ein „camp de transit“, wo Ausländer festgehalten werden, die aus F. weg wollen. Weiters entstehen Familien-Lager, Spital-Lager. Unterschied nur in der Bezeichnung, in allen Lagern herrschen die gleichen inhumanen Lebensbedingungen, Epidemien...
27.10: F: CTE werden aus der Armee ausgegliedert.
11.11.: StudentInnendemonstration in Paris.
Dezember: Erste Verhaftung von Varian Fry durch die franz. Polizei.
Im Laufe des Jahres schließen sich folgende franz. Kolonien de Gaulle an: Elfenbeinküste, Tschad, Kongo. Elsass-Lothringen wird von Deutschland annektiert, Indochina kurzfristig von Japan besetzt.

1941
29.3.: Bildung des Generalkommissariats für Judenfragen durch Vichy-Regierung.
Frühjahr: Gründung des Travail allemand (TA) durch die KPF. Rekrutiert werden Deutschsprachige aus KPF-nahen Gewerkschaftsorganisation Main-d'oeuvre immigrée (MOI).
13.5.: Erste Razzia der französischen Polizei gegen jüdische Flüchtlinge. In den folgenden Jahren werden 2.500 ÖsterreicherInnen (von ca. 15.000) deportiert. Insgesamt werden 75.721 Menschen aus Frankreich deportiert, von diesen sind ca. 1/3 FranzösInnen. Ca. 3% der Deportierten überleben.
15.5.: Gründung der französisch-kommunistischen Résistance-Organisation Front National. Es wird auch die Österreichische Freiheitsfront. Front national autrichien (ÖFF) in Frankreich aktiv, sie war 1940 in Belgien gegründet worden. Die ÖFF ist ebenfalls KPF-nah. Zentrale Tätigkeit anfangs innerhalb des TA. Beginn der Arbeit der „Mädel-Gruppen“ (Leitung: Gerty Schindel, Lisa Gavrič, Anna Grün). ÖFF bringt bald die Flugblatt-Zeitschriften Soldat im Westen (Hans Zipper Franz Marek) und Soldat am Mittelmeer (Oskar Großmann, Mitarbeit: Felix Kreissler) heraus.
2.6.: Zweites Judenstatut der Vichy-Regierung. Auch FranzösInnen können nun in „camps spéciaux“ interniert werden, sobald sie als Juden und Jüdinnen definiert wurden.  Numerus clausus für Juden und Jüdinnen an Unis.
20.7.: Ausstellung moderner Kunst der Gruppe Les Réverbères in Paris. Österreichische Beteiligung Greta Freist, Gottfried Goebel (beide seit 1936 in Paris). Galerie Matières et Formes. 70, rue Bonaparte, Paris 6.
August: Erste Angriffe auf deutsche Soldaten durch die Résistance.
21., 22., 23.8.: 4.232 Juden und Jüdinnen werden in Paris verhaftet und in die ehemalige Wohnhausanlage in Drancy, welche zuvor als Front-Stalag gedient hat, deportiert.  
August: Varian Fry wird von der Polizei verhaftet und des Landes verwiesen.
Winter: Führungsmitglied des „Dreikopfs“ des TA ist Franz Marek (Claude).
Im Laufe des Jahres schließen sich folgende franz. Kolonien und Protektorate de Gaulle an: Syrien und Libanon.

1942
20.1.: Wannseekonferenz.
19.2.: Prozess von Riom gegen Léon Blum und andere Politiker der Dritten Republik. Blum wird im Mai 1943 verurteilt und nach Buchenwald deportiert. Er ist „Ehrenhäftling“ und eine Zeit lang „Nachbar“ von Kurt Schuschnigg im Falknerhaus.
März: Gründung der KP-nahen Résistance-Armee Francs-Tireurs et Partisans français (FTP).
27.3.: Erster Transport aus dem Durchgangslager Drancy in die Vernichtungslager. Es werden aus Frankreich 79 Züge in die Vernichtungslager fahren.
April: USA: Beginn der Dreharbeiten zu Casablanca in Hollywood. Österreichische SchauspielerInnen sind in Nebenrollen Helmut Dantine, Louis V. Arco, Ilka Grüning, Ludwig Stössel, in Hauptrollen Peter Lorre und Paul Henreid. Musik: Max Steiner, Regie: Michael Curtiz (Michael Kertesz). Exilfranzose in einer Hauptrolle: Marcel Dalio.
April – Mai: Gründung des militärischen Arms der MOI, der FTP-MOI. Mehrere hundert ÖsterreicherInnen werden mitkämpfen, darunter Irène und Harry Spiegel Josef Gradl, Jan Gredler, Oskar Grossmann, Richard Sehr, Josef Meisel, Zalel Schwager, Albert Hirsch, Antonie Lehr, Franz Marek.
5.5.: Gestapo in der unbesetzten Zone.
18.5.: Pierre Laval wird Regierungschef in Vichy.
20.5.: Tragen des Gelben Sternes im besetzten Frankreich.
2.7.: Deutsch-französische Polizei Kooperation (Accords Bousquet-Oberg).
Mitte Juli: F: SS Hauptsturmführer Theodor Dannecker besichtigt alle Lager, um die Zahl der zu deportierenden Juden und Jüdinnen schätzen zu können.
16. - 17.7.: F: Rafle du Vél d'Hiv (Razzia des Wintervelodroms). Fast 13.000, vor allem ausländische Juden und Jüdinnen, darunter ca. 4.000 Kinder, werden in Paris von der franz. Polizei festgenommen, den Deutschen ausgeliefert und in die Vernichtungslager deportiert.
August: Beginn der Auslieferung der jüdischen Flüchtlinge aus der unbesetzten Zone an die Deutschen.
8.11.: Operation Torch: Landung der US-Armee in Nordafrika.
11.11.: Unternehmen Anton: Wehrmacht besetzt die unbesetzten Zone.

1943
24.1.: Razzia in Marseille. 1.640 Verhaftungen und Deportationen. 27.000 Marseiller werden umgesiedelt, Hafenviertel wird gesprengt.
26.1.: Vereinigung der drei großen Résistance-Gruppen im Süden.
30.1.: Gründung der Miliz, der paramilitärischen Einheit der franz. Faschisten.
16.2.: Schaffung des STO, des Service de travail obligatoire, der Zwangsarbeit. Z.B. findet sich der zukünftig berühmte Sänger Bobby Lapointe als STO in Linz wieder. Bis 1944 werden insgesamt ca. 650.000 Franzosen in der deutschen Industrie arbeiten.
30.5.: De Gaulle in Algier.
8.9.: Nach Kapitulation Italiens: Besetzung Nizzas durch Wehrmacht.
Ab Oktober: 26 Mitglieder der ÖFF kämpfen in der internationalen Résistance-Gruppe La Carmagnolge. Es folgen Anschläge auf Fabriken in Venissieux, Lyon. Ca. 25 ÖsterreicherInnen wurden von der ÖFF als „Fremdarbeiter“ getarnt nach Wien geschickt, um mitzuhelfen, den kommunistischen Widerstand zu stärken, darunter Antonie Lehr. Die Aktion geht bis Mai 1944. 46 Mitglieder der ÖFF aus Frankreich und Belgien werden von der Gestapo ermordet. 36 überleben KZ, Folter, Gefangenschaft, 100 kämpfen in den öst. Bataillonen in Jugoslawien.
1.11.: Veröffentlichung der Moskauer Deklaration.

1944
27.1.: Die Miliz wird im ganzen Land als Hilfspolizei und gegen die Résistance eingesetzt.
2.6.: Provisorische Regierung de Gaulles in Algier.
6.6.: Operation Overlord. D-Day: Landung der Alliierten in der Normandie.
21 bis 23.7.: Ende des Maquis im Vercors.
15.8.: Operation Dragoon: Alliierten landen in der Provence.
15.8.: Letzter Deportations-Zug verläßt Drancy, er geht ins KZ Buchenwald.
19.-25.8.: Schlacht um und Befreiung von Paris.
3.9.: Befreiung von Lyon, Brüssel.
August – September: Gruppen von österreichischen WiderstandskämpferInnen sind bei der Befreiung folgender Gemeinden aktiv beteiligt: Marseille, Arles, Nîmes, Lyon, Carcassonne, Alès und Ortschaften im Département Drôme.
23.11.: Befreiung von Straßburg.
16.12.: Ardennen-Offensive.

1945
7.3.: Die Alliierten überqueren den Rhein.
6.-13.4.: Befreiung von Wien durch die Rote Armee.
27.4.: Österreichische Unabhängigkeitserklärung.
1.5.: Kundgebung der ÖFF in Paris, wo bald das Bulletin d'Information du Front National Autrichien. (bis 1946) erscheint. In Riom wird offiziell das Bataillon Volontaires Autrichiens gegründet (aus 200 Kriegsgefangenen unter dem Befehl von Hans Reichmann). Die 200 Soldaten befinden sich jedoch noch in Algerien und kommen erst am 10. Mai in Riom an. Nach Österreich kommt das Bataillon im September.
Anfang Mai: 1. französische Armee befreit Vorarlberg.
8.5.: Ende des Krieges in Europa.
10.10.: Parade Bataillon Volontaires Autrichiens in Innsbruck.
Ab Oktober: In Wien erscheint die Zeitschrift Plan. Hg. Otto Basil, Edgar Jené. Frankreich-Korrespondenten: Gottfried Goebel, René Ferriot.
Ende des Jahres: Gründung der Gesellschaft der Freunde Österreichs. Union des amis de l'Autriche in Paris durch Mitglieder der ÖFF. Präsident: Édouard Herriot.

1946
Mai: Der Leiter der Division de l’Information (zuständig für Presse, Radio, Kino, Buchhandlungen, Werbung usw.) wird bis 1949 Marcel Ray. Er ist langjähriger politischer Weggefährte Herriots, war Freund von Karl Kraus und Adolf Loos.
Die franz. Verwaltung bringt folgende zwei Zeitschriften heraus:
Ab August: Wort und Tat. Internationale Monatsschrift. Innsbruck, Wien, Paris. Bis 1948. Öst. AutorInnen: August Aichhorn, Otto Basil, Benno Fleischmann, Ernst Jirgal, Theodor Kramer, Cecile Pautal, Lilly von Sauter, Hermann Schreiber, Walter Toman, Hans Weigel. Öst. KünstlerInnen: Josef Dobrowsky, Paul Flora, Ernst Fuchs, Oskar Kokoschka, Egon Schiele.
Ab September: Europäische Rundschau. Bis 1949. Öst. AutorInnen: Ilse Aichinger, Otto Basil, Felix Braun, Ferdinand Bruckner, Rudolf Brungraber, Franz Theodor Csokor, Hugo Huppert, Edgar Jené, Rudolf Kalmar, Hilde Spiel, Friedrich Torberg. Öst. KünstlerInnen: Edgar Jené, Oskar Kokoschka, Sergius Pauser.
November: Ö: Plan Sonderheft „Junges Frankreich“. Mit seitens Österreichs Beiträgen von Felix Hurdes, Theodor Körner, Ernst Fischer, Viktor Matejka, Sergius Pauser, Eduard Castle, Victor Kraft, Alber Paris Gütersloh, Fritz Wotruba, Raoul Aslan, Otto Brechler, Otto König, Oskar Maurus Fontana, Ludwig Ficker, August Zechmeister, Oskar Gawell und seitens Frankreichs mit zeitgenössischer und Résistance-Literatur von Paul Valéry, Paul Eluard, Jean Anouilh, Jean Tardieu, Jean Cassou, Jean Cayrol, Louis Aragon, Pierre Emannuel, Jean Guéhenno, François Mauriac, Jean-Paul Sartre, Saint-John Perse, Albert Camus, Tristan Tzara, Vercors, Maurice Besset und Illustrationen von Pablo Picasso, Jean Miró, André Masson, Georges Braque.

 

Grundlagen der österreichischen Exilliteratur. Begleitende Studien zu einem „Handbuch der Österreichischen Exilliteratur in zwei Bänden“

Ein Projekt des Vereins zur Förderung und Erforschung der antifaschistischen Literatur und der Theodor Kramer Gesellschaft

Gefördert durch