Theodor Kramer Gesellschaft

Menü

„Nachts ist es hier zu dunkel“
Aghet / Österreich / Exil /
Eine Chronik von Alexander Emanuely

Die für den vorliegenden ZW-Schwerpunkt zu 110 Jahre Aghet verfasste Chronik ist keine vollständige der Ereignisse,
sondern umfasst einerseits Eckdaten einer Chronologie des Völkermordes und berichtet andererseits über Interventionen und Reaktionen von Politiker:innen, Diplomat:innen, Aktivist:innen und Intellektuellen. Mit Zitaten zum Thema u. a. von: Theodor W. Adorno, David Josef Bach, Pailadzou Captanian, Johannes Lepsius, Henry Morgenthau sen., Arnold J. Toynbee, Armin T. Wegner, Fritz Wittels, Stefan Zweig.

(work in progress)

 

1914

15.10.: Beginn der Kämpfe zwischen der osmanischen und der russischen Armee am Schwarzen Meer und im Kaukasus.
Herbst: Erste, von der Osmanischen Regierung orchestrierte Gewaltakte gegen die Armenier:innen, Pontos-Griech:innen, Aramäer;innen, Assyrer:innen, Chaldäer:innen im Grenzgebiet zu Russland.
22.12.: Beginn der Schlacht von Sarıkamış zwischen osmanischen und russischen Truppen. Der armenisch-osmanische Offizier Hovhannes Aguinian soll den Kriegsminister und Oberbefehlshaber der Osmanischen Armee Enver Pascha auf den Rücken tragend vom Schlachtfeld gerettet haben.

1915

Im Jänner bricht die osmanische Offensive gegen Russland im Kaukasus zusammen. 15.1.: Ende der Schlacht von Sarıkamış, Niederlage der Osmanischen Armee. Laut osmanischer Darstellung hätte Landesverrat der Christ:innen im eigenen Land, vor allem der Armenier:innen, zur militärischen Niederlage geführt. Von Seiten der Regierung werden Gerüchte gestreut, wie, dass armenische Bäcker vergiftetes Brot für die Armee herstellen würden. Ab Jänner werden die armenischen Soldaten aus der Osmanischen Armee entlassen, müssen Zwangsarbeit leisten, 12.000 von ihnen werden bis Juni ermordet. 
Am 26.2. beruft der Kriegsminister Enver Pascha eine Sitzung seiner engsten Mitstreiter ein. Die Führung des „Komitees für Einheit und Fortschritt“, welche de facto das Land regiert, beschließt den von seinem Mitglieder, dem Arzt Bahattin Şakir, schon länger vorbereiteten Plan zur Ermordung aller Armenier:innen und Christ:innen im Land umzusetzen. Einzig das führende Gründungsmitglied des Komitees, Ahmet Rıza Bey, Revolutionär, Pädagoge, Humanist und Intellektueller, stimmt energisch gegen diese Pläne. Im Februar werden in dem von der Osmanischen Armee besetzten Teil Persiens, aus dem sich die russische Armee zurückgezogen hat, schätzungsweise 40.000 Christ:innen ermordet, darunter viele Mitglieder der orthodoxen aramäischen und assyrischen Kirchen.
Ab 8.4. beginnen die ersten Deportationen und Massenmorde in Zeytun, heute Süleymanlı, nachdem es zu einem Aufstand von Armeniern gegen die seit Wochen laufenden mörderischen Übergriffe von Gendarmen und paramilitärischen Einheiten gegen sie gekommen war. Nun heißt es, dass diese Selbstverteidigung ein von den Alliierten unterstützter Aufstand der Armenier:innen sei. Am 15.4. verschicken die Führer des „Komitees für Einheit und Fortschritt“, Innenminster Talât Pascha und Kriegsminister Enver Pascha den Befehl an all Provinzgouverneure, mit der Verfolgung und Ermordung der Armenier:innen zu beginnen. Um den 18.4. werden 80 Dörfer rund um Van von der osmanischen Armee zerstört, 24.000 Armenier:innen niedergemordet. Beginn der Belagerung der Stadt Van durch die osmanische Armee, die armenischen Verteidiger können sich jedoch behaupten. Van war schon bei den Massakern an den Armenier:innen 1894-1896 ein Ort des Widerstandes. Unter dem Sultan Abülhamid II. waren schätzungsweise 100.000 Armenier:innen ermordet worden. In Van leisteten schon damals einige hunderte Armenier Widerstand, bevor sie ermordet wurden und mit ihnen 20.000 Armenier:innen der Region. 1897 hat in Deutschland, unter dem Eindruck des Massakers, auch der evangelische Theologe und Orientalist Johannes Lepsius das „Armenische Hilfswerk“ ins Leben gerufen. Ein weiteres Massaker an Armenier:innen hatte im April 1909 in Kilikien stattgefunden, bei denen schätzungsweise 30.000 Menschen ermordet wurden. 
Am 24. April 1915, am „Roten Sonntag“, mit dem Datum wird offiziell der Beginn des Genozids an den Armenier:innen, der Aghet, armenisch für die Katastrophe, festgelegt, werden in Konstantinopel 270 armenische Intellektuelle, Anwälte, Ärzte, Geschäftsleute verhaftet. Sie werden in Richtung Ankara deportiert. Weiter 300 Intellektuelle und Notabeln werden in den folgenden Tagen verhaftet. Nur wenige überlebe. Unter den Ermordeten: die Dichter Armen Dorian, Hovhannes Kımpetyan, Levon Larents, Ruben Sevak, Siamanto, Daniel Varoujan, Rupen Zartarian, Mihran Aghasyan. Die Verhaftungen werden damit begründet, dass der Kampf um Van beweise, dass die Armenier:innen im Auftrag der Alliierten einen Aufstand gegen das Osmanische Reich begonnen haben und man erst einmal die armenischen Eliten ausschalten müsse.
18.5.: Die russische Armee eilt den Belagerten in Van zur Hilfe und befreit die Stadt. Der US-amerikanische Arzt und Missionar Clarence Ussher bezeugt, dass während der Belagerung von Van 55.000 Armenier:innen umgekommen sind. Als die russische Armee sich Ende Juli zurückziehen muss, flüchten über 100.000 Armenier:innen aus Van und seiner Umgebung in Richtung des von Russland kontrollierten Kaukasus.
Am 7.6. richten armenische Würdenträger in Konstantinopel erfolglos, u.a. an den österreichischen Botschafter Johann Markgraf von Pallavicini, einen Appell, gegen die Massaker zu intervenieren. 10. bis 14.6.: In der Ortschaft Kemah werden 25.000 Armenier:innen ermordet und über die steilen Felsen der Kemah-Schlucht in den Fluss Karasu geworfen. Am 17.6. meldet der deutsche Botschafter Hans v. Wangenheim an das Auswärtige Amt in Berlin:

„Talaat hat sich… ohne Rücksicht dahin ausgesprochen, dass die Pforte den Weltkrieg dazu benutzen wollte, um mit ihren inneren Feinden (den einheimischen Christen) gründlich aufzuräumen, ohne dabei durch die diplomatische Intervention des Auslandes gestört zu werden.“


Bis Juli werden die Armenier:innen, Pontos-Griech:innen, Aramäer;innen, der Assyrer:innen, Chaldäer:innen aus allen anatolischen Städten und Dörfern deportiert oder ermordet. 10.7.: Der deutsche Vizekonsul in Mossul (Holstein) schreibt an die Botschaft in Konstantinopel:

„Der Vali von Diarbekir, Reschid Bey, wüte unter der Christenheit seines Vilajets wie ein toller Bluthund; er hat vor kurzem auch in Mardin siebenhundert Christen (meistens Armenier) darunter armenischen Bischof in einer Nacht durch aus Diarbekir speziell entsandte Gendarmerie sammeln und in der Nähe der Stadt wie Hammel abschlachten lassen. Reschid Bey fährt fort in seiner Blutarbeit unter Unschuldigen deren Zahl wie der Mutessariff (hoher Beamter, Anm.) mir versicherte, heute zweitausend übersteigt. Falls d. Regierung nicht sofort ganz energische Massnahmen gegen Reschid Bey ergreift, wird muselmanische niedere Bevölkerung d. hiesigen Vilajets gleichfalls Christenmetzeleien beginnen. Die Lage hier in dieser Hinsicht wird täglich drohender.“
(Der Vizekonsul in Mossul (Holstein) an die Botschaft Konstantinopel Botschaftsjournal: A53a/1915/4184; Quelle: DE/PA-AA/BoKon/169. Auf: http://www.armenocide.net)

Am 13.7. beginnt die erfolgreiche Verteidigung der armenischen Dörfer um den Musa Dagh am Mittelmeer.

„Aus Dörfern bei Suidije am Ausfluß des Orontes konnte sich ein Haufen von 4058, darunter 3004 Frauen und Kinder, auf den Dschebel-Musah flüchten. Er wurde an der Küste von einem französischen Kreuzer aufgenommen und nach Alexandrien geborgen.“
(Johannes Lepsius: Bericht über die Lage des armenischen Volkes in der Türkei. Berlin 1916, 137).

Zeitgleich werden in derselben Provinz alle Armenier:innen ermordet und verschleppt. Nachdem auch der Botschafter der USA in Konstantinopel Henry Morgenthau Sr. von den US-Konsulen im ganzen Land über die Massaker informiert wurde, kabelte er am 16.7. an den Secretary of State Robert Lansing:

„Deportation of and excesses against peaceful Armenians is increasing and from harrowing Reports of eye witnesses it appears that a ampaign of race Extermination is in Progress under a pretext of reprisal against Rebellion. Orotests as well as threats are unavailing and probably incite the Ottoman Government to more drastic measures as they are determined to disclaim responsibility for heir absolute disregard of capitulaions an I believe Nothing short of actual force which obviously United States are not in a Position to exert would adequately meet the Situation. Suggest you inform belligerent nations and Mission boards of this.“
(Report that Ottoman Turkey is seeking to exterminate the Armenian nation, July 16, 1915. Auf: Armenian National Institute. Auf: https://www.armenian-genocide.org/)

Ab Sommer: Franz Günther, Vizepräsident der Anatolischen Eisenbahn-Gesellschaft, korrespondiert mit Kollegen der Deutschen Bank:

„Man muss in die Geschichte der Menschheit weit zurückgehen, um etwas Ähnliches an bestialischer Grausamkeit zu finden wie die Ausrottung der Armenier in der heutigen Türkei.“ 
(Zit. in.: Gerald D. Feldman: Die Deutsche Bank vom Ersten Weltkrieg bis zur Weltwirtschaftskrise 1914-1933. In: Lothar Gall et al.: Die Deutsche Bank. 1870-1995. München 1995, 153)


10.8.: Johannes Lepsius, der nach Konstantinopel gereist ist, um sich für die Rettung der Armenier;innen einzusetzen, trifft Enver Pascha. In berichtet er über dieses Treffen:

„‚Ich weiß nicht‘, begann ich, um zur Sache zu kommen, ‚ob das was im Innern vor sich geht, mit Ihrem Wissen und Willen geschieht.‘ Er wußte, was ich meinte und erwiderte: ‚Ich übernehme die Verantwortung für alles.‘ Ich berührte einiges von dem, was ich in den letzten Tagen über Massendeportationen und Abschlachtungen von Frauen und Kindern erfahren hatte, und sagte ihm offen, daß der moralische Kredit, den sich die junge Türkei durch den Sturz Abdul Hamids und die Einführung der Konstitution erworben hätte, durch derartige Vorgänge vernichtet werden würde. Er hörte mich ruhig an, von allem, was ich sagte, unberührt, und erging sich dann in langen Reden über militärische Notwendigkeiten, die in der Kriegszeit das Vorgehen gegen die revolutionären Elemente des Reiches zur Pflicht gemacht hätten. Als Beweise für eine geplante Erhebung bracht er Fälle von Spionage und Desertionen und die ‚Aufstände‘ von Zeitun und Wan vor, Dinge die nicht einmal in seinem Vergrößerungsglas nach etwas aussahen. Ich bemerkte, daß man auch zur Zeit Abdul Hamids dergleichen vereinzelte Vorgänge zum Anlaß für blutige Verfolgung genommen hätte, und, daß gerade von jungtürkischer Seite Abdul Hami deswegen verurteilt und seine Gewaltherrschaft gestürzt worden sei. Mir schiene, daß man die Politik Abdul Hamid jetzt weiterführe, ja überbiete. Ich selbst glaube nicht an die armenische Verschwörung und hätte aus meiner persönlichen Kenntnis armenischer Führer Grund dazu. Sodann kam ich auf die Massenverhaftung der armenischen Intellektuellen von Konstantinopel zu sprechen und fragte, ob die Untersuchung irgend welche Beweise für die Vorbereitung eines Aufstandes zutage gefördert habe. Ich wisse, daß dies nicht der Fall sei. Er lächelte zu allem gleichmütig und sagte: ‚Der Beweise bedarf es nicht, wir kommen selbst von der Revolution her und wissen, wie so etwas gemacht wird.‘“
(Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes“, erschienen 1919, Seite xiii.f)


Am 3.9. ergeht vom Minister des Innern Talât Pascha Folgendes an die Präfektur in Aleppo:

„Wir empfehlen Ihnen, sowohl Frauen, als auch Kinder den Verordnungen zu unterwerfen, die Ihnen bereits für den männlichen Teil der bekannten Personen vorgeschrieben sind und für diese Aufgabe vertrauenswürdige Beamte zu bestimmen.“

Am 15.9. erhält Talât ein Telegram des Gouverneurs von Diarbekir, Mehmed Reşid Bey (Reschid Bey), dass es in seiner Provinz nun 120.000 Armenier:innen weniger gäbe. Der Arzt Mehmed Reşid Bey zählte zum inneren Kreis des „Komitees für Einheit und Fortschritt“. 26.9.: Das Gesetz über herrenlose Güter legalisiert nachträglich die Plünderung des Eigentums der Armenier:innen durch die Regierung. Auch hier stimmte das Parlamentsmitglied Ahmet Rıza Bey dagegen. Für ihn war das Gesetz verfassungswidrig.
6.10.: Viscount Bryce, britischer Jurist, Historiker und Diplomat, der für Premierminister Herbert Henry Asquith die deutschen Gräuel in Belgien (Bryce-Report) und dann die Verbrechen an den Armenier:innen untersuchte, berichte im House of Lords, London:

„I am sorry to say that such information as has reached me from many quarters goes to show that the figure of 800.000 which the noble earl thought incredible as a possible total for those who have been destroyed since may last is, unfortunately, quite a possible number. That is because the proceedings taken have been so absolutely premeditated and systematic. The massacres are the result of a policy which, as far as can be ascertained, has been entertained for some considerable time by the gang who are now in possession of the government of the Turkish Empire.“
(House of Lords, Hansard (5th Series), Vol. Xix, 6 October 1915, Cols. 994-1004). 

Oktober: Abschluss, laut Raymond Kévorkian (Le génocide des Arméniens. Paris 2006), der ersten Phase des Genozids, der Massaker und „Verschickungen“ in Kleinasien . Die Massaker werden von paramilitärischen Einheiten, der Gendarmerie, kurdischen Stämmen verübt. Viele bereichern sich beim Massenraubmord an den Armenier:innen, Frauen und Kinder werden versklavt, sexualisierte Gewalt und ein brutales Massakrieren sind fester Bestandteil des Terrors. Im Dersim bieten kurdische Alevit:innen und im Sindschar Jessid:innen den Verfolgten Schutz. In Zusammenarbeit mit dem amerikanischen und türkischen Personal des amerikanischen Spitals in Erzincan konnten diese etliche Bewohner:innen der Stadt in die Berge in Sicherheit bringen. In manchen Provinzen weigerten sich Beamte die Befehle von Talât umzusetzen, die Beamten wurden abgesetzt, teilweise sofort ebenfalls ermordet. Die Gouverneure Faik Ali Ozansoy (Kütahya), Hasan Mahzar Bey (Ankara), Hüseyin Nesimi (Lice), Celal Bey (Konya), Mustafa Azizoğlu Bey (Malayta), der wegen seiner Gegnerschaft zum Völkermord von seinem eigenen Sohn, ein Anhänger der Regierung, ermordet wurde, weigerten sich die Befehle zum Massenmord oder zur Deportation auszuführen. Folgende hohe Beamte fand meist den Tod, wie die Gouverneure Mehmed Reshid Bey (Diyarbekir),  Mehmet Hamdi Bey (Çermik), Mehmet Ali Bey (Savur), İbrahim Hakkı Bey (Silvan), Hilmi Bey (Mardin), Şefik Bey (Mardin). (Turkish opposition to the Armenian genocide. Quelle: wikipedia). Viele hundertrausende Verschleppte wurden nicht sofort massakriert, sondern kamen in provisorische Lager in Wüsten im heutigen Syrien, wo sie dem Hungertod überlassen wurden. Ihnen war ursprünglich gesagt worden, dass sie im heutigen Irak neu angesiedelt werden sollen. 
Ab November: Österreich-Ungarische Militärmission unter der Leitung von Generalmajor Josef Pomiankowski im Osmanischen Reich. Entsendung mehrerer Artillerie-Batterien. Josef Pomiankowski berichtet von einem „überaus brutalen Chauvinismus“ und regelmäßig über die Massaker nach Wien. Der Wiener Psychoanalytiker und Schriftsteller Fritz Wittels dient bis 1919 als Militärarzt im Osmanischen Reich und wird Zeuge der Massaker.
11.12.: Minister des Innern an Talât an die Präfektur in Aleppo:

„Wir erfahren, dass einige Berichterstatter armenischer Zeitungen, die sich in Ihrem Gebiete aufhalten, sich Photographien und Papiere verschafft haben, die tragische Vorgänge darstellen und diesem dem amerikanischen Konsul Ihres Platzes anvertraut haben. Lassen Sie gefährliche Personen dieser Art verhaften und beseitigen.“

Der Krankenpfleger des deutschen Sanitätscorps im Osmanischen Reich, Armin T. Wegner, dokumentiert in Ost-Anatolien mit seinem Fotoapparat den Völkermord. 

1916

Jänner: Beginn, laut Raymond Kévorkian, der bis 1917 dauernden zweiten Phase des Genozids, der Vernichtung der Überlebenden in den Wüstenlagern Nordsyrien. 
Am 11.1. stellt im deutschen Reichstag der sozialistische Abgeordnete Karl Liebknecht die Anfrage an die Regierung, ob ihr denn bekannt sei, dass die osmanischen Verbündeten tausende Armenier:innen ermorden. 12.1.: Arbeiter-Zeitung, Seite 4:

„Deutscher Reichstag. Liebknechts Anfragen [...] Zunächst stellte der sozialdemokratische Abgeordnete Liebknecht eine Anfrage betreffend die Armenier, in deren Beantwortung der Dirigent der politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes, Gesandter v. Stumm, folgendes erklärte: Dem Herrn Reichskanzler ist bekannt, daß die Pforte vor einiger Zeit, durch aufrührerische Umtriebe unserer Gegner veranlaßt, die armenische Bevölkerung bestimmter Gebiete des türkischen Reiches angesiedelt und ihr neue Wohnstätten angewiesen hat. Wegen gewisser Rückwirkungen dieser Maßnahme findet zwischen der deutschen und der türkischen Regierung ein Gedankenaustausch statt. Nähere Einzelheiten können nicht mitgeteilt werden.“ 


7.3.: Minister des Innern an Talât an die Präfektur in Aleppo:

„Unter dem Vorwande, sie durch die Deportationsverwaltung zu versorgen, sind, ohne Verdacht zu erregen, die auf den Befehl des Kriegsministeriums durch die Etappenkommandos angesammelten und versorgten Kinder der bekannten Personen en masse aufzugreifen und auszurotten. Wir erwarten Meldung.“ 


Am 16.4. berichtet die „New York Times“, Seite 5:

„1,000,000 ARMENIANS DEAD. Catholic ecclesiastical authorities in Germany have received from an authoritative source in the Catholic Mission trustworthy information that more than one million Armenians have been murdered by the Turks through starvation or ill treatment. About 100,000 Catholics were among them, including four bishops.“


Sommer: In Deutschland erscheint Johannes Lepsius 300 Seiten umfassender „Bericht über die Lage des armenischen Volkes in der Türkei“ in einer Auflage von 20.000 Stück. Die Zensurbehörde verbietet jedoch im August die Verbreitung. Lepsius stellt in seinem Buch dar, wie die im Frühjahr 1915 staatlich geplante ethnische Säuberung, exekutiert von jungtürkischen Beamten, unmittelbar in einen Völkermord umschlug.
Am 4.10. wird dem deutschen Kanzler Theobald von Betham Hollweg berichtet, dass von den zwei Millionen osmanischen Armenier:innen 1,5 Millionen deportiert wurden, von diesen 1,2 Millionen nicht mehr leben. Im Oktober erscheint in London der über 700 Seiten umfassende und für das Parlament verfasste Bericht von Viscount Bryce und dem Kulturtheoretiker und Geschichtsphilosoph Arnold J. Toynbee: The Treatment of Armenians in the Ottoman Empire 1915-1916 (The Blue Book), Seite xvi.f:

„In the autumn of 1915 accounts of massacres and deportations of the Christian population of Asiatic Turkey began to reach Western Europe and the United States. Few and imperfect at first – for every effort was made by the Turkish Government to prevent them from passing out of the country – these accounts increased in number and fullness of detail, till in the beginning of 1916 it became possible to obtain a fairly accurate knowledge of what had happened.“

1917

Februar: Talât Pascha wird Großwesir, also Regierungschef im Osmanischen Reich.
Im Frühjahr werden auf Befehl von Cemal Pascha 9.000 Juden und Jüdinnen ohne ausreichende Nahrungsmittel aus Jaffa / Tel Aviv ins Hinterland deportiert, 1.500 sterben an Hunger. Die Überlebenden Juden und Jüdinnen können ab Sommer 1918 zurückkehren. Zuvor war immer wieder in osmanischen Regierungskreisen von einer jüdischen Verschwörung gegen den Staat, oder der jüdischen Weltverschwörung schlechthin, gesprochen worden. Die geplante Zwangsumsiedlung der Juden und Jüdinnen Jerusalems erfolgt nicht. Seitens der Osmanischen Regierung wird eine Islamisierung der überlebenden katholischen Armenier:innen verordnet.
26.3.: Der deutsche Missionar Ernst E. Christoffel in Malatia, der Zeuge des Völkermords wurde, schätzt, dass bisher eine Million Armenier:innen ermordet wurde.
In den USA erscheint Clarence Ussher „An American Physician in Turkey“.

1918

11.1.: Die sowjetische Führung beschließt 100.000 armenische Soldaten aus der russischen Armee zusammen zu ziehen und an die kaukasische Front zu schicken.
3.3.: Mit dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk im März überlässt Russland dem Osmanischen Reich die Kontrolle über seine armenische Provinz. Diese ist jedoch seit Februar Teil einer von Russland unabhängigen kaukasischen Republik. 
Die Invasion durch die Osmanische Armee kann zwar im Mai nach drei für die Armenier:innen erfolgreichen Schlachten gestoppt werden, es kommt jedoch zu neuen Massakern, vor allem an Überlebenden, die aus dem osmanischen Reich geflüchtet waren. In den wenigen Monaten bis zum Ende des Ersten Weltkrieges kommt es zu verschiedenen Friedensverträgen zwischen der Osmanischen Regierung und der Republik im Kaukasus, deren Bestimmungen jedoch nicht mehr umgesetzt werden können. 
Am 28.5. ruft der Armenische Nationalrat von Tiflis die „Demokratische Republik Armenien“ aus, die bis Dezember 1920 existiert. 
20.7.: Paul Weitz von der „Frankfurter Zeitung“ in einem unveröffentlichten Schreiben von während seiner Reise durch Kleinasien:

„[Ein] Totenkorridor, wie er einzig in der Geschichte zu verzeichnen steht.“ 
(Zit. in.: Hans-Lukas Kieser: Impulsvortrag: Der Genozid an den Armeniern 1915. Heinrich Böll Stiftung 2015. Link:boell.de)


Henry Morgenthau sen. Erinnerungen erscheinen:

„And these earlier massacres, when we compare them with the spirit that directed the Armenian atrocities, have one feature that we can almost describe as an excuse: they were the product of religious fanaticism and most of the men and women who instigated them sincerely believed that they were devoutly serving their Maker. Undoubtedly religious fanaticism was an impelling motive with the Turkish and Kurdish rabble who slew Armenians as a service to Allah, but the men who really conceived the crime had no such motive. Practically all of them were atheists, with no more respect for Mohammedanism than for Christianity, and with them the one motive was cold-blooded, calculating state policy.“
(Henry Morgenthau: Ambassador Morgenthau's Story. Garden City 1918, 323. Link: archive.org)


15.9.: Massaker an Armenier:innen in Baku durch Enver Paschas „Armee des Islam“, welche die Stadt am selben Tag erobert hatte, circa 30.000 Armenier:innnen werden ermordet. 
8.10.: Rücktritt Talât Paschas als Großwesir des Osmanischen Reiches.
2.11.: Ein deutsches U-Boot bringt Talât, Enver, Cemal Pascha, Bahaettin Şakir, Cemal Azmi von Konstantinopel nach Odessa.

1919

Am 8.1. erlassen Sultan Mehmed VI. und der neue Großwesir, der liberale Politiker Damad Ferid Pascha, den Befehl, dass die Mitglieder der „Jungtürkischen Regierung“ für ihre Taten vor ein Militärgericht kommen sollen. Mit Hilfe von Ahmet Rıza Bey, inzwischen vom Sultan zum Präsidenten des Senats ernannt, werden die Tribunale organisiert. Es kommt in Konstantinopel zu Schuldsprüchen und Todesurteilen, einige ehemalige Gouverneure werden hingerichtet. Talât Pascha, Enver Pascha, Cemal Pascha werden als Hauptverantworlliche für das Morden in Abwesenheit zum Tode verurteilt. 
23.2.: Armin T. Wegners Offener Brief an den US-Präsidenten Woodrow Wilson erscheint im Berliner Tageblatt, Seite 4:

„Als einer der wenigen Europäer, die ihren furchtbaren Untergang von seinem ersten Beginn in den blühenden Städten, auf den fruchtbaren Äckern Anatoliens bis zu der Vernichtung ihrer kläglichen Reste an den Ufern des Euphrats, in den Steinöden der mesopotamischen Wüste mit eigenen Augen erlebt habe, wage ich es, mir das Recht zuzuerkennen, dieser Bilder der Not und des Entsetzens vor Ihnen heraufzurufen, die fast durch zwei Jahre an meinen Blicken vorübergingen und die mich nie mehr verlassen werden. Ich tue dies in dem Augenblick, da die Ihnen verbündeten Regierungen sich rüsten, die Friedensverhandlungen in Paris zu beginnen, die über das Schicksal der Welt für viele Jahrzehnte entscheiden werden. Aber das armenische Volk ist nur ein geringes unter vielen; die Zukunft größerer und ruhmreicherer Staaten steht zur Verhandlung. Da liegt es nahe, daß die Bedeutung einer kleinen, so auf das äußerste geschwächten Nation von den gewaltsamen und selbstsüchtigen Zielen der großen europäischen Staaten zurückgedrängt oder beiseite geschoben wird, daß sich so für Armenien das gleiche Spiel der Nichtachtung und des Vergessens wiederholt, das ihm im Laufe der Geschichte so oft widerfuhr.“


19.4.: Fritz Wittels schreibt unter dem Pseudonym Avicenna in „Der Abend“, Seite 3, über seine Erlebnisse während des Krieges:

„Als wir beim tückischen Armeekommandanten zu Gast geladen waren in dieser Stadt zur selben Zeit, entschuldigte der Adjutant den General. Er war schon vor unserer Ankunft besoffen, daß er sich zurückziehen mußte und uns nicht empfangen konnte. Vor jedem Gaste standen sechs Teller überander und die orientalischen Gerichte folgten einander, fett, süß, üppig und auf der Zunge schmelzend. [...] Dazwischen trank man Rosenschnaps und Sekt aus hohen Kelchen. Der Wali von Djarbekir, ein dickes Schwein, der mit bestem Erfolg für seine Kasse die meisten Armenier seines Vilajets ermordet hatte, saß obenan. Er war sehr aufgeräumt und trank auf unsere Waffenbrüderschaft.“


Im Sommer erscheint Johannes Lepsius „Deutschland und Armenien 1914–1918: Sammlung diplomatischer Aktenstücke“. Es ist im Auftrag des deutschen Außenamtes verfasst worden. Der ungeheure Raubmord und die Bereicherung der osmanischen Machthaber, vor allem Enver Pascha, wird dargestellt. 11.7.: Bei der Friedenskonferenz von Paris gesteht Damad Ferid Pascha die Verbrechen an den Armenier:innen ein. Die Delegation der aramäischer und assyrischen Christ:innen in Paris gibt bekannt, dass neben den Armenier:innen schätzungsweise 250.000 Angehörige ihrer Kirchen durch Osmanische Einheiten im Iran, Anatolien und Syrien ermordet wurden.
In Paris erscheinen die Erinnerungen der das Morden überlebt habenden Lehrerin aus Samsun am Schwarzen Meer, Pailadzou Captanian „Mémoires d’une Déportée Arménienne“:

„On conçoit qu'aucune [des mères] n'ait pu, dansces coditions, rriver au terme du oyage et qu'elles aient succombé à a fatigue, à la faim, à la soif. Seuls les enfants survivaient quelques temps. Que d'enfants n'avons-nos pas vus vivant dans l'abandon, sous les arbres. L'un deux je ne peux l'oublier. Il devait bien avoir cinq ans. A côté, un cadavre encore frais: c'était la mère. A notre vue, il se dressa sur ses pieds. Prenez-moi, s'écria-t-il en nous tendant les bras; ne me laissezpas ici. 'Où est ta maman?' lui demandons-nous. 'Là, fit-il, en nous montrant la morte. Elle ne se réveille pas, ne me laissez pas ici. Il y fait trop Noir la nuit.'“ Seite 68 – Eigene Übersetzung: Man kann sich vorstellen, dass unter diesen Bedingungen keine [der Mütter] das Ende der Reise erreichen konnte und dass sie der Erschöpfung, dem Hunger und dem Durst erlagen. Nur die Kinder überlebten eine Weile. Wie viele Kinder haben wir nicht verwahrlost unter den Bäumen vorgefunden. Ein Kind kann ich nicht vergessen. Es muss etwa fünf Jahre alt gewesen sein. Daneben lag eine noch frische Leiche: Es war die Mutter. Als er uns sah, stand er auf. Nehmt mich mit, rief er und streckte uns die Arme entgegen; lasst mich nicht hier zurück. „Wo ist deine Mutter?“, fragten wir ihn. „Da“, sagte er und zeigte auf die Tote. „Sie wacht nicht auf, lasst mich nicht hier. Nachts ist es hier zu dunkel.)


Im September werden 77 der im Jänner durch Militärgerichte in Konstantinopel verurteilten „Jungtürken“ von den Briten als Kriegsgefangene nach Malta gebracht, darunter Said Halim Pascha, von 1913 bis 1917 Großwesir war, und Bahattin Şakir, Arzt und Planer des Genozids. 

1920

Sommer: Beginn der „Operation Nemesis“, Mitglieder der (sozialdemokratische) „Armenische Revolutionäre Föderation“ planen Anschläge auf die flüchtigen Verantwortlichen des Genozids. In Berlin werden in den folgenden Jahren Talât Pascha, Bahattin Şakir, der ehemaligen Gouverneur von Trabzon Cemal Azmi, in Rom Said Halim Pascha und in Tiflis Cemal Pascha ermordet.
Laut den Verträgen von Sèvres, im August unterfertigt, anerkennt die Türkei ihre Schuld am Massenmord an den Armenier:innen und verpflichtet sich, den Alliierten alle Unterlagen auszuhändigen. Weiters wird die Demokratische Republik Armenien von der Völkergemeinschaft anerkannt. Ende des Jahres wird es die Republik aber nicht mehr geben. Sie wird bald zwischen Türkei und Sowjetunion aufgeteilt werden.

1921

15.3.: Soghomon Tehlirian erschießt den im Berliner Exil lebenden Talât Pascha. 
Mai: Laut US-amerikanischen State Dept. sind von den 3 Millionen weltweit lebenden Armenier:innen 800.000 Flüchtlinge. (Letter of 1-8-58 from W.R. Anderson, State Dep't )
2.6.: Beginn des Prozesses gegen Tehlirian vor dem Schwurgericht am Landesgericht Moabit. Die Verteidigung ruft als Sachverständigen Johannes Lepsius und eine Überlebende, Frau Tersibaschian aus Erzerum, in den Zeugenstand. Sie berichtet von der Deportation, der sexualisierten Gewalt und der Ermordung ihrer Familie. Der Attentäter wird freigesprochen. 3.6.: Der Abend, Seite 1:

„Wie die Armenier abgeschlachtet wurden. [...] Im Prozesse gegen den Mörder Talaat Paschas wurden gestern die Sachverständigen über die armenischen Greuel vernommen. Professor Dr. Lepsius erklärte u.a. folgendes: Im April 1915 wurde ein allgemeiner Deportationsbefehl vom jungtürkischen Komitee beschlossen und von Talaat als Minister des Innern und Enver als Kriegsminister angeordnet. Die Deportation hat die gesamte armenische Bevölkerung der Türkei mit gewissen Ausnahmen getroffen. Der Befehl ging dahin, die Armenier an den Nordrand der mesopotamischen Wüste zu deportieren. Von der deportierten armenischen Bevölkerung sind kaum 10 v. H. ans Ziel gekommen. Männer, Frauen und Kinder sind unterwegs durch Hunger, Krankheit und Gewalttaten ums Leben gekommen. Die Armenier sind planmäßig dem Tode entgegengeführt worden. Sobald die Sammellager durch die Zuzüge überfüllt waren, würden die Leute in die Wüste geführt und dort abgeschlachtet. Es lag keine Umsiedlung, sondern ganz offen die Absicht vor, ein ganzes Volk auszurotten. Es liegen sehr realistische Darstellungen deutscher, englischer und amerikanischer Berichte vor. Nur mit brutalsten Methoden konnte eine Million Menschen – diese Zahl führt der Bericht des deutschen Botschafters in Konstantinopel an – in so kurzer Zeit vernichtet werden.“

In der ganzen Welt verfolgt man den Ausgang des Prozesses, auch in Białystok, wo sich ein junger Student namens Raphael Lemkin wundert, dass Talât Pascha für seine Verbrechen nicht auch in Berlin vor Gericht kommen konnte. Es fehle eben im internationalen Recht, wie ihm einer seiner Professoren erklärt, die Möglichkeit Verbrechen, wie den Völkermord an den Armenier:innen, zu ahnden. 5.6.: Der vom Hochkommissar des Völkerbundes für Flüchtlingsfragen Fridtjof Nansen ins Leben gerufen „Nansen-Pass“ wird zum ersten Mal ausgestellt. Der Pass wird als Personalausweis und Reisedokument von mehreren Dutzend Staaten anerkannt und ist für staatenlose Flüchtlinge gedacht. Dank dieses Dokuments werden über 300.000 armenische Flüchtlinge reisen und eine neue Heimat finden können.
Herbst: Es erscheint F.R. Nord, Pseudonym von Robert Wilhelm Horn, Roman „Ssir-anusch“, in dem das Massaker in der Kemalschlucht, Kemah-Schlucht, beschrieben wird. Armin T. Wegner veröffentlicht „Der Knabe Hüssein“, wo er, wie in seinen beiden vorherigen Büchern „Weg ohne Heimkehr“ (1919) und „Hause der Geselligkeit“ (1920), den Völkermord verarbeitet. 
15.12.: Stefan Zweig über Armin T. Wegner:

„Der Krieg wirft ihn irgendwo an den äußersten Rand der Welt, nach Mesopotamien und in die Türkei. Er ist der Literatur verschollen durch Jahre, in denen er der Dichtung erst recht gewonnen wird. Sein erstes Wort nach dem Kriege ist nicht Begeisterung mehr, nicht mehr Jubel und Hymnus, sondern Anklage, jene furchtbar erschütternde Schilderung der Armeniergreuel, die zum ersten Male durch sein Wort dem ahnungslosen Deutschland bewußt wurden, und die niemals mit einer ähnlichen Kraft der Leidenschaft und heiligen männlichen Erbitterung dargestellt wurden.“
(Stefan Zweig: Der Weg Armin T. Wegners. Berliner Tageblatt, Seite 2)

1922

17.4.: in Berlin werden Bahattin Şakir und Cemal Azmi ermordet (Operation Nemesis)
21.9.: Nachdem die Armee Mustafa Kemal Paschas und der Nationalversammlung in Ankara die Oberhand in der Türkei gewinnt, flüchtet Damad Ferid Pascha nach Frankreich. Er wird wegen des Vertrags von Sèvres persona non grata in der Türkei. Der Vertrag von Sèvres wird seitens der neuen Machthaber für hinfällig erklärt. Von 1914 bis 1922 wurden schätzungsweise über 350.000 Pontos-Griech:innen ermordet.

1923

Bis Sommer wird in Lausanne ein neuer Vertrag zwischen der Türkei und den Alliierten geschlossen. Die Gebiete der Republik Armenien im Osten des Landes fallen an die Türkei. 
29.10.: Ausrufung der Republik Türkei. Mustafa Kemal Pascha, später Atatürk, wird Präsident.

1924

20.4.: Es tritt eine neue Verfassung in der Republik Türkei in Kraft. 
Am 25. und am 26.4. organisiert in Wien der Bund der Kriegsdienstgegner Österreichs und der Verband „Nie wieder Krieg“, Organisatorin ist Olga Misař, zwei Lichtbildvorträge von Armin T. Wenger unter dem Titel „Die Austreibung des armenischen Volkes in die Wüste“ im Saal der Kinderfreunde in Favoriten und im Saal des Apothekergremiums in der Spitalgasse.

1928

26.8.: Arbeiter-Zeitung, Seite 3f: David Josef Bach in seinem Bericht „Dschingis Khan als Zeitgenosse. Das Schicksal des armenischen Volkes“:

„An vielen Orten hielten es die Walis und die türkischen Behörden für überflüssig, sich des Deckmantels der Verschickungsmatznahmen zu bedienen, sie ließen einfach die Armenier an Ort und Stelle niedermachen. So geschah es in Nisibin (1. Juli), Bitlis (1. Juli), Musch (10. Juli), Malatia (15. Juli), Urfa (19. August und 16. Oktober), Djezire (2. September), Diarbekr, Midiat und anderwärts. Das war immer noch barmherziger als die unerhörten Quälereien. Am 10. Juni 1915 telegraphierte der deutsche Konsul von Mosiul, daß 614 armenische Männer, Frauen und Kinder, die auf Flößen den Tigris herunter von Diarbekr nach Mossul gebracht worden waren, abgeschlachtet worden seien. Die Flöße kamen leer nach Mossul und im Fluß schwammen Leichen und menschliche Glieder; solche Transporte waren mehrere unterwegs. Am 18. Juni 1915 meldete der deutsche Konsul in Erserum Metzeleien in der Nähe der Garnisonstadt Ersindjan: Regierungstruppen von der 86. Kavalleriebrigade mit ihren Offizieren schlachteten in Gemeinschaft mit den Kurden vom 10. bis 14. Juni 1915 20.000 bis 26.000 deportierte Frauen und Kinder in der Kemachschlucht ab. In der Stadt Bitlis wurden die meisten Armenier ermordet, 900 Frauen und Kinder wurden weggeschleppt und im Tigris ersäuft; und so ging es weiter mit zahllosen, abscheulichsten Grausamkeiten. An einigen Orten wurden die Christen auch verbrannt.“

1929

Franz Werfel und seiner Frau Alma unternehmen eine Nahostreise. In Damaskus lernen sie bettelnde, hungernde Kinder kennen und erfahren, dass dies Kinder der ermordeten Armenier:innen seien. Werfel beschließt einen Roman über den Völkermord zu schreiben.

1930

Es erscheint Heinrich Vierbüchers „Armenien 1915. „Was die kaiserliche Regierung den deutschen Untertanen verschwiegen hat. Die Abschlachtung eines Kulturvolkes durch die Türken.“ 25.7.: In der Arbeiter-Zeitung, Seite 2, kann über das Buch lesen:

„[Seit 1921] hat man in Deutschland diesen Mord, der ein waffenloses Volk ausrottete, vergessen. Und wenn man die Schilderungen dieses kleinen Buches liest, so ist man versucht, sie für wüste Fieberphantasien eines Wahnsinnigen zu halten. Aber dann folgen im Anhang ein paar amtliche Dokuments, die Erben des Innenministers Tolant [sic!] an seine Nachgeordneten Behörden [...]. Was Vierbücher an Einzelheiten dazu berichtet: Wie man die ohne ihr Wissen zu Tode Verdammten in ihren Dörfern und Städten aufjagt, sie in Karawanen von Tausenden ohne Speise und Trank, ohne Obdach und Ruhe durch Gebirge und Wüsten treibt, angeblich, um sie in Mesopotamien anzusiedeln, wie man sie niederschlägt und niederreitet und, wenn alles zu langsam geht, sie in Gebirgsschluchten stürzt, zu Bündeln gebunden ins Wasser wirft, niederschießt, schlachtet: wie man die Frauen vergewaltigt, die Kinder im Mutterleib mordet, wie man die wenigen anständigen, zögernden Beamten absetzt, bis endlich das Ziel erreicht ist, das armenische Volk aufgehört hat zu existieren – das ist nur eine schwache Illustration zu all den Greueln, welche die sachlich nüchternen Erlässe des Innenministers umschließen.“

1933

Franz Werfel beendet seinen Roman „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ im März. 12.3.: Der in Berlin lebende Nazi-Gegner Heinrich Viehbücher wird von der Gestapo in „Schutzhaft“ genommen. 
1.4.: Boykott von Geschäften jüdischer Inhaber in Nazi-Deutschland. 11.4.: Sendschreiben Armin T. Wegners an Hitler:

„[…] Sie berufen sich darauf, daß Deutschland sich in einer Notlage befinde, aber statt die Sache aller Unterdrückten zu führen, beruhigt man das Unglück des einen Teiles des Volkes durch das Unglück des andern ja, man gibt sogar zu, daß die Schuld der Juden zum Heile des Vaterlandes notwendig sei. Doch es gibt kein Vaterland ohne Gerechtigkeit.“
(der Brief wird erstmals in der Stuttgarter Zeitung am 1. April 1953 abgedruckt.)


Im August wird in Berlin Armin T. Wegner von der Gestapo verhaftet und gefoltert. Im November erscheint Franz Werfels Roman.
Im Dezember flüchtet Armin T. Wegner aus Deutschland.
1.12.: Arbeiter-Zeitung, Seite 6. Alfred Apsler schreibt über Werfels Roman:

„[Werfel] Predigt nicht Haß gegen die Hasser, denn Haß ist eine Krankheit, tückisch und ansteckend. Und auch der Quell religiösen Empfindens, aus dem der junge Werfe! einst begeistert geschöpft hat, ist in diesem Werk, gebändigt und gezähmt zwar, hörbar. Ein frommer, ganz dem Uebersinnlichen zugewandter Türke klagt da angesichts jener Orgien der Unmenschlichkeit: ‚Das Zerstörungswerk an den Seelenkräften übertrifft das Mordwerk an den Leibern. Nicht die Ausrottung eines ganzen Volkes ist der Greuel schlimmster, sondern die Ausrottung der Gotteskindschaft in einem ganzen Volke. Das Schwert Envers (des türkischen Machthabers) hatte, als es die Armenier traf, Allah selbst getroffen. Denn in ihnen wie in allen Menschen wohnte Allah, wenn sie auch ungläubig waren. Wer aber in einem Geschöpf die Würde vernichtet, der vernichtet den Schöpfer in ihm. Dies ist der Gottesmord, die Sünde, die bis aus Ende der Zeit nicht vergeben wird.‘“

1934

Im Februar wird, auch auf Druck der türkischen Regierung, Werfels Buch in Deutschland von den Nazis wegen "Gefährdung öffentlicher Sicherheit und Ordnung" verboten. Die im November erschienene englische Übersetzung verkauft sich innerhalb von zwei Wochen 34.000 Mal. MGM kauft die Filmrechte und will den Roman bald, mit Clark Gable in der Hauptrolle, verfilmen. Um die Verfilmung zu verhindern, intervenierte die türkische Regierung bei der US-Regierung, drohte MGM zu boykottieren. Der Film wurde nicht realisiert.

1938

Franz Werfel kehrt nach einer Auslandsreise nicht in das von den Deutschen besetzte Österreich zurück.

1939

13.2.: Heinrich Vierbücher stirbt in Berlin an einem Schlaganfall, am Tag nach einer Ausdurchsuchung seiner Wohnung durch die Gestapo.

1940

Ferdinand Bruckner schreibt im New Yorker Exil „Die Kinder des Musa Dagh“. Die UA erfolgt am 16.3.1996 im Stadttheater von Ingolstadt.

1965

24.4.: Zum 50. Jahrestag des Genozids wird zum ersten Mal in Beirut von den Armenier:innen des Libanons der Gedenktag an den Völkermord begangen. 

1966

Theodor W. Adorno in „Erziehung nach Auschwitz“:

„Die Besinnung darauf, wie die Wiederkehr von Auschwitz zu verhindern sei, wird verdüstert davon, daß man dieses Desperaten sich bewußt sein muß, wenn man nicht der idealistischen Phrase verfallen will. Trotzdem ist es zu versuchen, auch angesichts dessen, daß die Grundstruktur der Gesellschaft und damit ihrer Angehörigen, die es dahin gebracht haben, heute die gleichen sind wie vor fünfundzwanzig Jahren. Millionen schuldloser Menschen – die Zahlen zu nennen oder gar darüber zu feilschen, ist bereits menschenunwürdig – wurden planvoll ermordet. Das ist von keinem Lebendigen als Oberflächenphänomen, als Abirrung vom Lauf der Geschichte abzutun, die gegenüber der großen Tendenz des Fortschritts, der Aufklärung, der vermeintlich zunehmenden Humanität nicht in Betracht käme. Daß es sich ereignete, ist selbst Ausdruck einer überaus mächtigen gesellschaftlichen Tendenz. Ich möchte dabei auf eine Tatsache hinweisen, die sehr charakteristischerweise in Deutschland kaum bekannt zu sein scheint, obwohl ein Bestseller wie „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ von Werfel seinen Stoff daraus zog. Schon im Ersten Weltkrieg haben die Türken – die sogenannte Jungtürkische Bewegung unter der Führung von Enver Pascha und Talât Pascha – weit über eine Million Armenier ermorden lassen. Höchste deutsche militärische und auch Regierungsstellen haben offensichtlich davon gewußt, aber es strikt geheimgehalten. Der Völkermord hat seine Wurzel in jener Resurrektion des angriffslustigen Nationalismus, die seit dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts in vielen Ländern sich zutrug.“
(Theodor W. Adorno: Erziehung zur Mündigkeit. Frankfurt a.M. 1970, 93f)

1967

23.5.: Yad Vashem: Armin T. Wegner wird Gerechter unter den Völkern. In der Begründung kann man lesen:

„Armin T. Wegner, the only writer in Nazi Germany ever to raise his voice in public against the persecution of the Jews, was born on October 16, 1886 in the town of Elberfeld/Rhineland (today part of Wuppertal).  He was the scion of an old aristocratic Prussian family, with roots reaching back to the time of the Crusades. [...] The history of the twentieth century provided Wegner with plenty of opportunity to speak out against evil and injustice. On the road to Baghdad in the spring of 1915, serving as an ensign on the staff of German Fieldmarshal von der Golz,  he could observe first hand some of the worst atrocities perpetrated by the Turkish army against the Armenian people. The horrendous scenes of dead and emaciated people that he had witnessed in the Armenian refugee camps - visible proof of the first systematic genocide of the twentieth century - continued to haunt him long after. He protested against them in his Road of No Return: a Martyrdom in Letters and in an open letter, which was submitted to American President Woodrow Wilson at the peace conference of 1919. [...]“
(Quelle: Yad Vashem)

1974

6.3.: Treffen der UN-Menschenrechtskommission, Bearbeitung eines Berichts zum Schutz der Minderheiten. Verfasser ist der Sonderberichterstatter Nicodème Ruhashyankiko, ein Diplomat aus Rwanda. Der Botschafter der Türkei Osman Olcay fordert die Streichung einer Stelle, wo das Verbrechen an den Armenier:innen als erster Fall eines Genozids im 20. Jahrhundert bezeichnet wird. Die Stelle wird gestrichen.

1999

15.12.: Österreichischer Nationalrat: Der Entschließungsantrag 50/A(E) der Abgeordneten MMag Dr. Madeleine Petrovic, Kolleginnen und Kollegen betreffend Anerkennung der Massaker an der armenischen Bevölkerung 1915 bis 1917 im osmanischen Reich als Völkermord eingebracht:

„[…] Die Österreichische Bundesregierung und der Nationalrat haben sich bisher hingegen einer offiziellen Stellungnahme zu den genannten Ereignissen enthalten. Angesichts dessen, dass Österreich-Ungarn mit dem jungtürkischen Regime kooperierte, das für die Verfolgung und Auslöschung der Armenierinnen und Armenier verantwortlich war, wird eine klare Stellungnahme von österreichischer Seite besonders wichtig.“
(1062 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXI. GP: Bericht des Ausschusses für Menschenrechte)

2000

16.3.: Ausschuss für Menschenrechte des österreichischen Parlaments hat den Entschließungsantrag 50/A(E) erstmals in Verhandlung genommen. Mit FP-VP-Mehrheit wurde die Debatte über diesen vertagt. (Parlamentskorrespondenz Nr. 133 vom 16.03.2000)
23.11.: Abgeordneten Mag. Terezija Stoisits (Grüne) und Dr. Johannes Jarolim (SPÖ) legen die Petition Nr. 13 betreffend „Anerkennung der Verfolgung und Auslöschung der armenischen Bevölkerung im Osmanischen Reich von 1915 bis 1917 als Völkermord im Sinne der UN-Konvention zur Verhinderung und Bestrafung von Völkermord vom 9. Dezember 1948“, dem Nationalrat vor (1062 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXI. GP: Bericht des Ausschusses für Menschenrechte)

2001

29.1.: Das französische Parlament verabschiedet das Gesetz „relative à la reconnaissance du génocide arménien de 1915“ -  in Bezug auf die Anerkennung des Genozids an den Armeniern 1915 (Loi n° 2001-70 du 29 janvier 2001. Link: https://www.legifrance.gouv.fr
11.10.: Die österreichische Außenministerin Ferrero-Waldner könne sich der Forderung des Entschließungsantrags 50/A(E) und der Petition Nr. 13 deshalb nicht anschließen, weil es ihr zufolge zur Versöhnung eines langsamen Prozesses bedürfe und es daher erstes Ziel der EU und Österreichs sei, durch den Dialog mit der Türkei eine pro-europäische Ausrichtung und damit eine Verbesserung der Menschenrechtssituation in diesem Land zu erreichen. (Parlamentskorrespondenz Nr. 667 vom 11.10.2001)

2015

April: Die Klubobleute aller sechs Parlamentsparteien geben eine Erklärung ab, in der es u.a. heißt:

„Am 24. April jährt sich der Genozid, welcher durch das Osmanische Reich an 1,5 Millionen Armeniern verübt wurde, zum hundertsten Mal. Vor diesem Hintergrund gedenken wir der Opfer von Gewalt, Mord und Vertreibung, zu denen auch zehntausende Angehörige anderer christlicher Bevölkerungsgruppen im Osmanischen Reich, wie jene der Aramäer, der Assyrer, Chaldäer und der Pontos-Griechen gehören.“
(Parlamentskorrespondenz Nr. 383 vom 22.04.2015)

24.4.: Weder Bundespräsident Heinz Fischer, noch Mitglieder der Bundesregierung reisen zum 100. Völkermordgedenktag nach Jerewan. Dafür reist der französische Staatspräsident François Hollande an. Auszug aus seiner Rede:

„Commémorer un génocide, c’est lutter pour que le souvenir de cette horreur puisse empêcher qu’une autre horreur ne se répète ou ne se reproduise. Voilà pourquoi célébrer le centenaire du génocide arménien était pour la France un devoir, pour rappeler l’ampleur des victimes, pour saluer la dignité des vivants et surtout pour transmettre l’histoire de cette tragédie aux nouvelles générations.“
Einem Genozid zu gedenken, heißt dafür zu kämpfen, dass die Erinnerung an dieses Grauen die Wiederholung dieses Grauens verhindert. Aus diesem Grund ist es für Frankreich eine Pflicht, diesen hundertsten Gedenktag an den Völkermord der Armenier zu begehen, um an dessen Ausmaß für die Opfer zu erinnern, um die Überlebenden zu würdigen und vor allem um die Geschichte dieser Tragödie an die neuen Generationen weiterzugeben - Eigene Übersetzung. (François Hollande: Discours lors des commémorations du centenaire du génocide arménien, April 24, 2015. Auf: Auf: Armenien National Institute. https://www.armenian-genocide.org/)

 

Literatur / Quellen:

Taner Akçams: Armenien und der Völkermord: Die Istanbuler Prozesse und die türkische Nationalbewegung. Hamburg 2004
Viscount Bryce, Arnold J. Toynbee: The Treatment of Armenians in the Ottoman Empire 1915-1916 (The Blue Book). London 1916.
Pailadzou Captanian: Mémoires d’une Déportée Arménienne. Paris 1919
David Gaunt, Naures Atto, Soner O. Barthoma (Hg.): Let Them Not Return. Sayfo - The Genocide Against the Assyrian, Syriac, and Chaldean Christians in the Ottoman Empire. New York 2017
Jürgen Gottschlich: Beihilfe zum Völkermord. Deutschlands Rolle bei der Vernichtung der Armenier. Berlin 2015
Michael M. Gunter: Armenian History and the Question of Genocide. New York 2011
Elke Hartmann, Corry Guttstadt: Wege ohne Heimkehr. Die Armenier, der Erste Weltkrieg und die Folge. Berlin 2014
Michael Hesemann: Völkermord an den Armeniern. München 2015
Rolf Hosfeld: Operation Nemesis: die Türkei, Deutschland und der Völkermord an den Armeniern. Köln 2005
Adam Jones: Genocide. A Comprehensive Introduction. 2. Aufl. Abingdon 2011.
Garabed Kapikian: Yeghernabadoum (Story of Genocide). New York 1978.
Haigazn K. Kazarian: A Chronology of the Armenian Genocide. Auf: Armenien National Institute. Auf: https://www.armenian-genocide.org/chronology.html 
Raymond Kévorkian: Le génocide des Arméniens. Paris 2006
Hans-Lukas Kieser: „Impulsvortrag: Der Genozid an den Armeniern 1915“ am 5. September 2015 in der Heinrich-Böll-Stiftung. Auf: Heinrich Böll Stiftung. boell.de 
Hans-Lukas Kieser: Der jungtürkische Genozid im Ersten Weltkrieg. In: bpb. Bundeszentrale Politischer Bildung vom 26.4.2016. Auf: bpb.de
Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes, Berlin 1919
Edward Minasian: Musa Dagh. Nashville 2007
Henry Morgenthau sen.: Ambassador Morgenthau's Story. Garden City 1918. Link: archive.org
William Schabas: Genocide in International Law: The Crimes of Crimes. Cambridge 2000
Clarence Ussher: An American Physician in Turkey. Boston, New York 1917
Heinrich Vierbücher: Armenien 1915. Hamburg, Bergedorf 1930
Armin T. Wegner: Der Prozeß Talaat Pascha – Stenographischer Bericht, Berlin 1921
Armin T. Wegner: Die Austreibung des armenischen Volkes in die Wüste. Ein Lichtbildvortrag. Hg. von Andreas Meier. Göttingen 2009